Kapitel 3
Erschrocken drehte sich Liam um und blickte in das Gesicht von Theo.
"Natürlich bin ich das!"
Seltsamerweise hörte die Wut auf durch seine Adern zu pochen.
"Was tust du hier?" fragte Theo.
"Dasselbe könnte ich dich auch fragen" schnaubte Liam ungläubig. Theos Gesicht verzog sich kurz zu einer traurigen Grimasse. Schnell hatte er sich wieder gefasst und antwortete: "Ich bin hier, weil ich hier wohne."
Entgeistert blinzelte Liam. "Aber warum?"
"Fragst du das ernsthaft?!" seine Stimme wurde lauter, "Ich bin vollkommen allein. Niemand vertraut mir! Niemand verschwendet auch nur einen Gedanken an mich!"
"D..Das tut mir leid. Wirklich" stammelte Liam betroffen. Er hatte nicht gewusst, dass es so schwer für den Braunhaarigen gewesen sein musste.
"Man gewöhnt sich dran"
"Man sollte sich daran aber nicht gewöhnen müssen!"
Theo zuckte bloß mit den Schultern. Er wollte es sich nicht anmerken lassen, dass er ziemlich gerührt war von Liams Worten.
"Ich muss zurück zu meinen Eltern" durchbrach Liam die Stille. "Tschüss. Wir werden uns wohl nie wieder sehen." Ihm war bewusst, dass seine Worte kaltherzig klangen, aber das letzte, was er jetzt wollte, war ein Drama.
"Wieso das?" Aus Theos kompletter Körperhaltung sprach Verwirrung. "Weil ich umziehen werde".
Während Theos Wutausbruch war ihm klar geworden, wie Dankbar er sein konnte, ein Dach überm Kopf zu haben.
Bevor ihm schon wieder Tränen in die Augen traten, wandte er sich mit einem letzten Tschüss ab und verschwand zwischen den Bäumen.
***
Theo:
Er war immer davon ausgegangen, dass es der glücklichste Tag in seinem Leben werden würde, wenn der Welpe verkündete, dass er ging. Doch jetzt fühlte er sich bloß allein gelassen.
Er ging zurück zu seinem Wagen und setzte sich rein. Aus reiner Gewohnheit klammerte er sich an dem schwarzen Lenkrad fest. Es gab ihm halt. Wieso bringt mich das so durcheinander? Er ist bloß ein nerviger, kleiner Idiot, der bald aus meinem Leben gestrichen sein wird!
Mit diesen Worten überzeugte er sich und startete endlich den Motor. Theo wusste nicht, in welche Richtung er fuhr. Er wollte bloß etwas tun. Zur Not würde er Stundenlang durch die Gegend fahren.
***
Liam:
Liam trat müde durch die Haustür. Sobald die Tür zugeschlagen war, fiel ihm seine Mutter um den Hals. "Ich hab mir solche Sorgen gemacht!" schluchzte sie und schniefte laut.
"Wieso bist du einfach weg? Du hättest mit uns reden sollen." sagte sein Vater sanft. Den zerbrochenen Spiegel in seinem Zimmer erwähnte niemand.
"Es tut mir leid." Eigentlich tat es ihm nicht wirklich leid.
Er spürte schon wieder Wut in seinem Bauch hochkriechen. Wie kann es sein, dass ich im Wald so Ruhig war? Bei Theo.
"Weißt du, ich habe ein Jobangebot bekommen", fing sein Vater an, "an einem anderen Krankenhaus und ich habe eine Gehaltserhöhung versprochen bekommen."
"Und du hast schon zugesagt?" fragte Liam mit erstickter Stimme. Eigentlich wollte er nicht schon wieder heulen.
"Ja." Schon wieder bloß diese kargen Antworten. Liam funkelte seine Eltern an. Wie hatten sie das ohne ihn entscheiden können?
"Ich bleibe!" Diese Antwort rutschte ihm einfach raus. Er hatte es nicht so direkt ausdrücken wollen, aber es stimmte. Er würde sein Rudel nicht verlassen, bevor er nicht wusste, warum er seine Wut nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Bevor seine Eltern etwas sagen konnten, fuhr er fort: "Ich bin alt genug, um allein sein zu sein. Mason hat schon einen Führerschein und ich dürfte eigentlich auch schon einen machen." Während er das sagte, schaute er den beiden Erwachsenen fest in die Augen.
Diese schauten ihn überrascht an. "Das können wir nicht jetzt sofort festlegen." sagte dann seine Mutter. Wenigstens war es kein 'Nein'.
***
Die nächsten Tage waren die Hölle. Immer wieder wollte er seine Eltern fragen, ob er jetzt mitgehen musste, oder in Beacon Hills bleiben durfte. Doch seine Eltern äußerten sich zu dem Thema mit keinem Wort.
Manchmal hörte er die beiden Tuscheln, aber er konnte nur erahnen, über was sie redeten.
Was, wenn ich nicht bleiben darf? Was wenn ich meine Freunde verlassen muss? Verzweifelt fuhr er sich durch die Haare.
"Mum? Dad? Ich gehe ein bisschen spazieren!"
Seine Eltern nickten bloß und beachteten ihn nicht weiter. Was ist denn mit denen los?
Doch darum wollte er sich jetzt keine Sorgen machen, er wollte einfach nur den Wind in seinen Haaren spüren. In den Wald wollte er nicht. Dort war die Gefahr zu groß, dass er Theo begegnen würde. Und auch, wenn die Begegnung sehr schön war, wollte er gerade niemanden sehen.
Er lief und lief und schaute sich nicht um, wohin er lief.
Erst als er einen erdigen Geruch wahrnahm, blieb er stehen und schaute sich erstaunt um. Er war also doch im Wald angekommen. Dann kann ich genauso gut hierbleiben.
Mit diesen Worten schlenderte er durch den Wald und hörte auf die Herzschläge der Tiere. Es beruhigte ihn, wenn er wusste, dass hier noch andere Lebewesen waren.
Plötzlich wurde er hochgerissen und hing kopfüber an ein einem Baum. Durch den Schwung, schlug er sich seinen Kopf hart an einem Baum. Vor Schreck hatte er sich verwandelt und knurrte laut. "Hallo?!" rief er in den Wald. Doch niemand antwortete. "HILFE!" schrie er lauter.
"Es hat keinen Sinn sich zu widersetzten!" hörte er da eine honigsüße Stimme sagen, die er leider nur zu gut kannte.
"Monroe!"
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