Kapitel 11 ~ Bitte nicht schon wieder
Es kam mir immer noch so surreal vor. Dieser Kuss auf Harleys Geburtstagsparty. Der war einfach unglaublich. Hunter war ein hervorragender Küsser. Das konnte ich einfach nicht vergessen. Also nicht, dass ich das überhaupt wollte.
Mir war bewusst, dass ich Hunter und vor allem Casi ein wenig damit folterte, dass ich es langsam anging. Aber ich war einfach nicht der Typ Mensch, der sich blind auf so etwas einlassen konnte.
Klar, hat mir das Universum oder das Schicksal, oder welche große Macht da nun hintersteckte, Hunter als meinen Seelenverwandten "zugewiesen", aber ich musste ihn dennoch kennen, um mich völlig auf ihn einzulassen.
Aber sonderlich einfach war es nicht, ihm zu widerstehen. Er war so niedlich und süß und zuvorkommend. Ich könnte mir niemand Besseres vorstellen, als ihn. Vielleicht sollte ich ihn doch nicht auf die Folter spannen.
Aber von meinen Gefühlen zu Hunter weg zu einem ganz anderen Gefühl, das ich heute konstant verspürte. Nämlich, dass ich die ganze Zeit beobachtet wurde. Vielleicht lag es wirklich nur daran, dass ich jetzt mit voller Sicherheit wusste, dass es übernatürliche Wesen gab. Genau, das bildete ich mir nur ein.
Bevor ich von der Uni nach Hause ging, kaufte ich noch schnell ein paar Dinge ein. Mein Kühlschrank war nur noch leer, seit dem Hunter öfter zu Besuch kam und jedes Mal meinen Kühlschrank plünderte. Der Kerl hatte immer Hunger und was für einen.
Mit vollen Taschen ging ich zu mir nach Hause. Der Weg vom Supermarkt zu meiner Wohnung war nicht all zu weit entfernt, weswegen ich lief. Die frische Luft tat mir gut und es war mir tausend mal lieber als in der Straßenbahn zu stehen.
Zu Hause angekommen, packte ich die Sachen in die Schränke und machte mich etwas frisch. Als ich mich gerade mit einer Tasse Kaffee an den Tisch setzte, klingelte mein Handy. Es war Tina.
Ich hatte leider im Moment recht wenig mit ihr zu tun, weil sie nur noch an Tim hing, wie ein Klette. Sie wollte eben nichts mit den Jungs zu tun haben, das bedeutete aber auch, nicht mit mir, weil ich ja jetzt ständig bei Hunter war oder er bei mir. Das gefiel Finnegan natürlich ganz und gar nicht. Man konnte wirklich sehen, wie schlecht es ihm ging, weil Tina nicht bei ihm war. Das quälte ihn richtig.
"Ich muss mit dir reden, Thalia." "Im Park in 15 Minuten?", schlug ich vor. Sie legte ohne ein weiteres Wort auf. Das bedeutete, dass sie sich auf den Weg machte. Ich füllte meinen Kaffee in einen Becher um, den ich mitnehmen konnte. Einen fertigen, leckeren Kaffee ließ man nicht einfach so stehen.
Schien so, als sei ich vor Tina da. Deswegen setzte ich mich auf eine Bank, von wo aus, man den Parkeingang perfekt im Blick hatte, und Tina mich sofort entdecken würde. Wenige Minuten nach meiner Ankunft, sah ich sie. Sie kam direkt auf mich zu geeilt. Sie ließ sich neben mich auf der Bank fallen und fing gleich an zu reden ohne Begrüßung.
"Ich weiß nicht, was mit mir los ist, Thalia. Ich hab ständig so ein komisches Gefühl. Und ich bin schlecht drauf. Ich bin nie schlecht drauf. Und wir haben so lange nicht mehr miteinander geredet. Das machen wir doch nie."
Das stimmte. Erstens war sie immer gut gelaunt, allerhöchstens mal wütend oder sauer. Aber so gut wie nie traurig oder so. Ich wusste aber, warum sie sich so fühlte. Und zweitens hatten wir bisher nur einmal eine längere Funkstille, die dann aber auch länger als ein paar Wochen war. Wir redeten oder schrieben fast jeden Tag miteinander.
"Ich weiß, warum du dich so fühlst. So geht es mir auch. Aber wenn ich es dir sage, dann willst du es eh nicht wahrhaben. Deswegen habe ich mich auch nicht bei dir gemeldet, so mies das auch war, das ist mir bewusst. Du solltest merken, dass etwas mit dir vorgeht."
Sie schaute mich verwirrt an. "Was meinst du?" "Ich habe dieses komische Gefühl auch. Jetzt gerade in diesem Moment fühlt es sich so an, als ob mir etwas fehlen würde, als ob ich etwas vermisse. Und ich vermisse auch etwas." Tinas Blick hatte sich nicht geändert. Sie schien immer noch ratlos.
"Mensch, Tina. Seit wann hast du dieses Gefühl?" Ich wollte es nicht direkt sagen, weil sie es wieder abstreiten würde. Sie musste merken, dass es wegen Finnegan war und der Verbindung, die sie miteinander hatten. "Seit wir diesen Streit hatten und ich aus deiner Wohnung gerannt bin. Meinst du, es ist mein Schuldgefühl?" Ich verdrehte die Augen.
"Okay, versuchen wir es anders. Erinnere dich an den Tag zurück, als wir angegriffen wurden. Als du die Jungs das erste Mal gesehen hast. Was ist dir da aufgefallen?" Sie überlegte einen Augenblick. "Dass sie alle unglaublich gut aussahen." Da konnte ich ihr nicht widersprechen.
"Vor allem Finnegan. Diese blau Augen. Als könnte er dir damit in die Seele schauen.", murmelte sie wie hypnotisiert. Ich wette, genauso sah ich auch aus, wenn ich an Hunter dachte. "Und lass mich raten, du hast ein unangenehmes Gefühl, wenn du an Tim denkst oder er dich berührt?"
Hunter hatte mir in einen der unzähligen Gesprächen mal erzählt, dass es für einen Werwolf - oder besser gesagt für den Wolf in ihm - ein unbehagliches Gefühl war, ein anderes Weibchen so anzufassen, wie er eigentlich nur seine Gefährtin anfassen sollte. So war es auch bei dem Gedanken daran. Und das Gleiche galt für die Frauen, wobei das Gefühl nicht ganz so ausgeprägt sein soll.
"Thalia. Du weißt was, was ich nicht weiß. Rück' schon damit raus. Ich mag dieses Herumraten nicht. Sag' mir bitte einfach, was mit mir los ist. Keine Geheimnisse.", flehte sie. Ich seufzte. Eigentlich wollte ich es nicht, aber mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass ihr Kopf auf Energiesparmodus lief und alles, was mit dem Übernatürlichen zusammenhing, ausblendete als Abwehrmechanismus.
"Tina, ich habe dieses Gefühl auch, wenn ich nicht in Hunters Nähe bin. Es ist eine Mate-Sache. Finnegans Wolf strahlt so ein großes Verlangen nach dir aus, dass du es durch diese Verbindung, die ihr miteinander habt, spürst. Deswegen gefällt es dir auch nicht mehr, von Tim angefasst zu werden. Finnegans Wolf macht das fertig. Du quälst dich, Finnegan und seinen inneren Wolf!"
Ich hatte mich etwas in Rage geredet. Es tat einfach weh, Finnegan so deprimiert zu sehen. So sollte das nicht sein. Das hatte ich auch gemerkt. Und ich merkte auch, welche Auswirkung das auf das Rudel hat. Jetzt musste ich mal kurz als Luna denken.
"Bist du dir sicher?", zögerte Tina. Naja, wenigstens stritt sie es nicht gleich an. Das war doch schon mal ein Fortschritt. "1000-prozentig. Du kannst nicht einfach davor weglaufen, Tina. Das wird dich ein Leben lang verfolgen. Warum wehren, wenn man sich auch einfach seinem Schicksal hingeben kann?"
"Aber was, wenn er nicht der Richtige ist? Wenn er mich verlässt oder betrügt? Ich kenne ihn doch gar nicht." Ich verdrehte die Augen. "Tina. Du brauchst dir gar keine Sorgen darum machen, dass er dich verletzt oder betrügt."
"Woher willst du das denn wissen?", unterbrach sie mich. "Weil es ihnen weh tut. Ihr Wolf wehrt sich mit allen Mittel dagegen, wenn er eine andere Frau liebt. Und verlassen wird er dich erst, wenn er stirbt. Diese Verbindung, die ihr habt, bleibt bis der Tod euch scheidet und darüber hinaus."
Ich hatte in letzter Zeit wirklich viel mit Hunter geredet. Er hatte mir vieles erklärt, was diese ganze Mate-Sache anging.
Tina lehnte sich nach hinten und lies einen richtig unfemininen Laut von sich, der an den Brunftruf eines Hirsches erinnerte. Gleichzeitig fingen wir an zu lachen. Das hatte ich vermisst.
"Aber ich kann Tim doch nicht verlassen." Wenigstens sah sie es ein, dass sie sich nicht mehr wehren konnte. Endlich. Hat ja auch lange genug gedauert.
"Warum denn nicht? Er ist schon echt ein Idiot." Ich konnte Tim nicht mehr leiden, seit er beinahe die Freundschaft zwischen Tina und mir zerstört hätte.
Das Geheimnis, das uns damals fast auseinander gebracht hatte, war die Tatsache, dass ich Tina nicht erzählt hatte, dass ich Tim mit einer anderen erwischt hatte. Ich hatte es zu ihrem Schutz getan, weil sie ihn wirklich liebte.
Aber der Bastard hat das einfach gegen mich verwendet, weil er mich gesehen hatte, wie ich ihn gesehen hatte. Er ist vor Tina auf die Knie gefallen und hat um Vergebung gebettelt, nachdem er von sich aus seinen Betrug gestand. Und dennoch stand ich dann als Dumme da.
Da wollte man nur einmal was Gutes tun und im Endeffekt war es doch wieder nur das Falsche. Tina hatte sich nach einem riesigen Streit circa vier Monate nicht mehr bei mir gemeldet. Irgendwann hatte sie dann eingesehen, dass wir unsere jahrelange Freundschaft nicht wegen so etwas aufs Spiel setzen sollten.
Mir war klar, dass ich vielleicht doch anders hätte handeln sollen, aber ich war immer noch der Meinung, dass Tim Schuld an dem Ganzen war. Ich war mir auch ziemlich sicher, dass das damals keine einmalige Sache war. Once a cheater always a cheater. Und nicht zu vergessen war Finnegan definitiv der Richtige.
"Das meine ich nicht, Thalia. Ich hatte recht mit dem Antrag. Ich habe einen Verlobungsring bei ihm gefunden." Na super. "Dann musst du das sofort beenden, Tina. Hör auf dir und ihm etwas vorzulügen, bevor es dann doch zu spät ist." Tina nickte gedankenverloren.
Ich nippte an meinem Kaffee, der leider schon fast wieder kalt war. Widerlich. Tina war währenddessen komplett in Gedanken. Man konnte es fast schon rattern hören.
Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche. Ich hatte eine Nachricht von Hunter.
》Na, was machst du? Wie war die Uni?《
》So wie immer 🙄
sitze gerade mit Tina im Park wir haben uns ausgesprochen vielleicht wird das mit ihr und Finnegan doch was 🤔《
》was?! 😳 endlich 😍《
》ikr 😂 komme nachher vorbei 🙃《
》Gerne Prinzessin 😏《
"Ich will ihn sehen." Tina riss mich vollkommen aus der Trance, in der ich mich befunden hatte. "Wen? Tim?" Sie verdrehte die Augen. "Nein, du Idiot. Finnegan."
Das kam dann doch unerwartet. "Eh ja klar. Lass uns gehen." Ich stand auf, packte meinen Becher weg und ging in Richtung Wald. Der schnellste Weg zu Hunter war eben durch den Wald. Die wilden Tiere da drin würden auf mich hören, ich war schließlich ihre Luna. Tina folgte mir.
》Komme wohl doch früher zu dir als erwartet 🤔 und ich hab jemanden im Schlepptau 💪《
"Für was hast du dich entschieden?", fragte ich, während wir durch den Wald wanderten. Wie gut, dass ich feste Schuhe anhatte. Trotzdem musste ich die ganze Zeit auf den Boden schauen, um nicht zu stolpern.
Doch Tina antwortete mir nicht. Ich sah mich nach hinten um. Sie war stehen geblieben und blickte mit riesigen Augen an mir vorbei. Oh nein. Bitte nicht schon wieder.
Ich konnte mich kaum umdrehen, da wurde ich auch schon von einem großen Wolf angesprungen. Ich sollte mich von diesem Wald einfach fernhalten.
Oh oh! Was ist da wohl im Busch? Also wortwörtlich. Gott, ich liebe Wortwitze.
Ich habe in letzter Zeit echt viele um die Ohren, deswegen tut es mir total leid, dass ich so unregelmäßig update.
Aber wie sieht es denn bei euch aus? Habt ihr noch Ferien? Was macht ihr heute Abend noch so?
Nicht vergessen zu
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Stay in school, don't do drugs and eat your vegetables.
Joe 🐺
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