Kapitel 4 - Der erste Schultag
~Hogwarts war einfach der schönste Ort der Welt!~
Hermine POV:
Hermine war heilfroh als sie in ihrem Schlafraum ankam, den sie sich, zu ihrem Glück, lediglich mit Ginny teilte. Natürlich war es schön auch mit ihren Hausgenossinnen Zeit zu verbringen, doch die ruhige Atmosphäre zwischen Ginny und ihr würde sie gegen nichts in der Welt eintauschen wollen. Ein Zweierzimmer war also ein ganz besonderes Privileg, für das Hermine sehr dankbar war.
"Ach, bin ich froh wieder hier zu sein", seufzte Ginny und ließ sich mit Schwung in ihre Kissen fallen. Hermine setzte sich in Gedanken versunken zu ihr auf die Bettkannte. "Schon irgendwie", murmelte sie halbherzig. Sofort wurde Ginny hellhörig und richtete sich auf. "Was ist los?", wollte sie sofort wissen, doch Hermine konnte sie nur verständnislos ansehen. Also fügte der Rotschopf hinzu: "Naja, du hast dich so gefreut wieder her zu kommen, vor Allem jetzt, wo Ron und Harry nun doch dabei sind, aber seit du hier bist, bist du komisch. So nachdenklich!"
Hermine zögerte. Ja, weshalb eigentlich? Ein richtiger Grund fiel ihr ehrlich gesagt nicht ein. "Es hat sich alles verändert", murmelte sie und ihr stiegen plötzlich Tränen in die Augen, als sie sich an ihr erstes Jahr erinnerte. Ginny setzte sich neben sie und legte ihrer besten Freundin den Arm um die Schulter. "Ich weiß ja, dass du Angst vor Veränderungen hast, aber überleg doch mal, wo du jetzt wärst, wenn sich nichts geändert hätte." Hermine musste lächeln und wischte sich hastig die Tränen weg. "Ach ich weiß ja auch nicht was mit mir los ist", meinte sie aufgeschmissen und rang sich ein leichtes Lachen ab. Ginny nickte jedoch verständnisvoll. "Du hast ja Recht, es ist wirklich alles irgendwie anders."
In dieser Nacht fiel es Hermine ungewöhnlich schwer einzuschlafen. Lange starrte sie an die Decke und ließ ihren Gedanken freien Lauf, ungewiss, wohin sie streben würden. Wenn sie darüber nachdachte, konnte sie nicht anders als darüber zu staunen was für ein Glück sie hatte, dass sie der Zauberei mächtig war und Hogwarts ihr zweites Zuhause nennen durfte. Mir tun die armen Muggel leid, die all das nie erleben werden und nie spüren werden, was es heißt mit Magie gesegnet zu sein.
Je mehr Sekunden verstrichen, desto mehr fühlte sie, wie sie wirklich ankam. Hogwarts war einfach der schönste Ort der Welt! Und genau dorthin war sie zurück gekehrt, in das alte, prachtvolle Schloss am schwarzen See mit den langen Korridoren, der riesigen Bibliothek und den tausend Geheimnissen, die noch in den Schlossmauern schlummerten und darauf warteten entdeckt zu werden. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht und ließ sie langsam zur Ruhe kommen. Sie war Zuhause.
Am nächsten Morgen war sie bereits fertig angezogen und frisch geduscht, als sich Ginny bloß langsam aus dem Bett quälte und knurrende Geräusche der Abneigung von sich gab. "Guten Morgen!", flötete Hermine gut gelaunt, während sie vor dem Spiegel stand und ihre mittlerweile gebändigten Haare zu einem unauffälligen Pferdeschwanz band und dann ihr Spiegelbild genauestens studierte. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Unauffällig und praktisch - perfekt für den ersten Schultag des Jahres!
"Wo nimmst du diese unerträglich gute Laune her?", brummte Ginny missmutig, setzte sich auf die Bettkante und rieb sich verschlafen die Augen. Hermine deutete grinsend auf ein Stück Pergament, dass auf einer kleinen Kommode lag, in freudiger Erwartung auf die Reaktion ihrer Freundin. Sofort sprang Ginny auf und riss das Pergament an sich. "Sind das unsere neuen Stundenpläne?", rief sie aufgeregt und Hermine nickte belustigt. Sie beobachtete, wie sich die Freude in Ginnys Gesicht in pures Entsetzen verwandelte. "Oh nein", fluchte sie. "Ich hab heute Verwandlung, Muggelkunde und Alte Runen!", stöhnte sie genervt. "So etwas sollte verboten werden!" Hermine lachte schadenfroh und wedelte mit ihrem Stundenplan vor Ginnys Gesicht. "Zaubertränke, Muggelkunde und Alte Runen", verkündete sie gut gelaunt und marschierte zur Tür. "Sehen wir uns beim Frühstück?", wollte sie wissen, während sie nach einem nahe liegenden Buch griff. Ginny nickte knapp und Hermine machte sich auf den Weg in die große Halle.
Auf dem Weg war sie so in ihr Buch "Magische Artefakte" vertieft, dass sie gar nicht bemerkte, wie sich Luna neben sie gesellte. "Hallo Hermine", ertönte plötzlich ihre wie üblich verträumte Stimme und Angesprochene hätte vor Schreck beinahe ihr Buch fallen gelassen. "Bei Merlins Bart, Luna! Willst du dass ich einen Herzinfarkt kriege?", lachte sie und strich sich einmal hastig eine Haarsträhne hinters Ohr um ihr vor Schreck rasendes Herz zu beruhigen.
Die beiden Hexen, die sich mittlerweile gut als Freundinnen bezeichnen konnten, unterhielten sich den restlichen Weg zur großen Halle über die neuen 1.Klässler, bevor sie sich trennten und an ihren eigenen Haustischen Platz nahmen um zu frühstücken. Es war noch recht früh, sodass der Gryffindor-Tisch nicht gerade belegt war und sich Hermine wahllos einen Platz suchte.
Gedankenverloren aß sie ihr Müsli, während sie sich eine Geschichte über einen verwunschenen Teller las und sah erst wieder auf, als sich Harry gegenüber von ihr auf die Bank nieder ließ. "Und?" Harry warf ihr einen verwirrten Blick zu. "Was und?", wollte er wissen, während er sich an einer Platte Toasts bediente. Hermine verdrehte die Augen und klappte demonstrativ ihr Buch zu. "Dein Gespräch gestern Abend mit Professor McGonagall natürlich!", erwiderte sie leicht ungeduldig und konnte die Spannung in ihrer Stimme nicht verbergen.
Harry sah gequält zu ihr hinüber. "Ich hab ihr die Erinnerung gezeigt", sagte er gezwungen ruhig und zog eine Kette unter seinem Hemd hervor, an der eine kleine Phiole hing, nur, um sie sofort wieder zurück zu stecken. "Wie hat sie reagiert?", wollte Hermine mitfühlend wissen und nahm seine Hand tröstend in die ihre. Sie wusste, wie sehr ihn Snapes Erinnerungen mitgenommen hatten. So viele Jahre hatte er den Mann verachtet und verurteilt, der ihm Tag für Tag das Leben gerettet hatte und zu dem Sieg über Voldemort ein riesiges Stück beigetragen. Der Mann, der Harrys Mutter bis in die Ewigkeit über alles geliebt hatte und trotz seiner Abscheu für James Potter immer insgeheime über Harry, Lilys Sohn, gewacht hatte. Severus Snape war ein Held und hatte nur das Beste der Welt verdient, jedoch hatten Hermine, Ron und Harry ihm immer nur Hass und Abscheu entgegengebracht. Sie müsste lügen, wenn sie behauptete, dass Snapes Schicksal sie kalt ließ und sie würde alles dafür tun, dass ihre eigenen Kinder seine Heldengeschichte wussten und ihn mit dem Respekt in Erinnerung behielten, den Hermine selbst ihm zu Lebenszeiten hätte entgegenbringen müssen.
"Es war schrecklich darüber reden zu müssen", gestand Harry gerade und Hermine nickte mitfühlend, drückte seine Hand noch einmal aufmunternd, ehe sie sie zurück zog. Eine Weile herrschte Schweigen und beide aßen stumm ihr Frühstück, bis sich jedoch Ginny und Ron zu ihnen gesellten und die Stimmung aufmischten.
Ron setzte sich dicht neben Hermine, legte ihr eine Hand um die Taille und küsste sie liebevoll. Jede Faser in Hermines Körper begann zu kribbeln und am liebsten hätte sie ihre Lippen nie wieder von den Seinen gelöst. "Wie hast du geschlafen?", wollte er wissen und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ausgezeichnet", entgegnete sie lächelnd und stützte ihren Kopf in die Hand, um ihren Freund besser betrachten zu können. "Und du?" Ron nickte nur als Antwort, weil er gerade einen großen Bissen von seinem Brot genommen hatte und offenbar hungrig darauf herumkaute. Hermine beobachtete ihn beim Essen, doch mit den Gedanken war sie bereits im Unterricht des heutigen Tages. Sie konnte es kaum erwarten endlich wieder etwas Neues zu lernen!
Händchenhaltend liefen Ron und Hermine zum Zaubertränke Klassenzimmer, Harry dicht neben ihnen. Bevor sie den Raum jedoch erreichten, stellten sich ihnen jedoch Draco und seine Gefolgsleute Blaise Zabini und Vincent Crabbe in den Weg. Malfoy hatte sein arrogantestes Malfoy-Grinsen aufgesetzt, doch aus irgendeinem Grund erschien er Hermine überraschend verärgert. "Na Weaselby? Auch endlich eine Freundin gefunden?", spottete Draco ungehalten und Crabbe lachte hinter ihm grunzend auf. "Scheint so, im Gegensatz zu dir", konterte Hermine kühl und warf ihm einen vernichtenden Blick zu, wobei sie nur schwer den Stolz auf ihre Antwort, der ihre Brust förmlich anschwellen ließ, unterdrücken konnte.
Dracos Laune schlug augenblicklich in sichtliche Wut um. "Natürlich, ich würde mich eben nicht mit einem wertlosen Schlammblut zufrieden geben!" Und da war er wieder, dieser Stich in ihrem Herzen, den Malfoys hasserfüllten Worte in ihr auslösten. Hermine schluckte ihren Schmerz hinunter. Auch wenn ihr egal war, was Malfoy über sie oder den Rest der Welt dachte, Schlammblut genannt werden tat ihr noch immer weh.
Ron hingegen konnte seine Emotionen nicht unterdrücken und wollte augenblicklich auf den arroganten Slytherin los gehen, doch Harry warf sich zwischen die beiden. "Schluss, Ron!", rief er angestrengt und zog seinen Freund mit aller Kraft zurück. "Niemand beleidigt meine Freundin!", schrie Ron laut und Hermine spürte wie ihr Röte ins Gesicht stieg. Zum einen war sie unglaublich gerührt darüber, wie sie von Ron beschützt und verteidigt wurde, andererseits waren ihr die Blicke der anderen Schüler, die nun auf ihr lagen, unangenehm.
In diesem Moment öffnete Professor Slughorn glücklicherweise die Tür und die angespannte Situation entzerrte sich. Hermine sicherte sich schnell einen Platz in der ersten Reihe neben Parvati und lächelte ihre Mitschülerin an, während sie hastig ihre Unterlagen heraus zerrte. Professor Slughorn wartete, bis ihm alle zuhörten. "Guten Morgen! Ihr braucht euch gar nicht zu wohl neben eurem Sitzpartner zu fühlen", meinte er gut gelaunt und ließ ein leichtes Lachen erklingen, was Hermine das Schlimmste befürchten ließ. Und sie sollte Recht behalten.
"Jeder Gryffindor wird gleich zu mir nach vorne kommen und aus diesem Kessel einen Zettel mit dem Namen eines Slytherin Schülers ziehen. Das werden Ihre Paarungen für den heutigen Zaubertrank sein. Na los - Gryffindors, hopp hopp!", rief der Lehrer und klatschte begeistert von seinem Paarungs-Einfall in die Hände, während sich Seufzen und Stöhnen in den Reihen der Schüler ausbreiteten, die den Enthusiasmus des Lehrers nicht im geringsten teilten. Slytherin und Gryffindor waren Erzfeinde - daran hatte auch der Krieg nichts geändert.
Mit schlechter Laune griff Hermine in den Kessel und griff nach einem Stück Pergament. Bitte nicht diese Dummtorte Pansy Parkinson! Bitte nicht Pansy. Langsam spähte sie auf das kleine Stück Pergament und hoffte ihr Flehen war erhört worden. Es war tatsächlich nicht der Name der schwarzhaarigen Slytherin, der sie keine Sekunde später genervt aufstöhnen ließ.
Draco Malfoy
stand in einer unerwartet schönen Schrift geschrieben, was ihre Motivation jedoch keineswegs steigerte. Hermine zupfte sich noch einmal ihr T-Shirt zurecht und stolzierte dann so selbstbewusst wie möglich zu den Slytherin Reihen hinüber. "Malfoy, wir arbeiten zusammen", verkündete sie bestimmt und noch bevor er irgendetwas entgegnen konnte, machte auf dem Absatz kehrt um die benötigten Zutaten für den äußert anspruchsvollen Zaubertrank des heutigen Tages zusammen zu suchen. Konnte das mit Malfoy überhaupt gut gehen?
Sie warf einen Blick hinter sich und sah Harry missmutig und mit vor der Brust verschränkten Armen neben Pansy Parkinson sitzen. "Hätte schlimmer kommen können", murmelte sie und konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.
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