Chapter Four
Jungkook POV
Er sah mich lange an. Ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Sein Outfit sollte verboten werden, so gut sah er darin aus.
„Hallo Jungkook."
Überrascht sog ich die Luft ein. „Du hast Dir meinen Namen gemerkt." stellte ich fest. Ich duzte ihn sofort, denn er war offensichtlich in meinem Alter. Bei uns in der Familie achtete man stets auf die formellen Begrüßungen, doch bei Jimin wollte ich diese distanzierte Anrede nicht... Jungkook, was ist los mit Dir? Sonst bist Du doch auch nicht auf den Mund gefallen.
„Ja, habe ich. Meinen Namen hast Du ja auch nicht vergessen." lächelte er.
Ich bemerkte, dass er leicht nervös wirkte, denn er trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
„Bist Du allein hier?" fragte ich. Ich muss unbedingt dieses Gespräch am Laufen halten.
„Nein, ich bin mit Tae hier. Er wurde aber von ein paar seiner Kurs-Leuten mitgeschleppt. Ich warte hier auf ihn." Suchend sah er sich um.
„Wollen wir ihn vielleicht zusammen suchen?" bot ich an. „Du siehst nicht so aus, als hättest Du hier Spaß." Verdammt, wieso sagte ich das? Die Worte waren mir rausgerutscht, ehe ich darüber nachdenken konnte. Hoffentlich nahm er es mir nicht übel. Toll gemacht, dachte ich sarkastisch.
Jimin jedoch sah mich mit großen Augen an. „Das stimmt. Ich mag solche Events nicht sonderlich... normalerweise sehen die Leute darüber hinweg, aber ich bin überrascht, dass es Dir auffällt." sagte er.
„Komm, wir gehen ein bisschen." Zögernd folgte er mir. Viele sahen uns an und ein paar der Leute tuschelten. Ich spürte, wie sich etwas in mir zusammenzog. Konnten Sie nicht einmal damit aufhören? Jimin schien das sichtlich unangenehm zu sein. Ehe ich wusste, was ich tat, nahm ich seine Hand und zog ihn mit nach draußen. Wahrscheinlich überrumpelt von meiner Reaktion, ließ er sich mitziehen. Keine Ahnung, was mit mir los ist.
„Alles okay?" fragte ich ihn dann.
„Ja, hier draußen ist es besser. Und vor allem ruhiger." Er sah mich an. „Danke."
Ich lächelte. „Gern geschehen." Unschlüssig, was ich als Nächstes tun sollte, fragte ich: „Sollen wir uns ein wenig die Beine vertreten...?"
Wir gingen langsam den Weg hinter dem Universitätsgebäude entlang.
„Ja", stimmte er zu. „Kann ich Dich was fragen?"
Ich sah ihn erwartungsvoll an und nickte. „Klar."
„Wie alt bist Du?"
Erstaunt blickte ich ihn an. Ich hätte mit jeder anderen Frage gerechnet, nur nicht damit. „Ich bin 20, wieso fragst Du?"
„Du wirkst nur so... förmlich und erwachsen. Ich dachte mir schon, dass Du nicht viel älter als ich sein kannst. Ich bin übrigens 19..." antwortete er.
Nun war ich wirklich sprachlos. Trotzdem antwortete ich möglichst gelassen.
„Das stimmt, aber wenn man in einer Unternehmer-Familie lebt, dann wird man automatisch so formell. Da ich als Nachfolger gelte, wird sowas von mir erwartet. Für mich ist das mittlerweile Normalität."
„Tut mir leid, ich wollte nicht..." Jimin sah betreten zu Boden.
„Nein, schon gut, jetzt bist Du derjenige, dem es auffällt. Ich würde gern mal wieder etwas machen, was nichts mit dem „Firmen-Nachfolger" zu tun hat."
Mittlerweile waren wir am Ende des Weges angekommen, von hier aus gelangte vom Gelände der Uni in einen angrenzenden Park.
„Pass auf!" Ich sah, wie Jimin über einen herumliegen Ast stolperte und griff automatisch nach seinem Arm um ihn festzuhalten. Dabei zog ich ihn unwillkürlich zu mir heran. Auf einmal war er mir sehr nah. Zu nah.
Er blickte mich aus seinen schönen Augen an. Ich konnte den Blick nicht abwenden und starrte auf seine Lippen... ganz schlechte Idee.
Sie sahen so einladend aus, ich beugte mich langsam vor und sah Jimin tief in die Augen... er wehrte sich nicht, sondern kam mir sogar entgegen... Mein Herz schlug unfassbar schnell. Ich habe ihn heute zum zweiten Mal gesehen und er verwirrt mich komplett.
„Jimin, ich-"
Plötzlich hörten wir jemanden rufen. Ich ließ ihn los und sah mich um.
„JIMIN, wo bist Du?"
Er erwachte aus seiner Starre.
„Das ist Tae. Er sucht mich, komm mit!"
Gemeinsam gingen wir den Weg im Schnellschritt zurück, wobei ich ihn von der Seite her ansah. Er wirkte nicht sauer, weil ich ihm so nahe gekommen war... im Gegenteil. Er wirkte um vieles entspannter als noch zu Anfang.
„JIMIN!!"
„Ich bin hier" rief er. Wir gelangten schlussendlich wieder an die Flügeltür der Eingangshalle. Ein Junge, das musste Tae sein, kam auf uns zu und redete sofort drauf los.
„Wo warst Du denn? Ich habe mir schon gemacht, dass Du- oh" Er schien mich erst jetzt zu bemerken.
„Hi, ich bin Jungkook." stellte ich mich rasch vor, „Und im Grunde ist es meine Schuld, ich habe Jimin überredet, mit mir nach draußen zu gehen. Sorry." Ich lächelte ein wenig.
„K-kein Problem." sagte Tae und blickte zu Jimin. „Ich wollte fragen, ob wir gehen könnten, mir geht's nicht sonderlich gut...?"
„Aber klar, was hast Du denn?" fragte Jimin besorgt und trat von mir weg, um Tae genauer zu betrachten. Ich merkte, dass mich der Kontaktverlust enttäuschte. Jungkook, Du brauchst eine kalte Dusche.
Jimin sah mich entschuldigend an. „Dann gehen Tae und ich, wenn das okay für dich ist?"
Ich nickte.
„Vielen Dank für den Spaziergang." Er lächelte warmherzig und ich konnte nicht anders, als ein ehrliches Lächeln zurückzugeben.
„Also.. bis dann!"
„Ja, bis dann." Ich nickte leicht zum Abschied, dann drehten er und Tae sich um und verließen den Campus. Ich stand noch ein, zwei Augenblicke dort, ehe mir etwas einfiel.
„Jimin, warte!" Er drehte sich nochmal um. Ich blickte unsicher auf seinen Begleiter. Er verstand meinen Blick und sagte zu ihm: „Geh' Du ruhig schon vor, es dauert nicht lang, ich bin direkt hinter Dir."
Tae nickte und ging langsam weiter, während Jimin nochmal auf mich zukam.
„Ja?"
„Kann ich-..." Verdammt, rede, Jungkook! „Kann ich dir meine Nummer geben?" Nun doch verlegen, sah ich ihn an.
Er wirkte abermals überrascht, antwortete jedoch indem er mir sein Handy mit dem Wort „gern" reichte. Ich tippte meine Nummer schnell ein, überprüfte, ob ich nicht einen Zahlendreher drin hatte, und gab es ihm dann wieder zurück.
„Also dann... Gute Nacht." sagte ich.
„Gute Nacht, Jungkook."
Er drehte sich um, sprintete Tae hinterher und verschwand mit ihm in der Dunkelheit.
Und ließ mich komplett aufgewühlt zurück.
:) Armer Jungkookie
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