Kapitel 7
"Can't Help Falling in Love" von Elvis Presley
***************************************************************
Aber der Schuss kam nicht von Lorenzos Waffe sondern von einer Waffe hinter mir. Sie traf Lorenzo an der Schulter. Dieser stolperte zurück und ließ seine Waffe fallen. Es war ein Wunder, das sich kein Schuss aus ihr löste. Ich stand einfach ganz ruhig auf und griff nach meiner Kette. Es war ein Herz aus silber. Sie hatte meiner Mutter gehört. Sie hatte sie mir vermacht und gesagt, es würde für ihr Herz stehen, was immer für uns ihre Kinder - ihre Familie weiter schlagen würde. Ich hatte die Kette nie wieder abgelegt, seitdem ich es mit fünf von ihr bekommen hatte.
Ich drehte mich um und sah einen wütenden Marco.
"Du wolltest sie wirklich umbringen?!", brüllte er seinen Vater an. Dieser saß weinend in seinem Sessel und hielt sich seine Wunde zu.
"Ich hätte es nie gekonnt. Ich wollte, aber sie ist doch so etwas wie meine eigene Tochter!", schluchzte er.
"Und trotzdem hast du daran gedacht!", brüllte sein Sohn ihn weiter an.
"Es tut mir leid, Aurora! Glaub mir, ich wusste doch nur nicht weiter!", flüsterte Lorenzo unter einem Schwall von Tränen.
"Es gibt Dinge, die kann ich verzeihen, aber das nicht. Du wolltest mich eben umbringen!", antwortete ich leise und ruhig. Ich wollte stark bleiben, aber mir war zum Heulen zu mute.
"Ich werde deinen Platz übernehmen! Du bist nicht mehr zurechnungsfähig!", knurrte Marco, "Ich werde mit Mama über alles reden und dann sehen wir wo du wohnen wirst! Hier nämlich definitiv nicht mehr. Ich will dich nie wieder sehen!"
"Obwohl ich es doch nur für dich tun wollte, schmeißt du mich raus!", fragte Lorenzo entsetzt nach.
Das war nicht weiter meine Angelegenheit. Ich ließ die beiden alleine weiter Streiten.
Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen. Sitzend vergrub ich mein Gesicht in meinen Armen. Ich weiß nicht wie lange ich dort so saß. Ich konnte nur daran denken, das ich fast gestorben wäre. Ich hätte meinen Brüdern und meinem Vater nie mehr sagen können, wie sehr ich sie liebe. Ich hätte nichts vorzuweisen gehabt außer Tochter und Schwester sein. Ich wäre ohne meine Familie, ohne meine Freunde und ohne ein eigenes Leben gestorben! Und das schlimmste daran war, es wäre mir egal gewesen. Ich hätte doch mit Luca abhauen sollen!
Ich schreckte hoch als meine Zimmertür mit einem krachen aufflog und gegen die Wand knallte. Im Türrahmen stand ein zerzauster Luca, der mit einem Blick über das Zimmer flog. Sofort kam er auf mich zu gerannt. Er war anscheinend vorher schon gerannt, denn er war komplett außer Atem.
"Ich war gerade in der Stadt. Ich bin sofort zurückgekommen, als ich von Marco erzählt bekommen habe, was passiert ist!", erklärte er mir außer Atem. Fest drückte er mich an sich und stützte sein Kinn auf meinem Kopf ab.
"Geht es dir gut?"
"Ja, alles gut. Mach dir keine Sorgen. Marco kam gerade im richtigen Moment noch rein gestürmt."
"Es tut mir so leid. Ich hätte für dich da sein müssen. Ich hätte es wissen müssen", flüsterte Luca mir zu und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel.
"Schon in Ordnung. Du konntest es ja nicht wissen."
"Aber ich hätte es wissen müssen. Es wäre der einzige Weg jetzt noch raus zu kommen. Ich dachte nur die ganze Zeit, Lorenzo würde das nicht mal in Erwägung ziehen, weil du seine Patentochter bist. Wie konnte ich nur so leichtgläubig und naiv sein. Ich hätte dich beschützen sollen."
Ich zuckte nur mit den Schultern und drückte mich fester an ihn. Er war wie mein Rettungsring.
"Lass uns heute Abend einfach hier einen ruhigen machen. Ich denke wir sollten jetzt nicht noch abhauen, das würde alles noch mehr zuspitzen lassen. Lorenzo, ist in seinen Zimmern eingesperrt. Vor allen Türen und Fenstern stehen Wachen", erklärte Luca mir, "Marco ist gerade damit beschäftigt Camilla alles zu erklären. Sie ist am ausrasten, weil du entführt wurdest und Lorenzo dann noch versucht hat dich zu erschießen. Und Elisa weiß noch nicht wie sie das finden soll. Sie ist bald die Freundin eines Drogenkartellbosses. So viel zu ihrem normalen Leben. Marco will das sie sofort hier einzieht, damit sie beschützt ist, aber sie will nicht."
Luca redete noch weiter, aber ich bekam es gar nicht mehr mit. Tränen fingen an sich in meinen Augen zu formen. Meine Sicht wurde immer verschwommenen und dann spürte ich schon wie die ersten salzigen Tränen ihren Weg über meine Wangen nach unten zogen. Ich weinte stumm Lucas Hemd voll, aber er sagte nichts dazu. Er hörte einfach auf mit seinen Erzählungen und strich mir beruhigend über den Rücken.
"Sch-sch. Es wird alles gut. Ich bin ja jetzt da und ich lass dich nicht mehr alleine!", flüsterte er beruhigend in mein Ohr.
Ich weinte alles aus mir heraus, was ich seit der Entführung in mir drin gesammelt hatte. Ich bekam mich gar nicht mehr ein. Irgendwann hatte ich dann aber keine Flüssigkeit mehr, um noch weitere Tränen zu vergießen. Luca ließ mich dann kurz alleine, um etwas zu Essen und zu Trinken zu holen. Ich lief in der Zeit ins Bad und musste feststellen, das ich fürchterlich aussah. Ich versuchte mein Gesicht mit kühlem Wasser wieder zur beruhigen, aber in der kurzen Zeit bekam ich weder die verquollenen Augen noch die roten Punkte auf meinen Wangen weg.
Ich lief ohne Erfolg mein Gesicht wieder herzurichten, zurück ins Schlafzimmer und kuschelte mich unter die Decke.
"Hey, ich hab dir Tee gemacht."
Dankbar sah ich Luca an, der sich neben mich auf die Decke gesetzt hatte und mir eine dampfende Tasse hinhielt.
"Ich muss dir etwas erzählen oder besser gestehen", murmelte Luca, als ich mich mit dem Kopf auf seinem Schoss bettete.
"Okey", antwortete ich verwirrt, "Und das wäre?"
"Ich wollte dir das eigentlich später auf unserem Date sagen, aber dazu kommt es heute besser nicht."
"Jetzt sag schon und mach es nicht so spannend!"
"Ich bin nicht nur hier um zu lernen. Das Lernen ist der offizielle Grund. Aber eigentlich wurde ich von Marco engagiert, weil er denkt das irgendjemand die Macht an sich reißen möchte hier in der Gang. Ich soll unauffällig herausfinden, wer das ist."
"Was?!", stieß ich entsetzt hervor. Wer der Boss war, war eigentlich ein Erbrecht. Jeder andere, der versuchen würde an die Macht zu kommen, müsste das machen, in dem er die gesamte Familie Moretti auslöschte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro