Kapitel 17 ~ Harper ist Familie
Wie? Einfach nur wie?
Wie konnte man seine Familie so dermaßen im Stich lassen? In solch schweren Zeiten?
Erst werden die Eltern getötet und dann verlässt man seine Geschwister? Welchen plausiblen Grund konnte es für so eine Tat geben?
Ich könnte mich wahrscheinlich stundenlang darüber aufregen, was Harper gemacht hatte. Aber ich konnte irgendwie einfach nicht. Als ich sie im Wohnzimmer sah, wie sie sich umgeschaut hatte und in Erinnerungen schwelgte, wusste ich, dass es für sie auch nicht leicht gewesen sein konnte. Auch sie hatte ihre Eltern verloren und ihre einzige Familie den Rücken zugekehrt.
Für so etwas musste man einen wirklich plausiblen Grund haben. Ich konnte mir so keinen vorstellen, aber Harper schien intelligent. Es musste ein triftiger Grund sein.
Gerade als wir uns hingesetzt hatten, damit Harper zu erzählen anfangen konnte, kam Harley nach Hause.
Aufgeregt kam er ins Wohnzimmer. Er hatte bestimmt Harpers Geruch gewittert. Doch als er sie sah, blieb er abrupt stehen und hastete sofort wieder raus.
"Ich gehe schon.", meinte ich und lief Harley hinterher in sein Zimmer. Regungslos stand er in der Mitte des Raumes.
"Was macht sie hier?", fragte er flüsternd. Langsam ging ich auf Harley zu. "All die Jahre habe ich sie nicht gesehen und jetzt steht sie im Wohnzimmer, als wäre nichts gewesen."
"Ich weiß, Harley. Sie ist noch nicht lange hier." Es tat mir wirklich weh, die beiden so zu sehen. Ich konnte mir nicht ansatzweise vorstellen, wie es ihnen erging. Aber allein der Gedanke daran, ließ mich erschaudern.
"Aber was will sie hier?" Er drehte sich zu mir um und seine Zweifel konnte man sehen.
"Sie wollte es erzählen, als du nach Hause kamst. Komm' mit runter.", schlug ich vor. Er hatte auch ein Recht darauf, es aus erster Hand zu erfahren. Zu wissen, warum seine Schwester ihn und Hunter verlassen hat.
Harley nickte und wir gingen zusammen nach unten. Während Harley Hunter und Harper im Wohnzimmer Gesellschaft leistete, ging ich in die Küche und machte Kaffee und suchte ein paar Snacks zusammen.
Als ich zu den drei Geschwistern trat, herrschte Stille. Harley und Hunter saßen nebeneinander auf dem Sofa, das gegenüber von dem Sofa war, auf dem Harper saß.
Erst stellte ich die Sachen auf dem Kaffeetisch ab und setzte mich auf einen Sessel abseits. Ich fühlte mich gerade wie die Moderatorin einer schlechten Talkshow oder so. Zwei bei Thalia. Okay, das war nicht die richtige Zeit für so etwas.
"Also Harper, was hast du so die letzten Jahre gemacht?" Ich versuchte, die Situation etwas zu lockern, denn hier waren alle ziemlich angespannt.
Harper zögerte erst, doch dann entspannte sie sich ein wenig. Genauso wollte ich es. "Ehm, ich habe mein Studium abgeschlossen. Die letzte Zeit habe ich Erfahrung in einer Klinik gesammelt.", erzählte sie.
"Also hast du dein Medizinstudium durchgezogen?", hakte ich nach. Ich wollte einfach eine normale Unterhaltung aufbauen, bevor wir zu dem krassen Stoff kamen. Sie nickte nur. Danach herrschte wieder Stille.
"Und sonst? Was ist sonst so in deinem Leben passiert?" Mal abgesehen davon, dass die Spannung zum Zerreißen hier im Raum war, wollte ich sie trotzdem besser kennenlernen.
Thalia. Hunters Stimme klang ermahnend in meinem Kopf. Da hatte er doch tatsächlich nicht den Mut, laut zu sprechen? Als ich zu ihm rüber sah, er schaute mich schon an. Ich schüttelte den Kopf.
"Ich habe in Bochum studiert. Dort dann auch gewohnt. Nichts Besonderes. Mein Leben ist ziemlich langweilig." Hunter schnaubte. Er konnte es nicht sein lassen.
"Hunter!", ermahnte ich ihn.
Er sprang vom Sofa auf. "Nein, Thalia! Ich werde hier nicht rumsitzen und mir so ein belangloses Gelaber anhören. Ich will Antworten!", brüllte er.
Ich stellte mich ihm gegenüber. "Ich kann mir nicht vorstellen, wie du oder Harley sich fühlen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es für Harper auch nicht leicht war, wenn sie nicht gerade ein gefühlloses Monster ist."
"Warum?", ertönte nun eine andere Stimme. Harley. Wir alle sahen zu ihm. Er schaute keinen von uns an sondern auf den Boden. Doch blickte dann auf. "Warum hast du uns verlassen?"
"Ich-ich-", stotterte sie. Sie fummelte an ihren Händen und konnte keinem in die Augen schauen.
"Es ist schwer, seine Familie zu verlassen. Vor allem nach solchen Ereignissen. Aber Harper, deine Brüder haben ein Recht darauf, deine Gründe zu erfahren.", redete ich ihr ein.
"Das weiß ich. Aber ich habe keine Erklärung. Keine Plausible zu mindestens.", gab Harper zu, "Ich hatte mit Mum und Dad darüber geredet, dass ich die Uni wechseln wollte."
"Warum ausgerechnet nach ihrem Tod?!", wollte Hunter wissen. "Warum bist du trotzdem weg? Wir hätten dich gebraucht!"
"Das weiß ich auch. Das war eine einmalige Chance. Ich-ich wollte einfach hier weg. Das war zu viel für mich! Alles in diesem Haus erinnert mich an Mum und Dad! Für jeden einzelnen Raum habe ich eine Erinnerung an die beiden. Im ganzen Haus hat es nach den beiden gerochen. Ich-ich konnte nicht mehr.", weinte Harper.
Das konnte ich mir nicht länger anschauen. Ich ging auf Harper zu und nahm sie in den Arm. So groß meine Wut ganz am Anfang auch auf sie war, so tat sie mir jetzt wirklich leid.
"All die Jahre habe ich versucht mich abzulenken. Habe gelernt bis ich einschlief. Habe mich in Arbeit gestürzt. Ich wollte nicht an zu Hause denken. Einfach weil es zu sehr schmerzt."
"Hast du auch mal an uns gedacht?", fragte Hunter nun etwas ruhiger, aber er stand immer noch im Raum. Harper schaute aufgebracht zu ihm rauf.
"Naturlich! Jeden Tag. Es war nicht leicht für mich, euch beide zurückzulassen. Hunter, auf deinen Schulter lastete plötzlich so viel. Und Harley, du warst noch so jung. Ich konnte es irgendwann nicht mehr aushalten. Ich habe gekündigt und den nächsten Zug hierher genommen."
"Warum erst jetzt?", murmelte Harley. War es ein Zufall, dass sie kurz nach meiner Verwandlung hierher kam?
"Ich habe mit dem Gedanken schon lange gespielt. Ich musste warten, bis meine Kündigung durch war. Bürokratie eben."
Danach fielen wir alle in Stille. Mal wieder. Aber dieses Mal war es irgendwie anders. Bei weitem nicht mehr so angespannt, wie vorher.
"Also Harper? Hast du vor, hier zu bleiben?", fragte ich schließlich. Alles machte den Anschein, dass sie bleiben würde. Sie hatte nun mal ihr vorheriges Leben aufgegeben, um wieder hierher zu kommen.
Sie zuckte mit den Schultern. "Ich sollte Rudeldoktor werden. Deswegen bin ich hier. Aber ich kann verstehen, wenn ihr mich nicht hier haben wollt." Sie stand auf und ging in Richtung Ausgang.
Ich sah bedeutend zu Hunter. Er konnte sie nicht einfach so gehen lassen. Sie war Familie. Er erwiderte meinen Blick zweifelnd. Er wusste genau, dass er sie nicht gehen lassen konnte.
"Harper, warte!", rief er und lief ihr hinterher. "Du-du kannst gerne hier wohnen."
"Was?!", warf Harley aufgebracht dazwischen. "Du willst sie nach all den Jahren wirklich wieder bei uns wohnen lassen?"
Hunter drehte sich zu Harley, der noch immer im Wohnzimmer stand. "Was soll ich den sonst machen, Harley? Harper ist Familie. Auch nach all den Jahren. Sie hat ihr Leben aufgeben, um wieder bei uns zu sein. Mum und Dad hätten es nicht gewollt, wenn wir sie wieder gehen lassen."
Harley schien mit sich selbst zu kämpfen. Letztendlich rannte er aus dem Wohnzimmer raus aus dem Haus. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass er zu Carina ging.
"Meinst du das ernst?", zögerte Harper. Sie knibbelte an ihren Fingernägeln und schaute abwechselnd zu Hunter, mir und ihren Fingern.
"Du kannst gerne dein altes Zimmer haben. Es ist renoviert worden, aber mach' es die gemütlich.", erwiderte Hunter.
Ich grinste bis über beide Ohren, so stolz war ich gerade in diesem Augenblick auf ihn. Er war über seinen Schatten gesprungen und hat eingesehen, dass es das Beste war. Harper war schließlich Familie und daran konnte man nichts ändern.
OH GOTT! Das war so ... ugh! Ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich schreiben sollte. Mir ist ums Verrecken kein gescheiter Grund eingefallen für Harpers Verschwinden. Merkt man überhaupt gar nicht oder? 😂😂😂
Aber ja meine lieben Leute. Viel mehr habe ich auch eigentlich nicht mehr zu sagen.
Wenn ihr irgendwelche Vorschläge für die Story habt, oder Kritik oder sonst was, bitte lasst es mich wissen.
Nicht vergessen zu
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Stay in school, don't do drugs and eat your vegetables.
Joe 🐺
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