Kapitel 3 - Die 1.Klässler
~Was erwartet sie denn? Sie ist eine Malfoy~
Hermine POV:
Ein Lächeln legte sich wie automatisch auf Hermines Gesicht, als die neuen 1.Klässler aufgeregt und teilweise nervös zitternd in die große Halle trabten und sich mit großen Augen staunend umsahen. Einige zeigten auf den verzauberten Himmel und warme Erinnerungen an ihren eigenen ersten Tag durchströmten Hermines Kopf. Alles war ihr riesig und wunderschön erschienen. Damals hatten alle neuen Schüler einen Halbkreis um Professor McGonagall gebildet, während Dumbledore sie von seinem Platz aus mit seinem warmen und wachsamen Blick beobachtet hatte. Nun war alles anders. Auch wenn Professor McGonagall nun den Posten der Schulleiterin besetzte, schien sie nicht darauf verzichten zu wollen, den jungen 1.Klässlern den sprechenden Hut aufzusetzen. Dumbledores Platz hingegen, wie Hermine in dieser Sekunde noch einmal schmerzlich bewusst wurde, blieb leer.
"Mister Brian Smith!", rief sie und ein Junge mit gelockten Haaren stolperte nach vorne. Seine Augen waren voller freudiger Erwartung geweitet und er zeigte keinerlei Anzeichen von Nervosität. Lediglich inspirierendes Interesse zierte seine jungen Züge. "Hmm.. ein großes Herz, hilfsbereit. Ganz klar: Hufflepuff!!", verkündete der sprechende Hut und der Junge Zauberer lief strahlend zu seinem Haustisch, die ihr neues Mitglied jubelnd begrüßten.
"Gryffindor!", entschied der sprechende Hut als nächstes und ein Mädchen mit gold brauen Locken trabte zu ihrem Tisch. "Sie sieht clever aus", flüsterte Ginny und betrachtete die junge Hexe mit interessiertem Blick und einem Lächeln auf den Lippen. Hermine hatte ihren Blick hingegen fest auf Professor McGonagall gerichtet. Sie sah, wie die Schulleiterin kurz stockte, ehe sich ihre Stimme erneut erhob.
"Helen Malfoy!!", rief sie mit einem nur zu deutlichen, kühlen Unterton in der Stimme. Wie auf ein stummes Kommando bereitete sich ein beinahe unheimliches Schweigen in der großen Halle aus, während die vorhin so selbstbewusste Hexe auf dem kleinen Stuhl Platz nahm und ihren unsicheren Blick über die Schüler schweifen ließ, die sie mit oftmals finsteren Gesichtern betrachteten. "Na wo die landet wissen wir doch alle", spottete Ron leise, doch Hermine verkniff sich eine wütende Bemerkung. Stattdessen ließ sie ihren Blick hinüber zum Slytherin-Haustisch schweifen und blickte zu Draco, der seine Cousine mit einer ausdruckslosen Miene beobachtete.
"Oh was sehe ich da! Eine Malfoy. Interessant, interessant... Ohne Frage, Slytherin würde dich, wie deine Vorgänger, zu großem Ruhm und hohem Ansehen führen. Doch dein Herz ist rein wie es das Haus Hufflepuff auszeichnet. Ohh... was sehe ich da? Eine mutige junge Hexe scheinst du zu sein, auf der Suche nach Abenteuer und Risiko. Keine Frage, du bist talentiert, aber wo stecke ich dich bloß hin?" Hermine sah selbst aus der Entfernung feine Schweißperlen auf Helens Stirn und, ganz egal ob sie eine Malfoy war oder nicht, Hermine hatte Mitleid mit ihr für die finsteren Blicke, die sie aus allen Richtungen erntete und die lange Zeit, die sie auf die Verkündung ihres Hauses warten musste. Die Abneigung, die ihr von den anderen Schülern und sogar Professor MC Gonagall entgegengebracht wurde, mussten ihr mit Sicherheit zusetzen. "Ich glaube du kommst in... Gryffindor!!", verkündete der sprechende Hut schließlich, doch nur ein verhaltener Applaus ertönte und die jubelnde Begrüßung der Gryffindors blieb gänzlich aus.
Sichtlich verunsichert nahm Helen neben Seamus Platz und Hermine sah mit Schrecken, dass er sofort ein Stück von ihr weg rückte. "Die Arme", murmelte sie und konnte nicht ignorieren, wie sich ihr Magen vor Mitleid verkrampfte. Ron hingegen gab nur ein grimmiges Brummen von sich. "Was erwartet sie denn? Sie ist ein Malfoy, ihr Ruf eilt ihr voraus!", erinnerte er verbissen.
Diesmal konnte Hermine ihre Empörung über seine gemeinen Kommentare nicht unterdrücken. Mit Schwung rammte sie ihm ihren Ellenbogen in die Seite. "Dafür kann sie doch nichts!", zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen. Ron verdrehte grinsend die Augen und Hermine kochte vor Wut darüber, dass er sich ihre Worte nicht zu Herzen nahm.
"Hermine, bei aller Liebe aber hast du vergessen was sie über Draco gesagt hat?", mischte sich nun auch Harry ein, der sie mit einem vielsagenden Blick betrachtete. "Wer weiß, vielleicht kann er wirklich auch anders sein!", schleuderte Hermine zu ihrer Verteidigung sofort energisch zurück, spürte jedoch keine Sekunde später den Drang sich zu ohrfeigen. Hermine Granger! Es ist Draco Malfoy, er ist einfach nur ein unausstehlicher, arroganter Fiesling! Als sie mit einem Seitenblick zum Slytherin-Tisch den missmutigen Blick sah, den Draco seiner Cousine zuwarf, lief ihr ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Bestimmt hatte er gehofft, sie würde nach Slytherin kommen, damit sie in seine Fußstapfen trat und so werden würde wie er. Natürlich hatte er das gehofft! Alles andere wäre völlig untypisch Malfoy.
Hermine wurde von Ginnys Stimme aus ihren Gedanken über Malfoy gerissen. "Ach kommt Jungs, gebt der Kleinen doch wenigstens eine Chance!", versuchte sie zu schlichten und lächelte Hermine schwach an, was diese mit einem dankbaren Nicken erwiderte. Ron grummelte ein paar unverständliche Worte, schwieg aber und betrachtete seine Hände.
Hermine richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die 1.Klässler. Gerade wurde ein blonder Junge nach Slytherin geschickt. "Alice Carter", las McGonagall den nächsten Namen auf ihrer Liste. Hermines Blick fiel auf Neville, der seinen Blick leicht auf den Tisch senkte. Sie trug den Namen seiner Mutter und musste ihn zwangsläufig an sie erinnern. Zu allem übel wurde die junge Hexe auch noch nach Gryffindor geschickt. Auch wenn Neville es nie wirklich anders kannte, musste ihn sein trauriges Schicksal in solchen Momenten dann doch noch belasten.
Zwei weitere Schüler kamen nach Slytherin, eine Hexe wurde Gryffindor zugeordnet und zwei junge Zauberer vergrößerten das Haus Ravenclaw, ehe mit dem Namen "Bruno Malfoy" erneut betretenes Schweigen eintrat. Der Zauberer stolperte zitternd zum Stuhl und er wäre beinahe gestolpert, ehe er auf dem Stuhl platz nahm und ihm ebenfalls der sprechende Hut aufgesetzt wurde. "Ein weiterer Malfoy!", rief dieser aus und der kleine Bruno zuckte, zur Belustigung einiger seiner Mitschüler, erschrocken zusammen. "Diesmal weiß ich ganz genau was ich mit dir tue. Ravenclaw!" Erneut folgte nur verhaltenes Klatschen.
"Der wird kein Jahr ohne seine Schwester überleben", stichelte Ron wieder und Hermine brachte ihm mit einem grimmigen Blick zum Schweigen. Sie musste sich jedoch eingestehen, dass er nicht ganz Unrecht hatte. Helen schien die Mutige von den Beiden zu sein, die das nötige Selbstbewusstsein hatte für sich selbst einzutreten. Bruno hingegen, vermutete Hermine, würde es genauso schwer haben, wie Neville damals. Vermutlich würde er nie den Mut haben, sich zu verteidigen und anhand der bereits jetzigen Reaktionen seiner Mitschüler würde dies vermutlich erforderlich werden. Ob er alleine klar kommen würde? Vielleicht tut es ihm aber auch gut, wenn man sich so ansieht was aus Neville geworden ist.
Die letzten Schüler wurden in ihre Häuser eigeteilt, doch Hermine hörte kaum noch zu, was mehr als untypisch für sie war. Sie dachte nach, worüber genau wusste sie gar nicht. Erst als das Festessen erschien, kam sie in die Wirklichkeit zurück. Während Ron eine Speise nach der anderen in sich hineinstopfte, kaute Hermine nur lustlos auf einer Scheibe Brot herum und wunderte sich kopfschüttelnd, wie ein einziger Mensch so viel essen konnte. Sie sah es bereits kommen: ein stürmisches Jahr lag vor ihnen. Hogwarts hatte sich verändert. Es fühlte sich noch immer an wie Zuhause, doch es war dennoch anders. Ohne Dumbledore als Schulleiter wäre nichts mehr wie es einmal war. Und das Gespräch mit Draco und Helens Andeutungen ließen ihre Gedanken nicht los. Irgendetwas war seltsam...
Nach dem Essen hielt Professor McGonagall die jährliche und mittlerweile altbekannte Rede. Verbotener Wald dies, Schüler auf den Korridoren das. Für die älteren Schüler war dies nichts neues, die 1.Klässler hingegen sahen mit großen Augen zu ihrer Schulleiterin hoch, begierig, jeden Wortfetzen neues Wissens in sich aufzunehmen.
Dann wurde es jedoch spannend. "Auch dieses Jahr gibt es einige Neuerungen im Lehrerkollegium. Ich habe mir die Freiheit genommen euch weiterhin wie gewohnt zu unterrichten." Ein Murmeln breitete sich unter den Schülern aus und auch Hermine zog überrascht eine Augenbraue hoch. "Das hat, soweit ich weiß, noch nie ein Schulleiter gemacht", wisperte Ginny. Hermine nickte zustimmend. Ja, das hatte sie ebenfalls in einem Buch gelesen, dass Schulleiter ihren Lehrpflichten nie weiter nachgekommen sind, nach ihrer Ernennung.
Professor McGonagall fuhr fort: "Da Professor Snape glücklicherweise nicht mehr als Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste zur Verfügung steht..." Weiter kam sie nicht, da Harry aufgesprungen war, den Blick wutgetränkt, den ganzen Körper angespannt. Hermine senkte mitleidig den Blick. Er hatte ihr, Ron und Ginny als einzigen von Snape's Erinnerungen erzählt und niemand kannte somit seine traurige Heldengeschichte, die auch Hermine unglaublich aufgewühlt hatte. Professor McGonagall warf Harry einen äußerst strengen Blick zu, der deutlich machte, dass sie ihn nachher in ihrem Büro sprechen wollte und Ginny zog ihren Freund hastig auf seinen Platz zurück, ihre Hand legte sie tröstend in die seine.
McGonagall fuhr fort: "Euer neuer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste, und der neue Hauslehrer von Gryffindor, ist Professor Miller." Ein ziemlich junger, attraktiver Zauberer mit schulterlangen, dunkelblonden Haare erhob sich, neigte höflich den Kopf und nahm wieder Platz. Hermine schmunzelte, als sie aufgeregtes tuscheln einiger jüngerer Hexen hörte. Sie war sich sicher, dass sie in ihrem Alter ebenfalls für den neuen Lehrer geschwärmt hätte. Für ihr Grinsen erntete sie lediglich einen fragenden Blick von Ron, doch sie winkte bloß leise lachend ab.
Als McGonagall ihre Rede beendete, war es für die Vertrauensschüler an der Zeit mit den 1.Klässlern den Weg zu den Gemeinschaftsräumen der einzelnen Häuser zu bestreiten. Zu Hermines Überraschung handelte es sich dabei in diesem doch ziemlich besonderen Schuljahr um niemand geringeren als Neville Longbottom für Gryffindor, Hannah Abbot aus Hufflepuff, Cho Chang als Ravenclaw und um einen Slytherin Schüler, den Hermine namentlich gar nicht kannte.
Harry erhob sich als Erster, das Gesicht zu einer grimmigen Miene verzogen und die Lippen fest zusammen gepresst. "Ich will dann mal, Date mit Professor McGonagall", meinte er kurz angebunden, gab Ginny einen hastigen Kuss und verschwand dann in der Menschenmenge. "Wir sollten uns auch beeilen, bevor wir in das Gedrängel der 1.Klässler kommen", gab Ginny zu bedenken. Hermine und Ron stimmten schnell zu und gemeinsam quetschten sie sich aus der großen Halle.
Es tat gut endlich wieder den so bekannten Weg zum Gryffindor Gemeinschaftsraum zu laufen und Hermine war erstaunt, wie gut die Wiederaufbauarbeiten funktioniert hatten, sodass nichts mehr von der fast vollständigen Zerstörung Hogwarts im Krieg gegen Voldemort zu sehen war. Magie sei Dank!
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