Kapitel 35
Lachend saß ich neben Luca auf einer Couch im Santoro Anwesen. Es war der Tag unserer Verlobungsfeier. Ich wollte mir eigentlich so viel Zeit wie möglich lassen und die Hochzeit zum besten Tag in meinem Leben machen, aber Luca wollte alles so schnell wie möglich erledigen. Ich verstand nicht, woher die plötzliche Haast kam, aber ich stellte es auch nicht in Frage. Er konnte es wahrscheinlich nicht erwarten, dass ich endlich seine Frau war. Immerhin hatten wir schon so viele Jahre durch ein riesiges Missverständnis verschwendet.
Alle waren hier. Lucas Familie und dazu zählte auch sein Vater und seine neue Frau, meine Familie, Alex, Ava, Elisa, Marco und seine Mutter Camilla und auch Lucas rechte Hand Leano. Es war einfach ein gemütlicher Abend mit gutem Essen und alten Geschichten.
Als ich mich umsah bemerkte ich, was für ein Glück ich eigentlich hatte. Ich hatte eine wundervolle Familie, die alles für mich tun würde und unglaubliche Freunde und einen fantastischen Verlobten.
Frederico war erstaunlicherweise wirklich nett. Er war nicht einverstanden mit mir als Lucas Wahl, aber auch er hatte uns gestanden, dass er dem Glück seines Sohnes nie wieder im Weg stehen wollte.
Matteo hatte auch jedem erzählt, dass er homosexuell war und er mit Alex zusammen war. Ich hatte ihn schon ewig nicht mehr so fröhlich und losgelöst gesehen, wie er jetzt an Alex Seite war. Die beiden standen gerade an der Bar und unterhielten sich mit Leano. Dieser bekam einen Anruf und entschuldigte sich schnell.
Ava stand alleine etwas abseits. Sofort machte ich mich auf den Weg zu meiner Freundin.
"Hey, alles in Ordnung? Du siehst traurig aus", fragte ich besorgt nach.
"Alles ist gut, mach dir keine Gedanken", versuchte Ava mich zu beruhigen, "Ich wollte heute eigentlich meinen Freund mitbringen und euch vorstellen, aber hat in letzter Sekunde abgesagt."
"Das tut mir leid. Ich hätte ihn gerne endlich kennengelernt", lächelte ich ihr versichernd zu, "Aber wieso tut er denn so geheimnisvoll?"
"Mickey ist gar nicht so geheimnisvoll, wenn man ihn erst mal besser kennt. Er arbeitet nur viel und ich glaube er ist ein bisschen eingeschüchtert. Ich meine, sogar wenn er nichts mit Drogengeschäften zu tun hat, die Namen Fontana, Moretti und Sonatoro sind große Familiennamen. Jeder der sich ein bisschen in Italien auskennt, weiß, dass ihr riesige Firmen habt, das bedeutet viel Geld und vor allen Dingen Macht. Ich wusste, es würde schwierig werden, jemanden in unsere Kreise zu bringen, wie ich ihm das mit den eigentlichen Familiengeschäften erklären soll, weiß ich noch gar nicht", gestand mir Ava.
"Mach dir keine Gedanken. Er ist mit dir zusammen, weil er dich liebt und wenn er dich so sehr liebt, wie ich denke, dass er es tut, dann wird er auch damit zurecht kommen", beruhigte ich Ava, "Luca wäre damals für mich ausgestiegen, wenn ich es gewollt hätte und ich bleibe jetzt für ihn drin. Manchmal tut man Dinge, aus Liebe, die man nicht für möglich halten würde."
Ein breites Lächeln breitete sich auf dem Gesicht meiner Freundin aus. Stürmisch umarmte sie mich. Als sie losließ, hielt sich mich noch weiter an den Schultern fest. Überrumpelt sah ich sie an.
"Danke. Ich weiß jetzt, was ich tun muss", antwortete Ava strahlend. Ein letztes Mal drückte sie noch meine Schultern bevor sie aus dem Raum rannte. Kurzdarauf hörten wir die Eingangstür zu schlagen und ein Auto, das mit hoher Geschwindigkeit über den Schotter vor dem Anwesen davonfuhr.
Totenstille breitete sich im Zimmer aus. Erst sahen alle Ava hinterher, bevor sie sich mir zuwanden. Immer noch verwirrt zuckte ich nur mit den Schultern.
"Ich denke, sie fährt zu ihrer großen Liebe", versuchte ich meine Gedanken zu sortieren.
"Bist du jetzt schon so inspirierend, dass sie deswegen meine Einfahrt so aufwühlen muss?", lachte Luca, als er auf mich zu kam.
"Anscheinend schon, außerdem gibt es mehrere Menschen, die mich als sehr inspirierend ansehen würden. Stimmt das nicht, Alex?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue, an meinen besten Freund.
"Natürlich, Süße, was auch sonst?", antwortete Alex sarkastisch.
"Du bist definitiv zu nichts zu gebrauchen!", verdrehte ich entnervt meine Augen.
"Das sehe ich anders", flüsterte Matteo, leider standen Luca und ich zu nahe und konnten es nur all zu gut verstehen. Luca verschluckte sich am Sekt, an dem er gerade nippte. Sachte klopfte ich ihm auf den Rücken, um ihm zu helfen.
"So viel wollten wir nicht über euer Privatleben wissen", kicherte ich meinem kleinen Bruder zu. Über die Wangen von Matteo zog sich augenblicklich ein deutlich sichtbarer rosaner Schimmer. Beschämt verschwand er, mit Alex dicht hinter ihm.
Während Luca wieder zum atmen kam, gesellte sich Leano zu uns.
"Es hat sich was ergeben. Wir müssen reden", flüsterte er seinem Boss zu.
Luca nickte. Entschuldigend drückte er mir einen Kuss auf die Schläfe.
"Ich bin gleich wieder da", flüsterte er noch, bevor er mit Leano in Richtung Arbeitszimmer verschwand. Nachdenklich sah ich meinem Verlobten nach. Wollte ich dieses Leben mit all seinen Geheimnissen wirklich für immer führen? Aber die Antwort auf diese Frage kannte ich schon längst. Um mit Luca zusammen sein zu können, würde ich wahrscheinlich sogar aufhören als Ärztin zu arbeiten. Ich würde so vieles Aufgeben und ein normales Leben wurde eh überbewertet.
"Wo ist er hin?", fragte Diego leise, der plötzlich entzerr mir aufgetaucht war.
"Irgendwas ist passiert. Leano hat einen Anruf bekommen", antwortete ich genauso leise.
"Es muss etwas wichtiges sein, wenn er dafür so schnell verschwindet", meinte mein Bruder. Ich nickte nur.
"Er hat gesagt, das er gleich wieder da ist", murmelte ich.
"Stört es dich nicht?"
"Du meinst die Geheimnisse? Natürlich, aber er wird seine Gründe haben. Haben wir nicht alle irgendwelche Geheimnisse?", fragte ich zurück.
"Was willst du denn bitte für Geheimnisse haben?", lachte Diego, "Du wirst 24/7 überwacht. Du tust keinen Schritt, ohne das wir nicht etwas davon mitbekommen. Wir kennen alle deine Freunde und sonstigen Kontakte, die du führst. Du kannst gar keine Geheimnisse haben."
"Die Nachtschicht ist nicht so effektiv, wie die Tagschicht", grinste ich Diego wissend an, "Es gibt zwischen drei und vier ein 15 minütiges Zeitfenster. Niemand der zusieht, niemand der aufpasst und durch Lucas Arbeit auch meistens niemand, der Zuhause wäre. Aber hey, ich kann ja keine Geheimnisse haben."
Grinsend ließ ich meinen Bruder stehen. Natürlich wusste ich, das er sofort Edo und unserem Vater und wahrscheinlich auch Luca davon erzählen würde, aber sie hatten ihren Fehler schon begangen und ich hatte meine Dinge schon regeln können.
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