Manchmal war ich wirklich ein Volltrottel. Da stürmte ich doch tatsächlich in Thalias Badezimmer, weil sie mir nicht antwortete. Klar, konnte sie mich nicht hören, so laut wie ihre Musik war. Aber ich dachte, ihr wäre etwas passiert. Sie hätte sich stoßen können und lag bewusstlos und blutend am Boden oder so.

Stattdessen war sie seelenruhig am Duschen und ich habe sie gestört. Und nackt gesehen, nicht, dass ich das nicht schon mal habe nach den Ereignissen vor ein paar Tagen. Aber dieses Mal war sie bei vollem Verstand.

Und dann auch noch ihr Kommentar? Sie brachte mich noch vollkommen um den Verstand! So was konnte sie doch nicht bringen, wenn wir in wenigen Minuten unten sein musste fürs Abendessen. Sie wusste leider zu gut, wie man Casi und mich aus der Bahn werfen konnte.

Es fiel mir sehr schwer, mit klarem Verstand nach unten ins Esszimmer zurückzukehren. Mir ging es einfach nicht aus dem Kopf. War Thalia wirklich bereit, diesen Schritt zu gehen? Nicht, dass ich es nicht wäre. Aber sie wollte alles langsam angehen. Wir waren jetzt noch nicht so lange zusammen. Wobei es auch Paare gab, die damit gleich angefangen hatten.

Das Gute am Werwolf sein, war, dass wenn man seinen Partner gefunden hat, man sich sicher sein konnte. Wir waren für die Ewigkeit geschaffen, das war klar. Aber ich respektierte Thalias Wunsch. Und Casi musste das auch akzeptieren. Ob er wollte oder nicht.

Aber er konnte sich kaum im Rahmen halten, als Thalia diesen Kommentar abgelassen hat. Es war nicht sonderlich einfach, wenn man bedachte, dass es jetzt Abendessen gab. Ein Haus voller hungriger Werwölfe war nicht der geeignete Ort, um solche Gedanken zu haben.

Ich konzentrierte mich auf alles andere als Casi, als ich die Treppen zum Esszimmer runterging. Das ganze Haus war voll und es roch herrlich nach Marias Essen. Sie kochte einmal die Woche für das ganze Rudel. Das Highlight der Woche für viele.

Wir hatten eine Art Sitzordnung, wenn das Rudel versammelt war und alle am Esstisch saßen. Ich saß am Kopf des Tisches, links neben mir saß Thalia, neben ihr saß Harley, dann Harper. Auf meiner rechten Seite saß Finnegan, neben ihm Tina und dann Finnlay. Marias Platz war meistens bei ihren Söhnen. Wie jeder andere saß, war dann doch egal.

Das Haus war ein großes Chaos. Aber als ich erschien, wurde es ruhig. Ich musste zugeben, dass ich das manchmal ganz schön albern fand. Wobei es teilweise auch seine Vorteile hatte. Das war der Vorteil, wenn man Alpha war.

Ich nahm mir einen Teller mit Essen - ich durfte als Erster essen, das war das Beste - und nahm dann Platz. Alle anderen fingen wieder an zu reden. Bis Thalia die Treppe herunterkam. Sie war immerhin die Luna, eine verwandelte Luna dazu. Sie bekam den gleichen Respekt, den ich bekam. Wenn nicht sogar mehr, eben weil sie auch ein Werwolf war.

Sie stellte sich hinten in der Reihe an. Sie war einfach so niedlich. Es dauerte eine Weile, bis sie sich an ihre Stellung gewöhnen würde. Aber so etwas kam mit der Zeit. Immerhin wusste sie bis vor ein paar Wochen nicht mal, dass es Werwölfe wirklich gab.

Ich wartete auch, bis sie ihr Essen hatte, auch wenn mein Teller bis dahin schon kalt sein würde. Niemand wartete mit dem Essen, aber bei so vielen Leuten war das auch besser so.

"Du hättest nicht auf mich warten müssen, das ist dir klar, oder?", lachte Thalia, als sie sich auf ihren Platz setzte.

"Ich weiß. Aber ich wollte warten. Normalerweise bekommen die Ranghöchsten zuerst, etwas zu essen. Du hättest dich nicht hinten anstellen müssen.", erklärte ich ihr, als ich anfing zu essen.

"Das klingt aber nicht gerade fair. Ich drängle mich doch nicht vor, nur weil ich Luna bin.", erwiderte sie und nahm einen Bissen.

Wie konnte man selbst beim Essen so gut aussehen? Und wie konnte man so bescheiden sein?

"Gewöhne dich schon mal dran. Das wird ab jetzt immer so laufen.", bemerkte ich.

"Aber ist das nicht irgendwie albern?", warf sie ein. Ich schaute sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

"Was meinst du?"

Sie legte ihr Besteck beiseite und drehte ihren Körper in meine Richtung. "Na ja, ich verstehe, dass es eine Rangfolge gibt. Du bist der Alpha, du hast das Sagen und jeder muss auf dich hören. Aber warum ist das beim Essen auch so? Warum bekommen wir als Erste etwas zu essen?"

Ich hatte mir noch nie Gedanken darüber gemacht, warum das so war. Ich war mit diesen Regeln aufgewachsen, da hinterfragte ich sie nicht. "Keine Ahnung, ich kenne es nicht anders.", zuckte ich mit den Schultern.

Sie zog eine Augenbraue hoch. "Nur weil es schon immer so war, heißt es nicht, dass es richtig ist. Du bist der Anführer, sollte es dich nicht eher kümmern, dass es allen gut geht, bevor du dich um dein eigenes Wohlbefinden sorgst? Also das macht für mich zu mindestens einen guten Anführer aus."

Mit großen Augen sah ich sie, als sie sich wieder dem Essen widmete. Ich war sprachlos. Für mich war es einfach selbstverständlich. So war es bei normalen Wölfen doch auch; der Stärkste bekam zuerst und der Schwächste als Letztes, wenn überhaupt.

Aber wir waren keine normalen Wölfe. Wir waren Menschen, die ab und zu als Wölfe herumliefen. Und eigentlich hatte jeder in meinem Rudel es verdient, Marias Essen zu kosten.

Vielleicht hatte Thalia ja einen Punkt gemacht.

🐺

Nach dem Essen machte ich mich wieder an das Schreiben. In letzter Zeit konnte ich mich neben der Arbeit für das Rudel und Thalia nicht mehr richtig konzentrieren. Nicht, dass das etwas Schlimmes war, weil mir beides unglaublich wichtig war. Vor allem Thalia. Aber so verdiente ich nun mal das Geld.

"Störe ich?" Ich schrak auf, weil ich so in Gedanken versunken war, dass ich nicht mitbekommen hatte, dass Thalia im Zimmer war. Das war ganz und gar nicht gut. Casi hatte wahrscheinlich gemerkt, dass der Geruch von Thalia stärker wurde und sie näher kam. Aber vor allem dank ihres Kommentars vorhin beim Duschen, musste ich ihn wirklich ausblenden. 

"Nein, alles gut. Wir wollen laufen gehen, richtig?" Sie nickte.

Unser abendliches Ritual war das gemeinsame Laufen als Wölfe in den Wäldern. Doch ich war etwas besorgt mich Casi und Solena. In Wolfsform war wir unserem inneren Wolf näher als in Menschenform. Das würde auch heißen, dass wir sie weniger kontrollieren konnten.

"Aber vielleicht sollten wir vorher reden.", bemerkte ich. Ich klopfte auf meine Oberschenkel als Einladung, dass Thalia sich auf meinen Schoss setzen sollte. Es war nicht einfach, sich von ihr fernzuhalten. Vor allem, wenn sie sowieso nur wenige Meter von mir entfernt war. Da konnte sie auch gleich in meinen Armen sein.

"Was gibts?", fragte sie. Sie hatte ihre Arme um meinen Hals gelegt und sah mir tief in die Augen. Ich war froh, dass sie die Sache mit der Gedankenverbindung noch nicht ganz beherrschen konnte, denn die Gedanken gerade in meinem Kopf waren definitiv nicht jugendfrei.

"Ich glaube, es ist noch keine gute Idee, zusammen laufen zu gehen. Wer weiß, was passiert, wenn Casi und Solena durchdrehen.", gestand ich. Thalia biss sich auf die Unterlippe und wandte ihren Blick von mir. Gott, war das sexy!

"Darüber wollte ich mit dir reden, Hunter." Sie versuchte aufzustehen, doch meine Hände, die bereits auf ihrer Hüfte lagen, hielten sie fest. Es gab keinen besseren Platz für ihren süßen Hintern als auf meinem Schoss.

"Was meinst du?"

"Ich weiß, dass wir es langsam angehen wollten, aber das gestern war wirklich etwas beängstigend. Ich hatte mich wirklich gar nicht unter Kontrolle. Das will ich nicht noch mal erleben.", erklärte sie.

Wie gerne ich ihr doch dabei helfen würde. Aber alles, was sie ab jetzt durchstehen musste, war unbekanntes Territorium. Keiner wusste, was noch mit ihr passieren würde. Es gab so viele offene Fragen, die dadurch aufgekommen waren. Und ganz oben stand für mich eigentlich, warum gerade sie den Biss überlebt hat.

"Wir sollten uns mit den Rudelärzten zusammensetzen, fragen, was noch alles passieren kann.", schlug ich vor. Vielleicht hatten sie eine Ahnung oder eine Vermutung, was noch geschehen würde.

"Ich möchte, dass wir es bis zum nächsten Mal gemacht haben, Hunter.", murmelte Thalia. Ich war mir erst nicht sicher, ob ich sie richtig verstanden hatte. "Wenn das für dich okay ist. Ich will das nicht noch mal durchmachen." Sie sah mir flehend in die Augen. Wie konnte ich da eigentlich Nein sagen?

Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände, damit sie nicht weggucken konnte. "Thalia, ich richte mich da voll und ganz nach dir. Du kannst dir jetzt mehr denn je vorstellen, wie viel du mir bedeutest und was ich alles für dich machen würde. Du entscheidest, wann du dafür bereit bist."

Es herrschte eine Weile Stille zwischen uns. Aber das war keineswegs etwas Schlechtes. Als Mates hatte man noch mal eine besondere Verbindung zueinander. Wir verstanden uns auch ohne Worte ganz genau. Wie das wohl sein würde, wenn Thalia die Gedankenverbindung gemeistert hatte?

Danke, Hunter., erklang plötzlich ihre Stimme in meinem Kopf.

Ich sah sie mit riesigen Augen an. Hatte sie es gerade geschafft? Mein Grinsen war so groß, dass es fast schon wehtat.

"Ich hab mit Harley geübt und wollte dich überraschen.", lächelte sie. 

Ich bin so stolz auf dich.

Ihr Lächeln wurde größer und ihre Wangen wurden leicht rot. 

"Sobald wir den ersten Schritt getan haben, werde ich mich aber nicht zurückhalten. Nur damit du das weiß, princess. Und ich hoffe, dass du mich dann noch immer so anspringen willst wie gestern.", neckte ich sie. 

Allein der Gedanke daran, wie sehr sie mich gestern wollte, machte mich an. Auch wenn es wahrscheinlich mehr Solena war als sie. Das spielte keine Rolle, aber es machte Casi umso glücklicher.

Sie würde noch roter im Gesicht und senkte ihre Augen, ihr Gesicht war immer noch in meinen Händen. "Vielleicht will ich ja auch nicht, dass du dich zurückhältst.", flüsterte sie. Mir entfloh ein Graulen. Wie verlegen sie doch gerade einfach wurde. Niedlich.

"Passt auf, was du sagst, princess.", raunte ich. Die Tatsache, dass sie mit ihrem runden perfekten Arsch auch gerade auf mir saß, machte das hier nicht leichter. Im Gegenteil.

Wie sollte ich mich da noch länger zurückhalten?

🐺

Wow, wer hätte je gedacht, dass ich noch mal etwas hochladen werde? 

Hallo, an all die neuen Lesenden, die sich bestimmt fragen, was das Ganze überhaupt zu bedeuten hat.

Hallo, an alle, die gerade eben benachrichtigt wurden, dass es ein Update gibt. 

Danke, dass ihr meine Story lest  🖤