
Kapitel 65 - Narcissa Malfoy
Hermines POV:
Hermine hatte das Gefühl, ihr hätte jemand das Schwert von Gryffindor auf den Kopf gehauen. Ihre Schläfe schmerzte und sie stöhnte auf, während sie sich zwang zu blinzeln. Langsam öffnete sie die Augen. Sie starrte an eine weiße Decke. Zuerst hatte sie keinen blassen Schimmer wo sie war, doch dann erinnerte sie sich an das Geschehene. Sie sah sich um. Sie lag auf einem weichen Bett mit grünem Bettbezug und unzähligen silbern grünen Kissen. Das Bett an sich war aus hellem Eibenholz gefertigt und ein kleiner Wandschrank wies die selbe Struktur auf. Die Wände waren ebenfalls silbern grün und Hermine entdeckte einen kleinen Tisch mit einem Stuhl in einer Ecke. Der Raum war nicht groß, aber abgesehen von den scheußlichen Farben ultra gemütlich. Erst jetzt fiel ihr auf, dass etwas kaltes an ihre Wange und Schläfe gedrückt wurde. Schnell drehte sie den Kopf in diese Richtung, wobei ein weiterer Schmerz durch ihren Kopf schoss. Sie blickte in das blasse Gesicht, die gedankenverloren aus dem Fenster starrte und gar nicht bemerkte, dass Hermine aufgewacht war. Sie hielt ein nasses Tuch in der Hand, welches vorallem ihre Schläfe kühlte. Plötzlich sah sie zu Hermine hinab und die Überraschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ihre rot geschminkten Lippen öffneten sich leicht, doch sie sagte nichts. Es herrschte ein langer Blickkontakt und Hermine war es, als würden sie durch diesen einzelnen Blick miteinander kommunizieren. Hermine ließ die Geschehnisse revue passieren und kämpfte mit den Tränen, wenn sie daran dachte, was Draco und seine Mutter bereits in all den Jahren erleiden mussten. Doch sie musste sicher gehen, nicht, dass sie sich ein falsches Bild machte. Sie holte tief Luft. "Schlägt er Sie?", platzte es aus ihr heraus und sofort richtete Narcissa ihren Blick auf einen Fleck direkt neben ihrem Kopf. "Das spielt keine Rolle", meinte sie nach einiger Zeit abwesend. Doch Hermines Wissensdurst war noch lange nicht gestillt. Sie hatte so viele Fragen, die es ihr egal machten, wie taklos sie gerade war. "Hat er Draco so zugerichtet?" Narcissa sah sie nun wieder direkt an und für einen winzigen Moment war es Hermine, als würde sie leicht nicken, bevor sie ihren Blick auf den Boden senkte. Eine Weile herrschte Stille und Hermine sortierte ihre Fragen nach der Wichtigkeit. Narcissa Malfoy würde sich sicher nicht bereiterklären, ihr alles zu beantworten. "Wo bin ich hier genau?", hakte sie nach. Ein schwaches Lächeln huschte über Narcissas Gesicht. "In einem unserer Gästezimmer." Hermines Verwirrung stieg. "Warum?", hauchte sie. Lucius würde doch nicht zulassen, dass ein Schlammblut hier ein Gästezimmer bekam, oder etwa doch? "Ohne Bewusstsein bringst du ihm nichts", setzte Dracos Mutter an und Sorge und tiefe Verzweiflung schwangen in ihrer Stimme mit. "Er braucht jemanden, an dem er seine Wut auslassen kann. Jemanden, dem er die Schuld für alles geben kann. Und das bist jetzt du." Sie seufzte tief. Ihre Stimme war ruhig doch ihre Augen blickten Hermine so unendlich traurig an. "Er ist nicht mehr der, der er mal war, Hermine. Alles was ich dir jetzt noch geben kann ist Zeit." Schlagartig wich Hermine jegliche Farbe aus dem Gesicht. Was auch immer Narcissa Malfoy genau meinte, das Ganze würde in einer Katastrophe enden. Plötzlich erhob sich die Hexe und nahm den Lappen von Hermines Wange. "Ich werd ihn nochmal nass machen", hauchte sie mehr zu sich selbst und wandte sich der Tür zu. "Miss Malfoy?", rief Hermine und sie stockte in ihrer Bewegung. "Narcissa", korrigierte sie und setzte ein schwaches lächeln auf ihre vollen Lippen. Irgendwie gab es Hermine ein wohliges Gefühl sie nun bei ihrem Vornamen nennen zu dürfen. Sie fühlte sich irgendwie von ihr verstanden, es war ein vertrauter Umgang. Sie behandelte sie beinahe, wie eine eigene Tochter. Also inwiefern Hermine das schon beurteilen konnte. "Weshalb sind Sie... ehh bist du so nett zu mir?", wollte sie wissen. "Du müssen mich doch hassen. Ich bin doch kein reinblut und du musst dir für Draco jemand besseren wünschen als mich." Hermine war erschrocken über ihre eigenen Worte. Dachte sie wirklich so? Narcissa kam erneut auf Hermine zu und legte ihr eine dünne Hand leicht auf die Schulter. "Du scheinst ein gutes Herz zu haben, Hermine. Aber vorallem machst du Draco zurzeit glücklich und das ist alles was ich will." Sie lächelte und ihre Worte bewegten Hermines Herz zutiefst. Die Liebe einer Mutter war wirklich unendlich groß und Narcissa war wohl eine der stärksten Frauen, die Hermine jemals getroffen hat. "Danke", flüsterte sie und Narcissa lächelte. "Ruh dich aus. Er hat genau deine Schläfe getroffen. Das hätte echt übel ausgehen können." Hermine nickte und beobachtete, wie die Hexe, die damals Harrys Leben gerettet hatte und nun wahrscheinlich das ihre rettete aus dem kleinen Gästezimmer trat und hinter sich die Tür schloss. Hermine schloss die Augen und versuchte sich auszuruhen. Wer wusste schon, was noch alles auf sie zu kam?
Hermine war gerade kurz davor einzuschlafen, als sich die Tür quietschend öffnete. Sie hörte Schritte, doch Narcissa war es nicht, schließlich konnte man eindeutig heraushören, wenn Absätze über den Boden klackern. Hermine ließ die Augen geöffnet und hielt die Luft an. Die Person kam näher und setzte sich auf den Stuhl neben Hermines Bett, auf dem eben noch Narcissa gesessen hatte. Plötzlich stieg ihr ein nur zu bekannter Geruch in die Nase und sie schnellte hoch - keine gute Idee. Auch wenn es ihrem Kopf soweit mittlerweile gut ging, so schnell ging das dann doch nicht. Stöhnend sank sie wieder zurück in ihre Kissen, ohne den Blick von ihm zu lassen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie wollte ihn nicht so sehen. Es ging ihm nicht gut. Es ging ihm ganz und gar nicht gut. "Nicht so schnelle Bewegungen, Granger", mahnte er ernst und Hermine hatte Mühe irgendwelche Emotionen aus seiner Stimme heraus zu hören. Es war wohl eine Mischung. Eine Mischung aus allem. Wut, Trauer, Angst, Verzweiflung und (hoffentlich) Freude sie zu sehen. "Warum konntest du nicht einfach auf mich hören und auf Hogwarts bleiben?", blaffte er plötzlich und drückte den wieder angenehm kühlen Lappen unsanft gegen ihre Schläfe. Auch wenn seine Stimme nur so vor Wut bebte spiegelte sich in seinen Augen die pure Verzweiflung. "Ich wollte dich sehen", stammelte sie und kämpfte gegen die Tränen. "Es ist doch Weihnachten!" Draco machte ein abfälliges Geräuch. Er biss die Zähne verbissen zusammen, doch nun glitzerten auch Tränen in seinen Augen. "Kapierst du es nicht, Granger? Hier geht es um mehr als dich oder mich. Du hast uns alle richtig schön in die Scheiße geritten." Seine Worte waren wie spitze Klingen, die sich direkt in ihr Herz bohrten. Doch er hatte Recht. Sie hatte Mist gebaut. Sie hatte mit ihrer komplett unüberdachten Aktion nicht nur sich selbst, sondern auch Draco und seine Mutter in Gefahr gebracht. "Es tut mir Leid", hauchte sie und konnte vereinzelte Tränen nicht mehr halten. Draco seufzte und sah weg. "Das schlimmste ist, dass ich dir nicht mal böse sein kann. Es ist die Hölle mit ihm, weißt du? Und ich hab mir ehrlich gesagt jeden Tag gewünscht dich sehen zu können, weil es mir dann besser geht." Er seufzte und es war einfach nur herzzerreißend ihn so niedergeschlagen zu erleben. "Aber du hättest nicht kommen dürfen, Granger. Du hast hiermit dein eigenes Todesurteil unterschrieben." Hermine verstand nicht. Todesurteil? Er meint jetzt hoffentlich im übertragenen Sinne..! "Lieber bringt er dich um als dass er zulässt dass seine Familie von dir und mir beschmutzt wird", meinte Draco mit zitternder Stimme und sah ihr wieder direkt ins Gesicht. Mittlerweile waren seine Augen komplett wässrig und die erste Träne rann seine Wange hinunter. "Ich hab dir von all dem hier nichts erzählt, weil es nichts gebracht hat, Granger. Was hätte es dir genützt. Du hättest dir bloß Sorgen gemacht und irgendwelche Pläne geschmiedet um das alles hier zu verändern. Aber es bringt nicht! Weder du, noch Mum, noch ich können etwas tun." Er stockte. Hermines Tränen strömten wie Wasserfälle ihre Wangen hinunter. Draco griff nach ihrer Hand und drückte sie fest, als ob er etwas suchte, woran er sich festhalten konnte. Etwas, was bleiben würde. "Granger es tut mir so Leid! Hätte ich dir alles erzählt wärst du jetzt vielleicht nicht hier. Ich will dich verlieren man!", wimmerte er nun und vergrub seinen Kopf in der Bettdecke. Er weinte. Stöhnend setzte sich Hermine auf, wobei ihre eigenen Tränen ebenfalls nicht zu stoppen waren. "Wir werden dieses Haus zusammen verlassen", versprach sie doch Draco schüttelte sofort den Kopf. "Ich lass meine Mum nicht hier alleine!", nuschelte er in Decke hinein, sodass Hermine nur die Hälfte verstehen konnte. "Wir bringen sie in Sicherheit, okay? Wir brauchen nur einen Plan." Draco hob den Kopf, wagte es jedoch nicht sie anzusehen. "Du hast doch keine Ahnung welche Folgen das hat", schniefte er und rieb sich mit dem Handrücken schnell über die Augen. "Ist es das nicht Wert? Draco, das hier ist doch kein Leben!" Hermine spürte, wie seine Hand in ihrer zitterte. Es gab so vieles zwischen ihnen, das sie noch klären mussten. So vieles, was Draco ihr noch erzählen und erklären musste und so vieles, über das sie noch reden mussten. Doch dafür war jetzt keine Zeit. Es ging um Leben und Tod. Sie brauchten einen Plan, das war es, was nun wichtig war.
Hermines Blick schweifte zum Fenster. Die Sonne ging bereits unter und jeder Strauch und Baum warf seinen Schatten. Je dunkler es wurde, desto finsterer die Stimmung. Sie schienen beide nach einer Idee zu suchen. Auch, wenn noch nie einer von Hermines Plänen jemals so funktioniert hatte, wie er sollte, war es vielleicht ihre einzige Möglichkeit heil aus der ganzen Sache heraus zu kommen. "Mum ist gerade bei ihm", meinte Draco plötzlich leise. Er hatte den Kopf in seine Hände gestützt und sah nicht auf, so, als ob er nicht erwartete, dass sie ihn hörte. "Was tut sie da?", hakte Hermine nach. Draco lächelte leicht, doch schien tief in seinen Gedanken versunken zu sein. "Sie verschafft dir Zeit." Hermine schluckte. Ein unglaublich schlechtes Gewissen durchbohrte sie wie eine Klinge und raubte ihr den Atem. Hoffentlich kam sie da heil wieder hinaus... Komplett unerwartet formte sich in Hermines Kopf eine Idee. "Harry weiß dass ich hier bin", setzte sie an. "Ich gebe ihm einfach mit meinem Patronus Bescheid, dass wir Hilfe brauchen." Draco sah sie zweifelnd an. "Du hast keinen Zauberstab mehr, Granger. Mein Vater hat ihn weggenommen", meinte er ruhig. Diese Abscheu, die er in das Wort Vater legte, ließ Hermine erschaudern. "Außerdem", fuhr Draco fort, "wird das dann in viel zu großen Maße gehandelt und ich kann mir in der Schule wieder etwas anhören. Ich kann das einfach nicht mehr Granger, du weißt nicht wie das ist. Ich wurde schon immer in etwas hineingedrängt, was ich nicht sein wollte und vorverurteilt. Wer wird mir denn noch Ansatzweise vertrauen, wenn das hier raus kommt?" Hermine verschränke ein wenig enttäuscht die Arme vor der Brust. "Draco, ich brauch meinen Zauberstab wieder. Wir..." Sie wurde von einem schauerlichen, spitzen Aufschrei unterbrochen. Schlagartig hielt sich Draco die Ohren zu. Tränen stiegen erneut in seine Augen und rannen seine Wangen hinunter. Hermine schluckte und verkniff sich selbst die Tränen. Narcissa war die schreiende Frau aus Dracos Irrwicht, jetzt war sich Hermine sicher. Sie durfte nicht weinen, sie musste jetzt stark sein. Für Draco. Sie musste für ihn da sein. Er brauchte sie. Schwerfällig rückte sie auf dem superbequemen Bett zur Seite und hielt die Decke, unter der sie lag, einladend hoch. Draco zögerte keine Sekunde. Schniefend legte er sich zu ihr. Sein Kopf ruhte auf Hermines Brust und sie fuhr ihm gedankenverloren durch die aschblonden Haare. Sie betete, dass das alles bloß ein grausamer Albtraum war, doch egal wie oft sie sich in den Arm kniff, sie wollte einfach nicht aufwachen. Sie spürte, dass Draco in ihren Pulli weinte, nur noch immer zu stolz und eitel war, das offen zu zeigen. Hermine wüsste nicht, was sie tun würde, wenn ihrer eigenen Mutter so etwas passierte. "Wir brauchen einen Plan. Dringend", flüsterte sie und vergrub ihre Nase in seinen Haaren. Der Geruch von Minze und grünem Apfel überwältigte sie beinahe, aber es beruhigte sie. Er beruhigte sie und ließ sie klarer denken. Sie dachte nach, so angestrengt sie konnte. Es musste einen Weg geben hier raus zu kommen, ohne dass sie Harry informierte. Ihre Gedanken rasten. Der Zeitumkehrer! Deprimiert schüttelte Hermine den Kopf. Nein, der lag in in ihrem Zimmer auf Hogwarts. So ein Mist aber auch! Sonst hatte sie doch auch immer alles mit, warum nicht heute?
Auf jeden Fall brauchte sie ihren Zauberstab zurück. Er war es, der sie ausmachte. Er machte Hermine stark, gab ihr Sicherheit. Ohne ihn war sie verloren.
Hermine dachte nach. Wie waren sie denn das letzte mal entkommen? Es gab einen Stich in Hermines Herzen, als sie an den kleinen Leichnahm von Dobby dachte. Der liebenswürdige Hauself war in Harrys Arm gestorben, nachdem er von Bellatrix mit einem Dolch in der Brust getroffen wurde, während er Hermine und ihre Freunde gerettet hatte. Moment! Hermine das ist es! Das ist es!!! "Draco, ich hab eine Idee", hauchte sie und plötzliche Aufregung durchströmte ihren Körper. "Wir apparieren."
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