Kapitel 81: Stumme Tränen
Jungkook:
Obwohl die anderen meinten, dass ich keine Schuld hatte, weiß ich, dass es dennoch meine Schuld war. Hätte ich sie nicht aus den Augen verloren, dann würde es auch nie dazu gekommen sein. Es war wohl wirklich alles meine Schuld gewesen.
Ich konnte mich einfach nicht auf den Unterricht konzentrieren. Ich weiß auch nicht! Ich schaffe es irgendwie nicht ohne negative Gedanken durchs Leben zu kommen. Sie waren da und verschwanden nicht.
Was soll ich denn noch dagegen machen? War alles zwecklos? Konnte man mir nicht mehr helfen? Ich wollte meine Freunde nicht anstecken. Sie haben es verdient glücklich zu sein, aber wahrscheinlich war selbst dies nicht möglich. Mir fiel plötzlich ein, dass ich nach der Schule noch wohin muss und das allein.
Die Klingel riss mich aus meinen negativen Gedanken und schnell packte ich meine Sachen zusammen. Ich wollte eigentlich verschwinden, ohne das jemand was bemerkte, denn wir hatten eine Stunde Ausfall. Ich kam leider nur nicht soweit, weil ich von Taehyung auch schon am Handgelenk festgehalten wurde.
"Wo willst du so schnell hin?" fragte er verwirrt und auch Jimin, der neben Tae stand, sah mich verwirrt an. "Ich hatte ganz vergessen, dass ich noch schnell wohin muss. Wir sehen uns heute Abend!" erklärte ich denen schnell und ich merkte, dass Taehyung mich nur widerwillig los ließ. "Na gut...ich vertraue dir! Pass auf dich auf!" Ich konnte Trauer in seinem Blick erkennen. Mir tat es leid, aber ich muss dort alleine hin, sonst würden sie alle mein Geheimnis herausfinden.
Ich sagte nichts mehr, sondern verschwand aus dem Raum und letzendlich auch aus dem Schulgebäude. Als ich auf das Geländer zuging, bemerkte ich schon Jackson, Mark und Yuan, die mich die ganze Zeit gehässig ansahen.
Ich ließ mir davon nichts weiter anmerken und ging zielstrebig auf den Friedhof zu. Ich wollte hier zwars nicht hin, weil meine Mutter mich nie als das sah, was ich wirklich war, aber ich war es ihnen schuldig, wenn ich sie schon in den sicheren Tod geschickt hab.
Ich kam langsam auf dem Friedhof an und alles zog sich in mir unangenehm zusammen. Vor etwa zehn Jahren habe ich meine Mutter und meinen Bruder umgebracht und das alles durch einen dummen Streit, den ich mir nicht gefallen lassen wollte.
Als ich vor dem Grab der beiden stand, gaben meine Beine nach und ich sackte hilflos auf die Knie. Es wäre alles besser gewesen, wenn ich an ihrer Stelle gestorben wäre. Ich hasse mich dafür. Ich kann keine einzigste Nacht mehr ruhig schlafen. Sobald ich die Augen schloss, sehe ich die Leichen der beiden. Ich hab Angst, dass ich durch eine Dummheit, auch meine Freunde verlieren könnte. Ich will das nicht.
Ich brach weinend am Boden zusammen, während mir stumme Tränen über meine Wangen liefen. Ich weiß nicht, wie das jemals passieren konnte? Es war auf jeden Fall passiert.
"Oh, sieh mal an! Bist du jetzt etwa auch noch ein Mörder?" fragte eine bekannte Stimme hinter mir und eh ich realisiert hab, wer hinter mir war, wurde ich auch schon am Kragen gepackt und hoch gehoben. Vor Schmerz kniff ich die Augen zusammen und verzog das Gesicht.
"Du bist also wirklich ein kranker Mörder? Du ermordest also allen ernstes deine Familie?" Das war Jackson. Verdammt! Waren sie mir gefolgt? Haben sie alles mitbekommen? Wussten sie es und sagen es nun der ganzen Schule? Dann konnte ich ja gleich einpacken und mich irgendwo vergraben gehen.
Er schubste mich plötzlich nach hinten und ich landete mit dem Rücken hart auf den Grabstein, dass ich nur noch einen unterdrückten Schrei ausstieß. Ich rollte mich runter vom spitzen Grabstein und landete neben den Stein auf den dreckigen Boden.
Sie begannen nun abwechselnd auf mich einzutreten, dass ich sogar ziemlich viele Wunden davon trug. Zum Schluss holte Yuan plötzlich ein kleines Messer hervor und kam damit auf mich zu. Er packte mich an den Haaren und hielt mich so am einfachsten oben. Er hielt mir das Messer direkt vors Gesicht.
"Sagst du etwas, was hier los war, dann werden deine Freunde nach und nach alle sterben, bis du der einzigste Überlebene bist." knurrte er mich bedrohlich an und Jackson gab mir noch einen Tritt gegen den Kopf, eh sie mich achtlos hier liegen lassen und lachend verschwanden. Konnte es eigentlich noch viel schlimmer werden?
Ich setzte mich langsam und vorsichtig auf, doch meine Sicht verschwamm plötzlich, weshalb ich kurz innehalten musste. Ich durfte niemanden hiervon erzählen. Es war besser so für all meine Freunde.
Es wurde langsam Nacht und ich fing an zu frösteln. Nun saß ich hier schon seid über sechs Stunden und ich fühlte mich bereits wie ein Eisklotz. Ich glaube nicht, dass ich es alleine nach Hause schaffen würde. Ich war zu geschwächt und zum einen fühlte ich meine Beine kaum noch. Erneut liefen mir stumme Tränen aus den Augen.
Ich holte langsam mein Handy aus der Hosentasche, doch es wurde ebenfalls etwas beschädigt, was nicht verwunderlich war. Ich schaltete es an und erblickte sofort eine Menge Nachrichten von meinen Freunden. Ausgerechnet heute, wenn morgen Namjoon doch Geburtstag hatte. Ich musste morgen also eh zu Jimin kommen. Ich sah keine andere Möglichkeit.
Jimin: "Kommt ihr morgen alle?"
Taehyung: "Klar! Das lassen wir uns doch nicht entgehen!"
Yoongi: "Jimin und ich nutzen den Abend und dekorieren nochmal alles."
Jin: "Super! Ich werde Namjoon dann Abends dorthin locken!"
Hoseok: "Das wird die beste Feier seines Lebens!"
Jimin: "Hey, Jungkook! Was sagst du dazu?"
Yoongi: "Jungkook, antworte!"
Taehyung: "Er ist auch nicht bei mir, also habe ich keine Ahnung."
Hoseok: "Sollen wir ihn suchen?"
Yoongi: "Er wird bestimmt schreiben, sobald er das hier liest!"
Danach schien wohl niemand mehr was geschrieben zu haben. So wichtig kann ich ihnen ja auch nicht sein, wenn sie mich nicht voll spamten. Ich ging auf den Privatchat mit Namjoon, der mir fünf Nachrichten geschrieben hat.
Namjoon: "Hey, Kookie? Kannst du mir sagen, wieso mich alle ignorieren?"
Namjoon: "Kookie?"
Namjoon: "Hey, antworte mir!"
Namjoon: "Argh, du nicht auch noch!"
Namjoon: "Na schön! Dann eben nicht!"
Niemand fand es merkwürdig. Vielleicht sollte ich ja einfach sterben gehen, wenn ich niemanden mehr wirklich wichtig war. Ich ging zum Schluss auch noch auf den Privatchat mit Tae, der mir ebenfalls nur fünf Nachrichten geschrieben hatte.
Taehyung: "Hey, Kookie! Wo bist du grad?"
Taehyung: "Wann kommst du nach Hause?"
Taehyung: "Kookie?"
Taehyung: "Wieso antwortest du mir nicht?"
Taehyung: "Na schön! Dann bis später!"
Die Tränen nahmen kein Ende! Alle hassen mich! Sie machten sich keine Gedanken um mich. Ich war ihnen nicht wichtig genug. Das es ihnen nicht seltsam vorkam? Mir war es egal geworden. Mir wurde alles egal. Ich stand langsam auf, doch brach gleich daraufhin wieder am Boden zusammen und knallte mit dem Kopf hart auf den Boden auf. Alles drehte sich und dann wurde alles schwarz.
Fortsetzung folgt...
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