Kapitel 39
Luca hatte mich am Anwesen meiner Familie abgesetzt, während er zu sich gefahren war. Er musste wieder arbeiten. Und mir - mit ging das Gespräch einfach nicht aus dem Kopf. Ich hatte nie darüber nachgedacht, in wie viel Gefahr ich eigentlich wirklich schweben könnte. Vielleicht machte ich Luca deswegen auch unentwegt so viele Gedanken. Ich war eigentlich einen wandelnde Zielscheibe. Egal wo ich hin kam. Ich könnte mir ebenso gut ein rotes X auf die Stirn malen, das hätte den selben Effekt.
"Aura?"
Verwirrt sah ich Alex an, der neben mir stand.
"Du stehst seit geschlagenen 15 Minuten vor der Tür, willst du nicht endlich reinkommen?", fragte Alex mich vorsichtig. ich nickte und ließ mich von meinem besten Freund reinbringen. Er legte einen Arm um meine Schultern und versteckte mich förmlich vor den Blicken meiner Familienmitglieder. Den Ring an meiner rechten Hand versteckte ich in den Taschen meiner Jacke.
"Was ist passiert. Was hat der Penner gesagt?", wollte Alex sofort wissen, als wir in meinem Zimmer angekommen waren.
"Ich bin dein wunder Punkt", antwortete ich ganz leise.
"Natürlich, was dachtest du denn? Aber was ist passiert?", fragte Alex wieder versorgt, über meinen verwirrten Zustand.
"Luca hat mir das gesagt. Ich wusste es nicht. Ich bin in Gefahr nicht wahr? Das ist, was alle vor mir geheim halten. Ich schwebe in großer Gefahr, weil ich der wunde Punkt von euch allen bin", erklärte ich stutzig.
"Oh, Aura. Es tut mir leid. Ich wollte es dir ja sagen, aber deine Familie und auch Luca haben das für keine gute Idee gehalten. Wir wollten nicht, das du dir Gedanken machst", antwortete mein bester Freund und zog mich in eine feste Umarmung.
"Alex, ich bin 29. Wieso hat mir denn niemand von euch zugetraut, das ich so etwas wissen kann. Ich hätte euch mehr verstanden. Ich dachte meine Familie will mich einfach nur wieder vor der Welt verstecken, wie früher. Sie haben mir gesagt, ich soll nicht mehr Arbeiten gehen, mich 24/7 überwachen lassen. Lucas Wohnung ist eine Festung. Aufgebaut, wie ein Bunker. Alle meine Geräte sind mit Ortungschips versehen. Ich hätte das alles doch viel besser verstehen können, wenn ihr mich einfach eingeweiht hättet. Ich hätte vielleicht sogar auf euch gehört!", rief ich schockiert.
"Lass dich bitte einfach in Zukunft von uns beschützen, dann muss sich auch in Zukunft niemand von uns mehr Gedanken machen", flüsterte Alex. Brüderlich drückte er mir einen Kuss auf den Scheitel.
"Ich sollte Edo erzählen, dass du es weißt, was los ist. Und dann suche ich Ava. Sie ist schon seit der Party verschwunden. Dieser Mickey hat es ihr ganz schön angetan", lächelte Alex mir zuversichtlich zu und ließ mich dann alleine.
Dieser Tag war einfach zu viel für mich. Ich hatte das Gefühl, ich wusste gar nicht mehr wo vorne und hinten war. Erst die Trauung, wegen meines ersten Mals und jetzt diese Gefahr und all diese Geheimnisse. Es hätte mich nicht so aus der Bahn werfen sollen. Geheimnisse gab es schon immer in unserer Familie und auch das ich in Gefahr schwebte war eigentlich nichts neues. Also woher kam plötzlich diese Angst?
Eigentlich war mir die Antwort bereits bewusst. Es hatte sich das erste Mal seit Jahren so angefühlt, als würde alles seinen Weg finden. Luca und ich waren zusammen und würden heiraten, der Streit zwischen allen Familien war geklärt, es gab keine Geheimnisse mehr über meine Entführung damals vor Jahren und ich konnte endlich als Ärztin arbeiten. Aber jetzt wurde mir alles Stück für Stück wieder genommen. Luca und Alex die sich stritten, meine Familie, die Geheimnisse vor mir hatte und mich wieder von der Welt abschotten wollte.
Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen. Ich versuchte mir einzureden, dass sich alles zum Guten wenden würde, aber dieses umtrügerische Bauchgefühl ließ sich einfach nicht verändern. Es würde etwas passieren und ich konnte bei meinem Familien- Freundeskreis nicht versprechen, dass es keine Toten geben würde.
Ein erkennbares Piepen hallte durch den stillen Raum. Es war nicht mein eigentliches Handy, das Luca mir wieder zurückgegeben hatte. Ein kurzer Blick reichte und schon war klar Raphael war gebraucht. Aber sollte ich wirklich mein Leben weiterhin mit meiner geheimen Identität in Gefahr bringen, nach allem was ich heute erfahren hatte? Andererseits würden Menschen sterben, wenn ich nicht helfen konnte. Ich hatte die Nachricht schon so oft bekommen. Zwei Kartelle wollten sich zu Verhandlungen treffen. Man schickte mir immer schon vorab eine Nachricht, denn meistens gingen diese Verhandlungen nicht friedlich aus.
Wer verhandelt mit wem?
Schickte ich schnell an den Kontakt man aus einem der kleineren Kartelle zurück.
Bernardi mit Santoro
Kam die Antwort nur wenige Minuten später. Ich wusste, dass von Lucas Seite niemand bei mir landen würde. Luca hatte mehrere Ärzte auf Abruf, aber das hieß auch, dass er heute nacht nicht Zuhause sein würde. Bernardi dagegen war ein mickriges Kartell kaum Männer, kaum Geschäfte. Wahrscheinlich wollten sie sich Luca anschließen. Wenn ich Glück hatte würde gar nichts passieren. Dann müsste ich auch n nicht wieder abhauen. Andererseits wenn doch etwas passieren würde, dann musste ich schon vor Ort sein und konnte nicht erst ankommen und wenn ich gar nicht erscheinen würde, dann würde man mir nie wieder vertrauen.
Ich wollte wirklich helfen, aber ich wollte nach den heutigen Ereignissen nicht Luca schon wieder hintergehen. Es wäre noch ein schlimmerer Betrug, jetzt da es eine Gang war, die gegen ihn war. Wenn Verwundete von den Bernardis kamen, dann bedeutete das, dass Luca und seine Männer auf sie geschossen hatten. Ich würde also Lucas Feinden und damit auch meinen Feinden helfen zu überleben. Wenn Luca das erfahren würde, ich weiß nicht, ob er so einen Verrat verzeihen konnte. Und dann war da noch meine Familie und Alex. Alle machten sich nur Gedanken, um meine Sicherheit. Ich würde ihre Sorgen mit Füßen treten, wenn ich das Haus verlassen würde. Meine Praxis oder mehr der Behandlungsraum war in einem heruntergekommenen, gefährlichen Teil der Stadt, ich arbeitete alleine und hatte nicht unbedingt viele Waffen bei mir. Ohne Waffen und ohne das Wachpersonal meiner Familie wäre ich mehr als nur auf dem Präsentierteller, auch wenn niemand mein Gesicht oder meine wahre Identität dort kannte.
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