Kapitel 42
Luca und ich hatten uns einigermaßen wieder versöhnt. Er dachte immer noch, ich wäre nur eine unbedeutende Assistentin von Raphael und wusste nichts davon, dass ich in Wirklichkeit Raphael war, aber ich durfte weiterhin nachts arbeiten, wenn ich meine Bewacher nicht abschüttelte und mein eigentliches Handy mitnahm. Außerdem sollte ich eine Waffe, zu jeder Zeit, bei mir tragen.
Ich erzählte Luca nicht, dass ich meine Leibwächter extra bezahlte und sie eigentlich bestach, so dass sie weit weg blieben. Bisher hatten sie für das extra Gehalt brav den Mund gehalten und waren weggeblieben. Solange Luca von nichts mitbekam, hatte ich keine Probleme. Ich hatte einfach zu viel Angst davor, dass einer der Leibwächter Luca stecken könnte, dass ich in Wirklichkeit Raphael war. Das könnte mir noch so einige Probleme mehr einbringen. Denn Luca würde dafür sorgen wollen, dass ich damit aufhöre. Das könnte er aber nur Mithilfe meiner Familie schaffen. Und wenn mein Vater und meine Brüder von Raphael erfahren würden-. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was sie machen würden. Sie würden mich nicht umbringen, aber egal was sie machen würden, es würde mir nicht gefallen.
Auch diesen Abend war ich wieder auf den Weg zu meiner kleinen Nebenbeschäftigung. Ich wusste nicht, ob heute jemand kommen würde, denn eigentlich hatte sich niemand bei mir gemeldet, aber man wusste nie.
Es war schon fast fünf Uhr morgens als ich müde meine Sachen zusammen packte. Ich würde nicht weiter für nichts hier warten. Gerade als ich die Tür öffnete, wurde sie mir förmlich entgegengetreten.
"Raphael, wir brauchen Hilfe", brüllte mir ein unbekannter Mann ins Gesicht. Ich nickte nur und zeigte ihnen, dass sie mir folgen sollten, dabei zog ich mir schnell den Mundschutz wieder vors Gesicht. Meine Haube hatte ich zum Glück noch nicht abgenommen. Insgesamt betraten vier Männer das schäbige Haus. Zwei von ihnen schliffen einen weiteren Mann, an beiden Armen, hinter sich her, so dass seine Füße über den Boden gezogen wurden.
"Was ist passiert?", fragte ich schroff.
"Kleinere Prügelei", antwortete eine mir irgendwie gekannte Stimme. Mit Zusammen gekniffenen Augen drehte ich mich zum Sprecher um. Zu meinem Erschrecken stand Leano vor. Mit einem Hecktischen Nicken drehte ich mich wieder von im weg und betrachtete den jungen Mann auf meinem Tisch. Er war bewusstlos, eine ausgekugelte Schulter und seinem Gesicht zu Folge war er mehr als nur einmal mit der Faust geschlagen worden. Als ich sein Oberteil anhob, sah ich deutliche Prellungen, die auf Tritte schließen ließen, sowie zwei gebrochene Rippen.
"Was machen die Leute von Santoro hier?", fragte ich mit möglichst tiefer Stimme, während ich die Schulter wieder einrenkte.
"Unsere Ärzte sind beschäftigt", antwortete Leano.
Ich konnte mir ein hämisches Schnauben nicht verkneifen, die Ärzte waren niemals alle beschäftigt. Heute stand nichts an. Das war eine interne Schlägerei und Leano wollte nicht, dass Luca etwas davon mitbekam.
"Arbeiten Sie alleine?", fragte plötzlich eine andere Stimme. Und diese Stimme würde ich immer erkennen, dafür musste ich mich nicht einmal umdrehen. Ich konnte nur hoffen, dass er mich nicht erkannt hatte. Mein Gesicht und meine Haare waren verhüllt, meine Stimme verstellt und meine Kleidung zu weit, um irgendetwas zu deuten, aber er kannte meine Augen und meine Größe. Ich hätte mich besser verkleiden sollen.
"Wieso wollen Sie das wissen?", zischte ich möglich abweisend zurück.
"Reines Interesse", antwortete er, anscheinend war er näher gekommen. Er konnte nicht weniger als zwei Meter von mir entfernt sein.
"Sie sollten wissen, ich behandle keine neugierigen Menschen!", knurrte ich möglichst tief und bedrohlich zurück.
"Ach ja?", fragte er ganz harmlos. Jetzt stand er maximal einen Meter von mir entfernt.
"Noch einen Schritt näher und ich werde sie erschießen, Signore Santoro", warnte ich ganz leise.
"Sie wissen wer ich bin?", fragte Luca überrumpelt.
"Ich weiß auch, wer Ihre Frau ist. Machen Sie keinen Fehler, Sie könnten es bereuen", zischte ich meinen Ehemann mit verstellter Stimme an. Man hätte eine Stecknadel fallen lassen können, so leise war es im Raum.
"Ich bin fertig mit Ihrer "kleinen Prügelei"", sagte ich und trat vom Tisch zurück. Zwei Männer hoben meinen Patienten vom Tisch und trugen ihn aus dem Haus. Ich wand mich meinen Utensilien zu und reinigte den Tisch, sowie alles weiter, dass ich benutzt hatte. Ein Packen Geld wurde vor mich auf den Tisch geknallt.
"Drohen Sie nie wieder mir oder meiner Frau!", knurrte Luca von hinten in mein Ohr.
"Ich mache Ihnen einen Vorschlag", antwortete ich ganz leise, "Sie drohen mir nie wieder, kommen nie wieder hier und dann werde ich auch nichts tun, dass der süßen Aurora Schaden würde. Ich mag das kleine Ding, ich will ihr nichts tun. Aber wenn man ein Tier in die Ecke drängt, dann schnappt es vielleicht zu."
"Nehmen Sie sich in Acht, Herr Doktor", schnaubte Luca mit einem diabolischen Grinsen auf den Lippen, "Ich werde es nämlich genießen, Sie zu töten."
In diesem Moment wurde ich am Nacken gepackt und mein Kopf mit einem heftigen Schlag auf die Metallplatte, auf der ich normalerweise Patienten behandelte, geknallt.
Kleine Sterne flimmerten vor meinen Augen, als ich versuchte wieder ganz bei mir zu sein. Aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie Leano den Raum verließ und die Tür hinter sich abschloss.
"Na, war das schon alles, was du drauf hast, kleiner Arzt", lachte Luca höhnisch, "Du hättest meiner Frau nicht drohen sollen."
Wieder wurde ich gepackt, dieses Mal am Hinterkopf, und ein weiteres Mal wurde mein Kopf auf die Metallplatte geknallt. Deutlich hörte ich das Knacken, vom Brechen meiner Nase. Ich schmeckte Blut in meinem Mund, anscheinend war auch meine Lippe aufgeplatzt, bei dem Schlag, auf den Tisch.
Luca wollte wieder nach meinen Kopf greifen, erwischte aber bloß meine Haube und zog mir diese, mit einem kräftigen Ruck vom Kopf.
"Sie sind ja eine Frau!", brachte Luca beinahe sprachlos heraus.
"Verfluchte Scheiße, Luca!", brüllte ich umdrehte mich um, dabei riss ich mir den vollgebeuteten Mundschutz vom Gesicht, "Ich bin deine Frau, du Arsch!"
Immer noch unter Schmerzen hielt ich mir die Nase, aus der unaufhaltsam Blut strömte.
"Und das hier", sagte ich und zeigte dabei auf mein Gesicht, "nennt man häusliche Gewalt! Das ist strafbar und ein verdammt guter Scheidungsgrund!"
Luca sah mich einfach nur fassungslos und gleichzeitig entsetzt an, bis es zur Wut wechselte. All dies wurde schnell durch Reue und Panik ersetzt.
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