Kapitel 5 ~ Zoey bekommt, was sie will #5
Nach wie vor stand fest, dass wir bei Cale übernachten würden. Noch dazu, weil Zoeys Eltern sie so unter keinen Umständen sehen durften. Sie waren zu ordentlich, zu beschützerisch, um ihren Zustand gut zu heißen. "Komm Zoey", befahl ich leise und dirigierte sie die Treppe hinauf. Sie torkelte hinter mir her und ich hatte wirklich Angst, dass sie die Treppe hinunter fallen würde.
Wann hatte sie denn so viel trinken können? So lange war sie doch gar nicht alleine gewesen! Ihre braunen Haare schienen überall zu sein. Dafür war mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Kyle verantwortlich. Ohne zu Zögern zog ich sie hinter mir in das Gästezimmer, das Cale immer für uns bereit hielt. Es versetzte mir einen Stich, dass das alles hier womöglich bald vorbei war.
Wenn er und Zoey sich streiten würden, könnte ich keinem der beiden mehr in die Augen schauen. Ich drückte sie aufs Bett und merkte selbst, wie ruppig ich war. "Warum Cale? Warum ausgerechnet Cale?" Eine gewisse Verzweiflung sprach aus mir. Ich wollte nicht, dass er verletzt wurde, nur fürchtete ich, dass es dafür bereits zu spät war. Betrunkene sagen immer die Wahrheit, sagt man und Zoey, Zoey macht da keine Ausnahme.
Sie wirkte bei der Erwähnung seines Namens wieder zurechnungsfähiger. Lange blickte sie mich einfach nur an, als suche sie in meinen Augen nach der Antwort auf meine Frage. Sie schwieg, als dächte sie ernsthaft darüber nach. "Grüne Augen", murmelte sie. Es war mir bisher nie aufgefallen, aber sie hatte Recht; die beiden hatten nahezu dieselbe Augenfarbe. Leuchtendes Grün.
Aber ich kannte Zoey zu gut, um zu glauben, dass das schon alles war. Sie schmiss sich auf das Bett und schloss die Augen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich immer regelmäßiger. Vielleicht sollte sie ihren Rausch erst ausschlafen, bevor ich sie weiter nach dem Grund aushorchte. Ihre Mundwinkel zuckten im Schlaf. Ich gähnte leise, ging jedoch zurück zu Cale.
Mit seinem Liebeskummer konnte ich ihn einfach nicht alleine lassen. Außerdem war unter uns noch immer eine Party am Laufen. Im Moment hatte ich nicht schlecht Lust, sie einfach alle rauszuwerfen. Aber ich ließ es. Bevor ich Cales Zimmer betrat, klopfte ich an die Tür. "Komm schon rein, Coco." Ich öffnete die Tür und grinste ihn leicht an.
"Ist es wirklich so offensichtlich, dass ich das bin?", fragte ich. Er schüttelte den Kopf: "Nein." Eine kurze Pause, in der er den Kopf schief legte, folgte. "Okay, eigentlich ist es total offensichtlich." Ich rollte lächelnd mit den Augen und streckte ihm die Zunge raus. Als ich mich neben ihn auf das Bett fallen ließ, musste ich wieder gähnen.
"Kein Mensch klopft hier an, du bist ungewohnt höflich", stellte er fest, während ich ihm lediglich mit einem Ohr zuhörte. "Ich bin nicht höflich, nur zu müde, um ins Zimmer zu platzen, ohne dich wenigstens vorzuwarnen. Wer weiß schon, bei was ich dich stören könnte", grummelte ich müde. "Wovon träumst du nachts?" Er fasst mich an den Oberarmen und versuchte vorsichtig, mich längs auf dem Bett zu positionieren.
"Gute Nacht, Coco", sagte er, bevor das Licht ausging und eine Tür sich öffnete und wieder schloss. Schnell blinzelte ich und richtete mich auf, bevor ich wirklich einschlief. "Warte Cale, komm zurück", rief ich und er schien mich gehört zu haben, denn schon Sekunden später stand er wieder im Türrahmen. "Hm?", brummte er und sah mich an. "Du gehst dich jetzt nicht betrinken, nur wegen einem Mädchen."
Er seufzte, als wäre auch nur der Gedanke völlig absurd. "Wir werfen jetzt alle raus und machen irgendwas anderes. Alkohol ist kein Mittel gegen Kummer", belehrte ich ihn. Ich quälte mich aus dem schönen, großen Bett und wartete auf seine Zustimmung. Zögernd nickte er, dann grinste er mich an. "Jeder normale Mensch wäre da unten und würde feiern und du bist hier in deiner Jogginghose und bringst mich dazu, alle rauszuwerfen."
Er schüttelte den Kopf über mein Verhalten. Mit einem Hüftschwung ging ich an ihm vorbei und warf die Haare zurück. "Ich war schon immer etwas Besonderes und jetzt komm, die Musik geht mir schon die ganze Zeit auf den nicht vorhandenen Sack." Er lachte über meine Aussage und wir schafften es tatsächlich innerhalb von einer halben Stunde, alle zum Gehen zu bewegen.
Zuerst hatte ich den Stecker der Musikanlage gezogen und dafür einige Blick kassiert, denen ich für gewöhnlich ausgewichen wäre. Heute Nacht allerdings wollte ich sie nur noch loswerden, weil sie mich nervten. Tatsächlich war es gar nicht so schwer gewesen, sie vor die Tür zu setzen. Die meisten waren ohnehin zu betrunken, um sich groß dagegen zu wehren.
Ich sah Jonathan, der mir grinsend zuwinkte, während er eine kleine Blondine mit dicken Brillengläsern zur Tür führte. Dort wartete er, bis alle anderen endlich weg waren. "Gute Aktion, jetzt ist sie dazu gezwungen, bei mir zu schlafen." Lachend deutete er auf seine Freundin, die rot anlief und ihm leicht gegen die Schulter schlug. "Jo!", rief sie empört und sein Grinsen würde nur noch breiter. Ich sah sie freundlich an, dann zwinkerte ich ihr zu und legte mir einen Finger auf die Lippen. "Ich erzähl es auch nicht weiter", flüsterte ich verschwörerisch.
Hinter ihrer Brille wurde sie noch röter. Jonathan ließ uns alleine, vermutlich holte er seinen Wagen oder so. "Er kann so ein Idiot sein", sagte sie leise, schüttelte den Kopf und sah dann zu Boden. Mitfühlend tätschelte ich ihre Schulter. "Sind sie das nicht alle?" Ihre blauen Augen wirkten riesig, als sie mich ansah. Sie nickte langsam. "Doch, definitiv, aber ich kann einfach nicht aufhören, diesen Idiot zu lieben."
Ihre Worte versetzten mir einen kleinen Stich. Mir ging es absolut genauso. Nur dass ich nicht das Glück hatte, dass er meine Gefühle erwiderte. Oder vielleicht tat er das ja und wir waren einfach nur zu doof, um es richtig hinzubekommen. Liebe war alles andere als einfach, auch wenn sie das manchmal sein konnte. Wenn man viel Glück hatte, war immer alles ganz einfach. "Geh schon zu deinem Idiot, er wartet sicher schon."
Dankbar nickte sie und drehte sich um, um zu gehen. "War nett, dich kennenzulernen, bis irgendwann mal." Sie winkte mir schnell zu, dann war sie fort. Jonathan hatte Glück mit ihr, sie war nett. "Können wir jetzt schlafen?" Bittend sah ich Cale an. Er fuhr sich durch seine schwarzen Haare und grinste dann. "Weißt du, wenn du nicht meine beste Freundin wärst, könnte ich es mir glatt überlegen, aber nein danke."
Ich zog beide Augenbrauen nach oben. "Cale Callahen, ist das dein Ernst?" Ich wusste genau, dass er seinen Nachnamen nicht leiden konnte und ihn damit aufzuziehen, war eine ziemliche Befriedigung. "Klappe, Stone. Aber na gut, lass uns wirklich schlafen, es ist schon spät." Er brauchte nicht mehr zu sagen, damit ich nach oben rannte und mich in sein Bett schmiss. Es war groß genug für uns beide und zwischen uns würde nie etwas passieren, also war es weniger peinlich, als man annehmen sollte.
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