Der Orangehaarige rieb sich die Augen und sah weg.

"Müde?", fragte ich. Er zuckte nur mit den Schultern.

Gerade wollte ich den Bund seiner Hose aufmachen, stoppte jedoch sofort, als er erschrocken und ängstlich aufschrie.

"Fass mich nicht an! Hör auf, ich werde alles tun, was du willst! Versprochen! Aber bitte fass mich nicht an!!", rief er panisch und rutschte etwas von mir weg.

Also doch..

"H-hey, ich tu dir doch nichts-"

"Du lügst! Alles Lüge! Du hast mir doch schon vieles angetan, also wieso jetzt nicht?! Warum hast du mich nicht einfach totgeschlagen?! Wieso-"

"Hinata! Beruhig' dich erst mal wieder!", unterbrach ich ihn und hielt ihn an seinen Schultern fest.

Er zitterte wie verrückt und fing an zu weinen. Ich seufzte tief auf.

"Ich will dir doch nur helfen, dich umzuziehen. Ich habe nicht vor, dich irgendwie falsch anzufassen.", versuchte ich ihn zu beruhigen, jedoch war er viel zu angespannt, um irgendwie richtig zuhören zu können und weinte weiter.

"Mann, jetzt heul' doch nicht. Später kannst du so viel weinen wie du willst, aber lass mich dir jetzt wenigstens die Hose anziehen, du willst doch gemütlich schlafen können.", meinte ich.

"S-schlafen?", fragte er ungläubig und schluckte.

"Ja? Ich merke doch, dass du müde bist."

"Ich kann doch nicht-"

"Und wie du kannst. Denkst du, nach diesem Vorfall lasse ich dich einfach so nach Hause? Du bleibst hier.", sagte ich und stand auf, ehe ich den Verbandskasten wieder ins Bad brachte.

Als ich zurückkam, saß Hinata immer noch auf meinem Bett und starrte müde und mit leeren Augen den Boden an.

"Wie-"

"Warum tust du das?"

Huh? Was meinte er damit?

"Wieso hilfst du mir? Warum willst du, dass ich bei dir bleibe? Weshalb hast du dich um mich gekümmert? Du könntest mich auch genauso gut zusammenschlagen und einfach umbringen. Woher also der Sinneswandel?", fragte er mich mit einem Hauch von Wut in der Stimme.

Schuldbewusst schaute ich runter. Ich wusste die Antwort ja selbst nicht, was sollte ich also antworten? Ich durfte mich jetzt nicht schwach zeigen.

"Eigentlich kannst du mir ja egal sein. Ich weiß selbst nicht, wieso ich mich um dich kümmere, also frag nicht weiter nach. Aber sag mal.."-ich setzte mich zu ihm-"Hast du keine Mutter?"

Nach diesen Worten verkrampfte sich der Kleinere stark.

"W-wieso fragst du mich das?", fragte er zitternd.

"Weil es mir so vorkommt, als würdest du zu Hause von deinem Vater misshandelt werden. Und da du Unterleibsschmerzen hast -wenn ich mich nicht irre- gehe ich davon aus, dass sich dein Vater eventuell an dir vergriffen hat.", erklärte ich und versuchte irgendwie Augenkontakt zu bilden, doch er blockte nur ab.

"Das stimmt, eine Mutter habe ich nicht. Ich habe sie noch nie gesehen und kenne sie auch nicht. Sie ist bei meiner Geburt gestorben. Und das meinetwegen. Ich allein bin an ihrem Tod schuld. Ich habe nicht das Recht zu leben. Am besten hätte ich nie geboren werden sollen. Das sagt mein Vater auch immer. Du hast das auch schon öfters gesagt und jetzt tu ich das auch. Es hat doch eh keinen Sinn mehr, zu leben. Vor allem, wenn man von jedem gehasst und ausgeschlossen wird. Ein echt beschissenes Gefühl. Ich weiß nicht, wieso ich ausgerechnet dir das erzähle, aber da ich bald sowieso alles beenden werde, kann mir alles egal sein.", sprach er kalt, ohne mich auch einmal anzuschauen.

"Ich würde dir den Tod nicht empfehlen. Ich weiß, ich habe viele verletzende Worte von mir gegeben, aber... ich hatte nicht gewusst, dass du so viele grausame Dinge durchmachen musst. Dass deine Mutter gestorben ist, tut mir leid. Aber das ist nicht deine Schuld gewesen, du konntest ja nicht entscheiden, ob du geboren werden willst oder nicht.", meinte ich mit ruhiger Stimme.

"Aha.", gab er leer von sich, worauf ich seufzte.

"Sei mal ehrlich, wirst du zu Hause von deinem Vater misshandelt?", fragte ich, worauf er langsam nickte.

Wusste ich's doch.