Kapitel 2: Fetzenohr und Goldmann
Schattenwesen
Bei den Schattenkreaturen handelt es sich um Wesen die ihren Ursprung in der ersten großen Finsternis haben. Anfangs hat jedes Schattenwesens kalkweiße Haut und schwarzes Haar. Doch beim ersten Kontakt mit Tageslicht verlieren sie ihre sogenannte 'Nachtform'.
Wie bei jedem der vier Grundvölker gibt es menschenähnliche Wesen welche mit der einfachen Fähigkeit des Schattenbändigens gesegnet sind und eine natürlichen Abneigung gegen Licht besitzen, diese wird mit der Macht des Wesens stärker. Jene 'einfachen' Kräfte können sich auf jedem erdenklichen Wege zeigen.
Doch neben diesen eigentlichen Menschen gibt es auch wirklich starke Kreaturen, die ihre Gestalt zwischen Mensch und ihrer Mitternachtsform wechseln können. Doch diese Fähigkeiten sind selten und meist nur in den Herrscherhäusern* vertreten.
Es gibt solche Formen wie 'Gestaltwandler' die jedes Wesen egal ob Schatten, Licht, Nebel oder Eisen annehmen kann, sofern sie mit dieser zweiten Gestalt geboren sind und dann gibt es noch Kreaturen, die das Licht derartig verabscheuen, dass es ihnen nur möglich ist, sich in Gestalt eines Schattenwesens zu materialisieren. Genau wie umgekehrt.
Diese besondere Fähigkeiten des sogenannten wandeln, sind das erste mal sowohl schmerzhaft, als auch erst ab dem achtzehnten Lebensjahr einsetzbar. Zudem geschieht es das erste Mal unbewusst. Danach können sie zwischen den beiden Formen nach belieben wechseln. Diese besonderen Bändiger sollte man niemals unterschätzen oder verärgern außer man hegt den Wunsch eines besonders grausamen Todes zu sterben.
*Siehe Kapitel drei Herrschaft und Königsfamilien, Absatz sieben.
Auszug aus die Wesen von Aikite von Conium macalatum
|Doch je näher ich dem Zentrum kam desto steiniger und glatter wurde der Boden, bis wir irgendwann vor dem großen Rathaus der Stadt standen und was ich dort sah war etwas unglaublich furchtbares.|
Pov. Zombey
Der Platz war groß, rund und mit vergoldeten Steinen gepflastert. Die Häuser um die Stadtmitte, waren noch prachtvoller und symmetrischer, als die restlichen in der Stadt. Sie sollten ihre Betrachter einschüchtern und ihnen da3s Gefühl geben klein und machtlos zu sein. Und um ehrlich zu sein: sie erfüllten ihren Zweck.
Zu meinem Bedauern, warfen die weißen Wohnstädten nicht mal einen Schatten. So, dass ich mich für noch kraftloser hielt. Ich fühlte mich wie auf dem Silbertablett serviert.
Mit einem einzelnen Pfeil hätte man meinem Leben, auf diesem offenem Platz, ein Ende setzen können, ohne viel Mühe. Also entsprach ich in diesem Moment vollkommen dem kleinen machtlosen Jungen, den die Erbauer dieser Stadt zu Tage fördern wollten. Und ich hasste es.
Doch es war nicht der Bereich selbst, der mich so schockierte. Nein es war das, was sich in seiner Mitte befand.
Wie als wollte er bewusst einen Kontrast, zum strahlenden weiß, der mächtigen Mauern bilden, stand er da.
Aus rostigem Eisen, mit gerade genug Platz für seinen Insassen, ein Käfig. Auch wenn der Stahl wahrscheinlich ebenso massiv war, wie die Mauern der Gebäude, sah das Material alt und abgenutzt aus.
Die Gitterstäbe waren zudem von irgendwelchen Substanzen beschmiert. Wahrscheinlich hatte jemand etwas auf die Gefangene darin geworfen. Denn auch diese wirkte nicht unbedingt sauber.
Ich trat näher an den Käfig heran und konnte nun erkennen, wer genau sich darin befand.
Es war ein brünettes Mädchen, von ungefähr vierzehn Jahren, zwischen ihrem Haar, lugten zwei Katzenohren hervor.
Über ihr Gesicht zogen sich unzählige Wunden und auch ihr linkes Ohr war halb zerfetzt.
Plötzlich schoss der Kopf des Mädchens hoch und sie starrte mir direkt in die Augen. Und obwohl sie verletzt war, obwohl sie zusammengekauert in einem Käfig kniete, obwohl ihre Kleidung durchblutet an ihr klebte, war ihr Blick schneidender, als jede mir bekannte Waffe. Ihre stechenden hellgrünen Augen schienen mich zu durchbohren und ich war mir sehr sicher, dass wenn es ihr möglich gewesen wäre, sie das Selbe mit einem Schwert getan hätte.
„Was willst du?" Die Stimme des Neko Mädchens war kalt und abweisend. Es lag keine Spur von Angst in ihr und auch an sich wirkte sie furchtlos aber die Tatsache, wie sie mich ansprach, verlieh ihr eine Spur von Wahnsinn.
„Willst du mich umbringen? Bist du dafür gekommen?" Fauchte sie und ihre Hände krallten sich um die Gitterstäbe.
Weiß traten ihre Fingerknöchel hervor und ich erkannte, dass die Haut ihrer rechten Hand bis zum Ellenbogen komplett verbrannt war. Und in ihren Augen glomm purer Hass.
„Nein bin ich nicht. Mein Ziel ist es keineswegs dein Leben zu beenden." Ich erwiderte ihren Blick starr und ohne jegliche Emotion.
Und plötzlich, ohne jede Vorwarnung begann das Mädchen zu lachen. „Das ist lustig!"
Ihr Lachen wurde lauter und ihr Gesicht verzog sich zu einer Maske des Wahnsinns. Ihre Augen schienen sich zu verdunkeln. „Das haben sie auch gesagt bevor..." Sie konnte ihren Satz nicht zu ende führen, weil erneut heftige Lachsalven sie schüttelten.
Fast unbewusst trat ich einige Schritte zurück. Pferd gab ein erschrecktes schnauben von sich.
Ich sah erneut zu dem Mädchen, ihr Schweif peitschte aggressiv hin und her und sie hatte ihr rechtes Ohr eng an den Kopf angelegt. Das linke war weiterhin schlaff abgeknickt aber das änderte nichts an ihrer bedrohlichen Haltung.
Gerade als sie erneut zum reden ansetzen wollte, wurde ich am Arm gepackt und mitgezogen. Ruckartig wandte ich der Person meinen Kopf zu.
Es war ein kleiner, stämmiger Mann, mit goldenen Haaren. Er zog mich hastig vom Platz weg und ich hatte gerade noch die Möglichkeit Pferd zu signalisieren, dass er uns folgen sollte.
Sobald wir den offenen Platz verlassen hatten begann der Mann zu sprechen:„ Verzeihe das Mädchen. Sie musste zusehen wie ihre Mutter hingerichtet wurde."
Ich sah den Mann überrascht an, während sein Blick starr geradeaus gerichtet war. „Warum?" Fragte ich verwirrt.
„Nun kommt darauf an, warum du ihr deswegen verzeihen solltest oder weshalb sie diesen Verlust erleiden musste." Er ging weiter, bis wir vor einem kleineren Haus ankamen. Er schnippte einmal und ein junger Mann von etwa zwanzig Jahren lief zu uns.
Erklärend sagte er: „Gios wird sich um dein Pferd kümmern." Ich nickte und schaute das graue Tier entschuldigend an. Es schnaubte und lies sich von dem ebenfalls blonden wegführen. Damit wäre auch geklärt, dass es sich bei ihm keinesfalls um einen Neko oder Inu handeln konnte.
Nachdem Pferd ganz aus meinem Blickfeld verschwunden war antwortete ich dem dem Mann:„ Eher letzteres. Ich würde ihr ihr Auftreten ohnehin nicht zum Vorwurf machen. Ich hätte wahrscheinlich auch nicht die beste Laune, wenn man mich in einen Käfig sperren würde."
Für Manche Menschen mag diese Unterhaltung, für zwei Fremde, recht seltsam wirken, aber dieses Gespräch gehörte noch zu den normaleren, welche in Aikites Straßen geführt wurden, in diesen Tagen.
Der Mann nickte. „Aber warum so nachsichtig mit ihr?" Leiser fügte er hinzu. „Sie ist schließlich ein Neko."
Ich sah mich um und antwortete in der selben Lautstärke:„ Ich weiß aber die Leute aus meinem Land glauben nicht, dass diese Wesen uns untergeordnet sind."
Erneut nickte er und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Dann bist du willkommen in meinem Haus Reisender. Sei heute mein Gast."
Damit öffnete er die Tür und machte eine einladende Handbewegung. „Ich danke und nehme das Angebot der Gastfreundschaft an."
Er lächelte und lies mich eintreten. Der Mann schien mir sympathisch obwohl es sich bei ihm zweifelsfrei um ein Lichtwesen handelte.
Ich sah mich um, doch bevor ich viel erkennen konnte, wurde ich in ein anderes Zimmer gezogen.
Es war eine Art Arbeitszimmer. An den Wänden stapelten sich die Bücher und der kleine Mann, dessen Namen ich immer noch nicht kannte, setzte sich hinter einen Schreibtisch.
Auf diesem Tisch lagen Papierstapel, Federkiele und Tintenfässer. Es wirkte alles etwas altertümlich und teilweise so, als hätte man das Zimmer subtil mit Gold eingestaubt.
Ich hatte das erste mal die Gelegenheit den Mann genauer zu mustern. Seine Kleidung war erlesen und seine Augen hatten den selben Goldton, wie sein Haar.
Er sah mich ebenfalls studierend an, wie ein Buch welches er allein an seinem Einband aufschlüsseln wollte.
Nach einer Weile schien sich der Mann aus seiner Trance zu lösen und sagte nahezu beiläufig: „Ich bin Aureon." Ich nickte stumm und antwortete nichts auf diese Aussage. Wenn der Lichtmann etwas über mich wissen wollte, sollte er gefälligst fragen.
Ich gebe zu ich war nie der größte Freund von Lichtwesen, was man mir aber durchaus verzeihen könnte.
Zumindest nickte Aureon, da er bemerkte, dass er von mir keine Antwort auf die ungestellte Namensfrage bekommen würde.
Er schaute mich ein weiteres mal genau an. Dann wurde sein Blick neugierig. „Du sagtest, dass dein Volk die Nekos als gleichberechtigt ansieht. Bist du etwa ein Nebelwesen ?" Fragte er und seine Augen strahlten nahezu bei der Frage.
Das jemand so, bei Erwähnung des grauen Volkes von den Inseln, reagierte, war gar nicht so ungewöhnlich.
Sie waren eins der größten Mysterien Aikites und der Mann mit den goldenen Haaren schien ein begeisterter Kenner eben dieser zu sein, wenn man sich die Einbände der Bücher genauer ansah.
Trotz seiner Euphorie musste ich ihn enttäuschen und mich möglicherweise in Gefahr bringen. „Nein, ich stamme aus dem Schattenreich."
In den Sekunden die zwischen meiner Antwort und seiner Reaktion verstrichen, malte ich mir aus wie er sich verhalten könnte. Zwischen einem Mordversuch und ungläubigem Lachen war jede Option besetzt. Doch wie er sich endgültig verhielt war etwas überraschend.
Er gab ein panisches quietschen von sich und schubste mit einer hektischen Handbewegung einen Stapel Papier vom Tisch. „Wollen sie mich töten oder fressen?" Seine eigentlich ruhige Stimme war ziemlich ängstlich und auch höher als zuvor.
Und ich hatte mich weder feindselig bewegt noch irgendwie bedrohlich gesprochen. Ich hatte nur erwähnt welcher Art von Wesen ich angehörte. Das sagte schon viel über das Verhältnis unserer Völker aus. Wahrscheinlich sprachen wir nur noch auf Grund der Regeln der Gastfreundschaft so normal miteinander.
Trotzdem blieb ich ruhig stehen und beantwortete seine Frage mit einer Gegenfrage:„ Warum sollte ich?"
Verwundert schaute er mich an und in seinen Augen war immer noch Angst zu sehen, doch er versuchte seine Stimme ruhig klingen zu lassen. „Ihr Schattenwesen tut doch so was." Danach stoppte er und sah mich so an, als könnte ich jede Sekunde ein Schwert ziehen und ihm den Kopf abhacken.
Dann sah ich an mir herunter und bemerkte, wie auch immer ich das vergessen konnte, dass ich ja wirklich ein Schwert trug. Eine seltsame kleine Stadt in der man Waffen am Gürtel hängen haben aber nicht reiten durfte. Wer hatte sich diese Regel nur ausgedacht?
Doch ich stoppte meine Gedanken über die Stadt und antworte Aureon: „Ich schwöre ich werde dich nicht töten oder fressen." Ich hob die Hände und fügte in Gedanken hinzu: warum auch immer ich ein Lichtwesen essen sollte, die schmecken sicher furchtbar.
Er war sichtlich erleichtert und die Angst aus seinen Augen verschwand. Kaum hatte der kleine Mann aufgehört zu zittern, wurde sein Blick wieder neugierig.
„Verzeih die Frage, aber warum siehst du so normal aus?" Er schien diese Frage tatsächlich ernst zu meinen aber ich verstand ihren Sinn nicht ganz.
„Was meinst du mit normal?" Er antwortete weitaus ruhiger und eher so, als würde er mit einem Studien Objekt reden.
„Nun deine Haut ist nicht schneeweiß und deine Haare sind braun und nicht schwarz." Es war eine einfache trockene Feststellung und trotzdem stellte ich mir die Frage, ob das das allgemeine Bild war welches man von Schattenwesen hatte.
„Nun so wurde ich zwar geboren aber jetzt sehe ich, nach deiner Definition, normal aus." Aureon nickte und sein Gesicht wurde wieder ernst.
„Du hast mit dem Neko Mädchen geredet und ich glaube kaum, dass du wirklich nach Wissen suchst. Du stammst aus dem Schattenreich und für ein einfaches Buch würde niemand freiwillig, in das für ihn am wahrscheinlich gefährlichstem Land, reisen. Es sei denn diese Person ist ein Idiot und ich glaube nicht, dass du ein Idiot bist. Also was führt dich her?"
Ich schaute auf in seine alt wirkenden Augen. „Kannst du ein Geheimnis bewahren Aureon?" „Ich schwöre." Sagte der goldenen Mann. Daraufhin nickte ich und setzte zum sprechen an.
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So das wäre dann Kapitel zwei. Was jetzt garantiert keiner bemerkt hat... Aber wie dem auch sei: Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Lasst gerne Meinung, Kritik und Verbesserungsvorschläge in den Kommentaren da. So ich geh jetzt Brot mit Meersalz essen und euch noch einen schönen Tag.
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