Kageyama POV

"Was soll das bitte werden, wenn du fertig bist? Lass ihn in Ruhe!", fuhr mich Iwaizumi gleich an und näherte sich uns schnellen Schrittes.

"Reg dich mal ab. Ich mache mir genauso viele Sorgen um ihn wie du!"

"Ah, und deshalb packst du ihn gleich am Gesicht, ja?"

"Ich wollte es mir nur ansehen!", entgegnete ich genervt und seufzte dementsprechend.

Als Iwaizumi nun auch bemerkte, dass Tooru keine Verbände mehr am Gesicht trug, schien er endlich zu verstehen.

"Anscheinend will er nicht. Du hast nicht das Recht dazu, ihn zu zwingen. Würdest du uns jetzt bitte alleine lassen?"

Was war bitte sein Problem? Es war völlig normal, dass ich mir Sorgen machte. Oikawa, der es noch immer nicht wagte, sein Gesicht zu zeigen, umfasste die Bettdecke so fest mit seiner rechten Hand, dass sie schon zu zittern anfing. Ich verdrehte meine Augen und stand letztendlich auf. Noch ein letztes Mal schaute ich zu dem Braunhaarigen rüber, bevor ich meine Zähne zusammenbeißend das Zimmer verließ.

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Es waren nun einige Tage vergangen und Hinata hatte seine Erinnerungen immer noch nicht zurück. Oikawa wurde vor zwei Tagen erst entlassen, musste jedoch ein bis zwei Wochen wegen Bettruhe zu Hause bleiben. Ich konnte ihn natürlich nicht besuchen, da Iwaizumi sich wieder irgendwo einmischen würde und ich darauf keine Lust hatte. Ich war mir sicher, er würde schon gut auf ihn aufpassen. Eigentlich hatte ich mir seit unserer Trennung vorgenommen, nichts mehr mit ihm zu tun zu haben. Aber seitdem er plötzlich spurenlos verschwunden war, hatte ich bemerkt, dass der Gedanke, ihn nie wieder zu sehen, richtig weh tat. Das wäre echt schlimm gewesen. Da heute Samstag war, konnte ich den ganzen Tag bei Hinata verbringen. Wochenenden waren ja so schön.

"Kageyama!", wurde ich plötzlich gerufen.

Ich blieb stehen und schaute zu meiner Rechten, nur um Herr Takeda auf mich zukommen zu sehen.

"Herr Takeda? Was-"

"Gut, dass ich dich schon hier treffe, komm mit.", sagte er schon fast befehlerisch und zog mich mit.

Aber ich wollte ins Krankenhaus?

"Können wir das nicht auf später verschieben?", wollte ich dezent enttäuscht wissen, erhielt jedoch keine Antwort.

"Setz dich", meinte er, als wir wieder vor derselben Sitzbank standen wie letztes Mal.

Diese Bank gab mir immer ein mulmiges Gefühl.. Abwartend schaute ich den Lehrer an und fing an, ungeduldig zu werden. Hätte das nicht warten können?

"Ich war mal wieder auf der Polizeistation. Und ich habe sehr viele neue Informationen."

Nun schenkte ich ihm meine vollste Aufmerksamkeit und wartete gespannt. Was jetzt wohl kam?

"Wir hatten uns ja mal gefragt, weshalb Hinatas Vater Mizuno zum Reden bringen konnte, richtig?"

Ich nickte. "Und nachdem wir Hinata gefunden haben, ist er auf einmal verschwunden. Daran kann ich mich noch erinnern.", meinte ich, was Takeda ebenfalls mit einem Nicken quittierte.

"Der Grund dafür ist, dass Mizuno und Herr Hinata eine Art Abmachung getroffen haben. Würde Mizuno ihm verraten, wo Hinata ist, würde Herr Hinata sich für seine Taten ebenfalls der Polizei stellen müssen. So hatten sie das unter sich besprochen.", erklärte der Brillenträger.

"Aber woher wusste er dann, wo genau sich Hinata befand? Ich meine, so einen Ort mitten im Wald kann doch gefühlt keiner kennen."

"So viel ich weiß sind sie mit paar anderen Leuten aus ihrer Arbeit öfters dort zum Feiern gewesen. Ach, und.. Mizuno hat Hinatas Mutter ermordet, weil er sie anscheinend geliebt hat. Laut Info wollte er sich sowohl an Hinatas Mutter als auch an seinen Vater rächen. Und für seine Rache hat er Hinata wohl ausgenutzt."

Ausgenutzt also.. Er wurde für seine eigenen, beschissenen Zwecke missbraucht. Schämen sollte er sich. Ich war einfach sprachlos. Das war der wohl dümmste Grund, von dessen Existenz ich je zu wissen bekommen hatte.

"Dieser Bastard..", knirschte ich und ballte die Fäuste.

Es machte mich so wütend, ich hätte kotzen können.

"Kann ich vielleicht mal mit ihm reden?"

"Möchtest du ihm etwa eine Predigt halten?"

Darauf antwortete ich nicht. Ich wollte diesem Mistkerl einfach nur indirekt ins Gesicht spucken.

"Das bringt jetzt aber auch nicht viel, das weißt du. Was geschehen ist, ist geschehen."

Takeda machte einen undefinierbaren Blick, der sogar mich ein wenig unsicher machte. Dennoch wollte ich.

"Trotzdem. Lassen Sie mich bitte mit ihm reden. Was könnte da schon schiefgehen?"

Lange überlegte er, bevor er schließlich nickte.

"Reg dich dort aber nicht zu sehr auf.", mahnte er und atmete erschöpft aus.

Es ihm versprechend lief ich nun in die entgegengesetzte Richtung vom Krankenhaus. Ich sollte Hinata erst besuchen, nachdem ich mit diesem Arschloch geredet hatte.

"Warte!", rief die Brillenschlange hinter mir und hielt mich somit auf. "Wo willst du hin? Ich bringe dich dorthin. Na, komm."

Er war eindeutig mein Lieblingslehrer.

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"Und du wirst ganz sicher die Ruhe bewahren?", schaute mich mein Lehrer mahnend an.

"Ja-ha", gab ich genervt von mir, da er mich die ganze Fahrt über schon damit vollgequatscht hatte, ich solle ruhig bleiben und nicht unüberlegt handeln.

Am Ende hatten wir es doch geschafft, mich mit Mizuno alleine reden zu lassen. Ich saß gerade alleine vor dem Fenster und wartete. Meine Ungeduld wuchs mit jeder Sekunde, mehr und mehr. Nicht allzu lange später kam meine gewünschte Bestellung und setzte sich ohne ein einziges Wort neben mich. Als ich ihn sah, hatte ich plötzlich das Bedürfnis, mich auf ihn zu stürzen und so lange auf ihn einzuschlagen, bis er sich nicht mehr bewegen konnte. Aber ich musste ruhig bleiben.

Nachdem ich ein paar mal tief durchgeatmet hatte, um mich zu beruhigen, fing ich an zu reden.

"Du.. Sag mal, schämst du dich eigentlich gar nicht? Einen minderjährigen, unschuldigen Jungen für deine psychopathischen Zwecke zu missbrauchen.. Wo ist dir der Stolz geblieben?! Wer hat dir bitte ins Gehirn geschissen, dass du sogar jemanden, der mit dieser ganzen Scheiße nichts zu tun hat, so zugerichtet hast, dass er sich nicht mal mehr traut, vor Scham sein Gesicht zu zeigen?"

Vor Wut zitterten meine Hände, nein, mein ganzer Körper zitterte sogar. Wie konnte man nur so grausam sein? Nicht einmal hatte er mich angesehen. Kein einziger Blick.

"Bist du jetzt zufrieden mit dem, was du angerichtet hast? Oder bereust du es? Egal, was es ist. Ich hoffe einfach nur, dass du hier vergammelst. Viel besser wäre es aber, wenn du hier verreckst. Du hast es nicht verdient, respektiert zu werden."

Nach diesen Worten stand ich auf und wollte schnell von hier verschwinden, bis ich durch eine tiefe Stimme aufgehalten wurde.

"Schämst du dich nicht?"

Fragend drehte ich mich um.

"Denkst du ernsthaft, du seist besser als ich? Wenn dem so ist.. Nenne mir mal einen Unterschied zwischen dir und mir. Du hast diesen Nichtsnutz doch gemobbt. Für wie lange nochmal? Zwei Jahre? Drei Jahre? Du hast ihn misshandelt."

Nicht geschlagen geben, Kageyama. Ja nicht. Auch, wenn er recht hatte.

"Immerhin habe ich ihn nicht sexuell missbraucht. Ich bin kein Pädophil.", entgegnete ich so ruhig wie es nur ging.

"Ach ja? Und was ist mit deinem Ex-Freund? Ihn hast du nicht sexuell missbraucht? Du hast ihn doch vergewaltigt~!", lächelte er plötzlich mit großen Augen, was ziemlich krank aussah.

Das hatte gesessen. Er hatte recht.

Es hatte sich gerade alles um 180 Grad gewendet. Ich war nicht besser als er. Ich hatte Hinata weh getan. Ich hatte meinem Ex weh getan. Ich hatte geschlagen und genommen. Was bitte ließ mich denn bitte denken, dass ich besser sei als er? Das ergab keinen Sinn..

Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich nun um und ging raus. Länger hätte ich es dort nicht ausgehalten.

"Und? Wie ist es gelaufen?", wurde ich direkt von Takeda empfangen.

"Gut.. Können wir bitte ins Krankenhaus?", lenkte ich sofort ab und stieg ins Auto.

"Ist irgendwas passiert?", wollte er wissen und startete das Auto, nachdem er auch eingestiegen war.

Ich antwortete nicht. Den ganzen Weg über nicht. Und er fragte nicht weiter.

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So, ab hier wird es nun einfacher sein, die nächsten Chaps zu schreiben. Hope u enjoyed it~ xp