Kapitel 35 - Ein morgentliches Gespräch
~Aber nur fürs Protokoll: Wenn ich dürfte würde ich ihm die Kehle aufschlitzen!~
Hermines POV:
Die Tür knallte hinter Draco zu. Hermine begann zu zittern und ließ ihren Tränen erneut freien Lauf. Sie ließ sich auf ihr Bett fallen und biss die Zähne zusammen, Draco sollte ja nicht hören, dass sie wieder weinte. Plötzlich hörte sie ein dumpfes Geräusch, wie einen Schlag. Dann hörte sie Draco "Wertloses Schlammblut!" rufen. Wie ein Dolch, der in ihr Herz gerammt wurde. Das hatte Hermine den Rest gegeben. Sie hatte nie gewollt, dass das endete. Sie war sich nicht sicher, ob sie Draco glauben sollte. Aber wenn sie ihm nicht blind vertrauen konnte, hatte diese Beziehung einfach keinen Zweck. Sie wollte ihm so gerne glauben, schließlich liebte sie ihn, doch sie konnte nicht. Er kann ja nichtmal zugeben, dass er mich liebt. Außerdem verheimlicht er mich vor allen, wie soll ich ihm denn da vertrauen?! Sie fühlte sich schrecklich. Als sie endlich ihre Tränen stoppen konnte, starrte sie einfach an die Decke. Seine eisblauen Augen und sein weißblondes Haar kamen in ihre Gedanken. Ihr war, als würde sie ihn riechen, so frisch nach Apfel und Minze... Hermine konnte nicht aufhören an ihn zu denken. Ob er gerade auch an mich denkt?
Eine Ewigkeit lang tat sie nichts, als an die Decke zu starren. Umso mehr erschrak sie, als die Tür geöffnet wurde und sich Ginny hinein schob. "Meine Güte Hermine!", rief sie erleichtert. "Weshalb warst du denn nicht in der Schule? Beim Frühstück warst du auch nicht mehr! Ich konnte Ron noch gerade so davon abhalten nach dir zu suchen." Hermine zuckte bloß mit den Schultern. Sie wollte nicht über Dracos Gespräch mit Blaise nachdenken. Jedes mal war es ihr, er würde ihre Brust zusammengequetscht. Ginny kam einen Schritt näher und sah besorgt zu ihr hinab. "Hermine... was ist denn los?", murmelte sie und setzte sich neben sie. Hermine richtete sich auf und schüttelte bloß leicht den Kopf. Sie wollte nicht darüber reden. Ginny legte er eine Hand auf die Schulter. "Du weißt doch, dass du mit mir reden kannst!" Hermine nickte und schluckte ihre erneut aufsteigenden Tränen hinunter.
"Will nicht drüber reden", presste sie hervor. Ihr Blick wanderte zu ihrem Kleiderschrank. Sie wollte sich in Dracos Jacke kuscheln, die so toll nach ihm roch, doch dann erinnerte sie sich daran, dass sie sie ihm ja zurück gegeben hatte.
"Hermine", murmelte Ginny besorgt. Diese wich ihrem Blick aus. In ihr kochten die Emotionen hoch und dann konnte sie es einfach nicht mehr halten.
Sie beichtete Ginny alles. Von Dracos und Blaises Gespräch bis hin zu seinem Besuch hier im Gryffindor Turm.
Als sie geendet hatte, ballte Ginny die Hände zu Fäusten. "Ich bring das Frettchen um", knurrte sie, doch Hermine warf ihr einen flehenden Blick zu. "Ich will ihn einfach wieder aus meinem Kopf raus kriegen", flüsterte sie. "Ich kann es nicht gebrauchen, dass er sauer auf mich wird, weil ich dir alles erzählt habe." Ginny nickte leicht. "Okay", erwiderte sie. "Aber nur fürs Protokoll: Wenn ich dürfte würde ich ihm die Kehle aufschlitzen!" Hermine lächelte schwach und eine Träne kullerte ihre Wange hinunter. So langsam realisierte sie das alles erst.
Es war vorbei. Endgültig.
In dieser Nacht schlief Hermine unruhig. Sie wälzte sich von einer Seite auf die andere. Ihre Träume waren finster, voller Dunkelheit, Hass und Angst.
Schweißgebadet schreckte sie hoch. Draußen dämmerte es gerade erst und Hermine machte sich, ganz leise um Ginny nicht zu wecken, fertig. Eine enge jeans, eine weiße Bluse und ihre Gryffindor Krawatte würden es tun. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie ja in der dritten und vierten Stunde neben Draco sitzen würde. Panik stieg in ihr auf. Sie konnte das nicht! Noch nicht. Hermine war, als würden ihre Lungen zusammengepresst. Eilig verließ sie den Gryffindor Turm und rannte durch Schloss. Sie brauchte dringend frische Luft! Hastig rannte sie hinaus in die Ländereien und holte tief Luft. Es war frisch. Der Herbst war im vollen Gange. Die braun orangenen Blätter segelten bei jedem Windstoß hinunter und bedeckten den Boden unter einer Blätterschicht. Verträumt betrachtete sie die Landschaft. Es war einfach wunderschön!
Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich. Hastig wirbelte sie herum. "Guten Morgen Miss Granger", sagte Professor Miller und musterte sie einen Moment lang. Peinlich berührt betrachtete Hermine ihre Füße. Es war zu früh, sie durfte noch garnicht außerhalb der Schule sein. Professor Miller stellte sich neben sie und folgte ihrem Blick.
Eine Weile standen beide einfach nur da, bevor Professor Miller sprach: "Es ist wirklich schön wieder hier zu sein. Ich fühle mich ein wenig, als wäre ich wieder ein Schüler. Jung, übermütig und dafür bekannt schnell in Schwierigkeiten zu kommen." Hermine schielte zu ihm rüber. So hätte sie ihn garnicht eingeschätzt. Sie hätte ihn für einen Musterschüler gehalten. Talentiert und vorbildlich. Hermine richtete ihren Blick wieder in die Ferne. Sie hatte das Gefühl, das Professor Miller und sie sich nicht zufällig begegnet waren.
Und sie schien recht zu behalten.
"Miss Granger. Ich weiß ja nicht, wie das vor meiner Lehrzeit hier war, aber ich bin jetzt Ihr Hauslehrer und wenn immer Sie ein Problem haben, habe ich jederzeit ein offenes Ohr." Hermine sah den Professor schockiert an. War es so offensichtlich?
Hermine fasste sich ein Herz. "Ich will nicht mehr neben Malfoy sitzen", platzte es aus ihr heraus. Professor Miller zog interessiert eine Augenbraue hoch. "Ach nicht?", hakte er überrascht nach. Hastig schüttelte Hermine den Kopf und verkniff sich die Tränen, die bei dem Gedanken an Draco in ihr hoch stiegen.
"Schade. Ich hatte geglaubt, dass Mister Malfoy und Sie ein gutes Team abgeben", äußerte Professor Miller seine Meinung. Hermine nickte verbittert. "Nicht mehr." Der Professor nickte langsam. "Nun gut, ich werde sehen, was sich machen lässt."
Es war seltsam. Professor Miller war eher eine Art Vertrauenslehrer als wirklicher Professor für sie. Sie fand es toll, dass er sich so für die Probleme seiner Schüler interessierte. Ein ganz wenig erinnerte er sie an Lupin. Lupin war genauso offen gewesen; die gleiche positive Ausstrahlung und die selbe, freundliche Art.
Plötzlich schoss Hermine ein Gedanke durch den Kopf.
"Bitte setzten Sie mich auch nicht neben Ron! Das wäre... nicht gut!", bat sie und nun zuckte ein Lächeln durch Professor Millers Gesicht. Wissend sah er sie an. "Das hab ich mir bereits gedacht. Dass Sie nichts von Mister Weasley wollen ist mehr als eindeutig!"
Fassungslos starrte Hermine ihren Lehrer an. Das war verrückt! Konnte er Gedanken lesen oder woher wusste er so viel über sie?
Als hätte sie es laut ausgesprochen erwiderte der Professor grinsend: "Als Hauslehrer bekommt man so einiges mit, Miss Granger."
Hermine nickte bloß mit offenem Mund. Das war wirklich gruselig! Absolut genial, ohne Frage, aber gruselig...
Eine Weile lang herrschte Schweigen, welches von Professor Miller gebrochen wurde. "Na dann, Miss Granger. Wir sehen uns im Unterricht", meinte er gut gelaunt und ging ins Schloss zurück. Hermine sah ihm eine Weile hinterher. Sie hoffte inständig, dass Professor Miller einen guten, neuen Sitzpartner für sie auswählte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro