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-Zeitlos-
In Gedanken war Jeffrey noch immer bei der Geschichte die Yasha ihm über Elliot erzählt hatte während er Lappen und einen Eimer aus der Küche der Lorens kramte. Sein Arm hatte er inzwischen verarztet, ein Verband um die Wunde geschlungen und Plastikhandschuhe rüber gezogen. Ihm war eine erstaunlich lange Weile noch übel gewesen, er hatte Farbe verloren und zitterte ganz leicht bis Yasha ihn ein Glas Wasser aufzwang. Eigentlich wollte Yasha auch das Chaos beseitigen und hatte Jeffrey zum ausruhen schicken wollen doch er musste selbst einsehen das es ein zu großes Risiko war das ganze Blut wegzuwischen. Er hatte sich dazu entschieden Elliot hoch in ein Zimmer zu bringen damit er nicht direkt mit übermäßigen Blut konfrontiert werden würde wenn er zu sich kam. Es war also an Jeffrey seine Spuren zu beseitigen.
Es war ein äußerst befremdliches Gefühl die roten, getrockneten Flecken vom Boden zu wischen. Andauernd versuchte Jeffrey den Gedanken das das Blut war, sein Blut, wegzuschieben doch bei jedem weiteren Fleck kam diese grausame Erkenntnis zurück. Und es war viel Blut.
Das Gefühl das kalte Wasser wieder auszubrechen was Jeffrey Yasha zur Liebe getrunken hatte kam zurück doch er biss sich auf die Wange um die Kontrolle zu behalten. Es stank im der ganzen unteren Etage nach dem widerlichen Zeug, Jeffrey roch es überall während er es weg schrubbte weshalb er, als er endlich fertig war und sich die Hände so sauber Geschen hatte das sie schon rosig wurden, alle Fenster aufriss die der finden konnte bis der Gestank allmählich rausgezogen war. Mit der Luft entwich ihm glücklicherweise auch der an ihm nagende Gedanke was Elliot passiert war. Es war alles viel zu verarbeiten. Diese Schmerzen die Elliot durchmischen musste, seine verbittere Einstellung Menschen würden zerbrechlich sein und schnell sterben weil es die Worte waren die sein Geliebter in seinem Abschiedsbrief verwendet hatte.. sein nun erklärter Hass auf Sterblichkeit.
Die Folge vom Lüften war die abrupte Kälte, die von draußen ins Haus strömte.. Für einige Sekunden starrte Jeffrey mit schlotternden Knien in die vereiste Welt. Es war dunkel, der Himmel war wolkenfrei, ein Vogel zwitscherte eine einfache Musik ehe Jeffrey wieder die Fenster schloss und sich durch die verschwitzen, unordentlichen Haare fuhr. Seine Stirn war von einer dünnen Schweißschicht bedenkt und auch unter seinem Verband brannte es als der Schweiß in die Wunde gelang. Der Drang nachzuschauen ob seine Wunde inzwischen etwas geheilt war überkam den braunhaarigen doch er wusste das es nichts nützte. Das Aufschlitzen seines Unterarms war kaum 1 Stunde her, so schnell konnte keine Wunde heilen. Zumindest nicht bei einem Menschen.
Er biss also die Zähne zusammen und ignorierte die aufkommende Übelkeit als er sich langsam die Treppe hoch schleppte. Er stieß beinahe mit Yasha zusammen der rückwärts aus dem Raum kam, in welchem Elliot auf dem Bett lag. Jeffrey hörte ein dumpfes Husten ehe Yasha die Tür schloss und sich zu ihm umdrehte. Er sah fertig aus. Die Striemen an seinem Hals zogen sich bis unter seinem Kinn, er hatte zwei leichte Kratzer an seiner Wange doch sie waren auf vampirischer Weise schon fast verheilt. Seine Fingerknochen hatte er verbunden, Jeffrey konnte sich nicht daran erinnern sie verletzt gesehen zu haben doch er hatte den Lärm gehört der von der oberen Etage kam als er sich unten verarztet hatte. Sein Pullover war an manchen Stellen ausgeleiert, hier und da waren kleine Löcher, als hätte ein Raubtier seine Krallen daran schärfen wollen doch ansonsten sah Yasha einigermaßen okay aus. Der schwarzhaarige musterte Jeffrey auch von Kopf bis Fuß, in der gleichen Absicht wie Jeffrey, um zu schauen ob es ihm gut ging. Seinem aufmerksamen Blick entging nicht der Schweiß, seine zerzausten Haare, die rosigen Hände und der dicke Verband unter seinem ausgeleierten Pulloverärmel. „Was ist mit deinen Händen passiert?", fragte Jeffrey leise und griff nach den blassen, langfingrigen Händen die ihm weißen Stoff steckten.
Yasha nickte stumm in die Richtung eines anderen Zimmers worauf Jeffrey ihm in dieses folgte und sich auf eine große Coach fallen ließ, die zwei Wände einnahmen. Es war ein weiteres Wohnzimmer mit hochgewachsenen Pflanzen, einen Schallplattenspieler und einem Flachbildschirm. Jeffrey beachtete die Einrichtung nicht sichern musterte Yashas Hände. „Als Elliot wieder zu sich kam ist er ziemlich ausgerastet." Das konnte Jeffrey sich denken, die Geräusche, das dumpfe Getöse hatte eine ganze Weile lang angehalten ehe es sich langsam wieder beruhigt hatte. „Er hat mit Sachen um sich geworfen und schlussendlich einen Blumentopf auf meine Hände geschmissen als ich ihm beruhigen wollte." Jeffrey schluckte und hob einen Verbandsstreifen an um darunter zu lugen. Er sah nur eine rote verschmierte Masse. Die Übelkeit die Jeffrey die ganze Zeit überkam wurde stärker und er ließ den Streifen schnell los. „Warum heilen deine Wunden nicht? Du hast doch frisches Blut bekommen.", fragte er und musterte diese traurigen blauen Augen die ihn so wehmütig musterten. „Frisches Blut wird erst dahin transportiert wo es am meisten gebraucht wird." Verständnislos musterte Jeffrey ihn schnell von Kopf bis Fuß. Keine größere Wunde. „Aber wofür braucht dein Körper das Blut?"
Der schwarzhaarige seufzte und fuhr sich durch die leicht zerzausten Haare, die trotzdem perfekt zu liegen schienen. „Elliot hat meinen Hals mehr geschädigt als ich gedacht hatte." Sofort griff der braunhaarige besorgt nach Yashas Pullover und zog ihn etwas herunter um seinen Hals besser sehen zu können. Tatsächlich. Die roten Linien schienen nicht nur von außen gereizt zu leuchten, auch von dem Inneren seines Halses musste sich die Röte gegen seine Haut gedrückt haben, das erklärte auch die kleinen, feineren Narben die kleine Erhöhungen darstellten. „Fuck.", entfuhr es Jeffrey, er ließ Yashas Pullover wieder los und rückte ein Stück von ihm weg um ihn besorgt in die Augen zu blicken. War Yasha wirklich okay oder tat er nur so damit Jefftey sich keine Sorgen machte, was er sich eh machte. Jetzt wo er so darüber nachdachte, Yashas Stimme war rauch, brüchig, ganz so als würde er sie verlieren. „Nein. Nein alles gut, meine neu gewonnene Kraft, dank dir, hat mich aufs beste geheilt. Sobald mein Hals so gut es möglich ist regeneriert ist werden auch meine Hände heilen." Abschätzend nickte Jeffrey, als müsse er noch überlegen ob er Yasha diese Worte glauben konnte doch dann seufzte er.
„Hat sich Elliot beruhigt?" Darauf wurden Yashas Gesichtszüge etwas härter, schärfer doch er antworte mit dem gleichen sanften Tonfall wie zuvor. „Er ist noch immer etwas high, das hat das ganze noch schlimmer gemacht weil er ganz viele Erinnerungen gleichzeitig erlebt hatte, die sich mit der Wahrheit vermischten. Er hat jemanden angeschrien, im nächsten Moment saß er an einem Grab und flehte darum mit Simon zu sprechen, keine drei Sekunden später fragte er mich warum er in dem Gästezimmer läge. Es war ein Gefühlschaos.. Aber ich glaube es ist am schlimmsten für ihn. Die Wirkung nach der sich viele Vampire so sehnen hat nachgelassen und die Entzugserscheinungen kommen eben mit einem Rückschlag. Anstatt schöner Erinnerungen kommen eben die schlimmsten zurück."
Jeffrey nickte stumm. „Er tut mir leid.", flüsterte er worauf Yasha ihm eine Strähne hinter das Ohr steckte. Er zog Jeffrey mit seinen kalten Händen zu sich, sodass der kleinere seinen Kopf auf dessen Schulter legte. Jeffrey genoss die Nähe, er benötigte sie grade me als alles andere und atmete den vertrauten Geruch ein. Der Geruch nach Sicherheit. Yashas Hände strichen sanft durch seine Haare, das beruhigte diesen allmählich. „Geht es dir denn gut?", erwiderte Yasha worauf Jeffrey ein leises ‚Mhm' von sich gab. Einige Zeit lang schweigen sie, das Geschehen verfolgte Jeffrey die ganze Zeit, bis er es endlich ansprach.
„Das war grauenvoll." Yasha musterte ihn mitleidig, er suchte den Augenkontakt, doch Jeffrey, er schmiegte sich dichter an Yasha, er wollte nicht, dass dieser das Bild sah, was ihm nicht aus den Gedanken ging. Yashas verschleierter Blick, die bläulichen Lippen, das verzweifelte Schnappen nach Luft, Elliots Hände an dessen Hals..
„Ich hatte solche Angst davor das du stirbst.", flüsterte er, seine Stimme war erstickt, ein Klos bildete sich in seinem Hals. „Es ist so unwahrscheinlich das ich sterbe.", versuchte der größere ihn zu trösten doch es half nicht. „In dem Moment habe ich mir vorwürfe gemacht. Ich hätte dich schon früher mein Blut trinken lassen sollen, ich wusste ja das du sonst wenig Kraft hast und stirbst... Aber vor allem habe ich mir Vorwürfe menschlich zu sein. Ich habe keine Kraft um deinen Bruder zu besiegen." Bei diesen Worten schon Yasha Jeffrey etwas von sich weg um ihm eindringlich in die Augen zu schauen. Diese eisblauen Augen.. viel zu zuneigend, aufopferisch blickten sie ihn an. „Wenn ich Leute um eine Sache beneide, eine Sache für die ich so unglaublich viel geben würde.. dann ist das alle Male eure Menschlichkeit." Abermals strich er eine Strähne hinter Jeffrey's Ohr doch es half nichts, sie rutschte immer wieder in dessen Sicht. „Die stärkste Waffe die ihr habt ist es eure Eigenschaften beizubehalten, die Vampire im Laufe der Jahre verlieren. Die Zielstrebigkeit etwas mit eurem Leben anzufangen, in kürzester Zeit euch Wissen anzueignen und das bevor ihr altert.. Ich beneide die Menschen darum." Jeffrey schwieg. Er nickte und lächelte schwach doch hinter seinen Augen spielte sich noch immer die Szene ab, in der Yashas müde Augen Jeffrey's suchten, ehe er darum kämpfte nicht in Ummacht zu fallen. Yasha seufzte. „Ich hatte auch Angst um dich.", erwiderte er. „In dem Moment als ich das Skalpell in deinen Händen sah.. die Schwarte Kante nur Millimeter über deinem Arm schwebend, der Moment als Elliot's Augen rot wurden und ich zusah wie er seine Zähne in dein Fleisch gebohrt hat.. Ich habe mich so machtlos gefühlt. Ich hatte auch Angst dich zu verlieren.. so starke Angst wie Elliot zu enden. Verbittert, hasserfüllt, abhängig von einer Droge die es mir erlauben würde mit dir zu reden."
Erschüttert über diese Worte starrte Jeffrey ihn an. Als er sich dieses Bild vorstellte schnürte sich sein Hals zu und er schluckte einige Male. Er wollte irgendetwas sagen, etwas aufmunterndes denken, doch sein Herz raste einfach nur bei diesem Gedanken Yasha wie ein Wrack zurückzulassen.
„Irgendwann wirst du sterben.", sprach Yasha weiter, seine Stimme zitterte, die Azgen strahlten Trauer aus. „Irgendwann wirst du gehen und ich werde für die Ewigkeit trauern. Ich könnte es mir niemals vorstellen ohne dich zusein." Er schluckte, seine Augen glitzerten doch er lachte zittrig auf. „Weißt du, einen kurzen Augenblick habe ich darüber nachgedacht wie es wäre wenn du auch ein Vamir wärst, unsterblich, für immer jung, für immer an meiner Seite." Er macht eine Pause um sich mit den verbundene Handrücken über das Gesicht zufahren. „Aber das ist ein selbstsüchtiger Gedanke. Ich will nicht das du deine komplette Familie und deine Freunde überlebst. Ich will nicht das du auf ewig keine Speisen essen kannst ohne davor Blut zu trinken damit du Nahrung überhaupt aufnehmen kannst." Er seufzt. „Ich will dich nicht zu einer ewigen Existenz verdammen, die Eichborn schlimmsten Fall zum Mörder macht."
Seine Stimme zittert stärker, genauso wie seine Hände, die er, in seinen Schoß gelegt hatte. Er rang mit ihnen als er sich zu erklären versuchte und es hatte etwas so hilfloses an sich, die groben Verbandsstreifen, die schwieligen Hände.. Mit Tränen in den Augen schloss Jeffrey Yasha in die Arme. Er weinte. Die Vorstellung von Yasha an seinem Grab, ihn trauernd, Drogen nehmend.. er weinte um Yasha der so fern zu sein schien und doch so furchtbar nah das er seine nassen Augen in dessen Pullover drücken konnte. Er war so unantastbar.. genauso wie die Erkenntnis das er niemals aufhören würde zu existieren. Er begriff endlich wie ernst diese Situation war. Für Yasha würde er wie eine Eintagsfliege kurz leben. Verwelken. Zusammenbrechen. Verrotten.
Wie hatten sie sich überhaupt diese Beziehung vorgestellt? Sie war von Anfang an zur Verdammnis verurteilt. Was passierte wenn Jeffrey älter werden würde? Er könnte kaum als alter, grauhaariger Mann mit einem 19 jährigen, fitten Vampir zusammen sein. Ihre Beziehung konnte gar nicht halten. Es konnte niemals funktionieren.
Er kniff die Augen fest zu, sein Körper bebte leicht als ihn der Schmerz der Erkenntnis übermannte. Sie lösten sich langsam voneinander und Yasha, der nicht weinte, strich sanft über Jeffrey's tränenüberströmtes Gesicht. Seine Finger gaben ihm halt, während sie sacht eine Träne von seiner Wange strichen. Schniefend lehnte sich Jeffrey ihn die Berührung hinein und musterte seinen Freund durch nasse Wimpern. Diese blasse Haut, die dunklen Brauen, das schmale Gesicht, die weichen Haare, die eisblauen Augen.. All das gehörte nicht in diese Zeit. Nicht ins hier und jetzt. Sie waren beständig, hatten nicht diese kurzweilige Frische der Jugend an sich, wie eine Steinstatur eines griechischen Gottes, unbeweglich, fest und anmutig. Genauso wie eine Statur würde sich niemals etwas an diesem perfekten Gesicht ändern. Nie würde er Falten bekommen, nie erschlaffende Gesichtszüge, nie schlechtere Augen oder gräuliches Jahr. Diese atemberaubende Schönheit, was für Himmel Yashas Käfig.
Sie waren nicht füreinander gemacht. Jeffrey würde all diese Dinge bekommen. Graue Haare, eingefallene Wangen.. er würde altern und genau darin lag das Problem und obwohl beide wussten das ihre Liebe niemals gut laufen würde pressten sie in einem fast schon verzweifelten Akt ihre Lippen aufeinander.
Doch es würde nun einmal niemals gut ausgehen. Auch wenn sie die richten Personen füreinander waren, befand sich zumindest einer von ihnen in der falschen Zeit.
-2197 Wörter-
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Bro
Eww
Nahhhhhh
Bereue das Chap jetzt schon😍😍
Cu Dolora<3
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