Kapitel 31
Sicht Leyla
„Ja? Wirklich Ben...? Ich meine möchtest du das wirklich? Bist du dir sicher?" Die anfängliche freudige Aufregung, die mein Herz erfüllte verschwindet wahrscheinlich sogar schneller, als sie gekommen ist. Ich kenne meinen Freund nun doch schon ein wenig und eigentlich denke ich nicht, dass er etwas nur sagt nur damit ich glücklich bin. Nichts solcher Bedeutung. Kleinigkeiten, Dinge, die keine langwierigen "Folgen" mit sich bringen können. Dinge wie Kompliment, aufbauende Worte. Dinge die man einfach sagt, um jemanden glücklich zu machen. Dinge, die keine Entscheidungen sind, Das hier ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung, an die er, an die wir beide jeden Tag erinnert werden würden.Alleine der Gedanke daran, was wenn er sich diese Entscheidung nicht gut überlegt und am Schluss unglücklich mit ihr ist wäre, sorgt dafür, dass sich alles in mir fast schon schmerzhaft verkrampft. Eine Beziehung besteht aus 2 Menschen. Und diese Beziehung kann man nur guten Gewissens eine glückliche nennen, wenn am Schluss beide Seiten ohne zu lügen glücklich sind. Und Ja- Mal den anderen glücklich zu machen und dabei selber etwas zurück zu stecken gehört dazu. Aber zusammenziehen ist keine Entscheidung die man leichtsinnig mal eben fällen kann, um jemanden glücklich zu machen, wenn man dann selber unglücklich ist. Man würde jeden Tag- Jede Sekunde- Jeden Morgen und jeden Abend - Jedes Mal wenn man nach Hause kommt daran erinnert werden. Also muss ich mir, Ben muss sich ganz sicher sein, dass wir beide glücklich damit wären und Zoe müsste einverstanden sein. Ja, auch Zoe. Zoe ist meine Tochter. Zoe würde auch mit Ben zusammenwohnen. Und auch wenn ich mir so gerne wie sie ihn hat, sehr sicher bin, dass sie damit kein Problem haben wird, so muss sie trotzdem "ja" sagen. Ja sagen und ja meinen.
„Leyla...?" Bens rechte Hand, die noch immer an meiner Wange verweilt kommt erneut in Bewegung, als er sie vorsichtig über sie, meinen Hals entlang an meine linke Hand gleiten lässt und diese schließlich fest umschließt. „Ich liebe dich! Und ich kann genau sehen, was gerade in deinem schönen Kopf vor sich geht, aber ich bin mir sicher! Wir haben uns wenig gesehen, die letzten Wochen und ich vermisse dich. Ich habe mir das nicht erst gerade eben überlegt. Okay?" Bens in der Dunkelheit kaum noch blau aussehende Augen schauen die meine, mit einer Ehrlichkeit gefüllt an, die mich sofort in ihren Bann zieht und mich so schnell wohl nicht mehr wieder hergeben wird.
Immer noch, wie in einem Käfig in den Augen meines Freundes, festgehalten, murmele ich ein leises „Okay." So richtig das Gefühl, dass ich auch hätte etwas anderes sagen können habe ich nicht. Die Art meines Freundes, der Blick mit dem er auf eine Antwort gewartet hat... Ich hätte nichts anderes sagen können. Es wäre einfach nicht gegangen. Ich hätte es denken können, aber es wäre niemals so aus meinem Mund gekommen, wie ich mir das vorgestellt hätte. Unter diesem Blick von Ben hätte ich es nicht gekonnt.
Es vergeht keine Sekunde bis die Stimme von der Nacht verschluckt worden ist, da scheinen die Türen des Käfigs, in dem ich bis eben wie gefangen war, aufzuspringen und lassen meine Augen, lassen mich auch wieder all die Dinge, um diesen herum wahrnehmen. Das breite Grinsen in Bens Gesicht. Das Strahlen in seinen Augen und seine mir immer näher kommende Lippen. Innerlich bereite ich mich schon auf das vor, was gleich passieren wird. Seine, mir mittlerweile so vertrauten Lippen, werden auf meine treffen. Vorsichtig werden sie umeinander spielen und meine Haut mit Gänsehaut überziehen.
Im ersten Moment drückt Ben mir nur einen ganz kurzen Kuss auf die Lippen. Nur um sich zu vergewissern, dass er gerade auch nichts macht, was ich im Moment nicht möchte. Aber warum sollte ich nicht? Ich liebe Ben! Und gerade hat er einen Vorschlag gemacht, von dem ich nur habe träumen wagen, dass er ihn macht. Nie wirklich glaubend, nie richtig hoffend und doch förmlich danach lechzend.
„Willst du denn auch?"
Bens leise Stimme dringt sanft an mein Ohr und lässt mich innerlich schaudern. Sein Gesicht direkt vor meinem, seinen Atem an meinen Lippen, fällt es mir unfassbar schwer, zu verstehen was genau er sagen möchte. Kurz gerate ich ins Stottern. „Ahhm..." Ich schüttele meinen Kopf langsam 1x, 2x, 3x, um wieder Klarheit in meine wirren Gedanken, die verzweifelt versuchen seine Frage mit seinem Kuss in Verbindung zu bringen, zu bekommen. „Ja. Ja. Ja. Also, Ben. Von mir aus kannst du natürlich bei uns einziehen. Wenn Zoe Morgen von ihrer Freundin kommt, können wir ja mit ihr reden... Aber heute Nacht gehen wir zu dir... Deine Wohnung ist näher..." Erleichtert darüber, dass die beiden Gedanken, die verbunden gehörten, offensichtlich doch noch eine Verknüpfung gefunden haben, schaue ich verschwörerisch grinsend wieder nach oben, um den letzten Zentimeter zwischen unseren Lippen zu überwinden und meinen Freund endlich zu küssen. Er wird schon verstanden haben was ich sagen wollte.
Erst im Nachhinein wird mir bewusst, wie seltsam es geklungen haben muss, als ich über seine Frage erst "nachdenken" musste. Wie sehr es mich verunsichert hätte. In der Unsicherheit, ob ich ihn damit auch verunsichert habe, beende ich unseren Kuss hastig, um ihm wieder in die Augen schauen zu können. „Was ist Leyla?" Schon zum zweiten Mal diese Nacht (the last chapter, I think) scheinen die Augen meines Freundes mich förmlich zu durchbohren. Verunsichert wirkt er nicht. Nur immer noch besorgt... „Nichts, nichts." Ich fange schnell an unterstützend mit dem Kopf zu schütteln. Er muss endlich aufhören sich Sorgen zu machen! Zu gleich es unfassbar lieb gemeint ist, kann es nicht gesund sein, sich immer und immer wieder zu fragen, ob es seiner Freundin gut geht, ob er noch irgendwas machen kann, was er machen kann. „Ben tut mir leid! Es ist alles okay! Wirklich alles okay, ja?" Verzweifelt höre ich mir selber dabei zu, wie ich immer aufgeregter und unglaubwürdiger klinge, bis ich schließlich lachen muss. Über mich selbst. Wie soll er mich denn so Ernst nehmen? Immer noch grinsend lasse ich meinen Kopf gegen seine starke Schulter fallen. Dann murmele ich, peinlich durchaus ein wenig berührt: „Tut mir leid, ich mach' mich hier voll zum Affen..." Ich schüttele mit dem Kopf, um nicht wieder anzufangen zu lachen. „Ich wollte eigentlich nur sagen, dass alles okay ist. Okay? Vergessen wir den Rest einfach! Bitte..." Gespielt gequält richte ich mich wieder auf und sehe zurück in Bens Augen.
Nicht Mal mein Freund kann sich ein kurzes leises Lachen nicht verkneifen, bevor er sich zu mir herüber beugt, seine Stirn gegen meine lehnt und mit Worte entgegen spricht, die dafür Sorgen, dass ich wieder lachen muss und ihn wieder ein Stück wegschubse, um ihm gegen die Schulter "hauen" zu können. „Julia ist meine beste Freundin Leyla... Du kannst dich vor mir gar nicht zum Affen machen."
Sicht Julia
Die Arme vor meiner Brust verschränkend lehne ich mich grinsend, aber die Augenbrauen skeptisch hochziehend gegen meinen Mann. Kurz werfe ich ihm, während er seine Arme schützend und liebevoll von hinten um meine Taille und meinen Babybauch schlingt, einen vielsagenden Blick zu, bevor ich mich wieder, dem Pärchen zu wende, dass immer noch küssend vor uns auf einer Bank sitzt und räuspere mich leise. Ben und Leyla fahren schneller auseinander, als ich über die Blicke der beiden anfangen kann zu lachen. Der weibliche Teil der beiden schließt sich mir an, während Ben leise fragt: „Wie lange? Wie lange stehst du schon hier? Ihr beide."
Ich grinse „3x darfst du raten, mein Lieber!" Es dauert keine Sekunde, da lässt Ben schon stöhnend und lachend den Kopf nach vorne fallen um dann wieder zu mir hoch zu schauen. Sein fragender Blick, wird durch ein knappes, wenn auch grinsendes: „Ja habe ich gehört. Und ich warte." beantwortet. Mein bester Freund zieht eine Augenbraue nach oben, während Niklas langsam anfängt mir immer wieder sachte über den linken Arm zu streichen genau wissend, dass ich weiß, dass er schmunzelt. Immer und immer wieder. Mich auf der einen Seite unter Niklas Berührung entspannend und auf der anderen Seite aufmerksam Ben fixierend, warte ich auf eine Antwort meines noch-Trauzeugen. Der Tag, die offizielle Nacht, die Feier ist schließlich so gut wie vorbei.
Niklas und ich sind gemeinsam, nachdem sich vor ein paar Minuten auch die letzten Gäste von uns verabschiedet haben, noch einmal zu Herr Adams und haben uns mit einem Kuchenstück, dass wir extra für ihn beiseite gestellt haben und ein paar Worten herzlichst bedankt. Danach sind wir hier raus, um uns auch noch von Leyla und Ben zu verabschieden. Eigentlich. Niklas hat vorher gesehen wie seine beste Freundin raus und schließlich ihr Freund hinterher ist. Und da wir uns nicht haben vorstellen können, dass sie ohne sich zu Verabschieden gegangen sind, sie, aber wohl einen Grund hatten, raus zu gehen, sind wir jetzt nochmal zu ihnen. (ich glaube irgendwas habe ich mit den Kommas hier falsch gemacht xD)
„Worauf wartest du?" Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Ben, Leyla kurz anlächelnd über ihre ineinander verflochtenen Hände streicht, bevor er sich wieder grinsend mir zu wendet. Ich verenge meine Augen aus Spaß zu Schlitzen. Er weiß genau auf was ich warte! Aber bitte, wenn er "spielen" möchte. Ich werde nicht Nein sagen. Er weiß, dass er keine Chance hat... Zu oft hat er schon verloren.
Ihr Lieben,
Als ich angefangen habe, das Kapitel zu schreiben, habe ich gedacht "Das wird nichts". Ich war mit dem Kopf einfach nicht da, abgelenkt. Letztendlich hat es ein wenig gedauert, aber ich bin ins Schreiben reingekommen und ich denke, dass das Kapitel trotzdem annehmbar ist, oder?
Nach wie vor freie ich mich über alles was ich von euch höre,
LG,
J_A_W_W
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