Kapitel 62: Ein schweres Trauma
Seokjin:
Wo bin ich gelandet? Alles war so unendlich dunkel. Ich konnte noch nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen. Ich hatte das Gefühl, dass ich jeden Moment etwas schreckliches sehen werde. Ich weiß auch nicht! Dieser Ort schreit ja förmlich danach.
Je weiter ich ging, desto höher stieg auch meine Angst. Ich wusste nicht, wo ich war und was als nächstes passieren würde oder könnte. Ich wollte hier weg, aber wie kam ich hier weg? Ich kann mich noch nicht mal mehr daran erinnern, was vorher passiert war.
Plötzlich hörte ich am anderen Ende des Ganges ein grauenhaftes Lachen und dann das wimmern eines kleinen Kindes. Mit einem Mal bekam ich eine dunkle Vorahnung.
Am anderen Ende erblickte ich Licht. Trotz meiner Angst wusste ich nicht, wieso ich weiter auf das Licht zu ging. Ich wollte das nicht sehen, aber meine Beine trugen mich automatisch dorthin. Ich verfluche innerlich meinen eigenen Körper dafür, dass er mir nicht gehorchte.
Ich kam dem Licht näher und die Stimmen wurden lauter. Mittlerweile erkannte ich die Stimme. Das war Satoshi. Bin ich in der Vergangenheit gelandet? Ich will das nicht sehen. Meine Augen wurden jetzt schon etwas wässrig, doch ich ließ die Tränen nicht fließen.
Ich machte den letzten Schritt ins Licht und sofort wurde ich davon geblendet. Es dauerte eine Weile, bis sich meine Augen daran gewöhnten. Als sie dies aber taten, erblickte ich den Satoshi von vor zehn Jahren vor einem kleinen Jungen stehen. Moment mal! Allmählich dämmerte es mir und meine Augen füllten sich noch mehr mit Wasser.
Ich bin nicht verrückt! Ich wurde zurück in die Vergangenheit versetzt. Ich will das nicht nochmal erleben! Das erste Mal hatte mir gereicht.
Dieser Junge war ich von vor zehn Jahren. Er war komplett nackt und wurde an der Liege festgebunden, während ihn unzählige Tränen aus den Augen liefen, während er sich wehrte. Satoshi stand grinsend daneben und hielt ein Messer in der Hand.
"Ja, schrei soviel zu willst! Es macht mir nichts aus und du kannst auch nicht mehr gerettet werden! Es wird dich keiner retten kommen!" Hatte der das damals auch gesagt? Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. An den letzten Satz konnte ich mich nun wirklich nicht mehr erinnern. "Deine Eltern hatten mir den Befehl gegeben, alles mit dir zu machen und jetzt kriegst du die erste Kostprobe zu spüren." Ich kann mich an sein Gesagtes nicht mehr dran erinnern.
Nun liefen mir ebenfalls die ersten Tränen aus den Augen und kullerten über meine Wangen. Meine Eltern...wollten das? Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Es passierte so plötzlich. Offenbar war ich in dieser Welt nur ein Hologramm, denn er konnte mich nicht sehen oder wahrnehmen. Meine Beine zitterten und nun gaben sie unter mir nach und ich fiel, wie ein nasser Sack, auf meine Knie.
Satoshi holte aus und stach ihn mitten in sein linkes Auge. Dieser schmerzhafte und quälende Schrei tat höllisch in meinen Ohren weh. Blut spritzte und lief aus seinem Auge hinaus. Ich will das nicht mehr sehen. Ich kann das nicht nochmal durchmachen, nicht, nachdem ich glaubte, dieses Trauma überwunden zu haben. Anscheinend nicht, denn es kam wie eine geballte Faust zurück.
Namjoon:
Mittlerweile waren wir wieder zurück im Krankenhaus. Jin's plötzlicher Zusammenbruch hatte uns alle Sorgen gemacht. Die Ärzte meinten, dass er einfach nur zusammengebrochen sei, weil er zu wenig Kraft besaß. Sollte er demnächst aufwachen, dann musste er anscheinend etwas essen. Kein Wunder! Er war ja auch unglaublich dünn.
Kookie und Taehyung saßen im zweiten Bett und konnten anscheinend immer noch nicht so ganz verstehen, was hier alles passierte. Es passierte in letzter Zeit soviel auf einmal. Hoseok war zu Yoongi zurückgegangen, der seid einigen Tagen nicht mehr von Jimin's Seite gewichen war, außer die Ärzte mussten etwas machen. Wir besuchten ihn zumindest jeden Tag, damit Jimin das Gefühl bekam, dass wir ihn vermissten.
Mit einem Mal begann Jin sich unruhig zu verhalten. Sein Gesicht war ziemlich angespannt und seine Hände waren zu Fäusten geballt. Nach und nach liefen aus seinen Augen Tränen.
"Was hat er??" fragte Jungkook sofort und war mit Taehyung an seiner anderen Seite geeilt. "Ich weiß es nicht! Jin, wach auf! JIN!!!" Ich versuchte ihn zu wecken, was aber vergebens war. Taehyung holte schnell einen Arzt, der ihn sich genauer ansah.
"Das ist bestimmt ein Zeichen eines schweren Trauma's!" Ein Trauma? Fragend sah ich zu Kookie und Tae, die aber mit den Schultern zuckten. "Ihr wisst nichts von einem Trauma?" fragte der Arzt und wir verneinten. "Das ist komisch! Anders kann ich es mir nicht erklären." Als ich besorgt zu ihn zurück sah, fing er an heftig zu schwitzen. Das muss ein heftiges Trauma gewesen zu sein.
"Wie gesagt! Wir können ihn nur schlafen lassen! Wir kriegen ihn so nicht wach! Ihr solltet ihn fragen, sobald er wach war." sagte er nur und ging wieder. Ein Trauma also! Könnte es sein, dass er damals nicht nur an einer Vergewaltigung gelitten hatte, sondern an mehrere?
"Hey, ist euch nie etwas an seinen Augen aufgefallen?" fragte Jungkook nach kurzen überlegen und Tae und ich sahen ihn fragend an. "Was meinst du?" "Worauf willst du hinaus?" Das musste er uns jetzt erklären. "Seine verschiedenen Augenfarben!" Verschiedene Augenfarben? "Er hat doch blaue Augen." sagte ich verwirrt und Tae nickte. "Ein Auge ist hellblau und das andere Auge ist dunkelblau. Das ist mir bei der ersten Begegnung aufgefallen, aber ich hatte noch nie die Gelegenheit ihn danach zu fragen." Das war mir tatsächlich noch nie aufgefallen. Ich war echt ein schlechter Freund.
"Für mich bedeutet das nur eins!" kam Jungkook zum Punkt und verschränkte die Arme. Wir sahen ihn weiterhin fragend und verwirrend an. "Entweder wurde ihn ein Auge ausgestochen, oder er ist auf dem einen erblindet und brauchte ein Ersatz." Sollte ihn damals wirklich ein Auge ausgestochen wurden sein, dann musste er damals schrecklich gelitten haben und das nicht nur an einer Vergewaltigung, sondern auch an einer Folter.
Ich sah zu ihn zurück, als er zu sprechen begannen hatte. "Nein...nicht...! Es soll aufhören!" Ich würde ihn so gerne helfen, aber in diesen Moment und auch in den nächsten Tagen war ich machtlos.
Fortsetzung folgt...
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