Kapitel 54
Sicht Ben
Seit gut 1h stehen Leyla und ich jetzt schon im OP und versuchen verzweifelt die verdammte Blutungsquelle zu finden, aber sie ist einfach nicht aufzufinden. Nicht, wie es in Sprichwörtern so schön heißt: „Vom Erdboden verschluckt." sondern „Von Julias Organen verschluckt!" und das mag jetzt vielleicht witzig klingen, aber das ist nicht witzig. Alleine wenn ich daran denke, was alles passieren kann, wenn das hier so weitergeht, wird mir schlecht.
Niklas tigert im OP-Waschraum hin und her und Leyla und ich suchen, tupfen, saugen ununterbrochen weiter, bisher, leider, ohne Erfolg. Nach einer weiteren erfolglosen halben Stunde, fängt Leyla an vor sich hin zu schimpfen: „Das gibt's doch nicht. Sie verliert zu viel Blut... Hängen Sie noch eine Reserve dran!" Die Anästhesistin nickt schnell, und wird dann wahrscheinlich genau das tun, dass kriege ich nur nicht mehr mit, da ich mich wieder der verschollenen Blutungsquelle widme. Wenn Julia weiter so viel Blut verliert, verblutet sie hier, vor unseren Augen und wir sind komplett machtlos.
Eine weitere viertel Stunde später entdecken wir sie dann doch endlich, mit einem schnellen: „Klemme!" wende im mich an die OP-Schwester, dir mir gleich daraufhin nickend, das gewünschte in die Hand drückt, so das ich die Blutung vorübergehend zumindest mal stoppen kann. Als das gemacht ist atmen Leyla und ich kurz durch und schauen uns leicht lächelnd an. Das war verdammt knapp...
Piep...Piep...Piep. Leyla's Augen schellen genau so schnell nach oben, zu den Geräten die Julias Werte überwachen, wie meine. Kammerflimmern. Nein! Nicht das auch noch. Nicht schon wieder. Julia! Verdammt! Was soll das? Musst du es uns den immer so schwer machen? Leyla schockt Julia kaum das sie den Defi in den Fingern hat. 1x, 2x, 3x, bis die Geräte eine glatte Nulllinie anzeigen. Nein! komm schon Julia! Mach es uns nicht noch schwerer! Direkt fange ich an Julia, via Herzdruckmassage, zu reanimieren, bestimmt eine halbe Ewigkeit, warten wir auf das erlösende, regelmäßige Piepen der Geräte. Doch da passiert einfach nichts. Verzweifelt mache ich trotzdem einfach weiter.
Irgendwann legt Leyla mir leicht kopfschüttelnd eine Hand auf die Schulter. Doch ich drehe mich einfach wieder weg und mache weiter. Das ist meine beste Freundin, ich lasse sie doch nicht einfach sterben. Tränen stehen in meinen Augen. Julia darf nicht... Die Türe geht auf und ein Niklas mit Tränen überströmten Gesicht kommt in den OP gestürmt. Da er steril ist hat auch niemand was dagegen zu sagen, außerdem ist Julia ja eh... Nein, das kann ich weder denken.
Verzweifelt taumel ich ein paar Schritte nach hinten, bis ich schließlich die Wand finde und mich dagegen lehne und langsam an ihr runter rutsche. Das ist alles ein schlechter, ein ganz schlechter Traum. Leyla wird mich gleich wecken und dann ist alles wieder Okay! Doch das passiert nicht. Es passiert rein gar nichts. Niemand traut sich irgendwas zu sagen.
Niemand außer Niklas. Der seiner Julia über die Hand streicht und einen Kuss gibt und leise murmelt: „Julia...Ich... Nein, bitte... ich brauche dich doch so sehr... Ich liebe dich so sehr.... Ich hätte das viel früher merken sollen... also tu mir das nicht an... Julia... Ich werde dich nie wieder in meinem Arm schließen können... Dir nie mehr sagen können wie sehr ich dich liebe..." Als Niklas fertig ist, laufen auch über meine Wangen, endgültig Tränen. Doch Leyla fängt aufeinmal an zu lachen und als wir dann hören weshalb, fällt uns ein riesiger Stein vom Herzen: „Doch... Doch... Niklas das wirst du!!!" begeistert springt Leyla auf mich zu, schnell stehe ich auf und schließe meine enthusiastische Freundin in meine Arme.
Sicht Leyla
Sie lebt!!! Niklas hat fertig geredet und urplötzlich da... da hat ihr Herz wieder angefange zu schlagen. Erleichtert drückt Ben mir einen Kuss auf die Stirn. Ja, die beiden Herren haben erst gecheckt, dass Julia noch oder wieder... ach keine Ahnung, sie haben halt er gecheckt, dass Julia lebt, als ich was gesagt habe. Sie hat wohl irgendwie auf Niklas reagiert. Tja, Ärzte können halt einfach auch nicht alles wissen, aber das was hier passiert ist das grenzt an ein Wunder.
„Oh man, sind wir doof..." stöhne ich lachend „Wir sind alle nicht mehr steril! Na kommt!" Lachend greife ich nach Ben und Niklas Hände und ziehe sie mit nach draußen. Auf dem Weg dahin, wendet Niklas sich nochmal Julia zu. „Ich bin immer in deinem Herzen, Julia! Vergiss das nicht! So einfach abhauen funktioniert so nicht." Nun lacht auch Ben. Irgendwie muss Niklas ja Recht haben. Anders kann ich mir das was hier gerade passiert ist, ums Verrecken nicht erklären. Und das glaubt uns auch niemand, der nicht selber dabei war.Ich würde es auch nicht glauben, aber es entspricht der Wahrheit. Ob Zufall oder nicht. Es ist ein Wunder! Und ich glaube eigentlich nicht an Wunder, aber anders ist das hier einfach nicht zu erklären.
Schnell machen Ben und ich uns nochmal steril, um zurück zu Julia zu gehen und die OP zu beenden. Ohne weiter Komplikationen!
Als wir beide dann rauskommen, ziehen wir uns schnell die OP Sachen aus. Kaum ist das passiert wirbelt Ben mich einmal im Kreis um sich herum und gibt mir gleich darauf einen langen und gefühlvollen Kuss. Nachdem Ben mich dann wieder von sich lässt umarmt auch Niklas mich einmal stürmisch und flüstert mir ein leises: „Danke! Für alles, Leyla. Wenn ich sie verloren hätte... das will ich mir gar nicht vorstellen." Daraufhin muss ich schmunzeln. Nein, das will ich mir auch lieber nicht vorstellen.
Kurz darauf drückt Niklas mich vorsichtig ein Stück von sich und murmelt noch ein leises: „Danke." bevor er mir bzw., Ben ist ja auch noch da, uns verkündet, dass er jetzt zu Julia geht, was Ben und ich nur mit einem erneuten schmunzeln quittieren.
Also sind Ben und ich wieder alleine. Ich gehe zu ihm und grinse verführerisch. „Heute Abend? Wenn Zoe im Bett ist? Nur wie zwei?!" Ben zieht mich seufzend in seine Arme und sagt leise: „Ne, tut mir leid. Ich würde eigentlich gerne bei Julia bleiben. Wenn das für dich Okay ist?" Enttäuscht schaue ich zu meinem Freund nach oben und antworte erstmal, ohne auf seine Frage einzugehen: „Ich hatte mich schon so auf den gemeinsamen Abend gefreut. Die nächsten 2 Wochen gibt es so ein Spektakel, auf Grund des Dienstplanes der uns so liebt, nämlich nicht." Ben nickt. Er scheint mich zu verstehen, doch er probiert mir jetzt auch klar zu machen, warum er lieber hier bleiben würde: „Ich weiß, aber Julia ist für mich, wie Niklas für dich. Ich kann sie jetzt nicht alleine lassen. Das würdest du doch auch nicht, oder?" Ohne lange zu zögern schüttel ich mit dem Kopf. Nein! Das steht außer Frage. Ich würde Niklas nicht alleine lassen. Auf gar keinen Fall!
Ich nicke. Auf Einmal konnte ich Ben zu 100% verstehen. Es geht hier um seine beste Freundin. Die konnte er jetzt nicht alleine lassen! Ich verstehe das! Aber, vielleicht könnte er ja zumindest mitkommen Zoe hohlen, damit die beiden sich mal kennen lernen konnten. „Kommst du zumindest mit, Zoe hohlen?" frage ich vorsichtig und dementsprechend auch leise, auch wenn meine Hoffnung nicht besonders groß war. Ben senkt seinen Blick daraufhin und murmelt leise: „Leyla... Ich.." Ach, er musste gar nicht weiterreden! Ich verstehe ihn nur zu gut, weswegen ich ihn jetz auch kopfschüttelnd unterbreche: „Ist schon gut, Ben. ich verstehe Dich! Wirklich!" Ben lächelt mich dankbar an. „Danke Leyla, aber-" Wie oft man sich heute schon bei mir bedankt hatte... „Nein! Ben schon gut! Wenn es um Niklas gehen würde, würde ich genau das gleiche sagen wie Du!" Ben gibt mir dankbar einen schnellen Kuss, dann will er auch schon weg.
Das wiederum kann ich nicht so stehen lassen! „Ey! Ben, Zeit für einen richtigen Kuss muss schon Zeit sein! Gleiches Spiel wie heute Morgen!" beschwere ich mich schnell Augenzwinkernd, woraufhin ben schnell zurück kommt und wir uns nochmal gefühlvoll und lange küssen.
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