Kapitel 18 - Expecto Patronum!
~Hermine hätte sich wirklich dafür verhexen können, dass sie so taktlos gewesen war.~
Hermines POV:
Am nächsten morgen hatte Hermine konsequent darauf verzichtet, frühstücken zu gehen. Sie wollte so wenig wie möglich mit Harry, Ron und Ginny in Kontakt treten und darüber hinaus hatte sie ohnehin keinen Hunger. Hermine, so kann das nicht weiter gehen! Du musst es ihnen erklären, irgendwie. Sie dachte nach. Ginny würde ihr nicht zuhören, nie im Leben. Ron.. Ron würde ihr nicht glauben. Eher würde er nie wieder etwas Essbares anrühren und das war, zugegebenermaßen, komplett unmöglich! Außerdem würde sie es nicht schaffen, mit ihm zu reden ohne anfangen zu weinen. Und Harry.. ja, Harry! Das war die beste, und darüber hinaus auch die einzige, Möglichkeit die sie hatte, um ihre Freunde von ihrer Unschuld zu überzeugen. Sobald sich eine Gelegenheit ergab würde sie diese ergreifen und dann würde in naher Zukunft hoffentlich alles wieder gut werden..
Alleine ging sie zu ihrem Klassenraum in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Sie müsste eine der Letzten sein, da sie sich bewusst viel Zeit gelassen hatte, dennoch standen alle Schüler noch vor dem verschlossenen Klassenraum, was ein Aufeinandertreffen leider unvermeidlich machte. Hermine schluckte. Sie bemerkte, dass Harry, Ron und Ginny zu tuscheln begannen, als sie an ihnen vorbei ging und Hermine wagte es nicht, zu ihnen zu sehen. Plötzlich stellte sich ihr Blaise Zabini in den Weg und grinste schadenfroh und dreckig auf sie hinunter. "Ach, dann ist es also wirklich wahr? Weasley und du sind nicht mehr zusammen! Tja, da sieht man mal. Selbst diesem Blutsverräter ist ein Schlammblut wie du nicht gut genug!" Hermine spürte Tränen in ihren Augen brennen und sie versuchte an Blaise vorbei zu kommen, doch dieser versperrte ihr immer wieder beharrlich den Weg und schien sich an ihren Tränen auch noch aufzugeilen und bestätigt zu sehen. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Harry das Geschehen genaustens beobachtete, doch er machte keine Anstalten ihr zu helfen oder sich auch nur von der Stelle zu regen. "Blaise! Komm schon, die ist der Aufwand nicht wert", rief Draco in dem Moment kühl und Hermine rutschte brinahe das Herz in die Hose. So nett es auch war dass er ihr half, so falsch sah es in den Augen ihrer Freunde aus. Doch Blaise blieb weiterhin vor ihr stehen und sah sie mit einem belustigten Blick an. "Blaise, ich brauch dich für Sachen, die wirklich wichtig sind!", setzte Draco verärgert hinzu, die Stimme ernergischer geworden, doch Hermine wagte nicht zu suchen, von wo sie kam. Blaise warf ihr einen letzten Blick zu und ging dann betont langsam zu seinen Freunden zurück. Schnell wischte Hermine ihre Tränen weg, als sie bemerkte, dass die Blicke einiger Schüler auf ihr ruhten. Zum Glück öffnete sich in dem Moment die Tür und Hermine stürmte so schnell wie es ging in den Klassenraum, erleichtert, aus ihrer etwas verlorenen Situation fliehen zu können. Sie ließ sich auf ihrem Platz fallen und holte eine Feder, Tinte und eine Rolle Pergamemt heraus. Neben ihr nahm Draco Platz, elegant und langsam wie immer. "Ich muss mich für Blaise entschuldigen", meinte er gewohnt kühl, lehnte sich in seinem Stuhl nach hinten und sah sich um. Die restlichen Schüler unterhielten sich noch oder kramten ihre Sachen heraus. Hermine merkte, wie sich Draco leicht zu ihr hinüber beugte und leise fragte: "Weaselby hat jetzt aber nicht mit dir Schluss gemacht wegen dem Herbstball, oder Granger?" Hermine hätte ihm am liebsten ihr Buch für Verteidigung gegen die dunklen Künste auf den Kopf geschlagen, sodass er vor Koofschmerzen zusammenbrechen müsste. "Nicht wirklich, sondern weil du ja auf die grandiose Idee gekommen bist mich in den Arm zu nehmen", zischte sie verärgert zurück. Es tat irgendwie gut, jemandem die Schuld für ihre Situation zu geben, auch wenn es wohl kaum fair war. "Ach, dann soll ich dich das nächste mal also da so sitzen lassen? Wie du willst, Granger. Ich hatte sowieso nicht vor, es erneut zu tun", knurrte Malfoy als Antwort und lehnte sich erneut in seinem Stuhl zurück, was deutlich signalisierte, dass die Unterhaltung für ihn beendet war. Hermine seufzte. Es war ja wirklich nett von ihm gewesen und es hatte ihr ja wirklich geholfen.. Da hat Malfoy einmal in seinem Leben etwas nettes getan, und du, Hermine Jean Granger, weist ihn deswegen sofort wieder zurück! Außerdem kann Malfoy ja nichts dafür, dass Ron dir nicht vertraut! Hermine hätte sich wirklich dafür verhexen können, dass sie so taktlos gewesen war. "Schlagt eure Bücher bitte auf Seite 181 auf", meinte Professor Miller und rief Neville dazu auf, den dort geschriebenen Text über Dementoren vorzulesen. Draco hatte, wie erwartet, sein Buch nicht mit und musste so bei Hermine mit einsehen. Während sie so, mit ihrem Kopf nahe bei dem von Draco, mitlas, schweiften ihre Gedanken immer öfter ab. "Weaselby beobachtet dich", flüsterte Draco plötzlich, so leise, dass nur sie es hören konnte. Aus Reflex drehte sie sich schnell um. Tatsächlich wurde sie von Ron angestarrt, doch als sich ihre Blicke trafen, sah dieser ertappt weg. Hermine seufzte und vertiefte sich wieder in den Text. Sie bemerkte Malfoys schrägen Blick, doch zu ihrer Erleichterung sagte er nichts. Wie war ihm das bloß aufgefallen, wenn sie selbst sie die stechenden Blicke nicht wahrgenommen hatte? Er hatte doch nicht etwa... darauf geachtet? Was für ein absurder Gedanke, Draco doch nicht!
In der zweiten Unterrichtsstunde beschäftigten sie sich wiederholend mit dem Patronus. "Ich möchte, dass ihr in dieser Stunde alle einen Patronus herbei ruft. Einige werden es bestimmt schon gemacht haben, aber vorallem diejenigen, die es noch nicht können, sollen die Chance bekommen dies nachzuholen. Dafür sprecht ihr jetzt erst einmal mit eurem Sitzpartner über eure schönsten Erinnerungen und entscheidet euch gemeinsam für eine, die ihr für euren Patronus verwenden werdet." Hermine fand diese Aufgabe einfach nur fantastisch! Die Tatsache in magischer Interaktion anderen etwas beizubringem oder zusammen etwas zu erarbeiten reizte sie... mit der Ausnahme, dass sie nun Draco Malfoy von ihren schönsten Erinnerungen erzählen musste. Sie drehte sich zu ihm. "Kannst du einen Patronus erzeugen?", wollte sie, zugegebenermaßen interessiert, wissen. Ein schwaches Grinsen umspielte Dracos Mund und er schüttelte leicht, und offensichtlich peinlich berührt, den Kopf. Hermine musste schmunzeln. Was für eine Ironie! Der ach so tolle Draco Malfoy, der doch sonst so gerne raushängen ließ was er alles konnte, schaffte es nicht einen Potronus hervor zu rufen! "Kannst du es etwa?", forderte er sie heraus und seine Augen glitzerten provokant. Hermine musste lächeln, das erste Lächeln, seit sich Ron von ihr getrennt hatte und ausgerechnet Malfoy, der einzige Grund für die Trennung, hatte es verursacht. "Ja kann ich." Es war offensichtlich, dass es Draco extrem missfiel, dass sie etwas besser konnte, als er, obwohl dies vermutlich in fast jedem Fach der Fall wäre. "Na dann lass mal sehen!", provozierte er. Hermine zögerte einen Moment. Professor Miller hatte sie immerhin nicht dazu aufgefordert, in die Praxis überzugehen... Ach egal! Der Drang, sich vor Draco zu beweisen war einfach stärker. Sie griff nach ihrem Zauberstab, schloss die Augen und dachte an diesen einen Moment.. dieser Moment, als sich Ron und Hermine selbst das erste Mal umarmt hatten. Sie hätte diese Erinnerung nie im Leben Ron oder Harry gegenüber zugegeben, jedoch war dies, seit dem fünften Schuljahr, ihre Patronus-Erinnerung. Leise flüsterte sie: "Expecto Patronum." Die bekannte, helle Lichtgestalt in der Form eines Otters schwamm um ihre Köpfe herum und für einen kurzen Moment hätte Hermine schwören können, dass Draco sie fasziniert mit seinen leicht funkelnden Augen verfolgt hätte. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn und ihr Patronus verschwand. "Miss Granger! Ausgezeichnet!", kam Professor Millers Kommentar. Hermine wurde rot und steckte rasch ihren Zauberstab wieder weg. "Also, Malfoy", setzte sie an. "Was ist denn deine schönste Erinnerung?" Für einen Moment schien ihm eine Erinnerung durch den Kopf zu geistern, denn ein beinahe verträumtes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Doch dann erschien wieder dieser bekannte, ausdruckslose Blick. "Das geht dich nichts an, Granger", zischte er kühl. Hermine war verwirrt von dieser plötzlichen Stimmungsschwankung. Hormone... "G..gut, dann denk jetzt an deine Erinnerung und sag dann einfach 'Expecto Patronum'." "Du bist nicht meine Lehrerin", knurrte Draco, tat jedoch, was sie sagte. "Expecto Patronum", rief er aus, doch nur vereinzelte Lichtfunken stiegen von der Spitze seines Zauberstabes auf. "Du brauchst eine stärkere Erinnerung", versuchte Hermine ihn aufzumuntern. Draco dachte, sichtlich angestrengt, erneut nach. Er schien mit sich zu ringen, bevor er den Kopf schüttelte und beinahe zaghaft meinte: "Da gibt es keine andere." Hermine war erstaunt. Draco Malfoy hatte nur eine starke, schöne Erinnerung??! Nur eine einzige..? Das hätte sie nicht erwartet! Sie konnte sich nicht stoppen, darüber nachzudenken, wie seine Kindheit dann wohl verlaufen sein musste.. Hermine schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken los zu werden. Das kann dir komplett egal sein, Hermine!
Auch bis zum Ende der Stunde schaffte es Draco, als Einziger, nicht, einen Patronus herauf zu beschwören, was ihn sichtlich deprimierte. Hermine hatte beinahe Mitleid mit ihm, jedoch als er Blaise gegenüber Hermine die Schuld für sein scheitern gab, da sie ja nicht erklären konnte, war dieses Mitleid von einer Sekunde auf die nächste verschwunden. Sollte er es doch nicht schaffen, das ging sie nichts an und ihr Problem war es noch lange nicht! Immerhin zeigte es ihm, dass er, nur weil er ein Malfoy war, nicht immer alles schaffte.
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