Moony
,,Du, Remus?" Emily pikte ihm in die Seite.
,,Ja?" Lächelnd drehte er seinen Kopf zu ihr rüber.
,,Ähm...", nervös knetete Emily die Hände im Schoß. Beide saßen in der leeren Bibliothek und machten Hausaufgaben. ,,Hast du schon einmal was von Fenrir Greyback gehört?"
Remus versteifte sich und ließ die Feder fallen. Er schluckte schwer, ehe er sagte: ,,J-ja, w-wieso?"
,,Du weißt ja, dass er ein Werwolf ist... und... er hat schon viele Zauberer gebissen und ihnen damit das Leben verändert - zum negativen natürlich", flüsterte sie. ,,Und... ich weiß, wer der Werwolf ist, der mich vor einer Woche angegriffen hat."
Remus riss erschrocken die Augen auf. Wusste sie es?
,,Und w-wer war e-es?", stotterte er nervös.
,,Er sitzt direkt vor mir", hauchte sie und Remus sah so aus, als würde er gleich zusammenklappen. Sie wusste von seinem Geheimnis. Sie wusste, dass er ein Werwolf war.
Emily legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch Remus rutschte von ihr weg.
,,Ich bin ein Monster", sagte er verbittert, ,,und ich will dir nicht weh tun."
Emily lächelte leicht. ,,Du bist mein bester Freund, Remus. Und-"
,,Ich habe dich verletzt. Ich hätte dich umbringen können!", unterbrach er Emilys sanfte Worte schroff und rutschte noch weiter von ihr weg.
,,Du hättest, aber du hast es nicht getan, verstehst du?", erwiderte sie leise, aber bedacht.
,,Trotzdem hätte-"
,,Jetzt hör mir mal zu!", sagte sie laut und fügte dann im sanfteren Tom hinzu: ,,Und ich werde dich nicht alleine lassen. Ob du dich dagegen sträubt oder nicht, ist mir egal. Ich werde einen Weg finden, dir irgendwie zu helfen. Auch wenn es teuer wird - denn dafür sich doch Freunde da, oder? Mir ist es egal, ob du ein Werwolf bist oder nicht. Es kommt nicht darauf an, wer oder was man ist. Es kommt darauf an, was man da drin ist." Lächelnd deutete sie mit dem Finger auf den Punkt, wo sein Herz war.
,,Das ist ja alles schön und gut, aber wie willst du das anstellen?", sagte er. ,,Und vor allem, wie kann ich mir sicher sein, dass du es niemandem erzählst?"
,,Ich verspreche dir, dass ich es niemandem ohne dein Einverständnis erzählen werde, in Ordnung?", sagte sie mit beruhigender Stimme und umarmte Remus.
,,In Ordnung."
Er löste sich aus der Umarmung. ,,Und wie willst du das denn jetzt anstellen - also mir helfen? Es dauert noch, bis Wolfsbanntrank existiert."
,,Lass das ruhig mein Problem sein. Ich habe schon eine Idee, Moony", sagte sie grinsend.
,,Moony?", wiederholte Remus.
,,Ja", sagte Emily, immer noch grinsend. ,,Eine Anspielung auf dein pelziges Problem."
Traurig ließ der junge Werwolf den Kopf hängen. ,,Und trotz allem bin und bleibe ich ein Monster."
,,Du bist kein Monster", widersprach Emily ihm. ,,Du bist der klügste, liebenswerteste, offenste Mensch, den ich kenne."
,,Danke", wisperte er.
,,Bitte." Emily klatschte in die Hände. ,,Und jetzt gehen wir essen." Mit den Worten zog sie Remus mit sich in die große Halle und ließ sich auf der Bank neben Lily nieder.
,,Wo warst du?", sagte Lily, während Emily sich Kartoffelpürree auftat.
,,Bibliothek - Hausaufgaben." War die knappe Antwort von Emily, ehe sie sich die Gabel mit Essen in den Mund schob.
,,Und da bezeichnen die Leute mich als eine Streberin...", murmelte Lily grinsend. ,,Hast du jetzt herausgefunden, wer der Werwolf ist?" Emily schüttelte den Kopf und Remus Augen verengten sich zu Schlitzen.
,,Nein", sagte sie schließlich, ,,ich habe es jetzt aufgegeben. Hat jemand zufällig Professor Lewis gesehen?" Lily und Remus schüttelten die Köpfe.
,,Dann fragte ich mal Barty", sagte Emily und stand auf, doch Lily hielt sie an der Robe fest.
,,Willst du nicht aufessen?", sagte sie zu ihrer Freundin, doch Emily schüttelte demonstrativ den Kopf.
,,Wir sehen uns später."
Emily schlenderte rüber zum Slytherin Tisch und ließ sich neben ihren besten Freund auf die Bank plumsen.
,,Barty, hast du Professor Lewis gesehen?", sagte sie, ohne groß etwas zu erklären.
,,Ja", sagte Barty. ,,Er ist in seinem Büro. Er meinte, er müsse noch irgendwas erledigen."
,,Danke, du bist ein Schatz." Lächelnd drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und wuselte aus der Halle.
Mit rosarot gefärbten Wangen saß er verträumt da und hielt sich mit der Hand die Stelle, wo sie ihm zuvor einen Kuss gegeben hatte. Er spürte ein angenehmes Kribbeln an der Stelle.
,,Hast du mir überhaupt zugehört?", wurde der Slytherin aus seinen Tagträumen von Severus gerissen.
,,Ähm, was? Jain, Ja - Nein. Ach, keine Ahnung", brummte er.
Severus grinste wissend.
---
Emily klopfte an die Tür von Professor Lewis' Büro.
,,Herein", brummte der Professor. Zögerlich öffnete Emily die Tür und betrachtete das Büro staunend. Von innen war es wirklich gemütlich eingerichtet. An den Wänden standen Regale mit vielen Büchern und an einer Stand ein Sofa, und dem Sofa gegenüber war ein Kamin, in dem munter das rotgelbe Feuer prasselte.
,,Ah, hallo Emily", sagte Professor Lewis. Seine vorherige düstere Miene hellte sich etwas auf. ,,Setzt dich."
Etwas zögerlich setzte die Gryffindor sich auf den Stuhl, ihm gegenüber.
,,Also", begann er freundlich lächelnd. ,,Was führt dich zu dieser Uhrzeit zu mir? Wenn ich mich nicht irre, dann ist gerade Abendbrot." Er war einen prüfenden Blick auf seine Armband Uhr und nickte leicht.
,,Ähm. . .", wieder knetete sie nervös ihre Hände. Wussten die Lehrer, was Remus war? Emily durfte bloß nicht zu viel verraten. Sie holte einmal tief Luft. ,,Ich würde gerne ein Animagus werden."
Der Professor wirkte einen Moment etwas verblüfft und kratzte sich nachdenklich am Kinn. ,,Hat dein - nennen wir es mal 'Wunsch' - einen besonderen Grund?" Fragend hob er eine Augenbraue und faltete die Hände auf dem Tisch.
Emily straffte die Schultern. ,,Ja", sagte sie. ,,Ich habe gelesen, dass Werwölfe nur für Menschen gefährlich sind. Solange ein Tier ihn nicht angreift, ist er friedlich gesinnt."
,,Hast du etwa Angst, dass der Werwolf dich wieder angreift?", fragte er amüsiert. Lewis lehnte sich gelassen in seinem Stuhl zurück, doch seine Augen blieben wachsam auf Emily gerichtet.
,,Nein", antwortete sie mit Mut in der Stimme, ,,ich will dem Werwolf helfen."
,,Du weißt wer der Werwolf ist?", sagte er noch verblüffter. ,,Dir ist klar, dass du das niemandem verraten darfst, oder?"
,,Reden wir von dem selben Werwolf?", sagte sie um die Stimmung etwas aufzulockern, doch der Versuch scheiterte kläglich.
,,Ja", antwortete er. ,,Wir reden von dem selben, also willst du Remus helfen, in dem du lernst, dich in einen Animagus zu verwandeln?"
,,Genau so ist es." Erleichtert ließ Emily die Schultern etwas nach unten sacken.
,,Dir ist klar, dass das Strafbar sein kann, oder, Emily? Und du damit um die zwanzig Schulregeln in Stücke zerlegst?"
Sie nickte wild mit dem Kopf. ,,Natürlich, Sir. Das weiß ich, aber wie gesagt - es geht mir nur darum, Remus irgendwie zu helfen."
,,Dir ist klar, dass wenn du das beginnst, dann kannst du's nicht mehr aufhören, nicht wahr?" Wieder nickte Emily. ,,Na gut, ich helfe dir dabei. Aber nur für eine Gegenleistung."
,,Geld?", sagte Emily und legte ihm drei Galleonen auf den Tisch.
,,Nein", erwiderte der Professor. Enttäuscht ließ sie das Geld wieder in ihre Umhangstasche gleiten. ,,Könntest du bitte Sirius und James dazu bringen, dass sie sich etwas mehr Mühe geben? Denn wenn das so weiter geht, dann brauchen sie die Prüfungen gar nicht schreiben. Beide werden sie direkt verhauen."
"Ich könnte es versuchen", antwortete sie leise. "Aber wie soll ich das anstellen? James kann ich sogar vielleicht dazu bringen. Black klebt mir zwar andauernd an der Backe, aber den werde ich nicht überreden können. . . ich überlege mir dann etwas. . ." Nachdenklich fuhr sie sich durch die schwarzen, glänzenden Haare.
,,Ich lasse mir etwas einfallen", sagte sie schließlich.
,,Danke", sagte der Professor. "Wir sehen uns dann am Mittwoch hier um 19 Uhr. Dann können wir beginnen."
Freudig klatschte Emily in die Hände. ,,Danke, Sir. Ich werde Sie gewiss nicht enttäuschen! Gute Nacht ."
,,Gute Nacht, Emily."
Emily schloss die Tür ließe hinter sich und hüpfte freudig summend den Weg entlang. Sie würde Remus sofort die Nachricht verkünden, dass sie ihm bald helfen werde.
Wie aus dem Nichts spürte Emily plötzlich eisige Kälte. Sie war nass - plitschnass. Wütend und fröstelnd blickte sie sich nach dem Urheber um. Hinter ihr ertönte bellendes Gelächter und sofort wusste sie, wer es gewesen war. Black.
Bedrohlich drehte sie sich um und Sirius musste sich ein noch lauteres Lachen verkneifen, während James um die Ecke gerast kam und erschrocken stehen blieb, als er Emily sah.
James musterte die nasse Emily von oben bis unten. ,,Sirius, du hast definitiv übertreiben", sagte er schließlich.
,,Das war die Rache für deinen miesen Kommentar im Krankenflügel", rief Sirius. Er grinste wie wild. ,,Und du, James, mische dich da bitte nicht ein. Das ist eine Sache zwischen-"
,,Du hörst mir jetzt mal zu!", funkte Emily zornig dazwischen. Mit schnellen Schritten kam sie vor dem jungen Black zum stehen. Trotz ihrer kleinen Größe wirkte sie bedrohlich. ,,Ich fordere dich heraus. Zu einer Wette, in der es darum geht, dem anderen so viele Streiche wie möglich innerhalb einer Woche zu spielen."
,,Gerne", schlug Sirius immer noch grinsend ein und tauschte einen vielsagenden Blick mit James. ,,James und ich gegen dich."
,,Oh nein!", rief Emily zornig. ,,Ich brauche dann auch einen Partner!"
"Heilige Scheiße! Emily! Was ist passiert? Du bist ja komplett nass!", ertönte Remus Stimme hinter Emily, als hätte sie ihn mit einem Aufrufezauber herbeigewünscht. Auf Emilys Gesicht breitete sich ein teuflisches Grinsen aus.
,,Remus und ich gegen euch zwei Waschlappen", schlug Emily vor. Sirius nickte erst, ehe er empört ,,Ey!", rief.
,,Tja." Emily zuckte mit den Schultern. ,,Ich sage nur die Wahrheit."
,,Na guuuuut", sagte James gedehnt. ,,Wir gegen euch. Wie lautet der Wetteinsatz?"
,,Wenn wir gewinnen", Emily deutete auf sich und Remus, ,,dann müsst ihr euch in Verteidigung gegen die dunklen Künste verbessern. Und zwar so, dass man einen gewaltigen Unterschied bemerkt!"
Sirius' Grinsen wurde noch breiter. ,,Und wenn wir gewinnen?"
,,Dann müsst ihr unsere Hausaufgaben machen - eine Woche lang!", zeigte James selbstsicher auf, doch Sirius schüttelte den Kopf.
,,Nein", Sirius legte eine Hand auf James' Schulter und schob ihn unsanft zur Seite. ,,Remus macht dann für James drei -"
,,Und ich?", sagte Emily.
,,Wenn wir gewinnen, macht Remus für James drei Aufsätze und du, meine Gute, darfst mich küssen."
,,Was für ein Kuss?", verlangte sie zu wissen und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Auf den Mund."
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