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Mit einem leisen Knurren sah ich in die kleine Schüssel in meinen langen dünnen Fingern.
Ich hatte das Gefühl, dass der flüssige Inhalt immer heller und farbloser wurde. Anscheinend hatte der rothaarige Teufel nun doch dafür gesorgt, dass auf ein Liter Wasser nun viel weniger Schweineblut kam, als zu Beginn in dieser Einzelzelle.
Leise fauchte ich und schob dann die Schüssel hinter meinen Körper in die dunkle Ecke meiner Zelle... Wo die restlichen fünf Schüsseln ebenfalls ihr Dasein fristeten.
Seitdem man mir Ollly weggenommen hatte, hatte ich keinen einzigen Schluck mehr getrunken.
Der Tag für Tag wachsene Hunger machte mich zwar fast schon wahnsinnig, doch wenn ich das Aquarell Wasser trank, wurde mein Hunger nur noch mehr angekurbelt. Es wäre einfach nur ein kleiner Tropfen auf einem heißen Stein.
Stattdessen hortete ich seit fast einer Woche die Schüsseln.
»Oh man, Owen... Mit deinem jämmerlichen Erscheinungsbild könntest du einem schon fast Leid tun.« Ich hob meinen Kopf und blickte geradewegs in die pechschwarzen Augen eines Dämons, der mich spöttisch an lächelte.
Ich fauchte und mein Gegenüber legte seinen Kopf leicht schief.
»Was ist denn los, Vampir? Du ziehst schon die ganze Zeit so ein hässliches Gesicht. Liegt es daran, dass dein kleiner Schwuchtel Freund weg ist?« Ich wusste, dass der Vollidiot meine Bewegung nicht gesehen haben konnte, als ich gegen die Gitterstäbe meiner Zelle sprang.
Der Dämon zuckte zurück und seine Augen waren leicht geweitet.
»Rede nie wieder so einen Scheiß! Hast du mich gehört, du lächerliche Witzfigur?« Der Dämon nickte häftig und lief dann zügig nach hinten.
Ich lachte verspottend - so ein Armleuchter!
Ich zog mich wieder zurück und begab mich in meiner allzu bekannten Haltung zurück - auf den Zellenboden liegend.
»Owen, entweder trinkst du das Blut jetzt, oder ich bin dazu gezwungen dir die Schüsseln weg zu nehmen.« Murrend hob ich meine Augenlider und war zugegeben sehr überrascht als ich in die toten Augen des Voodoo Hexers sah.
»Fick dich!« Murmelte ich erschöpft und schloss wieder meine Augen.
Der Sack sollte sich endlich verpissen!
Der Hexer seufzte, eh er einen Schlüsselbund aus seiner Manteltasche zog und einen der Schlüssel in das Schloss meiner Zelle schob.
Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und stellte mich schützend vor die Schüsseln in der Ecke.
»Okay, okay. Ist gut, ich werde sie jetzt leer trinken.« Meinte ich hektisch und der Hexer nickte.
»Gut so. Vielleicht siehst du dann etwas vorzeigbarer aus.« Ich schnaubte, als der Hexer den Schlüssel wieder ab zog und wieder ging.
So ein Penner!
Zähneknirschend drehte ich mich zu meinen sechs Schüsseln in die Ecke um.
Blut... Zwar in einer mikroskopisch großen Menge, aber in den sechs Schüsseln befand sich Blut...
Und dann war es um mich geschehen.
Ein leises Fauchen schwappte über meine Lippen, als ich mir eine Schüssel nach den anderen krallte und diese in wenigen Sekunden leer getrunken hatte.
»Sehr gut, Owen!« Ich schreckte hoch. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass der verdammte Hexer wieder vor meiner Zelle stand.
Ich drehte mich zu dem Rothaarigen um.
»Was soll das? So oft wie du vor meiner Zelle stehst, kann man ja glatt meinen, du stehst auf den kleinen Arsch, der hier hinter Gittern sitzt.« Ein provizierendes Lächeln umspielte meine Lippen, an denen noch der eine oder andere Tropfen des Aquarell Wassers hing.
Meine Zunge zuckte hervor und fing die restlichen Tropfen auf.
Der rothaarige Voodoo Hexer fing an zu lachen.
»Oh Owen... Wäre dein Naturell weniger... Blutdürstend, würdest du mir vielleicht gefallen!« Der Hexer zwinkerte mir zu und ich verdrehte die Augen.
Auch so ein beschissener Rassist.
Als hätte der Voodoo Hexer meine Gedanken gelesen, fing er auf einmal an darüber zu reden.
»Versteh mich nicht falsch... Mir ist es im Grunde genommen völlig egal, was mein Gegenüber für ein Wesen ist. Aber das ist nicht der springende Punkt und hat hier auch nichts zu suchen. Hier geht es nur ums Geschäft. Und wenn du weiter so ein elender Kotzbrocken bist und versuchst meine Kunden, oder deren Töchter zu verängstigen, wird es dir hier noch weitaus schlechter gehen als ohnehin schon!« Ich lächelte müde. Er war immer noch sauer, dass ich die kleine Werwölfin leicht verschreckt hatte.
»Ich glaube kaum, dass das geschehen wird. Sehr viel schlimmer kann es nicht mehr werden. Verschlimmert kann meine Situation nur noch dadurch werden, wenn du, Feuerlöckchen, hier in meine Zelle kommst und ich dir jeden Tag beim Scheiße labern zu hören müsste!« Ich lachte über meinen eigenen schwachen Konter und dachte, der Hexer würde sich jetzt beleidigt verpissen.
Oh man, wie sehr ich mich geirrt hatte!
Ich schnappte nach Luft, als ich dieses Gefühl verspürte, als würde man meinen Brustkorb und Lunge zerdrücken.
Es war verdammt komisch.
Ich war ein Vampir und hatte es eigentlich gar nicht nötig zu atmen, aber jetzt gerade fühlte es sich so an, als würde ich durch Luftmagel ersticken.
Hektisch versuchte ich so viel Luft wie möglich einzuatmen, doch es schien so, als würde der von mir benötigte Sauerstoff einfach durch mich hindurch und nicht den Weg zu meiner Lunge finden.
Mit großen Augen sah ich den rothaarigen Voodoo Hexer an, der mir ein fieses Lächeln schenkte.
»Oh, Owen... Da merkt man wie naiv und unwissend du doch in Wirklichkeit eigentlich bist.« Tadelnd schüttelte der Rothaarige den Kopf.
»Wie du ja ohne Schwierigkeiten erfahren haben dürftest, bin ich ein Voodoo Hexer und unter anderem liegen meine Fähigkeit in der Nekromantie - Totenbeschwörung!« Schwarze Punkte tanzten vor meinem inneren Auge und ich spürte, dass ich nicht mehr lange bei Bewusstsein bleiben würde.
»Und da du ein Vampir bist, also schon mehr oder weniger tot, funktionieren meine Fähigkeiten bei dir am besten und einfachsten. Ich kann mir dir machen was ich will. Ich weiß, dass du es nicht nötig hast Sauerstoff zu atmen, aber dennoch kann ich dir das Gefühl erschreckend real vermitteln, dass du kurz vor'm Ersticken bist.« Mein Körper trat gegen meinen Willen näher auf die Zellentür und dadurch auf den Hexer zu.
Seine toten Augen starrten in meine roten.
»Owen, ich kann dir dein Leben hier zur wahren Hölle machen, wenn ich will. Und anfangen würde ich damit, indem ich dir ganz das von dir benötigte Blut vorenthalte. Aber ich will es nicht. Vorerst. Wenn du jetzt ganz brav bist, sehe ich kein Grund darin dir sowas anzutun. Also...« Es fühlte sich an, als würde ich auftauchen, als ich endlich wieder auf atmen und Sauerstoff in meine Lungen lassen konnte. Es war ein komisches Gefühl darauf angewiesen zu sein.
Ich stolperte von der Zellentür weg und sah den Hexer an, als wäre er das personifizierte Böse.
Der Rothaarige lachte.
»Wie gesagt, sei brav und vielleicht bekommst du wieder etwas mehr Blut.« Ich verzerrte mein Gesicht und fauchte den Bastard vor mir lautstark an.
»Ich bleibe bei meiner Aussage: Fick. Dich!« Der Rothaarige seufzte.
»Schade... Ich hätte dich für schlauer gehalten... Aber nun gut, wenn du es für klug hälst dich mit mir anzufeinden... An mir soll's nicht liegen!« Mit dieser versteckten und doch irgendwie offenen Drohung stolzierte der rothaarige Teufel wie ein Storch wieder an mir vorbei.
Der Ficker könnte mir den Arsch küssen und dennoch würde ich nicht nach seiner Pfeife tanzen!
»FICK! DICH!« Brüllte ich dem Hexer nochmals hinterher, wohl wissend, dass er mich nicht mehr hören konnte.
Aber es regte mich einigermaßen ab.
Und je länger ich über mein Handeln nachdachte, desto sicherer wurde ich mir, dass ich nun bis zum Hals in der Scheiße steckte!
Oha... Bis jetzt das kürzeste Kapitel.
Eigentlich wollte ich es länger machen, aber offensichtlich habe ich mich dagegen entschieden.
Dennoch hoffe ich sehr, dass dieses Kapitel gut bei euch ankommt und wir uns im nächsten Kapitel wieder sehen.
LG Fynn ★
~1277~ Wörter
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