Merry Christmas
Dieser Oneshot steht in Verbindung zu meinen Geschichten Cover Song und Our Song, jedoch könnt ihr ihn denke ich auch unabhängig davon lesen, solltet ihr sie nicht kennen. Sollten aber doch Fragen aufkommen und ihr den Zusammenhang nicht verstehen, fragt! Ich erkläre euch gerne den fehlenden Kontext (:
Viel Spaß beim lesen und frohe Weihnachten! ♥️
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"Komm schon, Lou. Das ist das erste Weihnachten im neuen Haus. Das ist etwas Besonderes." "Ja und du bist nicht hier, um es mit mir gemeinsam zu feiern." Louis konnte das leise Seufzen hören, welches durch seinen Handylautsprecher drang, an dessen Ende sein Verlobter gute 7 Stunden entfernt in irgendeinem Pub in Edinburgh saß, wo einer seiner Freunde aus Kindertagen soeben seinen erworbenen Doktortitel des erfolgreich bestanden Medizinstudiums feierte.
Sie hatten das Gespräch mit exakt gleichem Verlauf bereits mehrere Male geführt, selbst als Louis Harry vor zwei Tagen zum Flughafen gebracht und er sich schmollend von ihm verabschiedet hatte. Dieses Weihnachten sollte etwas Besonderes werden. Es war das erste Fest, welches sie als verlobtes Paar feierten und zudem ebenfalls das Erste, welches sie in ihrem neuen gemeinsamen Zuhause verbringen wollten.
Wollten war hier wohl das Stichwort, denn sie hatten ihren Plan ohne Robert gemacht. Einer von Harrys guten Freunden, mit dem er zusammen zur Schule gegangen war und welcher nach ihrem Abschluss nach Schottland zog, um dort Medizin zu studieren und seinen Traum als Neurochirurg zu verwirklichen.
"Sei nicht traurig, Sun", versuchte Harry ihn zu trösten, auch wenn er wusste, dass es zwecklos war. Denn egal was er sagen würde, keine Worte der Welt machten es wieder gut, dass er sich gerade in einem anderen Teil Großbritanniens befand, anstatt gemeinsam mit seinem Verlobtem vor dem wärmenden Kamin im Wohnzimmer zu sitzen und ihren funkelnden Weihnachtsbaum zu betrachten, den sie vor Robs spontaner Einladung noch gemeinsam geschmückt hatten.
"Morgen ist mein Geburtstag, Harry... warum muss Rob ausgerechnet am 23. Dezember feiern und warum um alles in der Welt in fucking Schottland?!" Jetzt war es ein kleines Lachen, das am anderen Ende der Leitung erklang, gefolgt von wirren Stimmen aus dem Hintergrund, die immer lauter zu werden schienen. "Lou, ich muss wieder rein. Die anderen drohen schon damit, mir das Handy wegzunehmen. Ich liebe dich, Sunshine, ja?" Louis murrte unverständliche Worte in den Hörer, ehe er ein "Ich liebe dich auch" erwiderte und das Handy neben sich in die weichen Polster fallen ließ.
Seufzend fuhr er sich mit den Händen übers Gesicht und trommelte mit den Fingern gegen seine aufgeplusterten Wangen. Seine Fußspitzen ließ er auf dem Teppichboden mehrere Male hintereinander aneinanderschlagen, als er nachdenklich in dem leeren Haus umher sah. Ihm war langweilig. Morgen war sein Geburtstag, den er allen Anschein nach alleine verbringen würde. Denn nicht nur Harry war nicht Zuhause, auch seine Familie ließ ihn an seinem Ehrentag im Stich, da sie laut seiner Grandma absolut eingeschneit wären und somit weder Besuch empfangen, noch das Haus verlassen konnten.
Das war die schlechteste Ausrede, die Louis je gehört hatte. Sie wohnten nicht einmal eine dreiviertel Stunde von ihm entfernt und bei ihm war bisher nicht ein einziges weißes Flöckchen zu Boden gerieselt. Kurz gesagt: Sie wollten ihn nicht dabei haben.
Mit einem beklemmenden Gefühl in der Brust, welches ihn zu der Zeit zurückversetzte, in der er sich während Harrys Abwesenheit, der Europatour mit Little Mix, alleine und verlassen fühlte, schleppte er sich trägen Schrittes die Treppe nach oben ins Schlafzimmer.
Dieses Haus war viel zu groß für einen alleine und unangenehm still ohne den Gesang seines Verlobten, welcher wirklich immer, wenn er Zuhause war, aus einem der Räume schallte. Selbst Harrys Rockversion des Kinderlied-Klassikers "Head, Shoulders, Knees and Toes" vermisste er, die er immerzu lautstark unter der Dusche zu perfektionieren schien, um sie dann seiner kleinen Nichte vorzusingen. Emilia liebte es, wenn ihr Onkel sang und Louis konnte es ihr nicht verübeln. Er liebte es auch.
Müde ließ er sich mit dem Gesicht voran ins Bett fallen. Konnte nicht einfach schon nach Weihnachten sein und Harry hier neben ihm liegen? Gerade wollte er mit der Hand nach dem Schalter der Nachttischlampe greifen, um an Ort und Stelle direkt die Augen zu schließen, als sein Handy ein Brummen von sich gab und eine neue Nachricht ankündigte. Eilig griff er danach, in der Hoffnung, dass sie von Harry kam, aber öffnete stattdessen mit gerunzelter Stirn ein Video von seinem besten Freund.
"Hallo Onkel Lou, wir wollten dir für morgen einen tollen Geburtstag wünschen. Hoffentlich hält dein Tag ganz viele schöne Momente, Geschenke und Überraschungen für dich bereit. Stimmt's, Eli?" Niall drückte seinem vier Monate alten Sohn ein Küsschen auf den mit hellbraunen Flaum bedeckten Kopf und griff nach seiner kleinen Patschehand, um mit ihr in die Kamera zu winken, hinter welcher Jessys leises Kichern zu hören war.
"Wir haben dich ganz doll lieb, Onkel Lou. Happy Birthday und Frohe Weihnachten! Mwaah." Mit einer Kusshand von Niall in die Kamera und einem lauten gackernden Geräusch des kleinen Elijah, der von seinem Papa am Bauch gekitzelt wurde, endete das Video und hinterließ ein breites Grinsen auf Louis' Gesicht. Er knipste das Licht aus, hüllte sich in der Dunkelheit in die dicke flauschige Bettdecke und spielte das Video noch ein zweites Mal ab.
Der Anblick seines besten Freundes und seines Patenkinds hinterließ ein warmes Gefühl in seiner Brust, welches nur mit bedingungsloser Liebe und Dankbarkeit zu beschreiben war, und mit einem seligen Lächeln auf den Lippen und einem etwas leichteren Herzen, fiel Louis in einen traumlosen Schlaf.
Doch das kleine Hochgefühl des vergangenen Abends hielt nicht lange an, als er am nächsten Morgen mit einer kalten Betthälfte neben sich aufwachte. Kein Duft seines Lieblingstees und frisch gebackener Pancakes lag in der Luft, welcher in den vergangenen zwei Jahren am Morgen seines Geburtstages immer durch das Schlafzimmer wehte, da Harry Frühstück im Bett als ein absolutes Muss jedes guten Geburtstages ansah. Stattdessen machte Louis sich ein wenig frisch, setzte sich im Anschluss unten in der Küche selber eine Tasse Schwarztee auf, die er in einen Thermobecher umfüllte und verließ das Haus.
Der eisige Wind pfiff ihm um die Ohren, als er sich auf sein Fahrrad schwang und ließ ihn den dicken Schal um seinen Hals noch ein wenig höher in sein Gesicht ziehen. Doch er brauchte die Bewegung, um sich abzulenken und auf andere Gedanken zu kommen. Die ihm vertraute Strecke lang radelnd, versuchte er das bedrückende Gefühl in seiner Brust zu verdrängen, welches sich jedes Mal aufs Neue in seiner Brust bildete, wenn er diesen Weg entlangfuhr. Er versuchte die Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, die sich die letzten Monate dort eingenistet hatten, er mittlerweile jedoch erfolgreich losgeworden war. Zumindest zum Großteil.
Er war nicht alleine, selbst wenn es gerade den Anschein machte. Er hatte seine Familie, Niall und Harry in seinem Leben und auch seine Mutter und Schwester würden für immer einen ganz besonderen Platz in seinem Herzen halten.
An seinem Ziel angekommen, stellte Louis das Fahrrad an dem verrosteten Metallzaun ab, ehe er durch das quietschende Tor trat und mit knirschenden Sohlen den Kiesweg entlang lief. Der Thermobecher in seinen Fingern wärmte ihm die eiskalten Hände, das Gesicht hatte er noch immer in dem dicken Wollschal vergraben, den er an der Garderobe von Harry stibitzt hatte und der so gut nach ihm roch. Trotzdem plagten ihn Ohrenschmerzen, da er eine Mütze in der Eile vergessen hatte.
Er verließ den mit Steinen ausgelegten Weg und ging ein Stück über die Wiese, ehe er stehen blieb. Einen Moment lang starrte er andächtig nach unten, ehe er in die Hocke ging, die Augen schloss und ein tiefes Seufzen ausstieß. "Hey, Mum." Als er die Augen wieder öffnete, fuhren seine Finger die eingravierte Schrift auf dem hellen Stein entlang, kratzten etwas Dreck von ihrem Namen, ehe er sie wieder um den heißen Tee schloss.
"Ich habe unseren Lieblingstee dabei", sagte er lächelnd und drehte den Behälter auf, aus welchem sogleich der Duft der herben Teeblätter über den Friedhof wehte. Ein winziges Schlückchen kippte er zu einer der Christrosen auf dem Grab seiner Mutter, bevor er selber etwas von dem Tee trank.
"Frohe Weihnachten, Mum. Ich hoffe Fizzy und du könnt es zusammen verbringen. Ich vermisse euch schrecklich und wünschte, ihr könntet mit uns gemeinsam feiern." Er nahm noch einen Schluck von seinem Tee, um das beklemmende Gefühl im Hals loszuwerden, das sich drohte zu einem dicken Kloß zu formen.
"Heute ist mein Geburtstag, aber das weißt du natürlich. Du warst immer die Erste, die mir gratuliert hat. Ich habe es damals gehasst, wenn du morgens in aller früh in mein Zimmer gestürmt kamst, mir die Decke von den Füßen gezogen hast, nur um dann lautstark ‚Happy Birthday' in mein Ohr zu singen." Louis lachte wehmütig bei der Erinnerung. "Jetzt würde ich alles dafür geben, deine Stimme noch ein einziges Mal zu hören."
Der Kloß in seinem Hals übernahm nun doch die Überhand und schnürte ihm die Luft aus den Lungen. Ein erstickter Laut verließ seinen Mund, als er sich die Hand fest vor die Lippen presste. Seine wackeligen Beine brachten ihn in eine aufrechte Position und seine zittrigen Finger strichen die Tränen von seinen Wangen, die jedoch immer wieder nachkamen. "Ich habe dich lieb, Mum. Euch beide", presste er hervor, ehe er eiligen Schrittes zurück zu seinem Fahrrad lief.
Er musste weg von diesem Ort und zurück in eine vertraute Umgebung. Egal, wie häufig er den Friedhof bereits besucht hatte, er verließ ihn nie mit trockenen Augen.
Louis brauchte länger als gewöhnlich, um nach Hause zu fahren. Seine Beine fühlten sich an, als seien sie aus Wackelpudding, schafften es kaum, die Pedale des Fahrrads zu treten und auch sein tränenverschleierter Blick trug nicht zu einer schnellen Heimfahrt bei.
Mit knallroter Nase, eiskalten Wangen und höllischen Ohrenschmerzen, kam er schließlich wieder Zuhause an und ließ das Fahrrad achtlos im Vorgarten liegen. Er wollte bloß zurück ins Bett und sich den Rest des Tages unter der Decke verkriechen, Weihnachten am liebsten verschlafen und erst wieder aufwachen, wenn Harry zurück war.
Mit trübem Blick stieß Louis die Haustür auf, seine Schuhe und die Jacke warf er achtlos in die Ecke, bevor er auch schon die Treppe zum Obergeschoss ansteuerte, wo sich ihr Schlafzimmer befand. Sein Handrücken fuhr unter seiner Nase entlang, die durch die Kälte und sein Weinen in einer Tour lief. Lautstark zog er sie nach oben.
Doch dann stockte er. Es roch nach Pancakes. Verwundert runzelte er die Stirn, doch sein Herz war ihm bereits einen Schritt voraus, als es begann in einer rasenden Geschwindigkeit gegen seinen Brustkopf zu trommeln. Sofort schossen ihm frische Tränen in die Augen und schneller als ihn seine Pudding-Beine tragen konnten, flitzte er in die Küche, wo sein Herz sogleich einen Salto schlug, als er tatsächlich mit dem verschwommenen Anblick seines Verlobten konfrontiert wurde, der mit dem Rücken zu ihm am Herd stand.
Ein köstlicher Duft von frisch gebackenen Pfannkuchen, Zimt und Schwarztee erfüllte den Raum und Louis unterdrückte ein Schluchzen, als er auf Harry zu rannte und sich von hinten gegen seinen Körper warf, die Arme fest um seinen Torso schlang und das Gesicht gegen seine Schulterblätter presste. Er war wirklich hier. Er konnte ihn sehen, spüren und riechen.
"Hey!", lachte Harry, wobei ein tiefes Vibrieren von seinem Körper ausging, das ein angenehmes Kribbeln auf Louis' Körper übertrug und ihn sich sogleich noch dichter gegen den Größeren schmiegen ließ. "Du bist hier. Du bist tatsächlich hier", flüsterte er und vergrub seine Nase in Harrys Nacken, um noch mehr von seinem vertrauten Duft in sich aufzunehmen.
"Ich bin hier", bestätigte Harry und griff nach Louis' Händen, die sich fest um seine Mitte geschlossen hatten. Vorsichtig löste er seine verkrampften Hände aus seinem Pullover und drehte sich dann in dem Klammergriff seines Verlobten herum. "Überraschung." Harry drückte Louis einen Kuss auf den Kopf, den der Kleinere nun gegen seine Brust, direkt über seinem Herzen gepresst hatte und fuhr mit den Fingern durch seine wuscheligen Haare. Dann wanderten sie hinab zu Louis' Gesicht, wo er seinen Kopf leicht anhob, damit er zu ihm nach oben blickte.
"Happy Birthday, mein Sonnenschein." Er drückte ihm einen Kuss gegen die Stirn und strich dann mit dem Daumen über die getrockneten Tränenspuren auf seinen geröteten Wangen. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als seine Augen auf das intensive Blau von Louis' trafen. "Hast du deiner Mum frohe Weihnachten gewünscht?" Louis nickte, gerührt davon, dass Harry ohne nachzufragen wusste, wo er gewesen war. Der Besuch auf dem Friedhof war genauso Geburtstagstradition, wie Harrys selbstgemachtes Frühstück.
"Danke", flüsterte er auf seine Glückwünsche bezogen und dankbar dafür, dass Harry hier war, obwohl er eigentlich in Schottland sein sollte. "Es gibt nichts, wofür du mir danken musst. Ich habe dich vermisst und wollte deinen Geburtstag und Weihnachten mit dir nicht verpassen. Schon gar nicht, wo es unser erstes Fest hier Zuhause ist." Ein Kuss auf Louis' Nasenspitze folgte, was dem Kleineren tatsächlich ein breites Lächeln entlockte, ehe er mit seinen Fingern in Harrys Nacken fuhr, um dort mit den kleinen Löckchen zu spielen.
"Hast du eigentlich eine Ahnung, wie sehr ich dich liebe?" Den Kopf hin und her wippend, schürzte Harry die Lippen, konnte das Grinsen und die dadurch entstehenden tiefen Grübchen auf seinen Wangen jedoch nicht verstecken. Seine Hände strichen über Louis' Rücken und zogen den Kleineren, wenn möglich, noch ein Stück dichter gegen sich. "Ein bisschen vielleicht."
"Ich liebe dich", wiederholte der Braunhaarige seine Worte zur Bestätigung noch einmal und stellte sich dann auf die Zehenspitzen. Jetzt standen sie sich auf Augenhöhe gegenüber, verloren sich in den intensiven Farben ihrer Augen, ihre Lippen nur wenige Atemzüge voneinander entfernt.
"Warte, nicht hier." Der Lockenkopf griff nach Louis' Hand und zog ihn eilig ein paar Meter hinter sich her, ehe er in dem offenen Torbogen ihrer Wohnküche zum Wohnzimmer stehen blieb. Beinahe wäre Louis dadurch ins Stolpern geraten, doch er konnte sich gerade noch rechtzeitig fangen. "Jetzt." Verwundert blickte er zu dem Größeren hinauf, der für ihn in den absurdesten Momenten immer wieder ein Rätsel war.
"Waru-", setzte er an, unterbrach sich jedoch selber, als ihm etwas oberhalb von Harry ins Auge fiel. "Seit wann hängt der da? Hast du ihn etwa dort aufgehängt?" Unschuldig die Schultern nach oben ziehend, leckte sich Harry einmal über die Lippen, als er selber kurz zu dem grünen Mistelzweig nach oben sah, den er direkt nach seiner Ankunft an der Decke befestigt hatte. Nennt ihn kitschig, er mochte diese klischeehafte Weihnachtstradition.
"Jetzt küss mich endlich", rollte Louis spielerisch mit den Augen und zog den Lockenkopf an seinem Nacken zu sich nach unten, um ihre Lippen zu einem lang ersehnten Kuss miteinander zu verbinden. Sie hatte sich drei Tage lang nicht gesehen und jeder von ihnen war einer zu viel.
Mit sanften Bewegungen verschmolzen ihre Lippen miteinander, schmeckten nach Ahornsirup, Schwarztee und salzigen Tränen. Ein wohliges Seufzen entfloh Louis' Kehle, ehe er sich von seinem Verlobten löste, ihm noch mehrere sanfte Küsschen auf den Mund drückte und dann nach seinen Händen griff, um ihre Finger miteinander zu verknoten.
"Was hältst du davon, wenn wir unser Frühstück im Bett heute ins Wohnzimmer verlegen und den Anblick unseres schönen Weihnachtsbaumes ein wenig genießen?", fragte Harry, der Louis' Hände liebevoll drückte. "Das klingt toll."
So nahm Harry also das mit Pancakes und allerlei Zubehör beladene Tablett mit ins Wohnzimmer und Louis folgte ihm mit ihren Teetassen, schnappte sich allerdings auf dem Weg dorthin noch die Flasche Wein, die sie von Liam und Maya zum Einzug geschenkt bekommen hatten.
Im Wohnzimmer neben dem bunt geschmückten Weihnachtsbaum mit seinen unzähligen Lichtern knisterte bereits ein wärmendes Feuer im Kamin und tauchte den Raum in eine flackernde Gemütlichkeit. Obwohl es gerade einmal Mittag war, spendete das trübe Dezemberwetter nicht viel Licht, doch das machte die Atmosphäre nur noch heimeliger.
"Mein Gott, du siehst wunderschön aus", hauchte Harry nach einer Weile, unterbrach die Stille, in der sie beide schweigend nebeneinander sitzend in die knisternde orange Glut gesehen hatten. Louis hatte sich die dunkelrote Wolldecke bis zu den Schultern nach oben gezogen, seine Haare standen ihm aufgrund der Wärme im Raum etwas strubbelig vom Kopf, während er stumm einen von Harrys Pancakes mampfte.
Lächelnd zog Louis seinen Verlobten mit unter seine Decke und drückte ihm einen Kuss gegen den Mundwinkel. "Es ist so schön, dass du hier bist. Sonst hätte ich die Tage schlafend im Bett verbracht, bis du endlich wieder zurück bist." Er fuhr ihm durch die Locken und griff dann nach der Weinflasche, als er die Reste seines Pfannkuchen aufgegessen hatte. "Meine Familie hat mich knallhart versetzt", gestand er, als er Harry eins der Gläser mit der roten Flüssigkeit reichte und sich selber etwas einschenkte.
"Also auf uns und unser erstes Weihnachten im gemeinsamen Zuhause." Klirrend stießen sie ihre Gläser aneinander und Harry trank einen eiligen Schluck, um seine glühenden Wangen zu überspielen. "Auf uns", bestätigte er und vergrub sein Gesicht in Louis' Halsbeuge. Sein Verlobter konnte ihn lesen wie ein offenes Buch und wenn er nun bemerkte, dass er noch ein letztes Ass im Ärmel hatte, würde das alles ruinieren.
"Meinst du es schneit noch mal dieses Jahr? Wie schön wäre es bitte, endlich mal wieder weiße Weihnachten zu haben." Harry brummte zustimmend, während er von Louis gedankenverloren die Kopfhaut gekrault bekam. Ganz automatisch wanderte sein Blick zum Fenster und überrascht weiteten sich seine Augen, blinzelten mehrmals. Doch sie schienen ihm tatsächlich keinen Streich zu spielen.
"Es schneit. Lou. Es schneit!", rief er und setzte sich augenblicklich kerzengerade aufs Sofa, als er zum Fenster deutete. "Was?!" Auch Louis' Blick schoss nun zum Fenster, ehe ein herzhaftes Lachen den Raum erfüllte. "Es schneit, Love!" Er warf die Decke von seinen Schultern, schwang sich schwungvoll vom Sofa, wobei er Harry an seiner Hand mit nach oben zog. Sie liefen in die Küche, wo Louis sogleich die großen Glastüren aufzog, die hinaus auf ihre Terrasse und in den Garten führten.
Dicke weiße Flocken fielen vom Himmel, verbanden sich zu einer puderweichen Decke auf dem Boden und verwandelten die triste Landschaft in ein funkelndes Winter-Wunderland. Mit nackten Füßen tapste Louis in das Schneegestöber hinaus und drehte sich mit ausgestreckten Armen einmal um seine eigene Achse. "Es schneit, es schneit", rief er freudig, durch und durch das Winterkind, das er war und entlockte Harry ein tiefes Lachen.
Louis' Freude war ansteckend und so trat auch er fröstelnd in die Kälte hinaus, schlang die Arme von hinten um seinen Körper und wiegte sich mit ihm, die Nase an seinem Hals vergraben, von Seite zu Seite, während er eine Weihnachtsmelodie vor sich her summte.
In diesem Moment wusste er, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Die siebenstündige Fahrt von Edinburgh nach London, die ihn heute Nacht den Schlaf gekostet hatte, war es mehr als wert gewesen, um nun all diese herzerwärmende Bilder seines Verlobten in sich aufzunehmen.
Sie tanzten durch die glitzernden Flocken, hinterließen ihre frischen Fußtapsen in der schneeweißen Decke und ignorierten ihre eiskalten Füße, die dabei zur Nebensache wurden. Wichtig waren nur sie beide, hier in diesem Moment.
"Brr, ist es kalt hier drin. Wo seid ihr denn, Jungs?", ertönte plötzlich eine Stimme aus dem Inneren ihres Hauses, gefolgt von dem Fußgetrappel mehrerer Menschen. "Ich will einen Schneemann bauen!" "Nein, ich will einen Schneemann bauen!" "Doris, Ernest, sagt doch erstmal Hallo. Euer Bruder hat Geburtstag." "Happy Birthday, Lou."
Ein wirrer Mix an Stimmen erfüllte das Haus, ehe auch schon zwei Wirbelwinde zu ihnen nach draußen gerannt kamen und versuchten den Schnee mit ihren Händen aufzufangen. Dann erschienen auch Louis' Großeltern und seine restlichen Schwestern im Türrahmen, die Hände vollbepackt mit Geschenktüten und jeder von ihnen mit einem Lächeln auf den Lippen. "Alles Gute zum Geburtstag mein Großer und fröhliche Weihnachten", wünschte sein Großvater und Louis klappte sprachlos der Mund auf und zu.
Geschockt starrte er zu seiner Familie, die Zwillinge tollten ihm lachend um die Beine, doch er konnte die Situation noch nicht ganz fassen. "W-Was?" Sie hatten ihm für die Feiertage doch abgesagt. Louis war fest davon ausgegangen, dass er seinen Geburtstag und auch Weihnachten alleine verbringen wurde und nun war nicht nur Harry, sondern auch seine komplette Familie zusammengekommen.
"Frohe Weihnachten, Lou", flüsterte ihm eine Stimme ins Ohr, ehe Harry ihm einen Kuss auf die Wange drückte. Er grinste ihn unschuldig an, bevor er einen sprachlosen Louis in Richtung seiner Familie schob, die ihn sogleich mit Glückwünschen und Umarmungen überhäufte. So ließ sich das erste Weihnachtsfest im neuen Zuhause definitiv gebürtig feiern.
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Song: Merry Christmas - Ed Sheeran feat. Elton John
Wörter: 3.329
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