1.3 - Rom
J U L Y
Rund eine halbe Ewigkeit verbrachte ich am Flughafen in Rom, da es leider Probleme mit unserem Gepäck gab. Einige Koffer wurden beschädigt, andere sogar verloren. Bis zu dem Zeitpunkt an dem sich das Förderband endlich in Bewegung setzte konnte keiner von uns sagen, ob unser eigener Koffer unbeschädigt geblieben ist, oder ob wir uns gar um neue Klamotten kümmern mussten. Inständig hoffte ich, dass mein Gepäck heil hier in Rom angekommen war, denn Kleidung konnte man ersetzen, Glücksbringer von Mama und Papa natürlich nicht.
Meine Stoßgebete wurden anscheinend erhört, denn mein riesiger Koffer, der mit einer Giraffe geziert war, tauchte plötzlich auf dem Förderband auf und sah ziemlich unversehrt aus. Glücklich seufzend machte ich mich auf den Weg zu ihm und nahm ihn mit einem Hieb herunter. "Vielleicht hätte ich doch weniger einpacken sollen", flüsterte ich zu mir selber, da mein Gepäckstück erhebliches Gewicht aufwies und mir es somit erschwerte ihn von dem Förderband zu bekommen.
Mit meinem Koffer im Gepäck verließ ich nach gefühlten Stunden endlich den Flughafen der wunderschönen Stadt Rom und winkte ein Taxi herbei. Eigentlich wollte ich mit der U-Bahn zu meinem Hotel fahren, in dem ich für die nächste Woche übernachten würde, jedoch hätte ich dafür zweimal umsteigen müssen und dies wollte ich mir mit meinem sperrigen, schweren Koffer ersparen. Beim Verladen in den Kofferraum half mir der Taxifahrer freundlich und ich nahm auf dem Rücksitz platz. "Mein Ziel ist die Pension Relais Bocca di Leone" sagte ich zum Fahrer und versuchte dabei den Namen des Hotels in schönem italienischem Akzent auszusprechen, jedoch merkte man definitiv, dass Englisch meine Muttersprache war. Vor meiner Abreise habe ich mich etwas mit der italienischen Sprache beschäftigt, musste jedoch bald feststellen, dass diese gar nicht so einfach war. Die wichtigsten Floskeln hatte ich mir beigebracht, ich konnte an der Bar etwas bestellen und dem Doktor meine Beschwerden mitteilen, jedoch war letzteres nur für den Notfall bestimmt.
Meine Ankunft erfolgte bereits 20 Minuten später, die Fahrt jedoch genoss ich sehr. Es herrschte ein völlig anderes Ambiente hier als in England und ich wusste, Italien war der richtige Ort für meine Reise. Ich bedankte mich bei dem Italiener für die schnelle und sichere Fahrt, bezahlte ihn mit ordentlich Trinkgeld und begab mich danach in die recht einladend wirkende Pension. Es gab zwei Gründe warum ich eine Pension einem Hotel vorzog. Erstens war es wesentlich preisgünstiger, schließlich wollte ich meinen Eltern keine seitenlange Rechnung aufhalsen. Zweites herrschte in Hotels meistens eine moderne Einrichtung, die man hier nicht auffand. Die Pension war, wie ich auch bereits von Bildern kannte, in einem schönen, klassischen Stil eingerichtet, der einem den italienischen Flair nur noch näher bringt.
Zu meinem Glück konnte die Empfangsdame relativ gut Englisch, was mir die Verständigung erheblich erleichterte. Ich nannte ihr meinen Namen und übergab ihr meinen Reisepass, der als Ausweis dienen sollte. Dankend nahm sie diesen an und tippte vermutlich meinen Namen in ihren Computer, jedoch musste ich feststellen, dass sie begann die Stirn zu runzeln, ein schlechtes Zeichen. Sie bat mich einen kurzen Moment zu warten und verschwand in dem Raum hinter ihr. Knappe zehn Minuten ließ sie mich auf sich warten und mit jeder Minute wurde ich unruhiger. Vom ersten Unglück mit den verloren gegangenen Gepäckstücken wurde ich Gott sei Dank noch einmal verschont, jedoch sah es nun so aus als würde mir ein zweites schon bevor stehen.
Endlich öffnete sich die Tür und die Dame von vorhin trat mit einem Lächeln im Gesicht heraus, so schlimm konnte es also nicht sein. Sie erklärte mir, dass mein gebuchtes Zimmer irrtümlicherweise doppelt gebucht worden war und sich leider kein freies Einzelzimmer anbieten würde. Nun würde ich jedoch in einem Doppelzimmer hausen, welches mir natürlich zum gleichen Preis mit nachträglichem Rabatt zur Verfügung gestellt wird. Ich hatte überhaupt kein Problem damit ein größeres Zimmer zu bekommen, das zusätzlich noch mit einem riesigen Doppelbett ausgestattet war. Somit hatte ich redlich mehr Platz und wer würde schon behaupten, dass mehr Platz etwas Schlechtes war. Dankend nahm ich den Schlüssel entgegen und machte mich auf den Weg zum Aufzug, denn meinen schweren Koffer würde ich garantiert nicht in den dritten Stock über die Treppe hinaufbefördern.
Gespannt schloss ich mein neues zu Hause für eine Woche auf und begutachtete jeden Winkel des Zimmers. Auch hier herrschte die gleiche Einrichtung, die ich auch unten in der Lobby schon vorgefunden hatte und fühlte mich auf Anhieb wohl. Das Auspacken meines Koffers verschob ich auf später, ich holte mir lediglich ein schönes, luftiges Sommerkleid heraus und zog mich in Windeseile um. Es war erst zwei Uhr Nachmittags und ich wollte keine Sekunde meiner wertvollen Zeit hier verlieren. Schnell schnappte ich mir noch meine Stadtkarte, auf der ich die wichtigsten Routen bereits zu Hause eingezeichnet hatte und verließ im Eiltempo das Hotel.
Glücklich studierte ich die Karte und musste feststellen, dass mir ein etwa zwanzig-minütiger Marsch bevorstand, jedoch hatte ich überhaupt kein Problem damit, so konnte ich Rom nur noch besser unter die Lupe nehmen. Die Leute wirkten entspannter als in London und waren auch ziemlich freundlich, denn das ein oder andere Mal musste ich nach dem Weg fragen, trotz Karte. Einer machte mir sogar ein Kompliment über meinen süßen, englischen Akzent, woraufhin ich natürlich peinlich berührt auf den Wangen errötete, eines meiner schlechten Eigenschaften, die ich am Liebsten loswerden würde.
Endlich kam ich an meinem Ziel an und betrachtete das prunkvolle Gebäude vor mir, das Kolosseum. Schon als kleines Kind hatte ich davon geträumt, einmal in meinem Leben vor dieser wunderschönen Sehenswürdigkeit zu stehen und nun nach knapp 15 Jahren hatte sich mein Traum endlich erfüllt und genau dafür war ich meinen Eltern sehr dankbar, denn sie trugen einen erheblichen Anteil dazu bei. Gerade als ich mich näher umsehen wollte erkannte ich einen blonden Jungen, der einsam auf einer der Holzbänke saß und ziemlich traurig wirkte. Niemand sollte in dieser wundervollen Stadt Trübsal blasen, niemand. Also machte ich mich auf dem Weg zu ihm und hatte es mir zur Aufgabe gemacht, ihm ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
"Hey du, ich bin July."
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Ich hoffe das dritte Kapitel hat euch gefallen, auch wenn noch nicht all zu viel passiert, aber schließlich hat die Reise gerade erst begonnen und da diese im Fokus steht, möchte ich sie auch so genau wie möglich beschreiben c:
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