Kapitel 9
Sicht Julia
„Heyy, dürfen wir uns vielleicht zu dir setzen?" Lächelnd schaue ich zu Tom herunter. „Klar-" Er rutscht ein Stück auf die Seite um uns etwas Platz zu machen. „Vivi und Julia, nicht?" Vivi und ich schauen uns an, als müssten wir erst noch kurz überlegen, ob wir ihn jetzt etwas ärgern oder nicht, doch dann nicken wir grinsend. Wollen wir den armen Tom, mal nicht gleich am ersten Tag vergraulen. Vivi und ich lassen uns neben Tom auf die Bank fallen. Ich direkt neben ihm und Vivi links neben mir. Irgendwie ist das immer so. Wenn ich mir drei "Menschen" auf einer Bank sitze, sitze ich eigentlich immer in der Mitte. Dieser Gedanke lässt mich schmunzeln. Manche Menschen mögen es, als unangenhem oder bedrängend empfinden, in der Mitte 2-er Menschen zu sitzen, doch ich fühle mich, gerade bei Menschen die ich kenne, immer sehr wohl und auf seltsame Weise sicher. Auch jetzt, obwohl ich Tom noch nicht mal kenne. Er scheint mir ein netter Kerl zu sein.
„Vivi... Vivien Kling, richtig?" Tom schaut an mir vorbei zu Vivi, die grinsend nickend auf ihrem Salat herum kaut. Kurz darauf wendet sich Tom mir zu. „Julia..." Ich grinse. Vorher bei der Morgenbesprechung hatte Niklas mich geduzt, daher könnte das Raten hier jetzt schwerer werden. „Ahrend?" Vivi verschluckt sich vor Lachen an ihren Salat, während ich nur langsam mit dem KOpf schüttel. Tom scheint verwirrt. „Aber... Dr. Ahrend hat dich vorher geduzt... " Stirnrunzeln schaut er zwischen Vivi und mir hin und her, die sich nur langsam wieder unter Kontrolle kriegt. „Mein Verlobter." Grinsend hebe ich zur Erklärung nun auch meine linke Hand entgegen, an der der blaue Edelstein von Niklas Ring, in der Sonne anfängt zu glitzern und wunderschöne Lichtreflexionen auf ihm zu bilden. „Dann herzlichen Glückwunsch!" Erneut bildet sich ein großes Lächeln in meinem Gesicht, trotzdem wird mir die ganze Aufmerksam langsam unangenehm, weswegen ich nur kleinlaut ein leises „Danke..." hauche. „Julia, magst du dem armen Tom jetzt nicht mal sagen, wie du eigentlich heißt?" „Doch, Doch." Immernoch grinsend wende ich mich erneut Tom zu. „Berger-" Tom macht direkt den Mund auf. „Und ja! Bevor du fragst, wie Wolfgang Berger. Er ist mein Vater. Aber nein! Ich werde deswegen nicht bevorzugt." Tom nickt , doch so richtig überzeugt wirkt er nicht, was dazu führt, dass Vivi, die meine Aussage eben schon nickend unterstützt hat, schnell meint: „Das will Julia gar nicht und das lässt sie auch nicht zu! Auch von Dr. Ahrend nicht. Da sind die beiden schon des öfteren aneinander gekracht." Etwas unschlüssig wie ich darauf reagieren soll, lächele ich weiter vorsichtig.
Erst vor etwa einer Woche sind Niklas und ich wieder mal ordentlich aneinander geraten. Im Nachhinein hatte sich das ganze, als ein riesen Missverständnis herausgestellt. Ich war für eine relativ seltene OP eingeteilt, die ich im Gegensatz zu den anderen, aber schon mal durchführen durfte. Eigentlich hätte Theresa die wohl machen sollte, ist, aber kurzfristig abgesprungen und ich war die Einzige, die gerade so kurzfristig Zeit hatte. Niklas hatte es gerade umgetragen, als ich gekommen bin... Ich konnte natürlich nicht anders und habe ein totalen Aufstand gemacht und mich geweigert habe die OP durchzuführen. Da Niklas, aber mein Chef ist... Ach, das war kompliziert, hat sich, aber alles wieder geklärt. Das Niklas wegen meiner Schwangerschaft jetzt, aber nicht anfängt mich in Watte zu packen, das kann ich momentan nur hoffen. „Julia?" „Was? Ja! Ja!" Vivi runzelt die Stirn, doch Tom lächelt mich vorsichtig an und fragt leise: „Schwieriges Thema?" Ich seufze und nicke. So kann man es auch nennen. Ein paar Minuten ist es still zwischen uns dreien. Nur wenn eine unserer Gabeln das Glas unserer Schüsseln berührt ertönt hin und wieder ein kuzeses "Pling!" oder auch, als Vivi ihre Flasche öffnet, das Geräusch von sprudelndem Wasser. So ein "Tsssccchh!".
„Und sind da schon irgendwelche Kinder in Planung? Oder erstmal nur heiraten?" Vor Schreck verschlucke ich mich, an meinen letzten Salatblatt. Wie kommt er da jetzt drauf. Etwas irritiert klopft meine beste Freundin mir auf die Schulter. „Juuliaa...?" Ich schlucke und trinke schnell ein paar große Schlucke aus Vivis Flasche um Zeit zu gewinnen, doch Vivi, die mich im Gegensatz zu Tom nun doch schon relativ gut kennt und deswegen nicht einfach auf eine Antwort warten kann, scheint dadurch nur noch mehr Verdacht zu schöpfen. „Julia, also wenn du schwanger wärst, würdest du mir das schon sagen." Ich nicke ganz langsam. Irgendwann... „Julia!?" Vivi scheint mir gar nichts mehr zu glauben, weswegen ich verzweifelt anfange zu reden und erst da bemerke, dass ich nicht mal eine Erklärung habe. „Vivi... Ich..." „Du?" „Ich..." Ob Niklas sauer wäre, wenn ich Vivi und Tom sagen würde, dass ich schwanger bin, obwohl wir erstmal wissen wollten wie weit ich bin?
Erneut ist es Tom, der meine Gefühle richtig deutet. Er scheint zwei sehr feine Fühlerchen, dafür zu haben. „Tut mir leid, ich wollte dich damit jetzt nicht irgendwie in eine blöde Situation bringen. Vergessen wir das einfach!" Ich nicke. „Alles gut. Trotzdem-Ja, Danke! Vergessen wir das einfach!" Vivi wird sich da nie im Leben drauf einlassen. Dafür ist sie viel zu neugierig, aber in Versuch ist es Wert. Im Zweifel haben wir eh nicht mehr so lange, bis wir wieder auf die Arbeit müssen, weil zwei gewisse Vorgesetzte meinen, dass man rechtzeitig zurück zum Dienst muss. „Nein, Julia... Komm schon. Ich bin doch deine beste Freundin..." Vivi schaut mich aus ihren braunen Augen, bettelnd an. Ich seufze gequält. „Vivi..." „Nein! Julia! Bist du schwanger? Ja, oder nein." Ich seufze erneut und flüstere dann, etwas von dem ich mir nicht sicher bin, ob ich es nicht noch bereuen werde: „Ich... Ja... Niklas bringt mich um, aber ja." Vivi schlägt die Hände vor dem Mund zusammen. „Du... Julia du kriegst ein Baby!!!" Strahlend und lachend zieht sie mich in ihre Arme. „Ich weiß. Stell dir vor." Nun siegt auch meine Freude über das Baby. Niklas wird mir schon nicht den KOpf abreißen.
„Herzlichen Glückwunsch, süße..." Vivi flüstert mir diese drei Worte nur sehr leise entgegen. „Danke... Ich freue mich so!" Vorsichtig löse ich mich von Vivi und schaue ihr tief in die Augen. Die nächsten Sätze spreche ich unfassbar eindringlich: „Vivien Kling, Sie versprechen mir hier jetzt Ihren Mund zu halten, bis Niklas und ich genaueres Wissen! Erst dann wird irgendwas an irgendwen erzählt!" Vivi nickt schnell. „Versprochen." Auch Tom gratulliert mir noch und verspricht selbstverständlich auch, seinen Mund zu halten. Er war mir a schon heute Morgen symphatisch, aber jetzt noch viel mehr. Auch entschuldigt er sich noch etwa 100 mal für seine FRage, doch ich sage ihm jedes mal, dass alles okay ist. Erst, als wir zurück auf die Arbeit müssen, gibt auch er Ruhe, während Vivi schon unsere ganze Wohnung umgestaltet. Ach Vivi... Grinsend gehen wir wieder nach drinnen. Das machen wir dann schon selber!
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