|25|
»Sir?« Es war bereits dunkel, als Kenzy und ich wieder zu Hause ankamen. Zu Hause. Es war merkwürdig so etwas wie ein 'zu Hause' zu haben. Aber es war schön. Sehr schön! Und es war noch sehr viel schöner jemanden wie Kenzy zu haben, der mit einem in diesem zu Hause wohnte.
Wir waren gerade erst durch die große Pforte von Kenzy's Anwesen getreten, da konnte ich nicht mehr warten ihn mit Fragen zu durchlöchern.
»Ja?« Forderte mich der attraktive Mensch dazu auf ihm mein Anliegen zu schildern und zog sich seinen Mantel aus.
»Wurdet Ihr schon mal von einem Vampir gebissen?« Fragte ich unverblümt und prompt bekam ich einen mehr als nur überraschten, fast schon schockierten Blick von Kenzy geschenkt.
»Wie kommst du denn da drauf?« Stellte er die Gegenfrage und ich zuckte unsicher mit den Schultern.
»Nun ja...« Fing ich langsam an.
»Olly hat mir erzählt, dass die kleine Werwölfin Ally ihn hin und wieder bittet sie zu beißen.« Ein amüsiertes Schnauben entkam dem Menschen und nickte für sich.
»Jaa, die 'Anzeichen' dazu hab ich durchaus gesehen.« Bermerkte er schmunzelnd. Vermutlich hatte er ebenfalls die Vampirbisse an Ally's Hals gesehen, die ja nur von Olly stammen konnten.
»Wie erwähnt, hat er gesagt, dass sie ihn bittet sie zu beißen. Olly meinte, dass Ally das Gefühl, wenn Olly's Reißzähne sich in ihr Fleisch versenken, angenehm findet...« Entgegen meiner Erwartung schien Kenzy meine Aussagen nicht im Geringsten zu überraschen und dies wiederum überraschte mich.
»Und darum frage ich Euch, ob Ihr schon mal von einem Vampir gebissen worden seid und Ally's Empfindungen eventuell bestätigen könnt. Oder verneinen.« Nun hob Kenzy eine Augenbraue an und schien ganz genau zu überlegen mit welchen Worten er am besten eine an mich gerichtete Antwort formulieren konnte.
»Ich wurde noch nie von einem Vampir gebissen, überraschenderweise. Aber viel hat eins öfters nicht gefehlt.« Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären warum dem so war, aber irgendwie beruhigten mich Kenzy's Worte, dass er noch nie von einem Vampir gebissen worden ist. Vermutlich deshalb, weil ich dann Kenzy's erster Biss sein werde und er dann bei mir und zwischen meinen Fängen vor Ekstase wie flüssige Schokolade zerschmelzen würde.
»Owen, Konzentration. Sonst fängst du noch an zu sabbern.« Riss mich Kenzy dann plötzlich aus meiner, von meinen Gelüsten durchtränkten Fantasie und ertappt sah ich hoch in Kenzy's verschieden farbigen Augen, die belustigt funkelten.
Aber dann änderte sich sein Gesichtsausdruck und er wirkte wieder ernst und unserem Gespräch zuteil.
»Die Sache ist die, ich kann mir durchaus vorstellen, dass der Biss eines Vampirs nicht zwingend weh tun muss. Wenn zum Beispiel der Vampir ganz vorsichtig und mit viel Gefühl zu beißt, so wie es dein Freund bei Ally ganz bestimmt getan hat. Ich kann dir nämlich sagen, dass Ally sehr schmerzempfindlich ist und sich niemals freiwillig von einem Vampir beißen lassen würde, wenn es ihr weh tun würde.« Zwar störte mich irgendwie diese Theorie aber dennoch kam es mir irgendwie plausibel vor. Olly war keiner, der absichtlich jemandem weh tat. Und es kam mir so vor, als würde er Ally am allerwenigsten weh tun wollen.
»Davon mal abgesehen ist der Grad zwischen Schmerz und Lust verdammt schmal und verschwimmt auch nicht zu selten.« Erklärte Kenzy mit einem eigenartigen Unterton in seiner Stimme, die mich ihn verwundert anblicken ließ. Der attraktive Mensch mit den zwei verschieden farbigen Augen hatte seine Unterlippe zwischen seine Zähne geklemmt und mit einem ungewöhnlichen Glitzern in den bunten Irden starrte er geradeaus und ohne dass es der Fall sein mag, hatte ich das Gefühl, er wolle meinem Blick ausweichen.
Dennoch unterzog ich seinen Worten eine Analyse und kam schlussendlich dazu, dass mich diese Worte sehr befriedigten. Ein verschwommener Grad zwischen Schmerz und Lust. Ja, das machte in meinen Augen daraus Sinn. Zwar fiel mir in diesem Moment kein passendes Beispiel dazu ein, aber mit den Worten Kenzy's konnte ich mich durchaus anfreunden.
Schmerz und Lust... Mir gefiel das. Mir gefiel das sogar sehr!
»Ich würde dir auch gerne einige Fragen stellen wollen.« Sprach Kenzy und ich folgte ihm in die Küche. Überrascht von der Tatsache, dass ich etwas wissen könnte, was sich außerhalb Kenzy's Wissensstand befand starrte ich ihn an und nickte, obwohl er vor mir lief und mich so nicht sehen konnte.
»Ähm... Klar, stellt Eure Fragen.« Doch sofort kam der Mensch dem nicht nach, sondern wies mir erst an mich an meinem Stammplatz am Küchentisch zu setzen, was ich auch tat.
Dann hörte ich, wie Kenzy was aus dem Kühlschrank holte und dann ein großes Schraubglas vor mich hin stellte.
Einige Sekunden lang, starrte ich das mit einer roten dickflüssigen Substanz gefüllte Glasgefäß einfach nur an, in denen sich Kenzy auf seinen Platz setzte und aus einer metallenen Kanne kalten Kaffe in eine schwarze Tasse goss.
Zufrieden hob Kenzy seine Tasse an seine Lippen und nahm einen großen Schluck von dem Kaffe, der seit dem Frühstück bestimmt schon arschkalt geworden sein muss. Dennoch schien dies den Menschen nicht im Geringsten zu stören und so genoss der Mensch seinen Kaffe.
»Ich hab das Glas nicht ohne Grund vor dich hingestellt.« Meinte Kenzy und deutete und das mit Blut gefüllte Glas vor mir.
»Trink ruhig. Du machst den Eindruck als könntest du das gebrauchen.« Erklärte Kenzy und tatsächlich, als ich mit meiner Zunge über meine Zahnreihen fuhr, spürte ich meine voll ausgefahrenen Fangzähne, die mir komischerweise bis eben gar nicht aufgefallen waren.
Ich hatte vorhin zwar einen lebendigen Körper bis auf den letzten Tropfen Blut geleert, aber dennoch nagte der Durst nach Blut an meinen Nervenden und so griff ich nach dem Schraubglas und löste den Deckel. Augenblicklich wehte mir der Geruch von dem Blut aus dem Inneren des Glases entgegen und mir rutschte ungewollt ein leies Fauchen heraus.
»Warum hast du dich vorhin bei Horatio und Ally entschuldigt?« Wollte Kenzy von mir wissen, während ich mir das mit Blut gefüllte Glas an die Lippen setzte. Das kalte Blut eines Formwandlers benetzte meine Zunge und obwohl ich das Bedürfnis verspürte das gesamte Glas auf einmal zu leeren nahm ich nur einen einzigen Schluck und setzte das Glas wieder ab.
Schuldbewusst blickte ich hoch in Kenzy's Augen und fasste mir nervös in den Nacken.
»Nun ja, bevor Ihr mich gekauft habt, wurde mein Freund Olly gekauft. Von den beiden Werwölfen. Und ich hab nicht ganz Gentlemen-like klar gemacht, dass sie Olly nichts tun sollen was ihm nicht gefällt, andernfalls würde ich mir die Kleine vornehmen.« Erklärte ich und Kenzy hob überrascht die Augenbrauen an, was mich dazu brachte leicht die Schultern hängen zu lassen.
»Du hast die beiden bedroht?!« Fragte er nach und ich nickte.
»Ja, hab ich! Olly ist mein bester Freund! Ich würde alles tun damit ihm nichts passiert! Ein wölfisches Vater-Tochter Gespann zu bedrohen nehme ich getrost dafür in Kauf!« Stellte ich klar und irgenwie schien Kenzy meine freundschaftliche Loyalität zu gefallen, denn er fing an zu grinsen.
»Dieser Olly...« Meinte Kenzy dann und ich legte mein Kopf leicht schief, gespannt darauf was der Mensch jetzt zu sagen hatte.
»Ist er der Freund, den der Werwolf, den du in der Arena ausgesaugt hast, verraten hatte?« Fragte er nach und ein angespanntes Knurren verließ meine zusammen gepressten Lippen, während ich steif nickte.
»Ja. Der elende Flohteppich hatte eigentlich einen viel schlimmeren Tod verdient, aber ich war zu gierig und konnte mich nicht zusammen reißen.« Sprach ich verbittert und nahm einen weiteren Schluck aus mein Schraubglas.
Während ich die mir noch zu Verfügung stehende Menge an Formwandlerblut checkte, leckte ich mir über meine Blut benetzten Lippen und spürte wie mich Kenzy neugierig an sah.
»Ich würde nur zu gerne erfahren was passiert ist.« Kurz überlegte ich, ob ich Kenzy tatsächlich davon berichten sollte was zwischen uns dreien vorgefallen war oder ob ich es für mich behalten sollte.
Ich entschied mich für das erste.
»Normalerweise fristeten wir unser Dasein auf dem Markt nicht in Einzelzellen.« Fing ich an zu erzählen.
»Ich hab einen Formwandler getötet und Olly und ich haben sein Blut getrunken.« Ich zuckte mit den Schultern. Bluttrinken war für zwei Vampire jetzt nicht soo überraschend. Das selbe schien Kenzy zu denken, denn er zeigte absolut keine Gefühlsregung.
»Die Leiche haben dann die anderen Dämonen und Werwölfe gefressen. Als dann die Wärter die Überreste gefunden hatten, kamen die auf die absurde Idee dass ich Tod an den Formwandler zu verschulden hatte und wollten mich dann von den großen Zellen in eine Einzelzelle abführen. An sich hätte ich damit kein Problem damit, aber dieser reudige Köter hatte den beschissenen Einfall Olly zu verpfeifen und die Wärter führten ihn ebenfalls in eine Einzelzelle, direkt neben meine. Dann kam der elende Voodoo Hexer dazu uns beide eine Diät zu unterziehen und hat uns immer mehr Blut vorenthalten. Ich hätte mich ja damit abfinden können, wenn es nur mir passiert wäre, aber Olly litt deutlich unter dem Mangel an Blut und so gab ich ihm ab und zu meine Rationen und auch mein Blut.« Nun sah mich Kenzy überrascht an.
»Du hast ihm dein Blut gegeben?« Erkundigte Kenzy sich ungläubig und ich nickte.
»Ja. Ihm ging es echt schlecht und dies war die einzige Möglichkeit dass es ihm wenigstens ein bisschen besser ging-«
»Ist Olly jünger als du?« Unterbrach mich Kenzy und irritiert zog ich meine Augenbrauen zusammen, nicht verstehend warum dies wichtig zu sein schien.
»Also sein Körper ist jünger als der meine. Ich glaube er dürfte in einem etwa 17 jährigen Körper stecken und er hatte mir davon erzählt wie er vor seiner Verwandlung in einem altertümlichen Dorf gelebt hatte, aber ich weiß nicht ob er jünger als ich ist.» Erklärte ich wahrheitsgemäß und Kenzy nickte.
»Wann wurdest du verwandelt?« Wurde ich von Kenzy gefragt. Verwirrt zog ich meine Stirn kraus und starrte Kenzy an, als würde ihm ein zweiter Kopf wachsen.
»Verwandelt...« Murmelte ich völlig irritiert.
»Ja, verwandelt. Wann wurdest du von einem Menschen zu einem Vampir?« Hackte Kenzy nach und beugte sich vor, um mich aufmerksam zu beobachten. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es Kenzy überhaupt nicht interessierte wann, ob und wie ich verwandelt wurde, sondern als wollte er nur meine Reaktion abwarten.
»Erst Mensch, dann... Vampir...« Murmelte ich. Nein, das stimmt nicht, kann nicht sein. Ich war nie ein Mensch. Jedenfalls konnte ich mich nicht daran erinnern jemals einer gewesen zu sein.
»Tut mir leid, Sir. Aber ich kann mich nicht erinnern. Ich kann mich an nichts erinnern was mit mir passiert ist, bevor ich auf dem Markt kam.« Kenzy schien dies keineswegs zweifelhaft zu finden oder sich an meiner Antwort zu stören und irgendwie hatte ich das Gefühl Kenzy wusste sehr viel mehr als er durchdringen ließ. Aber ich ahnte, dass er mich nicht an seinem Wissen teilhaben ließ und so hielt ich meine Vermutungen für mich.
»Verstehe...« Mumelte Kenzy und leerte seine Kaffe Tasse.
»Ich würde vorschlagen, dass du dein Glas leer trinkst und dann ins Bett gehst.« Schlug Kenzy vor und stand auf. Er nahm die Kanne mit dem kalten Kaffe und seine Tasse und stellte beides auf die Arbeitsplatte.
Dann machte er Anstalten die Küche zu verlassen.
»Gute Nacht, Owen.« Sprach Kenzy sanft und ein ehrliches Lächeln stahl sich auf meine Lippen.
»Gute Nacht, mein Herr.«
Guten Abend, meine Lieben :)
Im Gegensatz zum vorherigen Kapitel ist dieses hier nun erheblich kürzer und sehr viel weniger spannend, aber ich muss gestehen dass ich ein paar Probleme hatte dieses Kapitel an zu fertigen, da ich echt kein Plan hatte wie ich am Ende von Kapitel 24 ansetzen könnte und so dient dieses Kapitel hier nun als eine Art Lückenfüller.
Zudem muss ich noch sagen, dass es sehr gut sein kann, dass ich wieder ziemlich lange brauchen werde, bis ich das nächste Kapitel fertig habe.
Ich hoffe ihr haut nicht ab! 😢
LG Fynn ★
~1962~ Wörter
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro