Kapitel 15
Liam:
Ich habe es wirklich getan!
Bis zum letzten Moment hatte er gezögert, doch jetzt bereute er keinen seiner Schritte. Theos weiche Lippen auf seinen zu spüren war das schönste, was er seit langem erlebt hatte und er genoss es in vollen Zügen.
Liam war fast ein wenig enttäuscht, als sich Theo von ihm löste und einen Schritt zurück machte. Doch seine Augen strahlten ihn an und sprühten förmlich Funken. "Wieso-"
In dem Moment wurde die Tür geöffnet und Deaton betrat leise telefonierend den Raum.
Sein Blick schweifte durch den Raum und blieb an Liam hängen, der sich aufgerichtet hatte und den Tierarzt fragend anschaute.
Was wohl passiert ist?
In dem Moment legte Deaton auf. "Scott kommt gleich. Wir müssen reden!" kündigte er an und drehte ihnen den Rücken zu.
Was ist denn mit dem los? fragte sich Liam verwirrt. So war Deaton sonst nie drauf. Nur, wenn ihn etwas wirklich beschäftigte. Als er zu Theo schaute, sah er in seinem Gesicht dieselbe Ratlosigkeit, wie bei ihm selbst.
***
Theo:
"Und über was?" fragte er ungeduldig. Er hasste kurz angebundene Antworten.
"Das geht dich nichts an. Liam, Scott und ich müssen über etwas reden."
Theo zuckte gekränkt zurück.
Er hatte nicht erwartet so zurück gestoßen zu werden.
"Wer hat entschieden, dass ich nicht bleiben darf?" fragte er gefährlich leise. Seufzend drehte sich Deaton um. "Hör mal. Ich weiß, du bist besorgt, aber es geht dich wirklich nichts an. Es tut mir leid."
"Ich bin nicht einfach nur besorgt!" rief Theo aufgebracht und baute sich vor dem Tierarzt auf. "Ich habe mir, seit Liam fast gestorben ist, JEDEN Tag und JEDE Nacht Sorgen gemacht, dass er stirbt. Dass er Einfach weg sein könnte! OK?!"
Er machte einen Schritt auf Deaton zu.
"Bei dem ersten Mal, in dem ich diese BESCHISSENE Vision hatte, habe ich fast meinen Verstand verloren. Ich habe JEDEN EINZELNEN Schmerz gefühlt, den Liam gefühlt hat. JEDEN! Und dann ist es wieder passiert!
Weißt du eigentlich, wie erleichtert ich gewesen bin, als er beim zweiten Mal nicht inmitten einer Blutlache lag und keinen Mucks mehr von sich gegeben hat?!"
Seine Fäuste ballten sich verzweifelt. Er bemerkte den verwunderten Blick von Liam nicht, der ihm in den Rücken brannte.
"Beide Male konnte ich nur zusehen! Nichts konnte ich machen! Rein gar nichts! Und du sagst, ich würde mir nur Sorgen machen?!"
Völlig entkräftet lehnte er sich an den Behandlungstisch, mit dem Rücken zu Liam.
Auf einmal spürte er eine warme Hand über seinen Rücken streichen. "Ist das wirklich so?" flüsterte Liam fragend in sein Ohr und Theo nickte stumm.
"Wieso hast du mir nie etwas davon erzählt?"
Gerade wollte er antworten, als sich Deaton einmischte.
"Er hatte keine Ahnung, was es ist. Er wusste nur, dass es ihm Angst gemacht hat. Natürlich hat er es keinem erzählt!"
Hatte ich wirklich so sehr Angst davor?
Doch nach einer Weile nachdenken nickte er zustimmend. "Es tut mir, wie gesagt, leid."
Eine seltsame Stille entstand. Keiner traute sich etwas zu sagen.
Schließlich erhob sich Theo seufzend. "Ich denke, ich gehe jetzt..." murmelte er leise und wollte gerade einen Schritt in Richtung Tür machen, als er Liams Hand in seiner spürte.
"Bleib bitte" flehend schaute er ihn an. In seinen Augen schimmerte Angst. Natürlich hatte er Angst. Theo hatte auch Angst.
Liams Blick glitt zu Deaton.
"Bitte lass ihn bleiben."
Theo lächelte in sich herein und konnte seinen Augen nicht von dem Jungen losreißen, der Deaton entschlossen anfunkelte.
"In Ordnung."
Was hat er gesagt?
Theo war fest davon ausgegangen, dass Deaton ihn rausschmeißen würde. Doch als er den Tierarzt anschaute, sah er keine Ironie, die darauf hinweisen könnte, dass er ihn gerade verarschte.
"Wirklich?" fragte er erstaunt und Deaton nickte.
In dem Moment hörte man Motorengräusche von draußen.
Das ist bestimmt Scott!
Hoffentlich bekommen wir endlich antworten von Deaton!
"Ja wirklich. Auch wenn ich nicht weiß, ob Scott das so toll finden wird..." sagte er zögerlich.
"Wieso sollte es ihn stören?" Liam hörte sich verwirrt an.
"Ich denke mal, weil ich sein ganzes Rudel umbringen wollte?" mutmaßte Theo etwas gekränkt. Andererseits konnte er verstehen, dass niemand ihm so wirklich vertrauen wollte. Es war nun mal eine Tatsache, dass er in seiner Vergangenheit schlimme Dinge getan hatte.
"Aber die Zeiten sind vorbei! Das muss er doch wissen!"
Liam hatte sich in Rage geredet und bemerkte nicht, wie hinter ihm die Tür aufging und Scott leise eintrat.
"Man kann doch nicht immer nur die Vergangenheit einer Person bewerten! Er hat mir doch schon mehrmals das Leben gerettet! Wieso seid ihr alle immer so gemein zu ihm?!"
"Vielleicht solltest du ihn das selbst fragen", sagte Deaton und zeigte auf Scott, der immer noch unbemerkt dastand und verwirrt zwischen den Dreien hin und her schaute.
Erschrocken drehte sich Liam um.
Sein Mund formte ein 'Oh' und seine Augen blitzen kurz Schuldbewusst, während sich Theo schon wieder ein stolzes Grinsen verkneifen musste. Es war jetzt schon das zweite Mal, dass Liam ihn verteidigt hatte.
"Ähem... Ich weiß nicht um was es so genau geht," sagte Scott. "Aber ich denke es geht darum, dass Theo...?" Er schaute fragend zu ihm, "nicht zum Rudel gehört?"
"Richtig! Wieso akzeptiert ihr ihn nicht?" rief Liam aufgebracht.
Was ist nur los mit ihm?
So wütend hatte Theo ihn lang nicht mehr gesehen.
"Hey... Es ist alles gut," murmelte er Liam von hinten ins Ohr und legte sanft eine Hand auf seinen Oberarm.
Anstatt sich jedoch zu beruhigen fuhr er zu Theo rum, riss seinen Arm aus seiner Hand und schrie: "Nein! Es ist gar nichts gut!"
"Liam... Du solltest dich jetzt beruhigen!" versuchte Theo es, kurz vor der Verzweiflung weiter.
Hinter Liams Rücken bemerkte Theo eine Bewegung. Auch ohne hinzuschauen, wusste er, was gleich passieren würde und es gefiel ihm gar nicht.
Das ist nicht der richtige Weg! dachte er verbissen und überlegte fieberhaft, wie er Liam aus der Situation retten könnte.
"Was starrt ihr mich alle so an?!" Liams Augen glühten und er starrte jeden Einzelnen nacheinander an. Seine Stimme klang noch genauso wütend wie vorher.
Als sein Blick bei Deaton hängen blieb, konnte man gerade noch sehen, wie etwas hinter seinem Rücken verschwand.
"Was hast du da?!" knurrte Liam bedrohlich leise und machte ein paar Schritte auf ihn zu.
"Lass es gut sein Liam...." versuchte ihn Theo ein letztes Mal zu überzeugen nicht auf den Tierarzt loszugehen, aber es hatte keinen Sinn. Liam war zu wütend, als dass er auf ihn gehört hätte.
Gerade als Liam mit seinen Krallen ausholen wollte, zog Deaton hinter seinem Rücken die Spritze hinter seinem Rücken hervor.
"Nein, nein, nein, NEIN!" murmelte Theo, immer lauter werdend vor Panik. Es war deutlich mehr Flüssigkeit drin, als letztes Mal und das war nie ein gutes Zeichen.
Auch Liam wich ängstlich von dem Tierarzt weg, wobei er allerdings gegen Theo stieß und ruckartig stehen blieb.
"Was wird das?"
Doch im nächsten Moment spritzte ihm Deaton schon die doppelte Menge Beruhigungsmittel, von der selben Art, das Liam vorhin schon bekommen hatte.
"Nicht schon wieder...." flüsterte er kraftlos, woraufhin er eine Sekunde später zusammenklappte. Direkt in Theos Arme.
Schon wieder.
"War das wirklich nötig?" fragte er und ging in die Knie, um Liam hinzulegen.
"Ich denke schon", mischte sich Scott ein.
"Was weißt du schon!" knurrte Theo und schaute ihn böse an. Dabei konnte Scott gar nichts dafür, dass Liam eben zusammen gebrochen war.
"Hört auf!" unterbrach Deaton sie.
"Lasst uns lieber darauf konzentrieren, wie wir unser Problem lösen!"
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