57~Ich kann ohne dich nicht mehr leben~57
~Ich kann ohne dich nicht mehr leben~
Ich gähnte, als mein Vater vor dem Eingang der Klinik hielt und ich mich aus dem Wagen quälte.
Die drei Tage bei meiner Familie waren viel zu schnell vergangen, da wir so viele schöne Sachen gemacht hatten. So hatte ich mit Taehyung diese Serie, die er so gerne mochte, geschaut und hatte meiner Mutter beim Kochen geholfen. Es waren wirklich schöne drei Tage gewesen, allerdings wären sie noch besser gewesen, wenn mein Freund dabei gewesen wäre. Denn ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich ihn nicht vermisst hatte.
„Und wie war's?" Seokjin legte meinen Rucksack auf einem Tisch ab und lächelte mir freundlich zu. Ich hatte mich gerade noch von meinem Vater verabschiedet und mein Pfleger hatte mich dann in mein Zimmer begleitet.
„Sehr schön." Ich ließ mich auf mein Bett fallen. Ich war müde, da ich ein bisschen früher als normal hatte aufstehen müssen.
„Weißt du ob Yoongi Zeit hat?" Ich sah den hochgewachsenen Mann an, welcher den Kopf schüttelte. „Der hat Therapie." Er warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr und sah mich dann wieder an. „Die hast du übrigens auch gleich." Ich seufzte und ließ mich auf meinen Rücken fallen.
„Im Ernst? Ich bin so müde, muss das sein?", beschwerte ich mich und starrte an die Decke. Das Bedürfnis einfach für immer liegenzubleiben war gerade übermächtig geworden und ich hatte nicht das Gefühl, als könne ich mich je wieder erheben.
„Ja, Hoseok. Ich kann verstehen, dass du müde bist, aber du solltest trotzdem jetzt los, komm ich bring dich." Ich gab ein letztes resigniertes Stöhnen von mir, bevor ich mich langsam dazu aufraffte mich aufzurichten und in Richtung Therapie zu bewegen.
„Ich will, aber nicht, das ist unfair", versuchte ich wieder Seokjin dazu zu bewegen mich in Ruhe zu lassen, als ich mich aufrichtete und auf die Tür zuschritt. Doch er ließ sich nicht weich kriegen.
„Das Leben ist manchmal nicht fair, Hoseok." Ich verdrehte die Augen und bekam unwillkürlich das Gefühl, dass Yoongis Charakterzüge ein wenig auf mich abgefärbt hatten.
Aber schließlich quälte ich mich doch den Gang entlang, immerhin würde ich danach etwas zu Essen bekommen und Yoongi wieder sehen, das war aber das einzige, was mich an diesem Tag antrieb, mich nicht einfach auf den Boden zu legen und zu schlafen.
„Guten Morgen, Hobi. Du siehst so aus, als würdest du jemanden gerne eine reinhauen", wurde ich von einem grinsendem Namjoon begrüßt, der neben Dani saß.
„Ich sehe nicht nur so aus, ich würde es auch gerne tun." Meine anfängliche Antriebslosigkeit hatte sich nun in leichte Wut gewandelt, weshalb ich das Gefühl hatte, alle hätten sich gegen mich verschworen.
Ich ließ mich auf einen Stuhl Namjoon gegenüber plumpsen und starrte ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
„Wo ist Yoongi?", murmelte ich gerade so, dass er mich hören konnte und stocherte lustlos in meinem Mittagessen rum.
„Der kommt gleich, hat noch Therapie", erklärte Dani und lächelte mich breit an.
Warum bitte waren alle so gut gelaunt? Ich verstand es nicht.
Mit einem resigniertem Seufzen begann ich mein Mittagessen, das in meinem Zustand eher wie eine undefinierte Pampe wirkte, in mich rein zu schieben. Es half gegen den Hunger, allerdings nicht gegen den Drang jemanden jetzt auf der Stelle zu verprügeln. Optional hätte ich Dani mir dazu ausgesucht, denn diese grinste mich schon die ganze Zeit so komisch an, fast so als wolle sich mich mit ihrer Fröhlichkeit anstecken.
Gerade als ich einen kurzen Schluck aus meinem Wasserglas genommen und es wieder auf dem Tisch abgestellt hatte, spürte ich, wie sich zwei Arme um meinen Oberkörper legten.
Sofort lächelte ich und kurz darauf hörte ich Yoongis Stimme an meinem Ohr. Sein Atem kitzelte an meinem Ohrläppchen, aber dennoch war es ein wunderschönes Gefühl meinem Freund so nah zu sein.
„Du bist wieder da, Hobi." Die Arme verschwanden und der wunderschöne Körper meines Freundes ließ sich neben mich fallen.
„Ach hallo, Yoon." Der Silberhaarige blickte über den Tisch.
„Kannst du Hoseok bitte wieder zu einem Sunshine machen, ich habe echt Angst, dass er mich verprügelt." Er sah gespielt ängstlich in meine Richtung und ich unterdrückte den Drang ihm meinen Mittelfinger unter die Nase zu halten.
„Oh geil, wollen wir Joon gemeinsam verprügeln?" Mein Freund drehte sich mit einem undefinierbaren Lächeln zu mir und ich nickte grimmig. „Nichts lieber als das, ich brauche jemanden an dem ich meine schlechte Laune auslassen kann", erwiderte ich und Namjoon lachte nur.
„Wow, jetzt haben wir zwei Grumpys. Aber was ist mit dir passiert Hoseok?" Ich seufzte und fuhr mir durch meine Haare.
„Ich habe die letzten Tage zu wenig geschlafen und das macht mich ungenießbar", erklärte ich und blickte zu Yoongi, der sich gerade etwas seines Mittagessens in den Mund schob.
„Je länger ihr zwei zusammen seid, desto besser passt ihr zusammen." Ich hob verständnislos den Blick. Hieß das, dass wir am Anfang unserer Beziehung noch nicht zusammenpasst, hatten? Wenn ja, dann wäre ich jetzt tatsächlich bereit dem 18-jährigen eine reinzuhauen, der immer noch so komisch zu uns rübergrinste. Was war bitte bei ihm falsch gelaufen?
„Aha", hörte ich Yoongi grummeln und ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. Namjoon sah das offenbar als Aufforderung seine Erkenntnis zu erklären, denn er lehnte sich nach vorne und begann zu erzählen.
„Yoongi wünscht mir regelmäßig den Tod, wenn ich ihn aus Versehen wecke und ich wette mit euch, dass er sich manchmal in Gedanken ausmalt, wie er mich umbringt, weil ich ihn schon so oft geweckt habe." Er grinste, was seiner Aussage die Ernsthaftigkeit nahm und nun war es an mir 'Aha' zu grummeln.
Dani hatte sich inzwischen wieder verabschiedet – wahrscheinlich hatte sie keine Lust auf uns Spaßbremsen, was mich aber weniger interessierte. Ich hatte eigentlich nichts gegen die 19-jährige, im Gegenteil, es war toll, dass Namjoon in ihr etwas für sich entdeckt hatte, auch wenn er es ungern zugab. Allerdings konnte sie mir in meiner jetzigen Verfassung echt gestohlen bleiben.
„Wie war's eigentlich bei deiner Familie?" Es war ein wenig stiller geworden, da die meisten der andern Jugendlichen ihre Mahlzeit schon beendet und die Cafeteria verlassen hatten.
„Schön, Jimin und Tae waren auch da und wir haben viele coole Sachen gemacht."
„War es nicht komisch für sie wegen deiner Prothesen?" Der Minthaarige griff unter dem Tisch nach meiner Hand und verschränkte seine Finger in meinen. Ich schüttelte den Kopf.
„Überhaupt nicht. Anfangs wussten sie nicht ganz, was ich selbst tun kann, aber das habe ich ihnen immer gesagt. Trotzdem freue ich mich darauf, wenn ich endlich ohne Krücken laufen kann. Dann kann ich endlich auch mal Leute zurückumarmen, wenn ich umarmt werde." Ich drückte seine Hand und ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht meines Freundes.
„Da freu ich mich auch drauf." Wir ignorierten Namjoons genervtes Aufseufzen, immerhin mussten wir ihn auch ertragen.
Yoongi zog mich daraufhin in eine kurze, aber dennoch innige Umarmung und ich lächelte glücklich, während ich seine Nähe spürte.
Es war verrückt, das ein einziger Mensch mich so unglaublich glücklich machen konnte und ich hätte das nie für möglich gehalten, aber jetzt, wo ich Yoongi hatte, wollte ich dieses Gefühl von ihm geliebt zu werden nie wieder missen. Ich wollte nie wieder ohne ihn leben müssen, wahrscheinlich würde ich das auch gar nicht mehr können.
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