
Kapitel 16: Visionen der Vergangenheit
Als Nick nochmal mit meiner Tante sprach, bevor er aufbrach, kam meine Mum zu mir. „Du scheinst diesen Nick ja wirklich sehr gerne zu mögen", stellte meine Mum fest. Es war ihr also sehr wohl aufgefallen. Verlegen strich ich mir eine Strähne hinters Ohr. „Ich weiß es nicht. Nick war seit Beginn immer nett zu mir und er hat mir immer geholfen. Ich habe keine Ahnung, was das zwischen uns ist", gestand ich ihr ehrlich. Meine Mum blickte mich ernst an.
„Dieser Nick scheint wirklich ein netter Junge zu sein, aber bitte sei trotzdem vorsichtig bei ihm. Er bleibt immer noch ein Hexer. Glaub mir, ich weiß, wovon ich hier spreche", sagte meine Mum eindringlich. Sie wollte unter keinen Umständen, dass mir das Gleiche passierte wie ihr mit Dad. Also nickte ich. „Ich bin vorsichtig Mum, versprochen", versicherte ich ihr. Sie lächelte mich an und strich mir liebevoll über die Wange. Wahrscheinlich würde zwischen Nick und mir sowieso nie etwas werden.
Schließlich begleitete ich Nick noch bis zur Tür. Er öffnete sie, blieb dann im Türrahmen nochmal stehen. „Danke, dass ich hatte bleiben dürfen. Dieses sterbliche Weihnachtsfest ist wirklich sehr interessant. Deine Mum ist außerdem sehr nett", bedankte sich Nick ein weiteres Mal. Ich lächelte leicht. „Klar gerne. Mich hat es auch sehr gefreut, dass du heute da gewesen bist", entgegnete ich. Nick bekam wieder dieses schiefe, sexy Grinsen, das mein Herz höher schlagen ließ und kam etwas näher auf mich zu. „Ach ist das so", sagte er verführerisch.
Doch dann kam mir noch etwas anders. „Was hattest du mir eigentlich wegen meinen Träumen sagen wollen? Wir sind gar nicht dazu gekommen darüber zu sprechen." Nick winkte ab. „Wir können auch wann anders darüber reden. Das eilt nicht. Genieße das Weihnachtsfest und die Zeit mit deiner Mum. Du hast diese Normalität verdient." Das war so süß von Nick und ich begann zu lächeln. Er wusste genau, wie wichtig es mir immer noch war etwas Normalität in meinem Leben zu behalten. „Danke Nick. Aber nach Weihnachten sprechen wir sofort darüber, versprochen?" Nick nickte grinsend. „Ich verspreche es dir."
Plötzlich fiel mir auf, dass über uns ein Mistelzweig hing und ich lachte leicht. Nick sah nun ebenfalls nach oben und wirkte irritiert. „Das ist Mistel. Was ist daran so witzig?", fragte er verwirrt nach. Ich winkte ab. Natürlich kannte Nick diesen Brauch nicht. „Ach, es is nur so, bei uns Sterblichen ist es Brauch, dass man sich unter einem Mistelzweig küsst", erklärte ich ihm verlegen und konnte es nicht verhindern und wurde im Gesicht leicht rot. Oh man, war das peinlich. Nick grinste mich wieder frech an und trat noch einen Schritt näher auf mich zu. Instinktiv hielt ich die Luft an. Würden wir uns jetzt küssen? Würde das jetzt unser erster richtiger Kuss werden? Ich wusste nicht, ob ich wirklich richtig bereit dafür war.
„Dann sollten wir uns an diesen Brauch halten, oder?", sagte er mit einem frechen Grinsen und lehnte sich zu mir vor. Nick war ganz dicht vor meinen Lippen und ich konnte bereits seinen warmen Atem in meinem Gesicht spüren. Doch dann schwenkte er ab und gab mir stattdessen einen Kuss auf meine Wange. Erst als er sich wieder zurückzog, konnte ich wieder normal atmen. Ich war ihm dankbar, dass er das getan hatte. „Hab noch ein schönes Fest Williams", verabschiedete er sich. „Danke Scratch", erwiderte ich und winkte ihm noch, während er sich immer mehr vom Haus entfernte.
Ich genoss die beiden Tage, wo meine Mum noch zu Besuch war und zeigte ihr sogar etwas die Stadt. Ich liebte auch ihr Weihnachtsgeschenk. Es war eine wunderschöne Kette mit einem durchsichtigen Stein in der Mitte. Ich nahm mir nun vor sie von nun an jeden Tag zu tragen, so war meine Mum auch bei mir, wenn sie wieder abreiste. Leider gingen die Tage viel zu schnell um und dann war meine Mum auch schon wieder weg. Ich würde sie wieder schrecklich vermissen, auch wenn wir telefonierten. Das war einfach nicht das Gleiche, wie sie hier zu haben. Ich machte es mir auf meinem Bett gemütlich, um etwas für die Schule zu lernen. Nach den Ferien standen einen Haufen Arbeiten an, bevor es dann in den Endspurt ging und die Abschlussprüfungen anstanden.
„Na, fleißig am Lernen?", erschreckte mich Nick plötzlich und ich sah von meinem Schulbuch auf in sein grinsendes Gesicht. „Mensch Nick! Du hast mich fast zu Tode erschreckt!", wies ich ihn zurecht und schüttelte darüber nur den Kopf. „Moment, bist du wirklich hier oder astralprojizierst du nur wieder?", fragte ich ihn. Nick lachte leicht und kam auf mich zu. „Nein, ich bin in Fleisch und Blut hier. Wäre es dir anders lieber?", entgegnete er und setzte sich zu mir an die Bettkante. „Nein, in Fleisch und Blut ist perfekt", sagte ich und errötete etwas unter Nicks intensiven Blick. „Na, das freut mich doch", zwinkerte er mir zu und ließ neugierig seinen Blick durch mein Zimmer schweifen.
Schließlich sah Nick wieder zu mir und holte eine rote Schachtel aus seiner schwarzen Jacke und reichte sie mir. Ganz erstaunt sah ich ihn an. „Was ist das?" „Das ist ein kleines nachträgliches Weihnachtsgeschenk für dich", erklärte mir Nick lächelnd. Verlegen nahm ich die Schachtel an. „Oh Nick, das wäre doch nicht nötig gewesen", bedankte ich mich. Nick winkte ab. „Ach, das ist doch keine große Sache. Mach es mal auf", forderte er mich aufgeregt auf.
Ich konnte es ja gar nicht glauben. Ich hatte Nick noch nie so aufgeregt gesehen. Das war irgendwie süß. Also öffnete ich die Schachtel und staunte nicht schlecht, als ich darin einen schwarzen Filzstift vorfand. Was sollte ich denn damit? „Das ist ein magischer Stift. Wenn du mit ihm in deine Handfläche schreibst, erscheint die Nachricht ebenfalls auf meiner. Das heißt, falls du mal meine Hilfe brauchst, kannst du ihn einfach benutzen und ich komme", erklärte mir Nick sofort. Wow, das war wirklich ein tolles Geschenk.
Glücklich fiel ich ihm um den Hals und umarmte ihn fest. Sofort erwiderte er die Umarmung und lachte leicht. „Oh, danke Nick! Ich freue mich riesig darüber", bedankte ich mich und löste mich von ihm. Er hätte mir nichts schenken müssen und trotzdem hatte er es getan. „Freut mich, dass dir das Geschenk gefällt." Ich grinste weiter, doch dann bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich für ihn nichts hatte. „Jetzt fühle ich mich schlecht, weil ich nichts für dich habe", gestand ich ehrlich. „Ach, das ist doch nicht so schlimm", versicherte mir Nick.
Ich begann zu grübeln, ob mir nicht doch etwas einfiel. Doch dann kam mir eine Idee. „Für dein Geschenk hast du bei mir einen Wunsch frei. Egal wann und was, ich werde alles versuchen, um dir deinen Wunsch zu erfüllen." Nick zog überrascht eine Braue nach oben und erst da kam mir, was ich getan hatte. Nick durfte sich alles wünschen. Was, wenn er sich wünschte, dass ich mit ihm schlief? Das würde er doch nicht tun, oder? Nein, das glaubte ich nicht. „Ok, dann danke. Ich werde den Wunsch bei gegebener Zeit weise nutzen", versprach er mir und dadurch fühlte ich mich deutlich besser.
„Ich bin aber nicht nur hier wegen des Geschenkes, sondern auch wegen deiner Träume. Ich hatte dir ja versprochen, dass wir darüber sprechen, wenn Weihnachten vorbei ist und deine Mum wieder abgereist ist." Und Nick hatte sein Versprechen gehalten, was ich ihm hoch anrechnete. Ich lächelte ihn dankend an. „Und was hast du herausfinden können?", fragte ich ihn gleich ganz neugierig. Nick kratzte sich nachdenklich am Kopf und blickte mich dann ernst an. „Ich bin fast davon überzeugt, dass deine ganzen Träume Visionen aus der Vergangenheit sind und dir jemand etwas zeigen möchte", versuchte mir Nick zu erklären. Das wurde alles immer noch verworrener. Ich begann zu grübeln. Nick meinte also, dass ich Visionen der Vergangenheit in meinen Träumen sah. Aber wer schickte mir die?
Dabei kam mir nur ein Einfall. „Glaubst du, es könnte möglich sein, dass mir mein Dad diese Visionen schickt?", sprach ich meine Gedanken laut aus. Könnte das vielleicht heißen, dass mein Dad noch irgendwo da draußen war? Nick zuckte mit den Schultern. „Es könnte durchaus möglich sein. Aber ich möchte nicht, dass du dich zu sehr in etwas verrennst, und nachher ist es ganz anders", entgegnete Nick besorgt. Es war lieb von ihm, dass er sich so Gedanken um mich machte. „Das ist lieb von dir Nick, aber alles ist gut, wirklich. Ich danke dir wirklich sehr, dass du mir hilfst."
Nick bekam ein breites Grinsen übers Gesicht. „Ich helfe dir gerne Emma. Aber um wirklich herauszufinden, ob dir dein Dad diese Visionen schickt, bräuchten wir noch mehr Informationen über ihn." „Hmm", dachte ich nach. „Ich habe schon mal versucht an mehr Infos durch meine Tante zu kommen, aber sie hat mir nicht allzu viel erzählt, zu mindestens nichts, was uns hier weiterhelfen könnte", erzählte ich Nick.
Er machte ebenfalls ein nachdenkliches Gesicht und stand schließlich wieder von meinem Bett auf. „Nachdem dein Dad auch Teil unseres Zirkels und der Akademie gewesen war, kann ich vielleicht etwas finden." Ich nickte. „Danke Nick." „Ach, nichts zu danken. Wir sehen uns. Falls sonst noch was ist, hast du ja jetzt den Stift." Nick zwinkerte mir zu und ich spürte wieder, wie ich errötete. Oh man, war das peinlich. „Bis dann Emma. Lanuae Magicae", sagte er und war auch schon verschwunden.
Ich lehnte mich auf mein Kissen zurück und kurz darauf kam plötzlich Rocky in mein Zimmer gelaufen und sprang hoch in mein Bett. Er begann zu schnüffeln. „Dieser Hexer war wieder hier gewesen, habe ich nicht Recht", sagte er vorwurfsvoll. Er konnte Nick einfach immer noch nicht richtig leiden. Dabei wünschte ich mir so sehr, dass er sich wenigstens etwas für ihn erwärmte. Rocky kuschelte sich an mich und ich begann ihn am Kopf zu kraulen. „Ja, Nick war hier gewesen. Kannst du nicht wenigstens versuchen ihm mir zuliebe endlich mal eine Chance zu geben? Er versucht mir zu helfen und er ist ein wirklich ein netter Kerl", bat ich Rocky eingehend.
Er schnaubte verächtlich. „Ich habe schon gemerkt, dass du diesen Hexer Schönling gerne magst. Ich will nur nicht, dass er dir weh tut. Außerdem könnte er ja auch auf mich zukommen." Ich lachte leicht und drückte Rocky einen Kuss auf den Kopf, bevor ich mich aus meinem Bett schwang. „Ich werde es Nick beim nächsten Mal sagen. Es wäre schön, wenn ihr Freunde werden könntet." Rocky ließ sich schließlich etwas erweichen. „Fein, wenn er etwas auf mich zukommt, werde ich versuchen ihn nicht mehr allzu sehr zu hassen, ok?" Ich nickte. „Das ist immerhin ein Anfang."
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Hättet ihr euch gewünscht, dass Nick und Emma sich küssen? Was haltet ihr von Nicks Geschenk? Denkt ihr, ihr Dad schickt ihr diese Visionen? Lebt er noch?
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