|3| resignation
Dowoon
Ich wartete draußen vor der Tanzschule in der sie ihre Stunden nahm. Von der Zeit her hatte es echt ganz gut funktioniert, so wie ich gesagt hatte. Ich stand hier keine fünf Minuten. Allerdings waren es doch fünf Minuten zu viel, wenn man bedachte, dass Regen eingesetzt und ich keinen Schirm hatte. Das war so Klischee irgendwie. Aber ein eher unheilverkündendes.
Es dauerte nicht lange und sie kam mit ihren Freundinnen nach draußen. Sie verabschiedeten sich von einander und die Gruppe löste sich auf. Ich betrachte sie einen Augenblick, wie sie da stand im Schein des Lichtes, dass aus der Tanzschule fiel, mit der einen Hand ihren Schirm haltend, mit der anderen Hand dabei ihr Handy aus der Manteltasche zu fischen. Sie tippe ein wenig darauf herum. Dass sie mir schrieb erkannte ich daran, dass mein Handy in meiner Bauchtasche vibrierte. Ich sah mir die Nachricht nicht an. Wo wäre auch der springende Punkt, wenn ich nicht mal vier Meter von ihr entfernt stand?
"Noona!", machte ich sie auf mich aufmerksam und sie sah mich mit großen, dunklen Augen an, als sie mich entdeckte. "Dowoon!", rief sie erstaunt und eilte zu mir. "Was machst du denn hier? Du wirst ganz nass!" Sie hob ihren Schirm an, damit ich mich mit darunter stellen konnte und ich schenkte ihr ein dankbares Lächeln dafür. "Nun, du hast mir gestern nicht geantwortet, ob wir und heute sehen und heute ist so gut wie vorbei, also dachte ich, ich komm einfach mal vorbei", meinte ich mit einem schiefen Lächeln, doch ich war mir ziemlich sicher, dass ich das nicht halb so gut konnte, wie Wonpil.
Sie übte sich an einer schuldbewussten Miene. "Es tut mir Leid, Dowoon", sagte sie, "ich hatte einfach keine Zeit. Aber ich freue mich dich zu sehen." Eine kleine gemeine Stimme wollte ihr widersprechen, denn ich hatte schließlich eben mit eigenen Augen gesehen, dass es sie keine zehn Sekunden gekostet hatte mir zu antworten. Sie hatten in den letzten 24 Stunden also keine Zeit für diese 10 Sekunden gehabt? Ich schob den Gedanken beiseite. Ich musste mich konzentrieren, schließlich hatte ich was zu klären. Ich war nicht gekommen, um ihr Vorwürfe zu machen.
"Ich freue mich auch dich zu sehen, Noona", erwiderte ich und sie strahlte mich an. "Wollen wir vielleicht was essen gehen?", fragte sie. "Wenn wir schon mal hier sind, dann können wir uns auf den Weg zu Bahn auch eine Kleinigkeit holen, oder?" Ich seufzte leise und schüttelte den Kopf. Sie stubste mich in die Seite. "Komm schon, geht auch auf mich." Abermals schüttelte ich den Kopf. Wenn ich mit ihr erstmal bei einer Ramen sass und wir über das Buch redeten, dass wir beide grade parallel lasen, dann würde ich sie nie darauf ansprechen. "Eigentlich wollte ich dir nur eine Frage stellen", fing ich also an, bevor mein innerer Feigling mich zum Rückzug zwang. Sie sah mich verblüfft an. "Schieß los", forderte sie mich auf.
"Was ist da mit uns beiden, Noona?"
Sie sah mich an, doch nicht für lange, denn schließlich wich sie meinem Blick aus. "Spätabends in den Straßen von Seoul bei starken Regen ist der richtige Zeitpunkt um da zu klären?", fragte sie ausweichend. Ich atmete einmal tief durch. "Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt", erwiderte ich. "Dieser Zeitpunkt ist genauso gut oder schlecht wie jeder andere. Und irgendwann musste er einfach kommen." Ich legte ihr die Hände auf die Schultern und sah sie an. Vorsichtig erwiderte sie meinen Blick. "Ich verstehe es ehrlich gesagt nicht, Noona", begann ich. Ich sparte mir einen Vorwurf in der Stimme. Ich wollte ihr auch gar nichts vorwerfen, ich wollte nur endlich aufhören mich im Kreis drehen zu müssen.
"Es ist bereits drei Monate her, dass ich dir erzählt habe, wie es in mir aussieht. Verdammt, das war noch bevor der Regen eingesetzt hatte und jetzt sieh an wo wir stehen", machte ich weiter und ein halb verzweifeltes, leises Lachen entsprang meiner Kehle. "Ich habe immer wieder versucht dir in diesen drei Monaten zu zeigen, wie sehr ich dich mag und dich sehen zu lassen was du an mir hast, aber irgendwie ist es dir einfach nicht gut genug."
"Dowoon", wollte sie intervenieren, doch ich brachte sie mit einer Handbewegung zum schweigen. "Ich hatte gehofft, dass alles würde wachsen, wenn ich dir nur genug Zeit ließe und dass du mich vielleicht irgendwann so sehr mögen würdest, wie ich dich, doch offensichtlich ist die Sache nicht ganz so einfach, denn immer dann, wenn wir zusammen sind und es wirklich gut läuft, wir diese Verbindung teilen und ich glaube, dass ich es geschafft habe zu dir vorzudringen, dann bist du plötzlich weg und vergisst mich. Das tut weh, Noona." Ich fuhr mir mit einer Hand durch die Haare und seufzte. "Die ist es wahrscheinlich nicht wirklich bewusst, aber dein Verhalten verletzt mich. Das Warten verletzt mich", erklärte ich ihr.
Ich ließ meinen Blick über die regennasse Straße wandern und betrachte die Lichter, die sich in dem dunklen Film des Wasser, dass sie auf den Straßen sammelte, spiegelten. "Ich habe lange gewartet und allmählich kann ich das nicht mehr - um nicht zu sagen, ich will es nicht mehr", sagte ich und konnte nichts gegen das nostalgische Lächeln tun, dass sich auf meinen Zügen ausbreitete. "Wann immer ich doch versucht habe dich darauf anzusprechen, dann wurdest du vage, doch ich will keine halben Sachen mehr. Wenn du kein Interesse hast, dann sag es. Wenn ich gehen soll, dann sag es."
Sie schluckte leer und schenkte mir einen halb verzweifelten Blick. "Du weißt genau so ist es nicht, Dowoon", sagte sie. "Wie ist es dann?", fragte ich, doch sie antwortete nicht, sondern biss sich nur auf die Lippe. Ich bekam wieder keine Antwort. "Wenn du mich nicht haben willst, dann lass mich gehen", meinte ich leise. Sie seufzte. "Dowoon, ich ... du kannst mir nicht so die Pistole auf die Brust setzen, du weißt ich mag dich sehr, sehr gerne, aber ich muss eben noch herausfinden, wie gut das mit uns klappen kann."
Wieder hielt sie mich hin.
Ich musste an das denken, was Wonpil gesagt hatte. Küss sie einfach. Wahrscheinlich hatte er recht. Ich dachte nicht mehr weiter nach, sondern beugte mich zu ihr runter, doch nicht allzu hastig. Eher forschend als forsch. Ich zögerte eine Millisekunde um ihr ein Veto einzuräumen.
Und es kam.
Sie drehte ihren Kopf weg. Ich zog mich zurück und stieß die Luft aus meinen Lungen aus. Jap, Wonpil hatte recht. Ich hatte so meine Antwort erhalten - eine schmerzhafte Antwort, aber ich hatte sie erhalten. "Das war schon deutlicher", meinte ich. Ich lachte leise, auch wenn mir gar nicht danach war. "Okay." Ich wandte mich zum gehen, doch sie hielt mich am Ärmel meines Hoodies fest. "Dowoon", sagte sie nur wieder. "So ist es nicht..." Sie rang nach Worten. "Ich mag-", begann sie. "Noona", unterbrach ich sie wieder und sie verstummte, während sich ein weiteres nostalgisches Lächeln auf mein Gesicht schlich und ich sacht den Kopf schüttelte.
"Du wirst dich niemals entscheiden können, oder?"
Sie betrachtete mich mit gerunzelter Stirn und wusste darauf scheinbar auch nicht mehr zu erwidern. "Das ist okay", meinte ich und sie sah mich nur noch verwirrter an. Ich löste ihre Hand sanft von meinem Ärmel. "Wenn du dich nicht entscheiden kannst, dann muss ich wohl eine Entscheidung treffen." Wohl oder übel. Auch für mein eigenes Wohl, denn dieses ewige Hingehaltenwerden tat mir schon lange nicht mehr gut. "Und es gibt nur eine Entscheidung, die ich über deinen Kopf hinweg treffen kann."
Sie sah mich mit großen an. "Was soll das heißen, Dowoon?", fragte sie. Nun, was schon? Ich konnte sie nicht zu einen Ja zwingen - aber mich zu einem Nein. Ich musste es nur durchziehen und das würde sicher nicht so einfach werden. Ich warf ihr meine Erkenntnis jedoch nicht so an den Kopf. "Dowoon?" Ich lächelte nur leicht traurig, bevor ich mit den Schultern zuckte, mich zum gehen wandte und trat in den Regen. "Sehen wir uns morgen?", hörte ich sie fragen.
Ich zuckte nur wieder mit Schultern ohne mich noch mal umzudrehen.
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