Kapitel 13 ~ War das alles nur ein Traum?
Mich durchfuhr ein Schmerz, wie ich ihn noch nie zuvor gespürt hatte. Ich dachte immer, der schlimmste Schmerz, den ich je spüren würde, wäre der einer Geburt. Ich konnte mir aber gerade beim besten Willen nicht vorstellen, dass es etwas schlimmeres, als das hier, gab. So etwas sollte es zumindest nicht geben.
"Ganz ruhig, Thalia." Wer war das? Und wo war ich überhaupt? Vor lauter Schmerzen konnte ich nichts sehen, sondern hatte meine Augen zusammen gekniffen.
Das letzte, an das ich mich erinnern konnte, war, dass Tina und ich durch den Wald zu Hunter wollten und mir ein Rogue begegnet war. Oh Gott, war ich gerade am Sterben?!
"Du stirbst nicht, Thalia. Nicht, wenn du auf mich hörst." War das Harley? Konnte er etwa meine Gedanken lesen? Konnten Werwölfe so etwas?
"Konzentier' dich erst mal auf deine Atmung. Langsam ein, langsam aus." Ich befolgte Harleys Anweisungen in der Hoffnung, dass die Schmerzen aufhörten.
"Super, Thalia. Das nächste wird dir wahrscheinlich nicht ganz gefallen." Bitte was? Was hatte das denn zu bedeuten? Würde er mir etwa was antun?
"Nein, ich tue dir nichts an. Du musst jetzt aber ganz stark sein." "Nein! Ich will nur, dass es aufhört!", fauchte ich Harley in meinen Gedanken an, weil ich kein Wort rausbekam.
"Du darfst nicht gegen den Schmerz ankämpfen, dich nicht wehren, Thalia. Verstehst du das?", fragte er mich. Aber wie? Wie sollte ich denn bitte nicht gegen diese Schmerzen ankämpfen?
"Atme weiter konzentriert. Dann lass den Schmerz einfach durch dich durchfließen. Stell dir vor, er ist wie das Blut in deinen Adern. Er fließt in jede Ecke deines Körpers, wie das Blut, um dich zu versorgen. Er ist nicht gegen dich, sondern für dich. Er will dir nur etwas Gutes, nichts Schlechtes." Harleys Stimme war richtig hypnotisch und beruhigend.
Ich befolgte ihm. Ich kämpfte nicht weiter gegen den Schmerz an, sondern wurde ein Teil von ihm und er ein Teil von mir.
Ich hörte, wie meine Kleider plötzlich zerrissen. Langsam ebbte der Schmerz auch ab und ich konnte meine Augen wieder öffnen, die ich wegen der Schmerzen die ganze Zeit über geschlossen hatte.
Ich konnte plötzlich viel klarer und schärfer sehen. Dafür aber nur noch in Blau- und Gelbtönen.
Was ist mit mir passiert?, wollte ich fragen, aber ich brachte kein Wort raus. Ich schaute um mich herum und an mir herunter.
Das konnte doch nicht sein, nein. Nicht nur befand ich mich gerade in einem Metallkäfig. Nein. Ich war auch noch EIN VERDAMMTER WOLF!
"Hat Hunter dir erzählt, dass es keine weiblichen Werwölfe gibt?", fragte Harley, der mir gegenüber außerhalb des Käfigs auf einem Stuhl saß. Ich nickte nur, mehr konnte ich ja nicht machen.
"Dass du gerade ein Wolf bist, ist das Wunder des Jahrhunderts. Nein, des Jahrtausends. So etwas kann es eigentlich nicht geben, Thalia.", erklärte er. Wie kann das dann sein? Ich wusste, dass die Jungs eine telepathische Verbindung hatten. Davon hatte mir Hunter mal erzählt.
"Ich weiß es nicht. Viele Werwölfe haben vorher schon versucht, eine Frau zu verwandeln. Aber das beste, was den Frauen passieren konnte, war ein schneller Tod. Ein weiblicher Körper ist dafür einfach nicht geschaffen."
Aber warum hat man mich dann verwandelt? Und wie? Und vor allem wer würde so etwas run? Ich hatte so viele Fragen, wie lange nicht mehr.
Harley erhob sich vom Stuhl und kam auf mich zu. "Ruh dich erst mal aus, Thalia. Schlaf eine Runde. Ich schaue nachher nochmal nach dir." Er streichelte mir den Kopf und ging. Ich hätte nicht gedacht, dass sich das so gut anfühlte.
Aber ich befolgte Harleys Rat ein letztes Mal und machte es mir auf den Steinboden gemütlich, damit ich einschlafen konnte. Das ging zum Glück recht schnell, wegen der ermüdenden Ereignisse heute.
🐺
Als ich wieder aufwachte, war ich wieder ein Mensch. War das alles nur ein Traum? Ich lag mitterweile auf der Liege, die sich in dem Käfig befand. Zugedeckt. Aber nackt. Wer war das?
Ich schaute mich um und erschrak, als Hunter auf dem Stuhl saß, wo Harley zuvor gesessen hatte.
MATE!, hörte eine Stimme in mir rufen. Wer war das? War das etwa mein innerer Wolf? Ich schob die Fragen in den hintersten Teil meines Kopfes. Ich würde Hunter nachher darauf ansprechen. Jetzt gab es andere Dinge zu klären.
"Was ist passiert, Hunter?", fragte ich ihn. Oder besser gesagt, krächzte ich. Er reichte mir ein Glas Wasser, sagte aber nichts. Er schaute mich mit riesigen Augen an.
"Hunter? Was ist passiert? Warum bin ich ein Werwolf?", versuchte ich es erneut. Dieses Mal schien es ihn aus seiner Trance zu holen.
"Du kannst dich an nichts erinnern?" Ich schüttelte den Kopf. Das letzte, an das ich mich erinnerte, war ein großer Wolf, als Tina und ich durch den Wald gingen. Oh Gott, Tina! Ich fuhr schockiert nach oben.
"Keine Sorge. Tina geht es so weit ganz gut. Sie hat nur ein paar Prellungen nichts weiter." Gott sei Dank! "Bei dir ist das anders.", bemerkte er. Was genau meinte er damit?
"Du hattest mehrere gebrochene und gesplitterte Rippen, die deine Organe verletzt haben, innere Blutungen und eine starke Kopfverletzung. Eigentlich hättest du es nicht geschafft." Seine Stimme brach ab.
Was sollte das heißen? Wenn ich dich eigentlich tot sein sollte, warum war ich dann noch am Leben?
"Ich hab dich gebissen. Ich weiß, dass es nicht ohne Grund keine Werwolfweibchen gibt. Aber ein Biss rettet verletzte Männer. Ich dachte, es wäre ein Versuch wert, wenn du doch eh schon fast-" Er schluckte hart. Er, er hatte mich gebissen? Obwohl er das Risiko kannte?
"Hätte ich dich nicht gebissen, dann wärst du ... tot, Thalia. Ich konnte einfach nicht anders. Ich habe bei meinem Vater gesehen, wie er gelitten hat, als meine Mutter gestorben ist. Wenn es eine Möglichkeit gibt, um dich zu retten, dann versuche ich auch alles, um dich am Leben zu erhalten. Auch wenn das bedeutet, dich zu verwandeln."
Ich wusste nicht, ob ich Hunter sauer oder dankbar sein soll. Sauer, weil er eher egoistisch gehandelt hat. Wenn ich nicht so stark gewesen wäre, dann hätte mir nichts Besseres als der Tod passieren können, wie Harley schon meinte.
Aber ich war ihm auch dankbar. Ich hatte noch so viel vor mir im Leben, dass ich erleben wollte. Wie eine Schwangerschaft, die eigenen Kinder, eine Hochzeit, meinen Diplom. Einfach mal leben, ohne Rücksicht zu nehmen.
"Kannst du mich bitte hier rausholen? Ich möchte mich gerne duschen und anziehen. Und dann was essen. Mann, habe ich einen Hunger! Ist das immer so?" Hunter grinste und nickte. Aber sein Grinsen erreichte nicht ganz seine Augen.
Er holte mich aus dem Metallkäfig und führte mich zu einem Zimmer, wo ich mich frisch machen konnte. Und noch wichtiger, mir endlich etwas anziehen konnte.
🐺
Frisch geduscht und angezogen - Hunter hatte irgendwann mal darauf bestanden, dass ich ein paar meiner Klamotten bei ihm ließ -, ging ich nach unten in die Küche. Ich war fast am Verhungern! War das jetzt etwa immer so? Da war fett werden ja vorprogrammiert.
Jeder, der mir auf dem kurzen Weg begegnete, sah mich seltsam an. Anders als sonst. Mit Ehrfurcht vielleicht? Ich ignorierte es und setzte mich an die Küchentheke.
"Hi, ich bin Maria.", stellte sich eine kleine Frau mittleren Alters vor, die am Kochen war. Das musste Hunters Tante sein, von der er mal erzählt hatte. Sie hatten auch irgendwie eine gewisse Ähnlichkeit.
"Hi, ich bin Thalia." "Das weiß ich doch. Jeder im Rudel kennt dich. Jetzt kennt dich vielleicht sogar jeder Werwolf auf der Welt." Was? Wie bitte?
"Egal. Hör nicht auf mich. Ich rede viel wenn der Tag lang ist. Möchtest du was essen? Ach, was frage ich eigenlich, natürlich möchtest du was essen."
Sie redete wirklich viel, aber mir gefiel das. Alles hier im Haus schien so seriös und einfach nicht so heimisch. Maria lockerte diese Stimmung etwas auf. Sie war wie eine Rudelmutter hatte ich den Eindruck.
Und den Rest musste man unbedingt mal ändern.
🐺
Maria war wirklich eine unglaublich gute Köchin, weswegen sie auch für das ganze Rudel kochte. Aber sie kam noch nicht ganz an Tinas Künste ran. Ich verschlang mein Essen und entschied mich dann, Tina zu suchen und zu besuchen.
Ich ging zum Krankenzimmer, wo ich Tina vermutete. Wie gut, dass Hunter mich vor der Party herumgeführt hatte, sonst wüsste ich nicht, wo ich hin musste. Wir sollten Wegweiser aufstellen, so groß wie dieses Haus war.
Ich klopfte an die Tür und hörte Tina, wie sie mich hereinbat. Als ich die Tür öffnete, blieb ich überrascht in der Tür stehen. "Ich kann auch wieder gehen, wenn ich störe.", meinte ich etwas verlegen.
Finnegan leistete Tina Gesellschaft. Und die beiden sahen vertraut aus. Sehr vertraut. Finnegan trug ein riesiges Grinsen auf dem Gesicht. Ich hatte ihn noch nie so glücklich gesehen, wobei ich ihn auch noch nicht allzu lange kannte.
"Ich lasse euch zwei mal alleine. Ihr habt bestimmt viel zu bereden.", meinte Finnegan. Was mich dann aber am meisten schockierte, war, dass Finnegan sich leicht verbeugt, als er an mir vorbei ging. Das gefiel mir gar nicht.
"Was war das?", fragte Tina mich, als Finnegan aus dem Zimmer war. Ich schüttelte den Kopf. "Es gibt viel zu erzählen. Aber fang du doch erst mal an. Wie ich sehe, hast du dich entschieden?"
Tina seufzte. "Ja. Sobald ich vom Arzt entlassen werde, gehe ich zu Tim und mache dem ein Ende. Finnegan ist echt okay." "Echt okay? Das sah eben aber ganz anders aus.", neckte ich. Sie wurde rot im Gesicht, weswegen ich lachte. Ich hatte sie wirklich vermisst.
"Aber jetzt erzähl' mir, was bei dir passiert ist! Finnegan meinte, dass es ein Wunder wäre? Was meinte er?" Wenn ich doch nur selber wüsste, was wirklich los war.
"Ich weiß auch nicht wirklich, was los ist. Hunter meinte, ich sei fast gestorben. Es gab nur eine Möglichkeit mich zu retten. Deswegen bin ich auch in einem Käfig aufgewacht, vor dem Harley saß." Das kam mir alles noch ganz unwirklich vor, weil es einfach tu bizarr war.
"In einem Käfig? Was ist los, Thalia?" "Ich-ich bin ein Werwolf.", murmelte ich. Tina schaute mich mit großen Augen an. "Aber, wie? Und warum ist das ein Wunder? Thalia, sprich' bitte Klartext!"
Ich erzählte Tina alles, was ich wusste. Dass es eigentlich keine weiblichen Werwölfe gab, dass ich eigentlich tot sein müsste, die Rangordnung, die hier im Rudel herrschte. Einfach alles, was Hunter mir in den letzten Wochen erzählt hatte.
Oh Gott 🙈 Ich bin so dumm 🙈
Es tut mir so unglaublich leid, dass ich kein Kapitel hochgeladen habe in letzter Zeit. Ich wollte mich wirklich bessern, was die Regelmäßigkeit der Updates angeht. Naja hat ja anfangs auch geklappt.
Ich hab die letzten zwei Wochen ein Praktikum im Kindergarten gemacht und das war doch stressiger, als gedacht.
Ich hoffe, ihr könnt mir mit diesem langen Kapitel verzeihen ❤
Was sagt ihr bisher zu dem Ganzen? Etwas, was euch gar nicht gefällt? Oder was ihr total toll findet? Lasst es mich wissen ❤
Nicht vergessen zu
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Stay in school, don't do drugs and eat your vegetables.
Joe 🐺
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