Kapitel 6
"Alles in Ordnung bei euch? Ich rieche Blut!"
Scott rannte auf sie zu und schaute erschrocken auf das getrocknete Blut in Liams Gesicht.
"Wer war das?" fragte er plötzlich sehr wütend.
"Monroe..." Liam konnte ihm nicht in die Augen schauen. Er schämte sich, dass er sich nicht hatte wehren können.
Scott nickte, immer noch besorgt, und wandte sich dann Theo zu.
"Und was tust du hier?"
"Weißt du, ich häng hier einfach so rum".
Er schaute dem Alpha provokant in die Augen. Dieser verdrehte die Augen und verschränkte seine Arme vor der Brust.
"Nicht streiten!" mischte sich Liam ein. Langsam stand er auf und streckte sich. "Es gibt gar keinen Grund zu streiten. Schaut. Mir gehts gut!" Zur Demonstration machte er ein paar Schritte. In dem Moment stolperte er. Schnell war Scott an seiner Seite und stützte ihn.
"Von wegen. Ich bring dich jetzt zu dir nach Hause und auf dem Rückweg erzählst du mir alles bis ins kleinste Detail" wies er streng an. Liam nickte nur schwach.
"Und ich?" Theo war inzwischen auch aufgestanden und klopfte sich den Dreck von der Hose. "Du kannst.... " fing Scott an, aber der Junge lies ihn nicht aussprechen.
"Ich weiß schon. Ich bin nicht erwünscht", murmelte Theo traurig und wandte sich ab. Schon wieder werde ich abgewiesen! Was mach ich nur falsch...?
***
Liam:
Liam starrte Theo nachdenklich nach.
Irgendwann muss ich mich bei ihm bedanken, dass er bei mir war und mich gefunden hat.
"Alles in Ordnung?"
"Was?" erschrocken sah er auf. "Ja. Natürlich".
Nach kurzem Überlegen sagte er: "Du hättest nicht so abweisend sein müssen. Er hat mir das Leben gerettet."
Sein Alpha schaute ihn nicht an. "Vielleicht... Lass uns gehen". Mit diesen Worten zog er Liam mit sich, der stolpernd hinterher lief.
"Bitte nicht so schnell!" keuchte er erschöpft und lies sich gegen einen Baum sinken. Scott sah ihn kurz verwirrt an, als ob er gerade aus seinen tiefsten Gedanken gerissen worden war. Trotzdem machten sie eine kleine Pause.
"Willst du mir erzählen, was passiert ist?" fragte er dann vorsichtig. Liam zögerte mit seiner Antwort. Bei Theo hatte er sich noch als ganzer Mensch gefühlt. Jetzt war es, als ob er nicht mehr er selbst war. Auch das Vertrauen, seine Erlebnisse weiterzuerzählen, hatte er nicht mehr.
"Nein."
Verlegen schaute er auf den Boden.
Ist es falsch, Scott nichts davon erzählen zu wollen? Liam wusste allerdings, dass wenn er das tat, auch von Theo reden musste und dazu war er nicht bereit.
Wieso eigentlich? Er ist nur eine blöde Chimäre, die mich hasst.
Es war mehr ein Gefühl, dass er sich vermutlich versprechen würde und irgendetwas privates ansprechen würde.
Scott nickte etwas enttäuscht und wollte weiter laufen. Dann drehte er sich nochmal um.
"Hast du es Theo erzählt?"
"Ja." Schon wieder konnte Liam Scott nicht in die Augen schauen. Es kam ihm vor, als hätte er gerade seinen Alpha betrogen. Doch Scott drehte sich einfach wieder nach vorne und lief weiter.
Verwirrt blieb Liam stehen, bevor er versuchte schnell hinter ihm herzurennen. Er wusste nicht, was im Wald mit ihm passiert war, aber er war sich sicher, dass es nichts gutes zu bedeuten hatte. Weder sein Gespräch mit Theo, noch die Spritze, die in ihn gestochen wurde. Bei dem Gedanken, wurde ihm schon wieder ein wenig schwindelig. Schnell schüttelte er die Gedanken aus seinem Kopf und lief weiter.
***
Theo:
Theo stolperte durch den Wald. Er hatte keine Ahnung, in welche Richtung er lief. Einfach nur weiter.
Was hab ich mir dabei gedacht? Dass man mich danach mehr mögen würde?
Doch tatsächlich kam er kurze Zeit später wieder an seinem Auto an. Unter Tränen lies er sich auf dein Knie sinken, angelehnt an seinen Wagen.
Wieso schaffe ich nicht, das Vertrauen der anderen zu gewinnen?
Er hatte gedacht, Liam wäre soweit, ihm zu vertrauen. Aber da hatte er sich wohl getäuscht. Und dennoch war mit ihm etwas passiert, als er Liams Schmerz gespürt hatte. Als er seine Hand gehalten hatte und um ihn getrauert hatte und als er letztendlich der glücklichste Mensch der Welt war, als er wusste, dass es dem jungen Wolf gut geht.
Ich bin nur eine Chimäre. Ich habe ihn gar nicht verdient.
Froh, dass ihn gerade keiner sehen konnte, lies er eine weitere Träne gewähren, seine Augen zu verlassen.
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