9 • Zwei Tage danach
Als ich gestern umgekippt war, wachte ich nach einigen Stunden später in meinem Bett auf. Ich hatte keine Sekunde vergessen, was passiert war.
Danach hatte ich mich eingesperrt und war für mich alleine, bis zum Abendessen jedenfalls. Ich habe mit meinen Eltern geredet und langsam fühle ich mich besser. Ich bin froh, dass ich sie habe. Ich bin unglaublich traurig, dass mein Bruder nun gegangen ist, und es wird sicher noch eine zeitlang dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe Einzelkind zu sein.. aber nun musste ich mir make-up auftragen und eine glückliche Miene aufziehen, damit meine Freunde das nicht mitbekamen. Sie würden nur mein Geheimnis erfahren, und ich würde dafür nicht mein Studium aufgeben wollen.
Ich lief so selbstbewusst wie es nur ging durch die Flure und wurde fast von Rina umgestoßen. „Heyy beste Freundin!! Wie geht es uns an einem wunderschönen Freitag morgen?!" sie lächelte breit, ich hatte sogar das Gefühl sie noch nie so lächeln gesehen. Ich fragte mich wirklich, wie man so früh am Morgen solche Energie haben konnte.
„Ganz in Ordnung, schätze ich.." meinte ich nur.
„Warum ganz in Ordnung? Hast du mir nicht zugehört, wir haben freitag!! Und weißt du wer morgen Geburtstag hat?!!!"
FUCK! Das hatte ich komplett vergessen! Ich wusste noch nicht mal mehr was ich vergessen hatte. Ich ging davon aus, dass sie ihren eigenen Geburtstag meinte, es könnte aber auch der von Lilly sein. Jedenfalls würde es eine Party geben, auf die ich eingeladen worden war, aber ich war so gar nicht in Partylaune.. sollte ich absagen?
„Natürlich weiß ich das Rina! Es passiert ja nur einmal im Leben, dass man ein bestimmtes Alter erreicht, was?" Ich versuchte so zu klingen, als hätte ich es die ganze Zeit gewusst.
„Du hast es vergessen stimmt's? Hast du überhaupt ein Geschenk für Lilly gekauft?" fragte sie mich.
Ich fragte mich, warum es ihnen so wichtig war, dass ich dahin kam. Ich meine Rina ist mit Lilly zusammen und ich habe mit Lilly nicht wirklich viel am Hut. Um ehrlich zu sein mag ich sie nicht so.. sie ist irgendwie anders..
„Es tut mir leid. Momentan ist es bei mir wirklich ziemlich stressig, ich werde es noch besorgen versprochen. Kannst du mir zumindest einen Tipp geben, was sie so mag? Du kennst sie besser als ich"
Rina und ich liefen zusammen zu Professorin Myx Unterricht und unterhielten uns über die Party. Ich hatte das Gefühl, sie hatte langsam mitbekommen, dass etwas nicht mit mir stimmte, sie sprach mich aber nicht darauf an.. noch nicht.
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Während des Unterrichts versuchte ich mich auf die Lehrinhalte zu konzentrieren, aber meine Gedanken wanderten ständig zu meinem Bruder und der bevorstehenden Party für Lilly. Ich fragte mich, ob es überhaupt angemessen war, an einer Feier teilzunehmen, während ich innerlich so zerrissen war.
Professorin Nyx bemerkte wahrscheinlich meine Unruhe, denn sie warf mir ab und zu besorgte Blicke zu. Ich versuchte, mich zu beherrschen und mich nicht von meinen Emotionen überwältigen zu lassen.
Nach dem Unterricht machte ich mich schnell auf den Weg zum nächsten Gebäude, um mein Geschenk für Lilly zu besorgen. Ich entschied mich für eine kleine, aber hübsche Kette mit einem Anhänger in Form eines Schmetterlings, den sie bestimmt mögen würde. Hoffentlich würde sie sich darüber freuen.
****
In der Mittagspause setze ich mich zu Rina, die gerade alleine saß. Ich fragte mich wo Lilly war.
„Wo ist denn Lilly?" fragte ich sie. Sie zuckte mit den Schultern.
„Ich glaube sie muss noch etwas erledigen oder so. Aber joy, kann ich dich mal was fragen?"
Ich nickte ihr zu.
„Mir ist schon heute Morgen aufgefallen, dass du viel ruhiger warst, und deine Augen sind ein wenig rot, geht's dir gut? Wirst du krank? Ich hoffe nicht, ich möchte mich nicht noch vor dem Geburtstag von Lilly bei jemanden anstecken, dass währe nämlich echt das falsche Timing, um krank zu werden. Also erzähl mir bitte, was ist los?" sie begann wieder wie ein Wasserfall zu reden, dieses Mal entschied ich mich aber zuzuhören. Bevor ich antwortete sortierte ich meine Gedanken und schluckte kurz.
„Okay.. Ich glaube ich habe dir einiges zu erzählen. Du weißt ja das ich einen Bruder habe. Er war in den letzten Tagen schwer krank und ich habe vorgestern erfahren, dass er gestorben ist. Deswegen war ich gestern auch nicht da. Ich vermisse ihn so sehr, er war schon immer etwas besonderes und ich habe ihn sehr geliebt.." bevor ich weiter reden konnte und ihr erzählen würde, dass ich aus der Königsfamilie kam und mein Bruder der Kronprinz war, schreckte ich zusammen, denn jemand berührte mich vorsichtig an der Schulter.
Hinter mir stand Professorin Nyx, natürlich wer denn sonst.. Aber was wollte sie von mir während der Mittagspause.
„Ich unterbreche euch echt nicht gerne, aber hast du kurz Zeit, ich möchte dich kurz sprechen." Rina zog eine aufgebraue hoch, und sah nicht wirklich zufrieden aus.
„Joy wollte mir eigentlich etwas wichtiges erzählen" , „schon gut Rina, Ich erzähle es dir später."
„Danke, es wird auch nicht lange dauern, versprochen." Ich stand auf und sie zog mich aus der Mensa.
Als wir draußen waren ließ sie meinen Arm los und wir gingen in ihr Büro.
„Ich habe das Gefühl, dass etwas passiert ist gestern, als du nicht da warst.."
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