15. Kapitel
Jamie
Mein erster Gedanke war, als er in den Raum geschlendert kam und ich ihm in die Augen blickte, ich hätte diesen Kurs nicht wählen sollen. Ich hätte Biologie nicht wählen sollen, ich hätte einen anderen Kurs belegen sollen. Dann würde ich hier nicht sitzen, mir Vorwürfe machen und die Augen verdrehen. Aber ich mag Biologie. Ja es fällt mir leicht, also warum sich das Leben zusätzlich schwer machen und einen anderen Kurs belegen? Wenn ich aber so darüber nachdenken, hätte ich mir das Leben wirklich einfacher gemacht, wenn ich ein andere Fach belegt hätte. Derek und Tony würden dort nicht sitzen. Ich müsste nicht ihre Anwesenheit ertragen und ich würde ihre Blicke nicht auf mir spüren. Nein, seinen Blick. Ich könnte seinen durchbohrenden Blicken ausweichen. Als er reinkam, flog sein Blick auf mich. Ich konnte diesen Ausdruck in seinem Gesicht sehen. Er war sichtlich genervt, als er mich erblickte. Aber er würde mir einen Gefallen tun, wenn er mich in Ruhe lässt, sie alle würden mir einen Gefallen tun. Ich hatte ihn nicht dazu gezwungen, gestern mit mir auf der Party zu sprechen, es wäre mir lieber gewesen, er hätte mich einfach ignoriert.
Aber jetzt sitze ich hier. Eingepfercht mit einem alten Professor, 15 Schülern und Derek. Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, ich würde hier sitzen, hätte ich gelacht und mich die nächste Brücke runter gestürzt.
Mein unruhiger Blick fliegt auf die Uhr ober der Türe und ich seufze leise. Noch weitere 20 Minuten. Mein Kopf schmerzt und mein Magen ist leer. Heute Morgen brachte ich es einfach nicht über mich, etwas zu essen. Es fühlt sich komisch an und meine Kopfschmerzen machen die ganze Sache auch nicht besser.
Um mir selbst einen Gefallen zu tun, versuche ich für die restlichen zwanzig Minuten mein erbärmliches Leben zu vergessen und meine volle Aufmerksamkeit der Biologie zu zuwenden. Zu meiner Überraschung gelingt es mir auch.
Als ich gar nicht mehr die Uhr betrachte, läutete es plötzlich zur Pause. Erleichtert packe ich meine Sachen zusammen um nicht den beiden irgendwie über den Weg zu laufen. Ich will bloß weg hier.
Hastig verlasse ich den Raum, dränge mich an allen anderen vorbei, die, so es aussieht, alle Zeit der Welt haben. Als ich auf den Flur hinaustrete, entdecke ich Scar. Sie stapft selbstbewusst den Gang entlang, lächelt stolz vor sich hin. Ihre Haare wippen im Takt hin und her. Ich bemerke, wie ihr ein paar Schüler ausweichen, regelrecht einen Bogen um sie machen. Ich verstecke mich hinter den anderen, so, dass sie mich nicht sehen kann. Aber sie ist so mit sich beschäftigt, dass sie nicht mal merken würde, wenn jemand neben ihr eine Waffe zückt. Sie hat sich kein Stück verändert. Arrogant, stolz und selbstbewusst. Vielleicht etwas zu viel und vielleicht nicht mehr so herrschsüchtig, weil sie gemerkt hat, dass sie in ihrer Gruppe Konkurrenz hat. Aber trotzdem will ich sie so gut es geht meiden. Keiner will sie als Feindin haben. Ich sicher nicht.
Aber warum stehe ich hier noch und denke über sie nach? Ich schüttle etwas den Kopf und mache kehrt. Ich sollte mich wirklich auf die Schule konzentrieren, es ist schließlich mein letztes Jahr an der Highschool.
Fieberhaft überlege ich welches Fach ich als nächstes habe, aber schnell fällt es mir wieder ein. Geschichte. Also laufe ich die altbekannten Gänge lang, die ich nur zu gut kenne. Gedankenlos steuere ich den Gesichte Saal an und trete ein.
"Erde an Jamie.", höre ich eine Stimme hinter mir. Hastig drehe ich mich um und sehe in diese Teddybär Augen. Colin.
Meine Augen fliegen über sein Gesicht und augenblicklich beginne ich zu grinsen. „Hey.", erwidere ich.
"Ersten Tag überstanden?", fragt er und mustert mich lächelnd. Ich schultere meine Tasche und merke, wie leicht sie ist. Meine Hand greift sofort danach aber sie fühlt sich leer an. Mein Blick fliegt nach unten und ich reise meine Tasche auf. Bloß meine Geldtasche, mein Handy, Frauenkram, ein paar Stifte aber keine Mappe. Verdammt. Ich muss sie im Biologiesaal vergessen haben.
Ich blicke wieder zu Colin. „Ist alles okay?", fragt er mich, während sich seine Stirn in Falten legt.
„Ja ... nein eigentlich nicht. Ich habe meine Mappe im Biologiesaal vergessen.", erkläre ich schnell und deute mit meinen Händen in den Gang hinter mir. „Halte mir einen Platz frei, ich bin sofort wieder hier.", bitte ich ihn. Bevor er etwas sagen kann, eile ich los und verschwinde um die nächste Ecke.
Meine Füße laufen fast, weil in ein paar Minuten die nächste Stunde beginnt. Ich will nicht schon wieder bei Mrs. Austen zu spät kommen. Auch wenn sie noch so nett aussieht, kann sie bestimmt grantig werden. Trotzdem sind die Gänge noch voller Schüler und ich muss mich bemühen um in niemanden reinzulaufen. Ich schaffe es schließlich ohne Zusammenprall mit jemanden in den Biologiessal und betrete ihn wieder. Meine Augen sind nur auf meine blaue Mappe gerichtet, da ich gar nicht bemerke, dass noch jemand hier ist. Ich sehe nach hinten und mein Blick trifft den von Derek. Innerlich seufze ich, äußerlich stehe ich da als wäre ich versteinert. Am liebsten würde ich wieder kehrtmachen, diese verdammte Mappe einfach liegen lassen, aber ich stehe mitten im Raum. Ich sehe zu der Person, die an ihm klebt als würde ihr Leben davon abhängen. Scar hat ihre Hände um seinen Hals geschlungen und sieht mich ebenfalls erwartungsvoll an. Seine Hände umklammern ihre Hüften und er sitz auf einem Tisch. Was findet er bloß an ihr?
„Tut mir leid, ich ... ich wollte nicht stören. Ich bin sofort wieder weg.", stottere ich herum. Aber anstatt etwas zu tun, stehe ich immer noch hier und starre die beiden an. Es ist ja nicht so, als hätte ich noch nie zwei beim herumknutschen gesehen, aber es sind ausgerechnet Derek und Scar. Ich kenne sie schon lange, aber dass sie plötzlich zusammen sind, irritiert mich etwas.
Plötzlich lässt Scar von ihm ab, packt ihre Tasche vom Boden und seufzt etwas. „Was solls, ich muss sowieso los.", sagt sie und wendet sich noch mal Derek zu. Sie drückt ihm einen Kuss auf die Lippen, lächelt ihn an und kommt dann auf mich zu. Als sie auf meiner Höhe ist, bleibt sie stehen und sieht mich von der Seite an. Zögerlich wende ich den Blick ihr zu und mustere sie. Gekünstelt grinst sie mich an.
„Wir sollten dich öfter mit auf Partys nehmen. Du warst ja gestern richtig gut drauf, was?", meint sie. Ich erwidere ihr Lachen aber antworte nicht darauf. Ich kann ihr wohl schlecht sagen, dass ich gar nicht wollte, eigentlich keine gute Laune hatte und nur getrunken habe, weil mich ihr Freund provoziert hat.
Sie wendet den Blick von mir und verschwindet hinter mir aus dem Saal. Nun bin ich alleine. Mit Derek.
Ich sehe auf und merke, dass er mich mustert. Er sitzt immer noch auf dem Tisch und hat seinen Blick stur auf mich gerichtet. Eine Unruhe macht sich in mir breit und ich weiß nicht, warum ich immer noch in diesem Raum bin. Ich will auf meine Mappe zugehen, doch als ich seine Stimme höre, stoppe ich in meiner Bewegung und sehe ihn an. Unsere Blicke treffen sich und ich merke, wie ich eine Gänsehaut bekomme.
Wünsche euch ein schönes Wochenende und viel Spaß mit dem neuen Kapitel. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass in nächster Zeit etwas weniger Kapitel kommen. Die Uni beginnt wieder und die Prüfungen sind auch nicht mehr weit. Danach werde ich mich aber wieder meinen Hobby zuwenden. Lässt mir eure Meinungen da. Man liest sich.
Eure SummeroF_Love
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