Hilfreich
Sicht Maurice
Ich packte Manu und zog ihn hinter mir her, was er ohne zu murren über sich ergehen ließ. Herr Meißner musste einem aber auch immer jeden Spaß verderben. Beim Gedanken an Herr Meißner kam auch die Erinnerung an meinen verdammten Strafdienst zurück und daran, dass ich mit der 10b noch was zu klären hatte...Dennoch, ich musste vorsichtig sein, damit sich mein Strafdienst nicht noch mehr verlängerte. “Worüber denkst du nach?“, fragte Manu just in diesem Moment. “Darüber, dass die 10b eine widerliche Klasse ist, mit denen ich noch was zu klären habe. Kommst du mit?“, knurrte ich. Meine schlechte Laune, die ich gestern -zum Teil auch wegen der 10b- verspürte, wandelte sich langsam in Hass gegen diese um. “Du willst dich mit einer ganzen Klasse anlegen?“, fragte Manu jetzt verwirrt. “Wieso?“, wollte er wissen. “Ich musste deren Klasse aufräumen. Weißt du wie ekelhaft das war? Ich hab keinen Bock, dass ich das diese Woche noch mal machen muss. Also kommst du jetzt mit, oder nicht?“, antwortete ich langsam genervt. Kurz zögerte er, bevor er dann doch nickte. Na also, so kannte ich Manu. “Aber ich muss vorsichtig sein wegen Herr Meißner!“, warnte ich Manu. Wieder nickte er nur zögernd. So war er halt einfach. Manchmal hatte er die größte Fresse und manchmal war er ängstlich wie 'ne Maus. “Was grinst du denn jetzt so?“, fragte er mich. “Nichts, komm jetzt“, sagte ich und zog ihn wieder hinter mir her, bis wir vor dem Klassenraum der 10b standen. Und jetzt hieß es warten. Solange, bis die Pause fast vorbei war. Nicht zu früh die Klasse betreten, wenn kaum jemand drin war, aber auch nicht zu spät, so dass noch genügend Zeit wäre, bevor ein Lehrer unsere drohende “Unterhaltung“ mit der 10b unterbrach. Manu stand die ganze Zeit still neben mir und langsam fragte ich mich, ob er überhaupt etwas sagen würde. Ich hätte allerdings auch kein Problem, wenn er einfach nur neben mir stehen würde. Die meisten, wenn nicht sogar alle, hatten Respekt und zum Teil auch Angst vor mir, weswegen sie, selbst wenn sie in einer großen Gruppe waren, das machten, was ich ihnen sagte. Gerade ging ein Mädchen an mir vorbei in die Klasse. Sie war alleine und es sah nicht so aus, als hätte sie in den Leuten, die vor ihr die Klasse betraten, Freunde gefunden. Mit einem ängstlichen Blick drückte sie sich an mir vorbei, da ich ziemlich im Weg stand. Mit ihrem Arm stieß sie leicht gegen mich, was sie sofort mit einem erschrocken Piepsen und einem hastigen “E-es tut mir-mir leid!“, quittierte. Ich reagierte nicht, warum auch. Ich hatte nicht vor, ein kleines, zitterndes Mädchen zusammenschlagen, nur weil sie mich aus Versehen anstieß. Schnell stürmte sie in ihre Klasse, wo sie sofort mit einem gehässigen Lachen begrüßt wurde. “Na, laufen muss gelernt sein, oder?“, fragte sie ein Junge mies grinsend. “Haha, nicht mal das kann sie!“, antwortete ein ekelhaft aufgestyltes Mädchen. “Wahrscheinlich war das Absicht, die will was von Maurice, aber ist zu dumm, um sich richtig an jemanden ran zumachen!“, meinte jemand anders. Schweigend lauschte ich dem Gespräch und merkte leichte Wut in mir aufsteigen. Diese Klasse schien sich ein wehrloses Mädchen als Opfer rausgepickt zu haben, um sie in jeder erdenklichen Situation runter zumachen. Kurze Zweifel stiegen in mir auf, da ich das selbe auch andauernd machte, aber ich übertrieb' es nicht so, wie diese Klasse. Das Mädchen schien so etwas jeden Tag zu hören. Ich weiß nicht warum, sie tat mir einfach leid. Vielleicht, weil sie von ihrem Aussehen her irgendjemanden ähnelte, auch wenn mir gerade nicht einfiel, wem. Mir kamen zwei Jungs entgegen, die mich erstaunt ansahen, als sie mich neben ihrer Klasse sahen. Sie betraten die Klasse und lehnten die Tür an. Von drinnen konnte ich aber immer noch leise die Beleidigungen hören, die das Mädchen wohl gerade abbekam. Manu neben mir verspannte sich immer mehr. “Maurice...“, murmelte er. “Sie tut mir leid...“, flüsterte er plötzlich, so leise, dass ich es kaum verstand. Manu dachte also ähnlich wie ich. Gerne würde ich ihr ja helfen, aber wie sähe das aus, wenn ich, Maurice, der dasgleiche auch andauernd machte, jetzt ein Mädchen verteidigte. “Maurice, können wir nichts machen?“, fragte Manu mich jetzt entschlossen. Ich wusste, dass er nie ohne mich handeln würde, aber innerlich war ich zwiegespalten. Andererseits, sie hörte es jeden Tag. Jeden verdammten Tag! “Lass mich mal machen, Manu!“, antwortete ich ihm. Ich musste mich vor niemanden rechtfertigen. Wenn ich jemanden fertig machte, dann ist das eben so. Und wenn ich jemanden half, dann hat man das zu akzeptieren, egal was ich sonst tat. Leise seufzend beschloss ich also, dem Mädchen, was jemanden, der mir offensichtlich wichtig war, so ähnlich war, nebenbei zu helfen, wenn ich sowieso ihre Klasse runtermachen wollte. Ich drehte mich zu Manu, nickte ihm zu, was er natürlich sofort verstand und trat dann die angelehnte Tür auf. Mit Manu im Schlepptau betrat ich also die Klasse, die uns sofort schweigend und verwundert ansahen. “Maurice!“, durchbrach eine blonde, die ich nicht mal kannte, die bedrohliche Stille und lief zu mir. Neben mir angekommen, taten ihre Freundinnen es ihr gleich und sahen mich permanent an. Anderen wäre es sicherlich unangenehm, aber ich war es gewohnt, also beachtete ich es gar nicht. “Wer von euch ist für die Unordnung von gestern verantwortlich?“, fragte ich zischend. Einige zuckten ängstlich zusammen, andere kratzten sich verlegen am Kopf und einer der Typen von eben sagte sofort: “Das war die da!“, während er auf ein Mädchen zeigte, dass ich sofort wiedererkannte. Ängstlich starrte sie mich an und ich meine, leichte Tränen in ihren Augen zu erkennen, bevor sie heftig ihren Kopf schüttelte und leise verneinte, dass sie es gewesen wäre. Sie hätte nicht mal etwas sagen müssen, erkannte ich doch, dass diese Klasse wohl alles auf ihr Mobbingopfer schob. Angeekelt betrachte ich den Jungen genauer. Zu solchen ekelhaften Mobbern wollte und werde ich niemals gehören. Und ja, ich weiß, dass ich immer nur einen kleinen Schritt davon entfernt war, einer zu sein. Aber ich merkte selbst, wann es zu viel wurde und stoppte immer, bevor ich zu weit ging. Aber die hier waren anders. Sie kümmerten sich nicht darum, was mit anderen Menschen passierte. Wäre es nicht dieses Mädchen, wäre es jemand anderes. Immer noch starrte ich den Jungen an, der unter meinem Blick immer nervöser wurde. “Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass ich dir den Scheiß glaube, oder?“, fragte ich ihn laut. Er zuckte kurz erschrocken, sagte aber nichts mehr. Die Klasse schwieg wieder, was für mich ein Zeichen war, weiter zu sprechen. “Wenn ich diese Klasse noch ein mal sauber machen muss, dann schwöre ich euch, werdet ihr was erleben!“, drohte ich ihnen. “Du bist doch selbst schuld, wenn du Strafdienst bekommst!“, meiner einer. Aha, da hielt sich also einer für ganz mutig. Ich ging zu seinem Tisch und schlug mit den Fäusten drauf, so das der Tisch bedrohlich schwankte, während Manu einfach ruhig vorne stehen blieb. Der Junge vor mir schaute kurz ängstlich, bevor er aber wieder sein überhebliches Grinsen aufsetze. “Du bist alleine und wir sind eine ganze Klasse. Da kannst selbst du nichts gegen machen, Maurice!“, meinte er grinsend. “Ach, ist das so? Ich bin alleine? Tja, da kennst du meine Freunde nicht. Und ihr seid eine ganze Klasse?“, fragte ich lachend. Ich ging wieder zurück zu Manu, warf allerdings einen kurzen Blick zurück und sah, dass der Typ mich fragend ansah. “Also, gerne: Wer will, kann ja versuchen, sich gegen mich aufzulehnen. Also?“, fragte ich gelangweilt. Alle blieben sitzen, sogar die Mädchen, die eben um mich rum wuselten, setzten sich schnell. Nur der Typ von eben stand auf, sah sich auffordernd in der Klasse um, nur um zu erkennen, dass die anderen sich nicht trauten. “Tja“, sagte ich nur triumphierend, während er sich beschämt hinsetzte. “Also, noch mal so eine Unordnung hier und ihr bekommt Stress, klar?“, fragte ich auf dem Weg zur Türe. Hinter mir vernahm ich nur leise Zustimmung. Ich wollte gerade aus der Klasse verschwinden, da fiel mir wieder etwas ein und in genau diesem Moment zupfte Manu auch schon an meinem Pulli. Das Mädchen!
Hallo^^ Bis jetzt hab ich's geschafft, jeden Tag ein Kapitel zu veröffentlichen^^ Mal sehen, wie lange ich das schaffe haha xD Naja, das war's auch schon von mir für heute, BYE^^
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