Vertrauen
Sicht Maurice
“Diese Freundschaft hier hat absolut keinen Sinn“, sagte er und innerlich schmerzte diese Ausage; sie schmerzte sehr. Aber äußerlich versuchte ich, mir nichts anmerken zu lassen. “Na dann, kann ich ja gehen“, sagte ich kühl und hoffte, dass man meine Trauer nicht raushörte. Schnell stand ich auf und wollte gehen, kam aber nicht wirklich weit. “Ich bin noch nicht fertig! Du bleibst!“, bestimmte Micha und zog mich zurück. Eigentlich wollte ich jetzt nur noch weg von hier. Weg von Micha, weg aus dieser scheiß Situation und weg von den Worten, die jetzt noch folgen würden. Trotzdem ließ ich es zu, dass er mich zu sich zog. Dennoch vermied ich es, ihn anzusehen und betrachtete lieber den See, wie er still und wunderschön vor mir lag. Für einige nur ein Loch gefüllt mit Wasser, für mich ein wunderschöner Anblick, über den ich stundenlang philosophieren könnte. Aber nicht jetzt, nicht in dieser Situation. “Hörst du mir noch zu?“, fragte Micha. Stumm nickte ich, ohne meinen Blick von dem See vor mir abzuwenden. Wenigstens sehe ich etwas schönes, während ich die schlimmsten Worte hören würde. “Wie ich schon sagte, diese Freundschaft macht keinen Sinn“, wiederholte er sich. “Das hab ich schon verstanden. Dann lass mich endlich los, damit ich gehen kann“, zischte ich nur kühl. Ich versuchte, weiterhin einfach nur starr auf den See zu schauen und keine Miene zu verziehen. So ganz gelang mir das nicht, eine Träne, die ich nicht zurück halten konnte, lief mir über's Gesicht. Zum Glück auf der Seite, die Micha nicht sehen konnte. Womit hatte ich überhaupt gerechnet? Sich Hoffnungen zu machen war das dümmste, was ich machen konnte. Allerdings hatte ich gehofft, dass wir wenigstens Freunde bleiben würden, wenn er mich schon nicht liebte. Aber natürlich zerschmetterte er auch diese Hoffnung gleich mit. “Ich lass dich jetzt nicht gehen, ich bin noch nicht fertig“, antwortete er mir. “Dann beeil dich, mir ist kalt“, knurrte ich. “Maurice. Diese Freundschaft hat keinen Sinn mehr, aber weißt du auch warum?“, fragte er mich. “Nein, aber du wirst es mir ja gleich wahrscheinlich sagen“, seufzte ich genervt. Oder es mir schön unter die Nase reiben, damit ich's bloß nicht vergessen würde. Wahrscheinlich war das der einzige Grund, warum er sich überhaupt mit uns angefreundet hatte. “Diese Freundschaft hat keinen Sinn mehr, weil ich dich liebe.“ “Was?“, entsetzt sah ich ihn an. “Deswegen. Ich liebe dich. Freundschaft geht einfach nicht mehr“, sprach er weiter und sah mir direkt in die Augen. Irgendwie erwartete ich einen Hauch von Verachtung oder Hass, irgendetwas, dass mir zeigte, dass er log. Aber nichts davon schien dort zu existieren. Was hatte ich auch erwartet? Augen sind der Spiegel zur Seele, ja ne, is klar. “Du glaubst mir nicht, oder?“, sprach er seufzend meine Gedanken aus. Ich nickte nur. “Warum?“, wollte er wissen. Tja. Warum. Ich wusste es selbst nicht. Eben noch hoffte ich, er würde genau diese Worte zu mir sagen und jetzt, wo er es ausgesprochen hatte, glaubte ich ihm nicht. Ein kleiner Teil von mir war einfach misstrauisch und ängstlich. Wie gerne ich seine Worte auch erwidert hätte, es ging nicht. Micha seufzte erneut, merkte er doch, dass ich darauf selbst keine Antwort hatte. “Wenn du mir nicht glaubst, beweise ich's dir eben!“, sagte er plötzlich entschlossen. Bevor ich überhaupt meine Frage, wie er das denn machen wolle, gestellt hatte, beantwortete er sie schon von selbst. Er legte eine Hand in meinen Nacken, die andere an meine Wange und küsste mich. Aber nicht so stürmisch wie sonst, sondern ohne jegliches Verlangen, einfach nur liebevoll. Und mal wieder schaltete sich mein Hirn aus, ich erwiderte einfach, was Micha dazu brachte, in den Kuss zu grinsen. Als wir uns lösten, trug er besagtes Lächeln immer noch im Gesicht. Aber es war kein dreckiges Grinsen, wie's schon mal öfter während unserer Küsse passierte, sondern ein ehrliches Lächeln. “Maurice. Ich meine das vollkommen ernst!“, schwor er und guckte mich wieder ernster an. Irgendetwas in mir schrie zwar immer noch, dass er mich nur verarschte, aber der andere Teil war einfach stärker. Sofort zog ich ihn zu mir zurück und diesmal war ich derjenige, der meine Lippen auf seine drückte. “Ich liebe dich!“, nuschelte er gegen meine Lippen. “Ich dich auch“, antwortete ich ihm, ohne mich zu lösen. Letztlich mussten wir das doch irgendwann, schließlich hatten wir nicht vor, zu ersticken. Micha setzte sich wieder auf den Steg und zog mich zu sich runter, sodass ich neben ihm saß. Schweigend blickten wir wieder auf den See, dessen wunderschönen Anblick ich jetzt sogar noch mehr genoss. “Ich liebe dich“, murmelte Micha wieder. “Ja. Und vorher sagst du mir tausendmal, dass du keinen Bock mehr auf 'ne Freundschaft mit mir hast. Ich dachte, du machst es kurz und verpasst mir nicht fast 'nen Herzinfarkt, du Idiot!“, meckerte ich. “Aber dein Idiot“, grinste er mich an. “Hab ich gesagt, dass wir jetzt zusammen wären?“, fragte ich überrascht. Ich musste eben leiden, jetzt war er dran. Naja, jedenfalls ein bisschen Rache brauchte ich schon. “Oh, ich dachte, naja, weil... also...“, stotterte er und verzog seine Miene. Sein Grinsen wich einem leidvollen Blick und irgendwie ertrug ich das nicht, genug Rache! “War nur Spaß!“, beruhigte ich ihn schnell. “Oh! Also sind wir zusammen?“, fragte er ziemlich nervös und betrachtete den Steg. Süß. Kurz wuschelte ich ihm durch die Haare bis ich ihn zu mir zog und nochmal küsste. “Antwort genug?“, fragte ich ihn hinterher. Grinsend schüttelte er den Kopf. “Ja, wir sind zusammen“, meinte ich lachend. Er lachte ebenfalls bevor er mich hochzog. “Hast du nicht eben gesagt,dass dir kalt ist? Dann sollten wir lieber zurück, oder?“, fragte er besorgt. Oh Mist, mir war ja eben tatsächlich kalt. Davon spürte ich die letzten Minuten nichts mehr, aber langsam kehrte die Kälte zurück. Deswegen nickte ich nur. Schnell machten wir uns auf den Rückweg. Unterwegs griff Micha nach meiner Hand und spätestens da waren alle Zweifel verschwunden. So, wie jetzt war's gut und so sollte es auch bleiben. Wir waren noch nicht lange zurück bei mir, da klingelte es auch schon an der Tür. Ich beeilte mich, zu ihr zu kommen, was nicht wirklich funktionierte, da Micha an mir klebte. Damit meine ich, er hatte sich von hinten an mich geklammert und wir mussten zu zweit laufen. Zum Glück ließ er mich los, nachdem wir zweimal fast hingeflogen wären, sonst hätte Manu noch länger in der Kälte stehen müssen. “Manu!“
Hallo^^ Ähm... also... kann ich jetzt wieder aus meinem Versteck kommen? Seid ihr zufrieden und wollt mich nicht mehr umbringen? Ja? Danke!^^ Na dann, kann ich ja gefahrlos draußen rumlaufen. BYE^^
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro