Das Spiel 18
Kurz darauf war Tom mit seinem Vortrag fertig und nachdem er einige Fragen beantwortet hatte, erklärte er, dass er ein dringendes Date hätte. Ich wurde rot, als er auf mich zukam.
„Kleines...warum redest du mit ihm?" seufzte er und die ältere Dame nahm mich in den Schutz.
„Dr. Wagner hat das Mädchen angesprochen, nicht umgekehrt. Warum hat man ihn abgeführt?" fragte sie dann neugierig.
Ich schaute Tom an.
„Er hat Hausverbot, Mira. Schon seit...naja, der Geschichte, du weißt."
„Aber er war doch gestern auf dem Ball?" fragte ich irritiert.
„Weil er sich da rein gekauft hat. Und außerdem kann er auf dem Ball nicht soviel anstellen...dachte ich. Ich hätte nicht erwartet, das Henning so hartnäckig ist." murmelte Tom und schaute mich besorgt an.
Oh, je. Und wahrscheinlich habe ich es noch schlimmer gemacht!
„Und wer ist diese Sandra?" fragte Mira und ich hätte im Erdboden versinken können.
Tom's Blick auf mir...ich bekam weiche Knie und spürte einen Kloß im Hals.
„Eine Freundin von Birgit, meiner Verlobten. Birgit, das ist Mira, Chirurgin aus Mannheim. Mira, meine Verlobte. Leider müssen wir jetzt los, ich sehe dich morgen, Mira."
Sprach's und zog mich hinter sich her, ohne, dass ich Tschüß sagen konnte. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich in seiner Gegenwart wieder klein und unmündig, wie damals, als er mich immer zum rot werden gebracht hatte, nur war er jetzt nicht belustigt, sondern besorgt.
„Was hast du zu ihm gesagt?" murrte Tom und kramte seine Sachen aus dem Schließfach.
„Er sagte..." ich stoppte, da jemand an uns vorbei ging.
„Reden wir draußen weiter." murmelte Tom.
„Tut mir leid. Das war...zu impulsiv, ich weiß." seufzte ich. „Genau wie mein Brief damals."
„Das Problem ist, dass ich dich verstehen kann. Ich hätte eben gerne vor allen Anwesenden verkündet, das er ein perverses Arschloch ist und Menschen kauft." zischte Tom.
Ich riß meine Augen auf und blickte mich panisch um. Doch zum Glück waren sie alle in irgendwelchen Vorträgen und die Gänge waren leer. Ich schlang fröstelnd meine Arme um meinen Körper und Tom legte seinen um mich, als wir vor die Tür traten. Ich erklärte: „Also, er meinte, ich sähe wunderschön aus und ich hab nur gefragt, ob er es zu Sandra auch gesagt hätte."
Tom seufzte.
„Naja, Henning wird wohl davon ausgehen, dass wir beide miteinander darüber reden. Das war mir gestern nicht aufgefallen, der Punkt geht an dich, Spatz. Trotzdem hättest du ihn nicht provozieren dürfen."
Ich nickte und war froh, dass ich nun keine Standpauke erhalten hatte. Kuschelte mich an meinen großen Schatz und Tom küsste meinen Kopf.
„Du bist noch die alte Pebbles." murmelte er.
„Scheint wohl so. Ich mache immer noch die gleichen Dummheiten. Was machen wir jetzt? Ehrlich gesagt, komme ich mir irgendwie beobachtet vor."
„Ja, mir ist die Lust auf Sightseeing auch vergangen. Komm, wir fahren ins Hotel."
„Tut mir leid. Wirklich." hauchte ich, Tom schüttelte den Kopf.
„Ist nicht deine Schuld. Ehrlich, wie kann er sich einfach vor meine Nase setzen, nach gestern, und außerdem...Ich bin so wütend, ich könnte...ich glaube, ich gehe eine Runde laufen. Kommst du mit?"
Ich guckte ihn irritiert an.
„Ich würde dich doch nur aufhalten, oder?"
„Natürlich wirst du nicht mit mir mithalten können, du Süße. Das ist ja gerade der Spaß daran..." blinzelte er.
Wir stiegen in ein Taxi und fuhren zum Hotel, wo wir uns Sportkleidung überzogen. Dann fragte Tom an der Rezeption, wo man gut Laufen könne.
„Naja, entweder im Englischen Garten oder die Isarrunde, die läuft meine Frau auch immer. Oder im Nymphenburger Schlosspark- sehr romantisch." grinste der junge Typ und musterte mich.
Ich wurde rot. Mal wieder! Wir entschieden uns für den Schlosspark und fuhren mit dem Taxi hin. Die ganze Zeit fragte ich mich, ob ich es bereuen würde und tatsächlich ging mir schon nach ein paar Metern die Luft aus. Ich bekniete Tom, alleine weiter zu laufen, ich würde halt schnell walken. Erst zögerte er, doch um uns herum waren überall Menschen und so lief er los. Ich schaute mir in Ruhe den wunderschönen Park an und wir wollten uns in einer Dreiviertelstunde bei einem Pavillon treffen. Ich marschierte etwas schneller, und plötzlich war ich doch alleine. Ich guckte auf die Karte, ja, ich war immer noch auf unserer Strecke. Ich blickte mich um und bekam etwas Bammel. Lief schneller. Irgendwann überholte ich zwei Damen, die langsamer liefen, als ich, und ich war ziemlich stolz auf meine Leistung. Eine kleine Brücke tauchte vor mir auf und der Mann meiner Träume wartete dort auf mich.
„Was ist los? Kannst du nicht mehr?" keuchte ich.
„Natürlich kann ich noch.Aber schau dir das an, das wollte ich mit dir zusammen bewundern. Und du warst schneller, als ich dachte..."
„Mir war plötzlich unheimlich. Grüß Gott!" lächelte ich den Damen zu, die an uns vorbeiliefen.
Sie winkten und kicherten, als Tom sich verbeugte.
„Ja, mir es es auch nicht geheuer, dich hier alleine zu lassen." seufzte er dann und nahm mich von hinten in seine Arme.
„Ich schwitze!" protestierte ich.
„Ich auch. Hm." stöhnte er und legte sein Kinn auf meine Schulter.
Wir lauschten dem kleinen Bach, der unter uns plätscherte, beobachteten die Sonnenstrahlen, die durch die Äste der Bäume fielen und auf dem Wasser glitzerten. Eine Weile waren wir total im Naturschauspiel versunken. Dann liefen wir weiter. Wir begannen, uns zu jagen und ich schlug Haken, versteckte mich im Dickicht. Doch bevor ich den Großen aus den Augen verlor, zeigte ich mich und floh wieder. Schließlich waren wir tief im Gehölz gelandet und ich blickte mich irritiert um. Tom schnappte mich und ich quietschte auf.
„Du kleines Biest. Wo hast du mich hingelockt? Und vor allen Dingen- warum?"
Ich kicherte.
„Wollte ja nur heraus finden, ob du Pfadfinderqualitäten hast."
„Oh, die habe ich. Ich weiß genau, wie wir wieder zurück kommen...aber ich werde es dir nicht verraten..." grinste er und schmuste mit meinem Hals. „Denn ich glaube, das ist nur ein fadenscheiniger Vorwand, mich zu verführen."
„Wie bitte? Hier draußen?" giggelte ich. „Ich stehe nicht so auf Ameisen im...Tom!" stöhnte ich, weil er mich an einen Baum gedrückt hatte und in die Knie gegangen war. „Ich denke, es ist genau anders herum...oh. Nicht, ich habe so...geschwitzt..."
Er hatte meine Hose runtergezogen und küsste meine schweißigen Oberschenkel. Ich schloß die Augen und ließ ihn. Kraulte durch sein Haar, er stupste gegen meine Unterhose. Zog sie sanft beiseite und begann, mich fordernd zu lecken. Ich biss mir auf die Unterlippe, um ein Aufstöhnen zu unterdrücken. Uh, dieser Kerl! Ich war verrückt nach ihm, könnte es niemals mehr ohne ihn aushalten. Andererseits war es schwer, so zu kommen. Meine Beine zitterten, der Stamm im Rücken kratzte. Ich öffnete die Augen. Und sah ihn. Während Tom einen Finger in mich gleiten ließ, blickte ich in Hennings Augen. Ich schrie auf und schubste Tom weg, er fiel verwundert auf den Hintern, während ich meine Hose hochzog und los rannte. Henning wich vor mir zurück, er hatte nicht damit gerechnet, dass ich ihn angreifen würde, anscheinend. Doch dann stürmte Tom an mir vorbei und packte den kleineren Mann. Uh. So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt! Ich ging aus dem Weg, als Tom Henning verprügelte. Nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigte Tom sich etwas und ließ von Henning ab. Der grinste nur.
„Das wird dich teuer zu stehen kommen." hustete er und spuckte Blut.
„Mach nur, wir haben keine Angst vor dir!" zischte ich und trat in seine Familienjuwelen.
Dann nahm Tom meine Hand und wir rannten los. Tatsächlich führte er mich sicher aus dem Wäldchen, wusch seine blutigen Hände im Bach und dann suchten wir nach Zivilisation. Fuhren ins Hotel, ohne miteinander zu sprechen. Tom duschte Stunden und ich erwartete, dass gleich die Polizei klingelte, doch nichts. Dann ging ich duschen. Tom eröffnete mir, dass wir sofort nach Hause fliegen würden, als ich aus dem Bad kam. Ich nickte. Packte den Koffer, der nach den Einkäufen nicht mehr zuging. Außerdem zitterte ich immer noch.
Der Heimflug verlief ohne Zwischenfälle und zuhause gingen wir sofort ins Bett und schliefen ein. Zwei Tage später fuhr Tom nach Hamburg, ich blieb zuhause, weil ich dort sicherer wäre, meinte er. Immer noch hatten wir keine Anzeige bekommen. Wir hatten Papa und Linda alles erzählt. Papa war bestürzt gewesen und meinte, er hätte immer an Benno geglaubt. Ich hielt es nicht mehr aus und rief Sandra an, bat sie, sich mit mir zu treffen. Erst zögerte sie, dann sagte sie zu. Ich hatte sie zu Tom eingeladen, nun, er meinte ja, das wäre nun auch mein Haus, also...ich kochte uns etwas Leckeres und hoffte, dass sie sich mir öffnen würde. Wir kannten uns ja nur flüchtig. Als es klingelte, war ich aufgeregter, als ich es war, als ich das erste Mal in dieses Haus gekommen war und Tom gesehen hatte. Sandra strich sich durch das rote Haar und lächelte verlegen.
„Nett, das du mich einlädst, aber... ich verstehe nicht, warum."
„Komm erst mal rein. Dann erkläre ich es dir. Mein Verlobter ist nicht da, wir haben unsere Ruhe." lächelte ich und brachte sie ins Wohnzimmer.
„Wow. Ist er reich?" fragte sie imponiert.
„Naja, vielleicht ein bisschen. Keine Ahnung, ich habe seine Konten noch nicht gecheckt, und wenn, wäre es mir egal. Ich liebe ihn, so, wie er ist."
Plötzlich begann sie, zu weinen. Oh.
„Was ist los? Hey..." seufzte ich und nahm sie in den Arm.
„Ich liebe ihn auch so sehr. Aber er will mich nicht..." heulte sie.
„Wer will dich nicht?"
Sie versteifte sich und machte sich los.
„Ist schon gut. Hm, das riecht lecker. Ich hab furchtbar Hunger."
Wir deckten den Tisch und ich war mir sicher, dies würde ein schwieriges Unterfangen werden. Doch je später es wurde und je mehr ich ihr von Tom und mir erzählte, desto mehr ließ Sandra locker und schließlich gestand sie mir, das sie Hennings Flirtversuchen nachgegeben hätte, weil sie ihn interessant gefunden hätte. Nachdem er mit ihr geschlafen hätte, hätte er ihr verboten, etwas darüber zu sagen. Da sie völlig verliebt in ihn gewesen war, hätte sie heulend im Wohnwagen gesessen, als ihre Mutter von der Arbeit nach Hause gekommen wäre. Sie hätte das Mädchen sofort zum Arzt geschleppt und so war das Missverständnis mit der Vergewaltigung aufgekommen. Sandra hätte in ihrer Panik Benno beschuldigt, der hätte zwar alles abgestritten, aber sei trotzdem angeklagt worden. Nun habe sie ein schlechtes Gewissen. Und sie vermisse Henning, er sei sehr zärtlich gewesen und hatte ihr immer wieder Komplimente gemacht. Ich sagte ihr, wie er sich mir gegenüber verhalten hatte und Sandra war völlig irritiert.
„Das glaube ich nicht. Er liebt nur mich."
„Und warum ruft er dich nie an?"
„Das darf er nicht. Seine Frau passt auf."
„Sandra...glaubst du wirklich, dass er zu dir zurück kommt?"
„Er hat es mir versprochen!" sagte sie trotzig. „Wenn er irgendwann geschieden ist. Und ich alt genug..." seufzte sie. „Er hat mir Geld gegeben. Er liebt mich!"
Ich hätte heulen können, sie war so verbohrt! Trotzdem versuchte ich es weiter.
„Aber richtig wohl ist dir dabei nicht. Oder?" fragte ich vorsichtig.
„Nein. Armer Onkel Benno. Er war immer so nett." seufzte sie.
„Dann sag der Polizei, dass er unschuldig ist."
„Das kann ich nicht. Was denken sie dann über mich?"
„Sandra...du wirst ewig damit leben müssen. Verstehst du? Und Benno wird es auch nie wieder los. Wenn du jetzt die Wahrheit sagst, ist das Geschrei groß, ja, aber das vergeht. Und du kannst wieder ruhig schlafen. Denk darüber nach." erklärte ich und holte den Nachtisch, um ihr Zeit zu lassen.
„Meinst du, das Henning mich immer noch liebt, wenn ich das mache?" fragte sie ängstlich, als ich zurück ins Wohnzimmer kam.
„Wenn er dich wirklich liebt, ja." antwortete ich und stellte die Schalen mit der Schokomousse auf den Tisch.
Sandra weinte und ich tröstete sie sanft.
„Kommst du mit?" flüsterte sie. „Mutti kann ich nicht mitnehmen, Papa...schon gar nicht. Tante Rosi ist sauer auf mich."
„Natürlich." lächelte ich zuversichtlich.
Nachdem wir die Mousse gefuttert hatten, rief Tom an und ich bat Sandra, leise zu sein. Obwohl es mir wehtat, ihn schon wieder anzulügen. Aber er würde mir ganz sicher verbieten, dass ich mit ihr zur Polizei ging. Ich ließ Sandra bei uns übernachten und rief am nächsten Tag Papa an, der uns abholte. Ich hatte Sandra erzählt, dass Papa über unsere Vermutung, dass sein Freund Benno nichts damit zu tun hatte, informiert wäre. Fast befürchtete ich, sie würde einen Rückzieher machen, aber Papa war nett zu ihr, was mich echt wunderte. So ließ sie es zu, dass er uns zur Polizei fuhr. Es dauerte den ganzen Tag, sie wollten auch von mir Aussagen haben und außerdem hatte ich Sandra versprochen, die ganze Zeit bei ihr zu bleiben. Dennoch wollte sie nicht verraten, wer ihr die Unschuld geraubt hatte, schützte Henning mit aller Kraft. Ich bekniete sie immer wieder, alles zu sagen. Schließlich gab sie nach, jedoch willigte sie nicht ein, Henning anzuzeigen, das würde der Staat übernehmen, erklärte die Polizistin. Als wir in den Flur kamen, der aus dem Gebäude herausführte, warteten Sandras Eltern und Tom auf uns. Uh. Sandras Eltern nahmen ihre Tochter wortlos in Empfang und bedankten sich leise bei mir. Ich nickte. Schaute Tom an und hoffte, dass er auch dieses Mal verständnisvoll sein würde.
Er verabschiedete sich von Sandras Eltern und nahm meine Hand. Auf dem Weg nach draußen sagte ich: „Tom...ich will keine Friseurin werden. Das ist vielleicht ganz spannend, aber...ich habe gestern Abend und eben gemerkt, wie gut es tut, etwas zu bewegen. Einem Menschen zu helfen. Ich will doch studieren. Für Jura reicht es nicht, also fange ich erstmal mit Psychologie an."
Tom war stehen geblieben und schaute ernst zu mir runter. Drückte mich wortlos an sich.
„Warum...hast du mir nicht gesagt, was du vorhast?" raunte er.
„Du hättest versucht, es mir auszureden. Oder wärst vielleicht früher zurück gekommen."
„Ganz sicher hätte ich das. Aber ich weiß, wenn ich es verhindert hätte, wäre es später passiert, so gut kenne ich dich mittlerweile. Und das ist es nicht, was mich wütend macht, sondern, dass du nicht ehrlich warst. Hast du mir nicht geschrieben, du könntest dir so eine Zukunft für uns beide nicht vorstellen?"
Ich zuckte zusammen. Schaute zu ihm auf, er guckte immer noch ernst.
„Da war ich wütend...wegen der Geldsache. Ich weiß, dass ich dir Unrecht getan habe und es tut mir leid. Ich hätte es dir aber heute Abend noch gesagt, ganz sicher."
„Jetzt ist es zu spät, Pebbles. Ich hatte keine Chance, etwas dagegen zu tun. Oder mich vielleicht auch dafür zu entscheiden und dir zu helfen." erklärte er und ließ mich los.
„Du hast Recht." flüsterte ich.
„Davon kann ich mir jetzt auch nichts kaufen." knurrte er. „Steig ein, wir fahren nach Hause."
Er hielt die Wagentür auf und ich hüpfte hinein. Als Tom losfuhr, zitterte ich wieder. Ich hatte plötzlich wahnsinnige Angst. Das alles war zu viel gewesen, der ganze Druck...und jetzt Tom. Der stur nach vorne guckte und nicht, wie sonst, zwischendurch meine Hand streichelte.
„Bitte...vergib mir." hauchte ich.
„Nein. Nicht jetzt. Ich bin wirklich, wirklich sauer." entgegnete er.
Ich nickte. Schaute in den vorbei ziehenden Abend.
„Wirst du vertragsbrüchig?" schluchzte ich.
„Ganz bestimmt nicht. Aber ich überlege, ob ich dich heute Abend bei mir haben möchte."
„Ich kann ohne dich nicht schlafen..." weinte ich leise.
„Das hättest du dir vorher überlegen müssen." brummte er und bog in Richtung meines Elternhauses ab.
Kaum angehalten, öffnete ich die Wagentür und stürmte heulend raus. Schoß an Linda vorbei, die mich fragend anschaute und stürmte auf mein Zimmer. Tom war hinterher gelaufen und ich knallte ihm die Tür zu meinem Schlafzimmer vor der Nase zu.
„Das macht es jetzt nicht besser, Kleines. Komm, lass uns reden." sagte er laut.
„Worüber?"
„Was du gestern und heute so getan hast, du wolltest mir alles erzählen."
„Aber du willst mich nicht sehen. Kannst du dich mal entscheiden?" knurrte ich.
„Ich möchte, dass du mir die Geschichte erzählst und danach werde ich alleine nach Hause fahren. Dann können wir beide in Ruhe regenerieren."
Ich hatte mich auf mein Bett geworfen. Verstand nicht, was das jetzt sollte.
„Du kannst meinetwegen auf dem Mond regenerieren. Jetzt!" schrie ich.
„Wer hat denn wen angelogen, Birgit?" schrie er zurück.
Dann hörte ich ihn die Treppe hinunter poltern. Zeit, mich bei jemanden auszuheulen, zum Glück hatte Papa mir einen eigenen Telefonanschluss nach oben gelegt. Er war vorne in dem anderen Zimmer und ich öffnete die Tür, in der Gewissheit, das niemand mehr da wäre, doch Tom saß auf meiner Couch.
„Heute Abend fliegt kein Space Shuttle mehr." brummte er.
„Es tut mir wirklich, ehrlich, ganz furchtbar leid. Ich wollte dich eben nicht anschreien." weinte ich schon wieder.
„Ich dich auch nicht. Und ich könnte auch nicht schlafen, wenn du nicht in meinem Arm liegst. Ich weiß nur nicht, wie ich dir klar machen soll, dass du mir weh getan hast."
Nun war der Ofen ganz aus und ich heulte, wie ein Schlosshund. Tom sprang auf und zog mich in seinen Arm.
„Ich schwöre, ich sage dir immer die Wahrheit, ab jetzt, sofort. Egal, ob du mit mir schimpfst." weinte ich.
Er seufzte.
„Ist gut, Schatz. Ist gut. Vielleicht...habe ich auch etwas über reagiert. Ich habe solche Angst um dich. Und davor, dass du mich noch einmal verläßt."
Ich schaute ihn an.
„Das werde ich nicht. Bestimmt nicht."
„Dann lass uns fahren. Die Idee war total dämlich, dich heute Nacht alleine zu lassen. Tut mir leid."
„Mir tut es leid."
„Mir noch mehr."
„Nein, mir!"
„Mir!" lachte er.
„Oh, nein, ich bin diejenige, der es so leid tun muss, das es wehtut."
„Das kann ich übernehmen. Ich ertrage gerne den Schmerz für dich..." raunte er und ich rollte mit den Augen. „Oder möchtest du, dass ich dich über's Knie lege?" grinste er dann.
Ich quietschte und stob los. Wir klärten kurz meine Eltern auf und fuhren dann nach Hause, wo ich Tom alles erzählte, während er die Reste der Schokomousse futterte.
„Dann hat er sie gar nicht genötigt?" nuschelte er.
„Nein. Ich habe keine Ahnung, was das jetzt für uns bedeutet." seufzte ich.
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