Kapitel 30: Es hat eine Seele
/„Also folge mir. Wir müssen deinen Freund für diese Prüfung hier lassen. Aber keine Angst. Er bekommt nichts davor mit." Sie redete extrem schnell, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als überfordert zu nicken. „Gut." Sagte sie, drehte sich dann um und ging los./
Pov. maudado
Wir waren nicht lange gelaufen, aber wieder hatte der Wald sich verändert. Die Bäume waren kahl und Licht fiel zwischen ihnen hindurch auf die leicht rissige Erde unter uns. Auf dem Boden lagen trockene, graue Nadeln und nur einige Meter entfernt, stand ein runder, dunkelgrauer, ungefähr hüfthoher Steintisch. Während ich ihn ansah und mich fragte, weshalb er da war, sprang ein brauner, großer Hase zwischen den Bäumen hervor und direkt auf mich zu. Fast instinktiv kniete ich mich zu ihm runter und streichelte über die leicht rauen Ohren und begann zu lächeln, als eines der Ohren des Tieres zur Seite klappte.
Wie niedlich, dachte ich, kurz bevor mir klar wurde, dass ich mich keinesfalls alleine dort befand, sondern in Gesellschaft eines wirklich alten Wesens war und erhob mich deshalb schnell, mit einer entschuldigenden Miene. Es schien sie aber ohnehin nicht sonderlich zu stören. „Also meine Prüfung soll feststellen, ob du genug Willensstärke besitzt, um ein Volk zu leiten und keinem Druck nachzugeben, egal wie schwer er auf deinen Schultern lastet. Dass du beharrlich an jeder Aufgabe arbeitest, die dir vor die Füße geschleudert wird. Und deinen Weg finden kannst, egal ob er von Licht bestrahlt wird oder vollkommen im Dunkeln liegt."
Mit diesen Worten zog sie eine gezackte Klinge aus ihrem Ärmel und streckte mir die Waffe mit dem Griff voran hin. Bevor ich überhaupt realisieren konnte, was passierte, nahm ich das Messer vorsichtig an mich. Währen ich noch wie hypnotisiert, halb wegen dem Grauen, welches dieser ,allein zum Zweck des Tötens erschaffener, Gegenstand in mir auslöste, aber andererseits auch auf Grund der obskuren Schönheit der Waffe, auf das Messer in meinen Händen sah, hatte das Gewittermädchen den Hasen hochgehoben und ihn auf den Steintisch gesetzt. Doch das Tier zeigte keine Angst vor der Waffe zwischen meinen Fingern. Sogar ganz im Gegenteil, der Hase setzte sich friedlich hin und sah mich ganz ruhig und fast mit einer verstehenden Miene an.
Und als ich meinen Blick zu dem Mädchen schweifen ließ, dessen graue Augen nichts anderes zeigte als eine plötzlich beunruhigende Gelassenheit, wusste ich auch, was es zu bedeuten hatte. „Nein...das kann ich nicht." Flüsterte ich, doch bekam nur ein kühles Nicken zurück. „Du kannst. Ob du willst oder nicht ist eine andere Frage." Gab sie zurück und ihr davor noch freundlicher Ton, hatte sich innerhalb der Zeit, die wir auf dieser Lichtung verbracht hatten, zu einem nahezu gefühllosen Klang gewandelt.
Ich schaute auf den glänzenden Stahl und sofort danach zu dem nach wie vor ganz entspannten Tier. Tränen begannen sich in meinen Augen zu sammeln. Ich kann einfach nichts töten! Ich kann das nicht! Dieses Tier lebt. Es hat eine Seele und Gefühle und ein schlagendes Herz... ich kann das nicht beenden! Doch andererseits fühlte ich die Verantwortung, die meine Schultern nach unten drückte und ich wusste, dass, wenn ich jetzt versagen würde, alles bisher geschehende vollkommen umsonst gewesen wäre. Die nächsten fünfhundert Jahre wären wieder unfassbar qualvoll für die Leute, die ich eigentlich vor dieser Gewalt beschützen sollte und ich würde Zombey unfassbar enttäuschen.
Er hatte furchtbare Schmerzen ausgehalten, hatte mehrere Reiche durchquert und die größten Opfer gebracht, die ich mir überhaupt vorstellen könnte und ich konnte nicht mal einen Hasen töten? Ich schluchzte verzweifelt auf und riss das Messer hoch in die Luft. Mein gesamter Körper fing an zu zittern und ich biss die Zähne aufeinander. Strähnen meiner Haare fielen mir ins Gesicht und verschleierten zusammen mit meinen Tränen meine Sicht. Doch durch den Nebel aus Tränen sah ich immer noch die schicksalsergebenen, schwarzen Augen des Tieres. Erneut schluchzte ich auf und ein Ruck durchlief meinen Körper. Sei stark maudado! Du kannst das, dein Wille wird nicht brechen! Wieder ein verzweifeltes Schluchzen, das Zittern meiner Hände wurde schlimmer und schlimmer.
Zu viele Gedanken peitschten durch meinen Kopf und ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Keine Klarheit wollte den Orkan in meinem Schädel durchbrechen, doch dann war da diese eine Erkenntnis und ich beschloss sofort ihr zu folgen. „Es tut mir so leid." Flüsterte ich und ließ das Messer im nächsten Moment los. Ich hörte ein dumpfes aufprallen und stürzte im nächsten Moment selbst auf die Knie. „Ich kann das nicht!" Schluchzte ich und krallte meine Hände in den Boden. „Ich kann es einfach nicht." Flüsterte ich und ließ die Tränen ungebremst über meine Wangen fließen.
„Ich kann nichts töten..." Fügte ich leise hinzu und erwartete schon eine Form der Ablehnung oder ähnliches, aber es waren nur leise Schritte zu hören und fühlte eine Hand auf meiner Schulter. „Es muss dir nicht leidtun. Du hast diese Prüfung bestanden. Du hast deinen eigenen Willen nicht verraten, egal wie hoch der Druck in deinem Kopf wurde. Nur jemand, der wie du, niemals ein unschuldiges Wesen töten würde, kann ich guten Gewissens an der Spitze eines Volkes stehen lassen. Du hast ein Herz, was dafür geschaffen wurde, großes zu bewirken Maurice." Ich sah auf und direkt in die mitleidig dreinschauenden Augen des Gewittermädchen.
Ich schniefte, doch traute mich nicht wirklich, meine Nase zu schnäuzen. „Hier vielleicht brauchst du das." Sie hielt mir ein Stofftaschentuch hin und lächelte mich schuldbewusst an. „Ich wollte dich nicht so erschrecken." „D...d.danke." Murmelte ich und nahm das Tuch in die Hand. Vorsichtig wischte ich mir die Tränen weg und schniefte dann erneut. „Also sag mir, wenn es dir wieder gut genug geht, ja?" Ich nickte beruhigt und begann ruhig zu atmen und meine Gedanken aktiv zu beruhigen. Alles ist gut. Nichts ist passiert. Ich habe niemandem wehgetan. Ich wiederholte diese Worte immer wieder in meinem Kopf, bis ich mich gut genug fühlte, um wieder aufzustehen.
„Wie fühlst du dich?" Fragte sie mich und sah mich leicht besorgt an. „Gut mach dir keine Sogen um mich." Sie nickte leicht. „Also willst du wissen, was gleich passiert?" Fragte sie und sah mich aufmerksam an. „Ja." Gab ich zurück und schluckte leicht. „Nun auf deinem Arm wird ein Tattoo erscheinen, welches mein Zeichen ist und du wirst eine besondere Fähigkeit erhalten. Die Fähigkeit der Klarsicht, was an sich bedeutet, dass du ab jetzt immer merkst, ob jemand lügt. Und das Buch wird dir wieder sagen, wohin du als nächstes musst."
Ich wusste nicht wirklich, was ich darauf antworten solle und nickte deshalb nur leicht. „Also nimmst du die Segnung an?" Fragte sie mich freundlich und ich selbst nickte schnell. „Hast du sonst noch irgendwelche Fragen?" Fügte sie hinzu, doch in meinem Kopf waren keine offenen Lücken, deshalb antwortete ich mit einem leisen. „Nein aber danke für das Angebot."
„Gut wie du meinst. Erschrick dich gleich bitte nicht. Es wird nur etwas hell werden und es war nett dich kennengelernt zu haben." Mit diesen Worten legte sie ihre Hand auf meinen linken Arm, ein leichtes Zucken durchlief meinen Körper und ein gleißend helles Licht ging von der Stelle aus, an der sie meinen Arm berührte. Ich kniff die Augen zusammen, doch schon im nächsten Moment verschwand die Berührung. Ich stolperte zur Seite, doch landete nicht auf dem Boden, sondern wurde von jemandem aufgefangen.
„mau, wo kommst du denn her?" Sagte eine mir nur allzu bekannte Stimme. „Und was ist das da an deinem Arm?" Jetzt wo ich mir sicher war, dass es nicht mehr so hell war, schlug ich wieder die Augen auf und sah direkt in Zombeys Gesicht. „Ich habe die Segnung erhalten." Sagte ich leise und ich erkannte, dass die Miene meines Freundes eindeutig entspannter und ruhiger wurde. Doch plötzlich fühlte ich einen starken Wind, der mir durchs Haar zauste. Und mir wurde klar, dass wir nicht mehr in dem Wald sein konnten.
„Wo sind wir?" Fragte ich ihn und sah erneut in seine Augen. „Draußen, also außerhalb des Waldes und all die Sachen, die wir mit hinein genommen haben, sind auch hier." Antwortete er mir und ich konnte eine Art Erleichterung in seinem Gesicht erkennen. „Was? Das heißt, dass wir Niluna, Kin und Sturm nie wieder sehen und, dass wir uns nicht einmal verabschieden konnten?" Fragte ich und wurde plötzlich unglaublich traurig. „Wissen sie denn, dass wir weg sind? Und und..." Ich unterbrach mich und konnte mich gerade so vom Weinen abhalten.
„Ich kann auf alle deine Fragen mit ja antworten. Deshalb ist Niluna wohl auch früher gegangen, und weil sie Angst vor Gewittermädchen hat. Ein bisschen zumindest. Also ja wir werden sie wahrscheinlich nie wieder sehen und ja sie wissen darüber Bescheid." Er klang dabei ganz ruhig und ich konnte es irgendwie nicht fassen. „Zombey sie sind unsere Freunde." Sagte ich und jetzt standen mir doch Tränen in den Augen. „Ähm ja klar und? Wir müssten doch ohnehin bald weiter." „Aber wir müssen uns doch verabschieden!" „mau bitte... ich hätte das auch gerne getan, aber wir können jetzt nicht mehr zurück. Also es würde nichts bringen es zu betrauern, wir können nämlich absolut nichts daran ändern." Er klang seltsam bitter bei diesen Worten und ich hatte das Gefühl, dass ich ihn nicht darauf ansprechen sollte.
„Okay wie du meinst aber woher weißt du, dass sie wissen, dass wir weg sind?" „Nun ich habe mit Gewittermädchen gesprochen und sie nach einigen Sachen gefragt. Sie hat mir erklärt, was mit der Zeit da drin los war und es auch immer noch ist und auch warum. Außerdem hat sie mir dann auch noch ein paar andere Dinge erzählt, aber jetzt zu dir. Was ist das da auf deinem Arm?" Ich sah auf meinen linken Arm und erkannte einen wirklich realistischen Blitz, der sich plötzlich an der Stelle befand, auf die Zombey zeigte. „Es ist das Zeichen von Gewittermädchen, welches sie mir gegeben hat, nachdem sie mich gesegnet hatte."
„Oh dann haben wir jetzt wohl beide ein Tattoo." Sagte Zombey und tippte auf seine Brust und danach auf seinen rechten Arm, auf dem sich einige schwarze Zeichnungen befanden. „Und was sind die Sachen da?" Fragte ich und Zombey sah mir direkt in die Augen. „Das sind Geschichten maudado. Meine Geschichten."
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Hey ihr langhaarigen Meersalzbrötchen, wisst ihr eigentlich, dass es es wirklich blöd ist, einen echt eklig geprellten Finger zu haben, wenn du tagtäglich sehr viel tippst? Es ist nämlich sehr blöd. /Vor allem, wenn man an vielen Sachen gleichzeitig arbeitet./
Doch jetzt nochmal zur Erklärung für das Zeit Ding: Es ist regulär, also in Aikite ein ganzes Jahr vergangen, außer in diesem Wald, weil das Vergehen der Zeit dort wegen Gewittermädchens Aura aufgehoben wird.
Nun denn, die heutige Frage lautet: Wie sehr und in wie fern haben sich Palle und die anderen in diesem Jahr verändert?
Und das war es. I'm out. *springt gegen eine Wand, dann an die Decke, dann zu Boden und dann durchs Nether Portal*
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