
Stammplatz
Sicht Maurice
Als ob ich jetzt wirklich mit Micha befreundet war. Eigentlich hatte ich das gar nicht vor, aber es passte irgendwie schon. Ich meine, eigentlich kommen wir ja gut miteinander aus. Ich denke, unsere Streitereien würde ich vermissen, aber nur, weil wir jetzt befreundet waren, mussten wir ja nicht damit aufhören, zu diskutieren oder zu streiten. Solange wir nicht übertreiben würden, ist ja alles gut. Trotzdem. Schon komisch, ihn als Freund zu bezeichnen, aber schlecht fühlte es sich nicht an. Seufzend klingelte ich bei Manu. Wie würde er reagieren? Wäre er sauer? Ich meine, zuletzt waren die beiden ziemlich scheiße zueinander. Allerdings machte Manu schon seit der Pause Bemerkungen über Micha und mich. “Maurice!“, meinte Manu, während er mich ansprang. “Bist du ein Hund oder was?“, fragte ich lachend. “Wau, wuff!“, 'bellte' Manu. Wir verdrückten uns direkt ins Wohnzimmer, wo Manu mich auch schon mit hochgezogener Augenbraue abwartend ansah. “Was denn?“, fragte ich. “Wie lief's mit Micha?“, wollte er grinsend wissen. “Was sollte sein?“, hakte ich nach. Seine Art gerade verwirrte mich etwas, um nicht zu sagen, sie beunruhigte mich total. “Seid ihr euch an die Gurgel gegangen oder wie lief's?“ fragt er. “Ne, alles gut. Man könnte sagen, wir sind Freunde“, antwortete ich ihm. Etwas Angst vor seiner Reaktion hatte ich schon. “Aha?“, meinte er grinsend. “Was?“, fragte ich verwirrt. “Ach, nichts. Alles gut“, versuchte er mich zu beruhigen, was aber nicht wirklich klappte, weil er immer noch so komisch grinste. “Alter langsam wird's gruselig. Was ist? Erst benimmst du dich so, als würdest du ihn umbringen wollen und jetzt tust du so, als ob ich ihn bald heiraten würde“, sagte ich genervt. “Ich werde Trauzeuge!“, schrie er lachend. “Geht schlecht, wenn du Tod bist!“, knirschte ich gespielt und warf ihn dann mit einem Sofakissen ab. “Ne, Realtalk, da läuft nichts. Ehrlich gesagt versteh ich auch nicht, wie du darauf kommst“, nuschelte ich. “Ja ja, wahrscheinlich habt ihr schon in irgendeinem Klassenzimmer rumgemacht und jetzt lügst du mich an“, meinte er lachend. “Ja klar, wahrscheinlich“, antwortete ich nur und musste mir ein Grinsen verkneifen. Wenn der wüsste, wie recht der hat. Nachdem Manu fertig mit Lachen war, sah er mich gespannt an. “Was?“, fragte ich. “Wie läuft das morgen? Ich mein, ihr hasst euch, jeder weiß das und plötzlich seid ihr befreundet?“, zweifelte Manu. “Hm. Ja, da war ja was“, meinte ich lachend. “Seit wann achte ich auf die Meinung anderer? Mein Leben, meine Entscheidungen. Und selbst wenn ich auf 'ner riesigen Schnecke zur Schule reiten würde, geht das niemanden was an, was ich tue. Und außerdem hab ich meinen Platz an der Schule nicht, weil ich mit Micha streite, sondern weil ich krass bin“, meinte ich lachend. “Eigentlich wollte ich ja nur wissen, ob ihr -oder besser gesagt wir, wehe, du lässt mich jetzt wieder allein- morgen in der Schule zusammen abhängen“, meinte er kichernd. “Oh, als ob ich dich alleine lasse, du Idiot. Und keine Ahnung. Abwarten, wie's kommt“, sagte ich ruhig. Ich hatte mir da ehrlich gesagt keine Gedanken drüber gemacht.
Als Manu und ich morgens vor Unterrichtsbeginn auf der Mauer saßen, hingen wir beide unseren Gedanken nach. Woran Manu dachte, wusste ich nicht. Allerdings konnte ich's mir denken. Gestern erzählte er mir nämlich noch, er habe jemanden kennen gelernt. Mehr sagte er aber nicht dazu, selbst als ich ihn ausfragte. Meine Gedanken hingen bei Micha. Wie würde er heute auf mich reagieren? Kaum dachte man an ihn, kam er auch schon. Zielstrebig lief er auf unsere Mauer zu. Die Blicke der anderen Schüler auf sich gerichtet, schließlich dachten sie es folge eine Streiterei. “Hey Jungs“, kam von ihm, während er mir die Hand hin hielt und ich schnell einschlug. “Hey“, sagte ich, während von Manu nur ein undefinierbares Grummeln kam. “Was'n mit dem?“, fragte Micha, nachdem er es sich auf der Mauer neben mir gemütlich gemacht hatte. “Hab jemanden kennengelernt. Bin verwirrt. Stress“, kam von Manu plötzlich, bevor er wieder in seine eigenen Gedanken abdriftete. Mich und ich sahen uns an, bevor wir in schallendes Gelächter ausbrachen. Irgendwie fühlte es sich gut an, hier wie selbstverständlich auf der Mauer zu sitzen. Von hier hatte man einen perfekten Überblick über die Schule. “Schön hier. Nicer Platz. Fast so, wie mein Baum“, meinte Micha gerade. “Dein Baum“, kicherte ich. “Was denn? Ist halt mein Stammplatz. Als ob du das hier nicht als 'Deine Mauer' bezeichnest“, antwortete er mir lachend. “Ja, doch, da hast du recht“, meinte ich. “Hast du deren Blicke gesehen? Grandios“, fragte ich. “Nicht wahr? Die denken auch, wir kloppen uns gleich. Ich bin schon auf die Sprüche gespannt, falls die sich trauen, was zu sagen“, stimmte Micha mir zu. “Wahrscheinlich kommt da was in der Pause, wenn alle da sind. Unsere 'Freunde' werden das wohl nicht so gut finden“, sagte Ich und betonte das 'Freunde' besonders. “Mir soll's egal sein“, meinte Micha nur. Naja, ich war schon etwas gespannt, wie die anderen reagieren würden. Angst hatte ich absolut keine. Was sollten die schon machen? Ich war nur neugierig. Eine meiner nervigsten Charaktereigenschaften, aber was soll's. Außerdem fragte ich mich, wie der Tag wohl laufen würde. Mit Manu und Micha zusammen. “Sollen wir rein? Der Unterricht hat vor zehn Minuten angefangen“, fragte Micha. “Ja klar“, antwortete ich schnell. Naja, Manu war gerade gedanklich total weg. Ich und Micha standen schon vor der Mauer, während Manu einfach sitzen blieb und in die Luft starrte. “Okay, genug“, meinte Micha. Er packte Manu am Arm und zog ihn einfach von der Mauer runter. “Woah!“, kreischte Manu, weil er sich erschreckte. “Micha du Arsch!“, knurrte er und lief dem lachenden Micha hinterher. Seufzend folgte ich den beiden ebenfalls, die zwei hatten schon einen beachtlichen Vorsprung, was mich aber nicht wunderte, schließlich rannten sie ja, während ich normal ging. Als ich vor der Klasse ankam, standen Micha und Manu dort und warteten auf mich. Als ich bei ihnen war, klopfte Manu und die selbe Mitschülerin wie beim letzten Mal öffnete die Tür. “Aha! Michael, Manuel und Maurice! Wer von Ihnen wollte jetzt nicht aufstehen?“ fragte unsere Englisch Lehrerin sofort. “Dieses Mal war's Manus Schuld!“, sagte ich, während Micha lachte und Manu sich weigerte, dies zuzugeben. “Lüge“, meinte dieser nur. “Genug! Hinsetzten! Außerdem, was wird das hier? Zuerst kommen Sie immer alleine zu spät, Maurice und dann ziehen Sie Manuel da mit hinein. Von Michael bin ich nichts anders gewohnt, aber das Sie mal zusammen hier auftauchen würden, damit habe ich nicht gerechnet“, sagte sie. “Was geht Sie das überhaupt an?“, fragte Micha, als wir uns hin gesetzt hatten. Ich neben Micha, weil die Lehrer das ja zu ihrem Pech so bestimmt hatten und Manu vor uns. “Ich bin eure Lehrerin!“, meckerte sie. “Und deswegen mischen Sie sich in private Angelegenheiten ihrer Schüler ein?“, fragte ich gespielt unwissend. “Das geht so aber nicht!“, meinte jetzt auch Manu. “Also wirklich! Sie kommen schon zu spät und stören meinen Unterricht und jetzt wollen Sie noch eine Diskussion mit mir anfangen!“, meckerte sie, bevor sie fünfünzwanzig Minuten über schlechtes Benehmen redete. Auf deutsch, nicht auf englisch, also total unterrichtsfremd. Während ihrer Ansprache wendeten wir drei uns total anderen Themen zu und das zog sich dann durch ihren kompletten Unterricht bis zur Pause. Jetzt konnte der Spaß ja beginnen. Micha dachte wohl dasselbe, denn er grinste mich an, bevor wir schließlich zu dritt die Klasse verließen. Showtime.
Hallo^^ Mal wieder ein echt unspektakuläres Kapitel. Muss es ja auch zwischendurch geben oder? Ja... BYE^^
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