Kapitel 47: Der Abschiedsbrief
Namjoon:
Ich sah nur stumm dabei zu, wie sie Jin auf einer Trage legten und ihn raus trugen. Vorher hatten sie aber noch das Blut behandelt und verarztet. Er wurde bewusstlos und die Polizisten nahmen die Eltern von ihn fest. Ich hatte ja keine Ahnung, wie brutal sie waren! Ha! Und ich wollte ihn beschützen? Das war nie und nimmer möglich gewesen. Das wusste auch Jin selber.
Mittlerweile liefen mir stumme Tränen über meine Wangen, die ich nicht aufhalten konnte. Keiner hatte uns beachtet, auch nicht, als sie die ersten Vorkehrungen getroffen haben und gefahren waren.
Jungkook hat der Anblick sehr traumatisiert, denn dieser kniete weinend am Boden und krümmte sich. Tae kniete neben ihn und hatte ihn in den Arm genommen, aber trotzdem half es nicht.
Ich betrat langsam das Zimmer, was voller Blut war. Mittlerweile hatte das ganze Zimmer angefangen zu stinken. "Joon, willst du denn nicht bei Jin sein?" fragte Tae, doch ich ignorierte ihn.
Ich ging zu seinem Schreibtisch. Ein Zettel hatte meine Aufmerksamkeit geweckt und als ich es umdrehte, kamen neue Tränen. Das war ein Abschiedsbrief. Wollte er bereits sterben?
Lieber Namjoon,
Es tut mir leid, dass ich nicht schon eher was gesagt hab. Es war besser so. Ich wollte euch alle beschützen. Es wäre alles nur noch viel schlimmer geworden, wenn ich es zugelassen hätte. Du hättest mich auch nie beschützen kann. Alles war gelogen, was ich jemals über meine Eltern gesagt hab. Sie haben mich nicht nur angeschrien, sondern mich auch zusammengeschlagen. Teilweise wurde ich sogar so hart vergewaltigt, dass ich innere Blutungen hatte. Das war zu der Zeit, als ich krank geschrieben war. Ich habe geschwiegen, aber ohne es zu wissen, hatte das alles nur noch viel schlimmer gemacht. Ich habe angefangen mich zu ritzen, als ihr euch von mir abgewendet hattet. Ich hatte die seelischen und unkontrollierbaren Schmerzen nicht mehr ausgehalten. Ich musste sie durch meine kontrollierenden Schmerzen überspielen und es gelang mir auch. Allerdings war es teilweise so heftig, dass ich bewusstlos geworden war.
Es war auch nichts neues gewesen, als ich gemobbt wurde. Das wurde ich damals nur, bis ich dich kennenlernte und das war der schönste Moment in meinem bisherigen Leben. Du wurdest nicht nur zu meinem besten Freund, sondern auch zu meiner ersten großen Liebe. Ich hätte niemals gedacht, dass du das selbe empfandst. Du hattest mich zu diesem Zeitpunkt so glücklich gemacht, dass ich alles vergessen konnte, aber nur solange wie ich bei dir war. Du nahmst mir für einen kurzen Moment meine Sorgen. Bei dir konnte ich wieder Ich sein. Du brachtest mich zum lächeln, du hast mich einfach glücklich gemacht. Ich fühlte mich bei dir geborgen und sicher. Dennoch hatte ich immer Angst auf den Tag, an dem meine Eltern wiederkommen würden. Jetzt sind sie einen Tag zu früh zurückgekommen und alles wurde nur noch viel schlimmer. Ich hab geschwiegen! Ich hab alles über mich ergehen lassen, um dich und die anderen zu schützen, denn sie hatten nach euch gefragt.
Nach der harten Prügel konnte ich nicht mehr! Ich konnte nur noch an den Tod denken und ich werde bei der nächsten Prügel schon gar nicht mehr am Leben sein, weshalb ich dir heute diesen Brief schreibe. Es tut mir so leid, dich allein lassen zu müssen, aber sollte ich sterben, dann wünsche ich dir alles Glück und Gute dieser Welt! Bring dich nicht wegen mir auch noch um! Das hast du nicht verdient. Vergiss mich nicht! Ich werde immer in deinem Herzen weiterleben!
Ich liebe dich, Namjoon, für immer und ewig.
Dein Seokjin.
Ich glaub das nicht! Er hatte bereits mit seinem Leben abgeschlossen. Ein gequälter Laut verließ meine Lippen und letzendlich brach ich vollständig zusammen und die Tränen nahmen kein Ende. "Wie konnte dir...das nur passieren? Es tut mir so leid! JIIIIIIIIIIIIIIIIIIN, LEEEBEEEEEEEEE!!!!!"
"Joonie, was ist los?" fragte Taehyung und kam mit Kookie näher an mir heran. Nur wortlos hielt ich ihnen den Brief hin und sie nahmen ihn an sich. Mein Herz fing schrecklich zu schmerzen an. Er war mir doch so wichtig! Wie konnte er einfach aufgeben? Meine größte Angst war schon immer Jin zu verlieren. Niemals wollte ich ihn so verlieren. Ich wollte mit ihn für immer zusammenbleiben. Wieso...passiert das immer Jin?
Plötzlich hörte ich Kookie leise aufschluchzen und dann rannte er einfach aus dem Zimmer um sich im Bad einzuschließen. Ich sah fragend zu Taehyung, der ebenfalls Tränen in den Augen hatte und mit den Schultern zuckte.
Langsam stand ich auf, doch ich war in diesen Moment so schwach und instabil, dass ich zurück auf den Boden fiel, doch Taehyung konnte mich noch rechtzeitig auffangen und mich auf den Schreibtischstuhl setzen.
"Das ist hart! Niemand hat so ein Schicksal verdient, schon gar nicht Jin! Er war so eine gute Seele! Wie kann man ihn nur sowas antun?" stieß Taehyung verzweifelt aus und stützte sich auf den Tisch ab.
"Er muss überleben! So darf es nicht enden! Jetzt war doch alles wieder in Ordnung! Man kann ihn doch nichts mehr antun!" Taehyung stimmte mir zu und wunderte sich dann, wo Kookie so lange blieb.
Wir sahen uns unter Tränen alarmiert an und waren schnell aufgesprungen. Ich hatte Schwierigkeiten mich auf den Beinen zu halten, doch es ging schon irgendwie. Wir kamen beim Bad an und dann hörten wir von drinnen schmerzhafte und quälende Schluchzer.
"Kookie, komm raus!" sagte Tae und klopfte an die Tür, in der Hoffnung sie würde davon aufgehen, aber das tat sie nicht. "Kookie! Wehe du tust dir wieder etwas an! Das würde ich sein lassen!" rief er leicht wütend rein, doch teilweise brach seine Stimme.
Man konnte Geräusche von drinnen hören, die sich langsam auf die Tür zu bewegten und dann wurde sie schon geöffnet. Ein komplett durchgeweinter Jungkook stand im Türrahmen. Seine Arme waren voller Blut. Tae seufzte traurig aus und zog ihn dann in seine Arme.
Ein paar Minuten vergingen, bis sie sich langsam wieder lösten. "Komm, ich werde deine Arme jetzt versorgen. Beim nächsten Mal sagst du mir vorher, dass es dir schlecht geht." Plötzlich schien ihn was einzufallen. "Kookie, ab sofort sind die Narben ein Beweis dafür, dass du mich brauchst, ich aber nie für dich da war. So fühl ich mich ebenfalls schlecht, obwohl ich dies sowieso schon tue."
Fortsetzung folgt...
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