Kapitel 101 - Trauerkleid
Hermines POV:
Schweigend saßen alle am Tisch und aßen stumm ihr Frühstück. George war nicht mehr da, er war schon früh zur Winkelgasse appariert um im Zauberscherzartikelladen arbeiten zu können. Arthur war bereits im Ministerium und Kreacher hielt den kleinen Garten der Weasleys in Ordnung. Langsam ließ Hermine ihren Blick über den Tisch schweifen. Die Blicke, die Narcissa, Bruno und Helen tauschten waren für außenstehende durchaus amüsant. Es hatte sich für die drei noch keine Gelegenheit ergeben sich zu begrüßen und nach all den Jahren ein klärendes Gespräch zu führen. Es war unübersehbar, dass keiner von ihnen abwarten konnte, bis das Frühstück vorbei war. Draco hielt sich im Hintergrund, schien dennoch nur allzu großes Interesse in das anstehende Gespräch zu haben. Die vier wären dann wohl nach dem Frühstück eingeplant. Das würde Hermine vielleicht ein wenig Zeit für sich geben. Sie nahm sich fest vor ein paar Seiten in ihrem Buch zu lesen. Um auf andere Gedanken zu kommen und um die Zeit totzuschlagen.
Nach dem Frühstück verdrückte sich Hermine so schnell wie möglich nach oben. Sie wollte Draco und Narcissa nicht an ihrer Wiedersehensfreude mit Helen und Bruno stören und jemand anderen wollte sie gerade nicht unbedingt um sich haben. Zumindest nicht so viele auf einmal. Bevor sie jedoch nach ihrem Buch greifen konnte, lehnte Ginny im Türrahmen und räusperte sich, was Hermine zusammenzucken ließ.
"Hast du mich erschrocken", nuschelte sie und sah ihre Freundin aufmerksam an. Ginny lächelte unsicher. "Ich gehe gleich zusammen mit den anderen Klamotten für morgen kaufen... magst du vielleicht mitkommen?" Hermine schloss stöhnend die Augen. Sie wollte sich wirklich nur ungern unter Menschen mischen. Am liebsten würde sie einfach schweigend neben Draco auf dem Bett liegen und still in einem Buch lesen, während er sie dabei beobachtete oder sonst etwas tat. Aber andererseits konnte sie nicht mit Jeans und Pullover oder irgendeinem Sommerkleid bei der Beerdigung erscheinen. Sie brauchte ein Kleid... etwas ganz besonderes. Doch bevor sie Ginny zusagen konnte, ertönte eine gut gelaunte Stimme vom Flur. "Danke, Ginny, aber ich denke das wird nicht nötig sein." Zufrieden lächelnd schob sich Narcissa in den Raum und schloss sachte die Tür hinter sich. Hermine konnte nichts anderes tun, als sie überrumpelt anzustarren. Irgendwie schien ihr Gehirn die letzten Tage nicht mehr besonders gut zu arbeiten. Sie war unkonzentriert und ständig abgelenkt, was sie zusätzlich deprimierte, da ihr Gehirn nun wirklich das einzige gewesen war, auf das sie sich immer verlassen konnte. Ihr Blick wanderte hinunter zu einem schwarzen Stoffetzen in Narcissas Händen. Ihre Miene hellte sich ein wenig auf, als sie mehrlagigen Stoff ausmachen konnte. "Ist das, was ich denke was es ist?", sagte sie und ihr Blick schien sich in den Stoff einzubrennen. Narcissa verzog die rot geschminkten Lippen zu einem Lächeln. "Eine der wenigen Sachen, die ich von unserem Anwesen mitnehmen konnte", murmelte sie beinahe ehrfürchtig und strich mit den zarten Händen über den feinen Stoff. "Ich habe es zu Dracos Taufe getragen", berichtete sie und Hermine konnte in ihren Augen förmlich die Erinerungen spielen sehen. "Ich dachte, du magst es vielleicht morgen anziehen."
Hermine brauchte einige Momente um das gerade gesagte zu verarbeiten. Hatte Narcissa ihr gerade wirklich ein Kleid angeboten, dass ihr sehr viel bedeutete und zusätzlich noch mit einem kleinen süßen Babydraco mit speckigem Gesicht und kleinen Patschhänden zu tun hatte? Hermine begann zu strahlen und streckte ihre Hände nach dem edlen, bestimmt ziemlich wertvollen Kleid aus. "Darf ich es anprobieren?" Narcissa nickte lächelnd. Ihr schien die Vorstellung, dass Hermine es trug, zu gefallen. Hermine erschauderte ehrfürchtig, als der teure Stoff ihre Hand berührte. Das Kleid war federleicht und fühlte sich unglaublich gut in Hermines Hand an. Ohne darüber nachzudenken, dass sie ja nicht alleine im Raum war, zog sie sich kurzerhand ihre Klamotten aus, sodass sie nurnoch in Unterwäsche da stand. Aber wenn Hermine ehrlich mit sich war störte es sie reichlich wenig. Vor Narcissa schämte sie sich verwunderlicherweise nicht. Irgendwie seltsam, schließlich kannten sie sich noch gar nicht so lange... Doch Narcissa war ihr auf eine gewisse Art und Weise vertraut. Und das fühlte sich gut an. So, als würde sie Dracos Mutter ewig kennen. Als stammten aie aus ein und der selben Familie. Hermine musste schmunzeln. Wer weiß, vielleicht bin ich ja irgendwann mal eine Malfoy?
Narcissa hatte mit diesem Kleid eine unglaublich tolle Wahl getroffen. Es schmeichelte Hermines Figur und lag wie angegossen an ihrer Haut. Der Rock war leicht und gesamt war das Kleid ein wunderschöner Hauch bon nichts, sodass Hermine beinahe glauben konnte, sie wäre nackt. Verträumt betrachtete sie sich im Spiegel. Es war einfach perfekt!
Wenn da nicht eine kleine Komplikation wäre...
"Narcissa... es ist wunderschön!", schwärmte sie, doch dann wurde ihr Blick erneut traurig. "Aber es Winter und das Kleid reicht nur knapp über die Knie. Ich würde erfrieren, wenn ich in diesem Outfut auch nur einen Schritt nach draußen tun würde."
Dracos Mutter näherte sich lächelnd und legte ihr fürsorglich eine Hand auf die Schulter. "Wenn es dir gefällt, kannst du es behalten", bot sie an und erneut stahl sich ein sanftes Lächeln auf Hermines Lippen, als sie kräftig nickte. Es wäre ihr eine Ehre! "Und das mit der Kälte lass mal ganz meine Sorge sein", meinte Narcissa nun und zwinkerte vielversprechend. "Wozu gibt es schließlich Magie?" Hermine lächelte, doch das Lächeln erreichte ihre Augen nicht. "Ich hätte ihnen in diesem Kleid gefallen", flüsterte sie und kämpfte gegen die aufsteigende Trauer an. Narcissa hob ihren Kopf leicht an und zwang Hermine somit sie anzusehen. "Natürlich, du bist wunderschön, Hermine. Aber du hättest ihnen genauso gut in zerrissener Jeans und abgetragenen Schuhen gefallen. Weil sie dich über alles geliebt haben, so wie Eltern das eben tun. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung." Hermine lächelte schwach und rieb sich mit dem Handrücken über die Augen. Narcissa warme Worte hatten ihr nun doch Tränen in die Augen getrieben, ohne, dass sie etwas dagegen tun konnte. Hermine war ihr so unendlich Dankbar. Dankbar, für ihr Verständnis. Die Art und Weose, wie fürsorglich sie mit ihr umging. Dankbar dafür, dass sie wie gleichaltrige beste Freundinnen über alles reden konnten. Sie war dankbar, dass Narcissa die Vertrauensperson war, die die Lücke zumindest ansatzweise füllte. Sie war dankbar, Narcissa als ihre Ersatzmutter zu haben.
Dieser Abend war seltsam. Die Stimmung, die zwischen Draco und ihr herrschte, während sie schweigend nebeneinander auf dem weichen Doppelbett lagen, war angespannt und man konnte die Luft förmlich prickeln hören. Beide hingen ihren Gedanken nach und keiner wagte es auszusprechen was ihn beschäftigte. Hermine wollte einfach, dass der morgige Tag so schnell wie möglich verging. Die Vorstellung ihren eigenen Nachnamen auf einem Grabstein stehen zu sehen und zu wissen, das dort tief unter der Erde nichts weiter als die fleischlichen Hüllen ihrer Eltern für immer ihren wohl verdienten Frieden fanden, trieb ihr Tränen in die Augen und sie kämpfte garnicht erst gegen die vereinzelte Träne an, die einsam über ihre Wange kullerte und neben ihr auf das rote Spannbettlaken tropfte. Es folgten weitere und Hermine ließ es stumm geschehen. Was sollte es schon bringen, sich dagegen zu wehren? Solange Draco es nicht mitbekam war das in Ordnung und es tat gut einfach weinen zu können, danach fühlte sie sich schließlich immer besser. Sie wollte nicht schon wieder, dass Draco sie trösten musste. Er hatte schon genügend Probleme, da brauchte er nicht auch noch eine weinende Hermine um die er sich kümmern musste. Sie lauschte. War er eingeschlafen? In dem Moment bewegte sich jedoch die Matratze und wenige Augenblicke später kuschelte sich auch schon Dracos Kopf mit geschlossenen Augen gegen ihre Schulter, während sich sein Arm beschützerisch um ihre Taille schlang. Hermine musste lächeln und sie vergrub ihre Hand in seinen weichen Haaren, während sie sein so friedliches, engelsgleiches Gesicht genauestens studierte. "Draco?", flüsterte sie. Bloß wiederwillig öffnete er die Augen und gab ein übermüdetes "hhm?" von sich. Hermine lachte leise und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Ich liebe dich." Ein Lächeln legte sich auf Dracos Lippen und er platzierte einem Kuss in ihrer Halsbeuge. "Und ich dich, Granger." Welch wundervolle Worte um in einen friedlichen Schlaf zu fallen.
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Es tut mir unglaublich leid, dass so lange nichts kam, aber zuerst habe ich meinen Geburtstag nachgefeiert und jetzt stecke ich auch noch mitten in der Renovierung meines Zimmers. Ich werd mir mühe geben weiter zu schreiben, aber bitte reißt mir nicht den Kopf ab wenn es länger dauert.
Ich hoffe ihr seid mir nicht böse🙁
Lieb euch❤
eure halfbloodprxncess
/btw, wie gefällt euch Hermines Kleid? Ich find es einfach wunderschön😍
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