#58
Kageyama POV
"Tobio?", nahm ich die Stimme vom Braunhaarigen wahr.
Sofort schaute ich auf und sah ihn mit großen Augen an.
"Tooru.."
Meine Stimme klang brüchig. Ich könnte jeden Moment in Tränen ausbrechen. Oikawa sah so kaputt aus. Es tat weh, ihn so zu sehen.
"W-wie geht es dir?"
Okay, das war eine dumme Frage. Wie sollte es einem in so einer Situation auch gehen?
"Ich kann mich nicht bewegen.", flüsterte eher zu sich selbst.
Ich wusste nichts darauf zu antworten. Ich wollte ihn trösten, ihm irgendwie helfen, sich besser zu fühlen. Sein Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßiger als vorher. Das Piepsen der Maschine wurde deutlich lauter und schneller, was mich beunruhigte.
"Tooru, beruhige dich-"
"Wo ist er?!", rief er panisch und machte Anstalten, sich aufzusetzen.
Sofort hielt ich ihn davon ab, doch dabei merkte ich gar nicht, dass ich ihm somit wehgetan hatte.
"Fass mich nicht an! Wo ist er?!"
"Wer?"
"Du weißt, wen ich meine. Du weißt es ganz genau. Sonst wäre ich nicht hier.", wurde er leiser und lehnte sich erschöpft in das Kissen.
"Beruhige dich erst mal.", meinte ich. "Du musst dir keine Gedanken mehr wegen ihm machen. Er wurde schon längst festgenommen, also kannst du beruhigt sein."
Für kurze Zeit herrschte Stille. Ich glaube, er musste erst einmal verarbeiten, was alles passierte. Das konnte ich verstehen.
"Ich gehe den Ärzten Bescheid sagen, dass du wach bist. Ich komme auch gleich wieder."
Und so ging ich aus dem Zimmer. Nach nicht allzu langer Zeit fand ich auch schon eine Ärztin, der ich Bescheid geben konnte. Herr Takeda und ich mussten vor dem Zimmer warten, bis die Ärztin Oikawa kurz untersucht hatte.
"Wie hat er, als er aufgestanden ist, als erstes reagiert?", wollte Takeda wissen.
Ich überlegte kurz.
"Hm.. Am Anfang ist er schwächlich gewesen, danach wurde er aber panisch. Ich glaube, er kann gar nicht realisieren, was gerade passiert."
"Na, klar, nach all dem, was er durchmachen musste. Ist verständlich.", nickte der Lehrer leicht mit dem Kopf und fuhr sich kurz über seine schwarzen Haare.
"Ich würde gerne wissen, was genau mit ihm passiert ist. Ob es vielleicht mehr als nur eine Misshandlung war..?"
"Das glaube ich nicht. Sonst hätte er ja nichts an gehabt, als wir ihn gefunden hatten. Bei Hinata bin ich mir aber nicht so ganz sicher.", meinte er.
Hinata.. Ich wollte wenigstens ein Lebenszeichen von ihm haben. Wenn auch ein ganz kleines. Da Mizuno festgenommen wurde, gab es niemanden mehr, der nach Hinata schauen konnte. Wir mussten diesen Mann auf jeden Fall zum Reden bringen. Sonst war's das...
"Keine Sorge. Wir finden ihn schon.", versicherte mir der Ältere und lächelte. "Oikawa haben wir auch schon gefunden. Das ist schon mal was Gutes."
Ich nickte leicht. Eine andere Möglichkeit als ihm zu glauben hatte ich wohl kaum.
"Wir sind mit der Untersuchung für heute fertig. Sie können jetzt zu ihm, aber seien Sie bitte nicht so laut. Nicht, dass es ihn noch stört.", sagte die Ärztin, als sie aus dem Zimmer ging, worauf wir nickten und nun eintraten.
Oikawa sah uns nicht einmal an und schaute fokussiert aus dem Fenster. Er war wohl einfach erschöpft, was ich ihm nicht übelnehmen konnte. Nachdem auch Herr Takeda versuchte, mit ihm ein Gespräch anzufangen, was leider auch nicht so gut klappte, wurde er wieder von der Polizei zum Verhör geschickt. Diesmal ging es um Shoyos Vater, soweit ich das richtig verstanden hatte. Weiteres wusste ich nicht.
"Warum bist du noch hier?", fragte der Ältere monoton, ohne mich auch nur einmal dabei anzusehen.
"Weil ich mir Sorgen mache."
Gespielt lachte er auf, bevor er mir todernst in die Augen sah.
"Sorgen? So ist das also? Und warum machst du dir Sorgen um mich?"
Was sollte ich darauf antworten? Ich war mir nicht sicher, ob ich noch Gefühle für ihn hatte, aber dennoch brach es mir das Herz, ihn so schwächlich vor mir liegen zu sehen. Vielleicht waren dies die Gefühle, die man für einen Menschen hatte, der einst der Wichtigste für einen war. Wahrscheinlich...
"Würde ich im Sterben liegen, würdest du dir doch auch Sorgen um mich machen, oder nicht?", stellte ich die Gegenfrage.
Es herrschte eine Stille. Darauf folgte ein lautes Seufzen.
"Wie du siehst, lebe ich noch. Darum braucht es dich nicht mehr zu kümmern. Außerdem... Solltest du dich nicht lieber um Hinata kümmern? Immerhin steckt er jetzt in größerer Gefahr."
Hinata.. Wenn wir ihn nicht rechtzeitig finden und dieser Takeru nicht reden würde.. Dann wusste ich auch nicht mehr weiter. Wir mussten ihn so schnell wie möglich finden, sonst war's das. Diesmal wirklich.
"Die Polizei versucht diesen Mistkerl zum Reden zu bringen. Er ist nämlich der Einzige, der weiß, wo Hinata ist.", meinte ich.
"Aha.", gab der Braunhaarige nur von sich und wandte sich wieder dem Fenster zu.
Anscheinend wollte er nicht an Mizuno denken. War ja klar. Leise gähnte Oikawa auf und versuchte, sein Kissen zu richten, wobei er deutlich scheiterte, da seine Arme extremst geschunden waren. Sofort stellte ich mich neben ihn, um ihm dabei zu helfen. Währenddessen ließ er mich ruhig machen und legte sich nun gescheit hin. Mein Blick wanderte runter zu ihm. Er lag nun fast direkt unter mir. Auch, wenn jede einzelne Stelle seines Köprers bandagiert wurde, sah er verdammt heiß aus. Wie er unter mir lag, seine schweren Atemzüge, seine emotionslosen Augen und auch seine Hilflosigkeit in dieser Lage. Es machte mich an. Oh ja, und wie es das tat. Ich näherte mich seinem Gesicht. Verwirrt darüber drehte er seinen Kopf zur Seite.
"Was machst du?", fragte er entgeistert und schaute mich an.
Was... machte ich da?
"Ich.. weiß es nicht.. ", antwortete ich leise und wusste nicht, was ich jetzt tun sollte.
"Kageyama", sprach er mich mit meinem Nachnamen an, "zwischen dir und mir ist es schon längst aus. Das weißt du."
Ja, das wusste ich.
"Außerdem hast du jetzt jemand anderen, mit dem du das machen kannst."
Ja, das hatte ich.
"Statt auf so was einzugehen, solltest du dir lieber Sorgen um Shoyo machen. Das zwischen uns ist vorbei."
Vorbei..
Nein! Nein, war es nicht!
"Vorbei sagst du? Tooru, gib mir bitte noch eine Chance! Wir können zusammen glücklich werden. Ich werde dich diesmal wirklich nicht enttäuschen!"
Was sagte ich da? Die Worte verließen einfach so meinen Mund, ohne, dass ich es kontrollieren konnte.
"Was redest du da?! Es ist aus, versteh' es doch! Aus! Und ich finde das auch besser so. Denk an Hinata. Du hast jetzt ihn, du kannst mit ihm glücklich werden!"
"Hinata? Wer braucht den schon?! Er ist nur ein kleines, schwaches Etwas, das niemand leiden kann. Er verdient es nicht, geliebt zu werden. Ich will dich-"
"Geh raus."
Verwirrt schaute ich ihn an.
"Wie-"
"Ich sagte, geh raus! Du hast völlig den Verstand verloren. Ich möchte dich nicht sehen."
Kurze Zeit lang schaute ich ihm noch in die Augen, bevor ich das Zimmer verließ und raus ging. Ich war richtig angespannt.
Was war gerade nur passiert?
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