#6
POV: Patrick
Ich durfte nicht vergessen, Max anzurufen. Oder zu schreiben. Oder irgendwas. Egal.
Als ich Zuhause war, machte ich mein Handy an, und speicherte ihn als: Max aka Maximilian" ein.
Ich überlegte, was ich schreiben sollte. "Hey, Mexi!", schrieb ich. Mexi? Was ist das denn? Wow, schon bei der ersten Nachricht vertippt. Glückwunsch! Und woher kommt das 'i'? Wollte ich etwa...?
Eine Nachricht von Max lenkte mich ab: "Wer ist Mexi? xD".
"Ups, vertippt...", antwortete ich mit zittrigen Fingern.
"Nicht schlimm ;)".
"Hast du Bock auf HA?", fragte ich.
"Ne, im Leben nicht. Du?" antwortete Max.
"Nein, ich auch nicht... :/".
"Naja... Und sonst so...?", fragte er.
Ich überlegte, was man darauf antworten könnte.
"Keine Ahnung xD Was antwortet man denn auf sowas?", fragte ich.
"¯\(◉‿◉)/¯".
"(◡ ω ◡)", antwortete ich.
"Wie geht's dir überhaupt?", fragte Max nach einer Weile.
"Gut, dir?", tippte ich, doch dann hielt ich inne. Geht es mir wirklich gut?, fragte ich mich. Ich überlegte.
"Naja, weiß nicht.", antwortete ich schließlich.
"Heißt was?", fragte Max.
"┐( ∵ )┌ und dir?", erwiderte ich.
"Ich weiß es auch nicht...", antwortete Max.
"Seltsam, oder?", überlegte ich.
"Yup, stimmt.".
Wir schrieben noch eine Stunde über dies und das, dann schrieb Max:
"Du, sorry, aber ich muss jetzt aufhören. Meine Mum meckerte mich schon an. Muss jetzt Hausaufgaben machen. Bye...".
"Okay, bye.", antwortete ich.
Dann saß ich eine Weile in meinem Zimmer und war traurig. Ich saß einfach da, dachte an nichts, konzentrierte mich nur auf das Traurig sein.
Dann raffte ich mich auf und machte mich an die Hausaufgaben, welche es echt in sich hatten, doch ich beeilte mich.
Als ich fertig war, schaute ich ein bisschen YouTube, malte, hörte Musik. Wenn ich male, bin ich in einer anderen, besseren Welt. In der ich nicht allein bin. In der mein Vater nicht den ganzen Tag arbeitet. In der ich mich nicht in den Schlaf weine.
In dieser Welt gibt es allerdings auch keinen "Mexi".
Ich malte, ich zeichnete nicht. Im Zeichnen bin ich richtig schlecht, aber im Malen bin ich gut.
Ich male verschwommene Gestalten, ich male mit dunklen Farben, ich male eine Träne in der Einsamkeit. Wenn ich Menschen male, dann nur im Schatten und unkenntlich. Es soll nicht um die Menschen gehen, sondern um die Emotionen. Ich fühle und kenne die Menschen nicht, aber ihre Gefühle.
Ein Werk, auf welches ich besonders "stolz" bin, zeigt ein blutiges Messer in einer toten, blutigen Hand. Die Fingerspitzen klammern sich tot und kalt um den braunen Griff des Messers, welches auf dem Boden liegt. Den Arm, an der die Hand hängt, zieren Narben, Male und Schnittwunden. Auch er ist blutüberströmt.
Mein Vater weiß nicht, dass ich male. Und er weiß schon gar nichts von dem Bild. Niemand weiß das, nur ich. Ich allein.
Mein Vater würde das Malen mädchenhaft finden und mich wegen dem Bild zu Psychiater schicken oder so. Darauf konnte ich verzichten.
Ich bekam Hunger, und es wurde dunkel. Ich ging also in die Küche, um mir was zu Essen zu machen. Reispfanne vom Vortag, die sich jetzt langsam und gleichmäßig in der Mikrowelle drehte. Nach zwei Minuten war das Essen fertig, und ich aß es beim Fernsehen. Es kam zwar nichts interessantes, aber ich schaute trotzdem zu. Stimmen, die mir mir redeten. Ich unterhielt mich manchmal mit den Reportern. Anfangs nur zum Spaß, doch es wurde immer "schlimmer". Es ist doch schlimm, oder? Keine Ahnung. Vielleicht ja, vielleicht nein.
"Gute Nacht & bis Morgen...", schrieb ich Max, als ich ins Bett ging. Er antwortete nicht.
Sobald mein Kopf das Kissen berührte, begann ich zu weinen. Es war eine Art Gewohnheit, und ich hatte mich daran gewöhnt, es akzeptiert. Es war mir egal.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro