Kapitel 28: Namjoon's Strafe
Seokjin:
Langsam schlug ich meine Augen auf und sofort fing mein Kopf höllisch zu schmerzen an. Nur recht verschwommen sah ich die weiße Decke über mir. Ich spürte, dass ich auf etwas weiches lag. Wo bin ich hier?
Ich versuchte mich etwas zu orientieren und sah dann aus dem Fenster. Es war noch recht hell, aber die Sonne ging bereits unter. Moment mal! Wie lange war ich denn bewusstlos?
Wie vom Blitz getroffen setzte ich mich auf, doch das war ein Fehler. Sofort stöhnte ich vor Schmerzen auf, als die Schmerzen meinen Körper durchzogen. Das war wohl keine so gute Idee.
Ich erkannte sofort, dass ich im Krankenzimmer der Schule lag, aber wie kam ich hierher? Ich hoffe, niemand hat meine Schnitte an den Armen gesehen. Das wäre wirklich das schlimmste.
Ich sah langsam neben mir und war schockiert. Jetzt ergab alles Sinn. Ich hab nur noch mitbekommen, wie Jungkook meinte, dass sie mich alle in Ruhe lassen sollen. Danach wurde ich bewusstlos. Ich hab das einfach nicht mehr ausgehalten. Von Tag zu Tag wurde das Mobbing immer schlimmer und schlimmer.
Was macht Namjoon denn eigentlich hier? Hasst er mich denn nicht? Hatte er mich hierher gebracht? Ich hätte auch genauso gut sterben können und es wäre allen egal gewesen.
Eine Weile beobachtete ich ihn, wie er mit dem Kopf auf die Matratze lag und ruhige Atemzüge ausstieß. Er sah so friedlich aus, doch seine Augen waren etwas gerötet und geschwollen. Hatte er etwa um mich geweint? Nein, wer würde schon um mich trauern. Die Welt wäre perfekt, wenn ich nicht da war. Das wusste ich schon lange. Überall werde ich gemobbt. Da ist es doch schon kein Geheimnis mehr, dass meine Freunde mich ebenfalls verabscheuen und sie wollen doch auch nichts anderes, als das ich endlich sterbe.
Ich versuchte langsam aufzustehen, doch sofort drehte sich wieder alles und ich ließ mich auf die Matratze zurückfallen. Warum tat mir nur der Kopf so dermaßen weh?
Durch den Ruck wurde auch langsam Namjoon wach und als er mich ansah, war er urplötzlich hellwach. Ich hatte eigentlich vor unauffällig zu verschwinden, aber wann hatte ich mal Glück?
"Jinnie, du bist ja wieder wach! Ein Glück! Ich hab mir schon Sorgen gemacht!" Seine Stimme klang so unendlich besorgt und reuevoll, doch nichts kann das reparieren, was über die Zeit kaputt gegangen war.
Ich wollte irgendwas antworten, doch mein Hals war zu trocken, dass ich nichts rausbringen konnte, lediglich nur ein anstrengendes Husten.
"Ich hol dir Wasser!" Sekunden später stand Namjoon mit einem Glas Wasser neben mir und etwas irritiert nahm ich es an. Warum war er mit einem Mal so? Warum sorgte er sich plötzlich um mich und tat so, als wäre ich ihn wichtig.
"Du bist wertlos! Er tut bloß so, als würde er dich mögen!"
Da war sie wieder! Meine innere Stimme, die über mein Leben bestimmt und mich voll im Griff hat. Dennoch nahm ich das Wasser an mich und trank ein paar Schlücke, eh ich es ihn zurückgab. Das hatte tatsächlich schon gereicht.
"Was machst du hier?" fragte ich so kaltherzig, wie es eben möglich war, aber das klang eher nicht so, sondern eher gebrechlich und schwach und so fühlte ich mich auch.
"Ich bin wegen dir hier und..." "Lügner!!!" unterbrach ich ihn harsch und sofort verstummte er. Er sah mich unsicher an. "Wieso jetzt? Du warst die ganze Zeit da! Du hast mich die ganze Zeit beobachtet! Du hast mich in Stich gelassen, wie die anderen auch und...ich war damals immer der Dumme gewesen, der für euch da war. Ich hab alles für euch getan, obwohl es mir manchmal selber nicht so gut ging, aber das war mir egal. Jetzt weiß ich ja...wie naiv ich war. Ich hätte euch niemals trauen dürfen. Ich kann euch nicht mehr vertrauen! Ihr seid wie die anderen! In Wirklichkeit...hasst und verabscheut ihr mich doch auch! Ihr habt keine Ahnung...wie sehr ihr mich doch verletzt habt! Ihr habt keine Ahnung...das ich paar Mal...kurz vor dem Tod stand! Ihr habt von nichts eine Ahnung und am liebten wäre ich gar nicht hier! AM LIEBSTEN WÄRE ICH JETZT TOD!!!" schrie ich gequält heraus, doch dann wurde ich schon von Namjoon in eine tiefe Umarmung gezogen.
Ich kann es nicht leugnen! Ich hab ihn vermisst, sogar sehr! Ich hab sein Geruch vermisst, seine liebevolle Art und letzendlich auch seine Anwesenheit! Er hatte sich neben mich gesetzt und hielt mich fest in seinen Armen.
Anfangs wehrte ich mich dagegen, aber ich war zu schwach. Ich ließ mich einfach fallen und klammerte mich dann hilfesuchend an ihn. Mein ganzer Körper fing zu beben an und die Tränen nahmen gar kein Ende mehr.
"Jinnie...ich hab dich vermisst! Es war ein Fehler! Es war ein großer Fehler, der dich beinahe in den Selbstmord trieb. Ich wollte es nicht soweit kommen lassen. Das Mobbing hatte ich nicht eingeplant. Ich wollte das alles nicht und immer wenn ich dir helfen wollte, war ich wie gelähmt. Du tatest mir leid und ich hab irgendwie den selben Schmerz gefühlt, wie du! Ich brauche dich, Jin! Ich kann nicht ohne dich! Ich will nicht eines morgens aufwachen und...und hören...das du dich umbrachtest! Das ertrag ich nicht! Ich brauche dich...hier bei mir! Du bist mir wichtiger als ein Freund und ich kann auch verstehen, wenn du mir nicht sofort verzeihen kannst. Ich kann mir selbst nicht verzeihen. Du kannst mir auch gerne eine Strafe erteilen. Ich führe sie bedingungslos aus, wenn du mir nur so wieder vertrauen kannst. Ich hatte dir ein Versprechen gegeben und ich hatte es gebrochen. Ich weiß auch...das das...was zerbrochen ist...nicht mehr reperierbar ist, aber ich brauche dich von ganzem Herzen! Ich liebe dich und das kannst du mir glauben! Es ist keine freundschaftliche Liebe, sondern eine wahre und echte Liebe."
Ich hörte ihn immer mehr brechen, bis er letzendlich ebenfalls weinend zusammenbrach. Ich glaub das nicht und doch hörte sich alles so echt an. Er schien mich wohl wirklich sehr zu mögen und er war bereit für eine Strafe? Ja, vielleicht kann ich dann ja langsam anfangen ihn wieder zu vertrauen.
"Joon, ich...liebe dich auch, aber..." fing ich unsicher an und letzendlich packte er mich an den Schultern und drückte mich einige Zentimeter weg, dass er mir in meine nassen und geschwollenen Augen sehen konnte.
"Es tut mir leid, aber...ich kann dir erst langsam wieder vertrauen, wenn du die Strafe bekommst!" Ich wollte das eigentlich ungern, aber nur dann weiß ich, dass er alles bereut. "Alles, Jin! Sag mir, was ich tun soll! Wenn du willst, dass ich sterbe, kann ich dies gerne für dich tun!" Schockiert sah ich ihn an. Er würde für mich sterben? "Guck nicht so! Ich meine es ernst! Ich würde für dich sterben und ich würde es jederzeit tun!" Seine Worte berührten mich erneut.
"Du musst nicht sterben! Ich hab nur eine Strafe für dich!" Er nickte mir entschlossen zu. "Siehst du die Klinge auf dem Tisch?" Er sah dorthin und er nickte langsam. "Nimm sie und ritze meinen Namen in dein Arm!" Würde er es tun, dann können wir ein neues Leben zusammen anfangen. Da war ich zuversichtlich.
Namjoon:
Ich werde für Jin alles tun, wenn ich ihn nur so vom Gegenteil überzeugen kann. Ich stand davor und nahm sie langsam zur Hand. Ich soll also seinen Namen in meinen Arm ritzen? Sein vollständiger Name, oder sein Spitzname?
"Könntest du ein bisschen deutlicher werden? Dein vollständigen oder deinen Spitznamen?" "Wir wollen ja nicht mal übertreiben! Einfach nur Jin reicht!" sagte er etwas lässig und ich nickte. Ich setzte mich langsam wieder neben ihn.
"Auf welcher Seite?" "Das ist egal!" Ich nickte und nahm letzendlich meinen linken Arm. Es würde höllisch wehtun, aber ich war bereit diesen Schmerz in Kauf zu nehmen...für Jin!
"Wie tief?" fragte ich, als ich mir immer noch unsicher war. Er soll bestimmen! "So tief, bis etwas Blut kommt! Ich will dich ja nicht gleich verbluten lassen!" Langsam lächelte ich und nickte dann.
Ich atmete noch einmal tief durch, bis ich langsam ansetzte. Schon der erste Strich, brachte mich fast zum aufschreien. "Du musst das wirklich nicht machen!" sagte er besorgt, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Das hab ich verdient...nachdem ich dir so wehgetan hab." Ich wollte den selben Schmerz spüren und das war mir Strafe genug.
Ich machte weiter und als ich zumindest den ersten Buchstaben fertig hab, kamen die Tränen. Nicht jetzt! Ich wollte jetzt nicht so ein Weichei sein, aber es ließ sich wohl nicht vermeiden. "Wie gesagt! Du musst das wirklich nicht..." "Jetzt bin ich ja schon mitten drin! Jetzt gab es kein Zurück mehr!" Ich setzte zum zweiten Buchstaben an und da setzte ich nicht ab. Ich schrieb alles in Großbuchstaben. Das war mir lieber. Der letzte Buchstabe würde etwas komplizierter werden, aber das war es mir Wert.
Als endlich der letzte Buchstabe fertig war, liefen mir die Tränen in Strömen über meine Wange. Ich habe es geschafft! Plötzlich spürte ich Jin's sanfte Hand an meiner Wange. Er wischte mir liebevoll die Tränen weg und lächelte mich dabei leicht an.
Unbewusst kamen wir uns immer näher, bis sich unsere Lippen berührten. Seine Lippen waren so unendlich weich, aber auch rau und geschunden. Ich schmeckte etwas Blut, aber das war schon getrocknet. Es schmeckte sehr süßlich. Es machte mir nichts aus, weil er es war.
Ich zog ihn näher zu mir, bis der sanfte und scheue Kuss in einem Zungenkampf ausartete, wo ich gewann. Langsam entfernten wir uns wegen Luftmangel wieder. Am liebsten hätte ich für immer an seinen Lippen gehangen, aber das ging ja wohl schlecht.
Die Schmerzen an meinen Arm kehrten zurück und das Blut war auf das weiße Laken getropft. "Das sollten wir abwaschen, aber es kann sehr brennen." Er kannte sich mit sowas echt gut aus. Lag mein Verdacht doch richtig? Ritzt er sich?
Fortsetzung folgt...
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