Das geheime Zimmer 3
Tom
Es klingelt an der Haustür und ich öffne. Luke prustet sofort los, als er mich in Snoopy- Unterhose sieht und ich rolle mit den Augen.
„Komm rein." brumme ich. „Wäre es dir lieber, ich hätte nichts an?"
„Himmel, bewahre!" lacht mein Assistent und drückt mir den Stapel Klamotten in die Hand.
Gerade, als ich mich anziehe, kommt Brit zurück. Sie verströmt einen frischen Duft aus Vanille und Kokos und ich lächle sie an. Sie erwidert mein Lächeln verträumt, Luke räuspert sich. Oh, ja, der ist ja auch noch da!
„Luke, das ist Brit. Brit, Luke, mein Freund und Assistent." stelle ich die beiden vor und sie schütteln Hände, während ich mein Hemd zuknöpfe.
„Nett, dich kennen zu lernen, Brit. Weißt du, es kommt nicht oft vor, dass ich Tom morgens aus fremden Wohnungen abholen und ihm Sachen bringen muss."
„Nicht oft?" knurre ich. „Es ist noch nie vorgekommen!"
Brit schaut mich an und zuckt mit den Schultern.
„Hey, das tut doch nichts zur Sache, was du so in deinem Leben treibst. Wichtig ist, dass du mir gestern Nacht aus der Patsche geholfen hast. Danke dafür, Tom."
Woah. Dieser Blick, genau dafür habe ich es getan! Ich raune:
„Es war mir ein Vergnügen, Brit."
Und wieder, können wir unseren Blick nicht voneinander lösen.
„Äh, hast du nicht gesagt, wir müssen in einer halben Stunde in der Bibliothek sein? Und wir müssen noch durch die halbe Stadt!" unterbricht Luke unseren Augenflirt.
Ich stöhne leise und muss mich gewaltsam von den dunklen Augen meiner hübschen Gastgeberin losreissen. Sie streicht sich nervös durch's Haar und wir versuchen, zusammen durch die Tür zu gehen, stoßen aneinander und entschuldigen uns. Luke lacht.
„Himmel, ihr seid ja schräg. Habt ihr das einstudiert?"
„Nein, normalerweise...lasse ich den Damen den Vortritt, wie du weißt, doch...meine Gehirnzellen liegen noch im Koma." murmele ich und zeige Brit, das sie vorgehen soll.
„Ich muss eh nach dir abschließen...also, geh du." lächelt sie sanft und nun gehe ich doch vor.
Warte auf sie, und als sie die Tür verriegelt hat, folge ich ihr und halte ihr die Tür von meinem Wagen auf. Sie soll nicht denken, dass ich ein Trottel bin! Oder ein Typ, der Frauen einfach abschleppt und...andererseits weiß ich nicht, ob ich ihr die ganze Wahrheit sagen soll. Am Kings Cross nimmt Luke sich ein Taxi nach Hause. Er würde Brit's Kinder ja auf unserer Hochzeit kennen lernen, meint er und Brit wird glatt rot. Ich schiebe ihn in den Wagen und sage, er solle aufhören, uns in Verlegenheit zu bringen. Und bedanke mich bei ihm. Während Brit und ich warten- der Zug hat Verspätung- unterhalten wir uns über das Konzert und unseren merkwürdigen Zusammenprall, und wieder hadere ich mit mir, ihr zu beichten, dass ich ihr mit Absicht gefolgt war. Nein, sie würde...mich als Freak abstempeln, auch, wenn sie mich als Schauspieler mag. Nein, das würde keine Frau, noch ein Mann, gutheißen. Oder? Endlich kommt der Zug, es war gerade eine unangenehme Stille zwischen uns eingetreten, die aber verschwunden ist, als zwei hübsche Mädchen auf Brit zustürmen. Sie plappern drauflos, als ob ich nicht da wäre. Doch dann schaut die größere der Beiden mich an.
„Das ist doch...der Typ auf dem Poster, oder? Da hat er aber schwarze Haare!" staunt sie.
"Und einen komischen Helm." pflichtet die kleinere ihr bei.
„Genau. Ich bin Tom, Hallo ihr beiden. Du bist Nele?" frage ich die Große.
Sie nickt.
„Und...Sophie, richtig?"
„Wow. Habe dir die Namen doch nur einmal gesagt. Ich dachte, deine Gehirnzellen wären noch im Koma?" lächelt Brit.
„Das gilt nur für Dinge, die Koordination benötigen. Meine Merkfähigkeit ist immer gleich gut...egal, wie fertig ich bin." blinzele ich.
„Habt ihr gefeiert oder so?" hakt Sophie nach.
Brit wird rot. Doch dann berichtet sie von dem Konzert, während wir zum Auto gehen und ich die Taschen verstaue.
„Wow. Tom ist unser Chauffeur? Ich dachte, er hat's nicht so mit der Koordination?" fragt Nele vorsichtig.
Ich seufze.
„Es ist schon besser, keine Sorge. Ich bringe euch heil zur Bibliothek."
Nun, im Wagen ist alle Vorsicht verflogen und die Mädchen erzählen ihrer Mum, was sie alles erlebt haben, nachdem Brit erklärt hatte, dass sie den Tag in der Bücherei verbringen müssten. Die Mädchen freuen sich darüber, anscheinend sind sie alle Leseratten, wie ich. Hm, passt doch gut... Manchmal rutschen sie ins Deutsche und ich kann weniger folgen, doch ich konzentriere mich eh auf das Fahren. Wir schaffen es, um fünf nach Halb da zu sein.
„Ich hole dich um drei wieder ab, okay? Dann reden wir über alles." lächele ich Brit an und sie nickt.
„Noch einmal danke."
„Gerne." murmele ich und kann mich wieder nicht von ihr lösen.
Die Mädchen sind schon davon gestürmt und nun dreht Brit sich um und geht auch. Ich schaue ihr verträumt nach. Dann gebe ich mir einen Ruck und fahre los. Hole Bobby von Sarah ab, er freut sich und springt mich fröhlich an. Nach der großen Runde Laufen fühle ich mich wie neu, dusche ausgiebig und rufe Luke an, um ihm nochmal Danke zu sagen. Dann schreibe ich meinem Kumpel Mike, der als Einziger von Brit weiß, dass mein Date geklappt hätte. Er ruft mich an.
„Was? Erzähl!"
„Ja, es war total irre, ich bin ihr quasi in die Arme gelaufen! Und in der Pause hat mich ihre Freundin angequatscht, nachdem ich...echt mit mir gerungen habe, zu ihr zu gehen."
„Du bist doch sonst nicht scheu."
„Schon, aber du weißt...was Brit bei mir auslöst. Und in Natura ist es noch viel schlimmer. Aber Mike...sie ist absolut nicht so. Ganz im Gegenteil, ich hab mich um sie kümmern müssen."
„Das machen gute Sklaven doch."
„Hör auf, bitte. Das ist so Fifty Shades of ich langweile mich zu Tode."
„Thomas, du hast mir die Ohren voll geheult, seitdem du ihre Fiction gelesen hast! Nicht umgekehrt! Ich steh überhaupt nicht drauf, den Hintern versohlt zu kriegen."
„Ich auch nicht! Ich meine, ich weiß es nicht. Nur, dass es mich nicht in Ruhe gelassen hat, aber jetzt, wo ich weiß, dass sie nicht auf BDSM steht..."
„Das weißt du doch gar nicht. Oder?"
„Naja...ich denke, dass es so ist."
Ich verklickere ihm, was in der Nacht passiert war. Das Brit schon nach dem zweiten Drink ziemlich überdreht gewesen war und wir getanzt hatten, wie die Idioten. Und dann kam ein Schmusesong und sofort klebten wir aneinander, bis der nächste Song uns auf einen Trip gebracht hatte, von dem wir nicht mehr runter kamen. Und der ziemlich gefährlich wurde. Ja, unsere superheißen Moves waren dem Barbesitzer zu heftig geworden und man hatte uns gebeten, uns zusammenzureissen oder zu gehen. Ich hatte gerade am Boden gehockt und zu der süßen Maus aufgesehen, meine Hände hatten auf ihren Hüften gelegen, ihre Hand hatte meinen Schopf gepackt gehabt, und ja, ein bisschen devot war es schon gewesen. Brit hatte den Barbesitzer angemault, wie spießig er sich aufführen würde, und dann waren prompt die Türsteher da gewesen.
„Tom! Das kenne ich gar nicht von dir!" lacht Mike.
„Ach, die haben alle keinen Spaß verstanden. So etwas Prüdes!" brumme ich. „Wir waren nicht mal nackt! Naja, im Taxi haben wir weiter gekuschelt. Brit war ziemlich fertig und plötzlich waren Paparazzi hinter uns und der Taxifahrer wollte sie abhängen, ist in eine kleine Nebenstraße geschossen und Brit musste sich übergeben. Genau auf mich drauf. Sie hat furchtbar geweint, weil es ihr so peinlich war, so wollte ich sie nicht alleine lassen. Hab sie ins Bett verfrachtet und nachdem ich sauber war, war sie schon eingeschlafen. Und nein, in ihrem Haus deutet nichts auf einen BDSM- Touch hin. Ich meine, in einem Zimmer war ich nicht...aber das gehörte sicherlich ihrer Gönnerin. Brit hat mir gestern Nacht, bevor wir getanzt haben, ihre halbe Lebensgeschichte erzählt."
„Oh. Naja. Erzähle sie mir ein anderes Mal. Emma wartet. Bis Morgen! Du kommst doch?"
„Du hast doch meiner Schwester nichts davon erzählt, oder?" frage ich vorsichtig.
„Natürlich nicht. Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück mit der Unbekannten. Bring sie doch mit."
„Mal schauen. Bis dann." seufze ich und legte auf.
Sehe, dass Brit mir geschrieben hat. Sie würde wirklich gerne wissen, was wir so angestellt haben, schreibt sie und schickt einen Artikel aus den lokalen News, wo berichtet wird, dass ein Pärchen Sex auf der Tanzfläche eines Clubs gehabt hätte.
„Die übertreiben. Völlig!" antwortete ich. „Bin ich froh, dass sie mich nicht erkannt haben!"
„Und ich erstmal! Puh, hier ist es echt voll. Ich muss wieder. Freue mich auf später 🤗"
Ich muss prompt grinsen, wie ein Gewinner und tippe:
„Und ich mich erst. 😚"
Sie antwortet ebenfalls mit einem Kuss und mein Herz bleibt fast stehen. Nun, Bobby weckt mich aus der Trance und ich füttere ihn. Endlich ist es Zeit, loszufahren und ich packe Bobby in den Wagen. Da ich nicht weiß, wie lange ich bei Brit bleiben werde, nehme ich noch etwas Hundefutter mit. Auf der Fahrt überlege ich, dass ich mit den Dreien ja essen gehen könnte. Doch kaum sitzen sie alle im Auto, was sich total irre anfühlt- als wären wir eine Familie- meint Brit, sie müsse noch einkaufen. Ich schlage ihr vor, später Essen zu gehen und die Mädchen jubeln. Doch Brit bräuchte trotzdem noch etwas für morgen und ein paar Kleinigkeiten. Der Laden ist voll und so brauchen wir lange, sodass wir erst gegen fünf zuhause sind. Bei Brit, meine ich. Himmel! Nele und Sophie haben Bobby schon in ihr Herz geschlossen und tollen mit ihm herum, während wir die Sachen verstauen. Irgendwann ist es ruhig geworden, die Mädchen sind auf ihren Zimmern und Bobby steckt wohl bei einer der beiden. Brit sitzt am Küchentisch, nippt an ihrem Kaffee und seufzt. Ich erkläre ihr, was gestern Nacht passiert war.
„Okay. Da bin ich ja erleichtert. Aber... glaub' bitte nicht, dass ich...so etwas öfter tue, das war das erste Mal seit einem Jahr, dass ich date." raunt sie und guckt auf ihre Finger.
„Nun, ich bewerte das genau so wenig, wie du es bei mir getan hast." lächele ich.
Mein Herz rast und ich möchte ihr sagen, dass ich bei dem Konzert war, weil ich sie treffen wollte. Ich meine, sie hatte es ja groß auf Twitter angekündigt! Jeder wußte es!
„Kannst du mir einen Gefallen tun, Tom?" fragt sie nun und ich zucke erschrocken zusammen.
Ich denke an ihre FanFiction, in der sie mir den Hintern versohlt hatte und die mich irgendwie...nicht in Ruhe läßt. Dabei guckt sie gerade eher wie ein unschuldiges Mädchen, als eine Domme. Und ich spüre, dass sie traurig ist. Ja, sie hatte gestern angedeutet, dass es ihr nicht gut gehe.
„Vergiß es." haucht sie.
„Nein, sorry. Ich bin nur noch im Überhang. Ach, verdammt, dauernd komme ich heute mit lahmen Entschuldigungen. Es tut mir leid, Brit. Ich tue alles, was du möchtest, sag nur."
„Warum bist du so nervös? Du bist Tom Hiddleston und ich dein Fan, es müßte umgekehrt sein." lächelt sie nun.
„Nonsens, ich bin ein einfacher Kerl, der einer Frau gegenüber sitzt, in die er sich verguckt hat. Und...mir gehen unsere heißen Moves nicht aus dem Kopf."
Nun, ganz gelogen ist es nicht, nur kann ich mich nicht mehr ganz genau daran erinnern. Ich meine, es hätte schon sein können, dass wir Sex hatten, ohne, das wir es wissen...nein, Brit hätte es gemerkt.
„Woah." haucht sie und kneift sich in ihren Unterarm.
Ich lache.
„Du träumst nicht. Also, was möchtest du?"
„Kannst du...mich in Julia's Zimmer begleiten? Ich traue mich nicht alleine hinein. Es könnte...etwas verstaubt sein."
„Natürlich. Vor Staub hatte ich noch nie Angst. Außer dem Staub in "His Dark Materials"" lächele ich und stehe auf.
Halte ihr die Hand hin und sie nimmt meine. Ich ziehe sie hoch, in meine Arme und sie seufzt. Oh, tut das gut!
„Oh, ich liebe diese Bücher auch. Trotzdem, jetzt oder nie!" sagt sie dann und marschiert vorweg, zieht mich hinter sich her.
Uh. Böser Gedanke, verschwinde! Du hast hier gerade nichts zu suchen! Es geht nicht um Sex... Brit bleibt stehen und guckt mich so niedlich an, dass ich sie am Liebsten schon wieder knuddeln möchte.
„Atme." sage ich. „Ein, aus. So ist gut. Komm, ich schließe auf."
„Danke..." murmelt sie und wieder wollen wir zu Zweit durch den Türrahmen.
Wir kichern.
„Ich glaube, wir sollten siamesische Zwillinge werden." grinst sie, während ich sie vorlasse.
„Bloß nicht. Furchtbar, wenn ich in meine Schwester verliebt wäre!" lache ich und sie guckt mich überrascht an. Schnell lenke ich ab: „Hm, so staubig sieht es gar nicht aus."
Ich schaue mich um. Ein hölzernes, massives Doppelbett, darauf Matratzen, doch keine Bettwäsche. Auf einer Matratze ist ein großer, gelber Fleck zu sehen.
„Ich wollte sie schon längst auf den Sperrmüll bringen..." seufzt Brit. „Tut mir leid. Aber Julia...sie lag...als ich sie gefunden habe..."
„Ich verstehe. Es muss dir nicht leid tun, hm? Wow, die Möbel sind ja richtig antik."
„Ja, deshalb graut mir davor, hier alles auszuräumen. Und...sie weg zu schaffen." antwortet Brit und streicht über die Bibel auf dem Nachtschrank. „Die musste immer hier liegen. „Du solltest auch öfter darin lesen, Bridget!" hat Julia oft zu mir gesagt. Sie hat mich ständig Bridget genannt. Am Tag, als sie starb, hat sie morgens darauf geklopft und gesagt: „Die darfst du nie weg geben, hörst du? Wenn ich nicht mehr bin, gehört sie dir." Ich hab ihr geantwortet, dass ich nicht ein einziges..." Brit schluchzt und ich umarme sie sanft. „...Buch weg geben würde. Und dass es ja noch lange nicht soweit wäre! Sie hatte mich angeknurrt und mich fortgescheucht. Ich hab mich nicht mal... richtig verabschieden können!" weint sie nun.
Obwohl die Matratze nicht sehr appetitlich ist, lasse ich mich darauf fallen und ziehe Brit auf meinen Schoß. Sie kuschelt sich in meine Halsbeuge und ich geniesse ihre Nähe ungemein. Tröste sie sanft.
„Shh...du konntest es doch nicht wissen, hm? Es ist alles gut." raune ich und küsse zärtlich ihren Kopf.
Brit richtet sich schnell auf und ich zucke zusammen.
„Es ist nicht richtig, das zu tun. Es hier zu tun." murmelt sie und greift nach der Bibel.
Ich stehe ebenfalls auf und blicke mich um, als wir ein leises Klirren hören. Etwas Glänzendes ist aus der Bibel gefallen. Ich bücke mich und hebe es auf, ein Schlüssel. Ein kleiner Schlüssel, wie für eine Schublade oder Schatulle. Wortlos nimmt Brit ihn mir ab und steckt ihn in das Schloß des Nachtschrankes, doch er passt nicht. Nun beginnen wir, still zu suchen, nehmen den massiven Holzschrank auseinander. Dabei packt Brit die Kleidung in große Säcke, die schon bereit lagen. Ich gehe die Hutschachteln durch, in denen wahre Prachtstücke liegen.
„Willst du die auch weg geben?" frage ich leise.
Brit schüttelt den Kopf.
„Ich glaube, nicht. Julia hing an ihnen, obwohl...sie sie nicht mehr getragen hatte. Wie denn auch. Halt!" ruft Brit und ich halte inne.
Ich wollte gerade einen grünen Federhut zurück in die Schachtel legen, folge nun Brit's ausgestrecktem Finger und sehe, dass eine Geldkassette unter dem Papier verborgen ist. Ich reiche sie Brit und sie probiert den Schlüssel aus- er passt! Wir halten beide den Atem an. Brit beißt sich auf die Unterlippe, und wenn der Moment nicht so ergreifend wäre, würde ich ihr gerne sagen, dass es mich wahnsinnig anmacht. Und ich auch mal hinein beißen möchte. Himmel, Hiddles! Halt den Rand und...woah. Ich meine, ich habe genug Geld, aber ich bin trotzdem überwältigt, als ich den funkelnden Schmuck und die Päckchen mit Pfund- Scheinen sehe. Wie alte Leute nun mal so sind- anscheinend traute Julia keiner Bank. Obwohl Brit sagte, dass das Geld für die Schulbildung ihrer Mädchen auf einem Konto hinterlegt sei. Brit hält einen Diamantenarmreif hoch, er funkelt im künstlichen Licht. Ihr schießen Tränen in die Augen und ich streiche über ihren Rücken.
„Davon hat sie nie etwas gesagt!" schluchzt sie.
„Ich rufe meinen Anwalt an und frag ihn, was nun zu tun ist." lächele ich. „Okay?"
Brit nickt stumm. Wieder übernehme ich die Führung und fühle mich wohl dabei. Zwei Stunden später ist die hübsche Frau in meiner Gesellschaft um 297.800 Pfund reicher, den Schmuck haben wir versetzt, sie wollte ihn nicht. Brit erzählt mir, dass sie nun endlich ihre Schulden bezahlen könne- nun, sie hatte am Abend angedeutet, dass sie finanziell „eng dran" wäre, aber es wäre ihr zu peinlich gewesen, mir das Ausmaß zu berichten. Sie ist plötzlich wie ausgewechselt, fröhlich und aufgedreht und meint, nun würde sie MICH zum Essen einladen und nicht umgekehrt. Auch die Mädchen sind happy, als sie erfahren, dass ihre Mutter nun endlich von den Geldsorgen befreit wäre und sich auf ihre Gesundheit konzentrieren könne. Bobby kann sich vor lauter überschwänglich lustigen Menschen in seiner Gesellschaft kaum beruhigen und schließlich müssen wir mal wieder früher das Restaurant verlassen, weil wir zu viel Aufsehen erregt haben. Nun sind wir aber noch aufgekratzter, lassen Bobby bei den Mädchen, was ihm und den Beiden nichts ausmacht, und gehen tanzen, sodass Brit und ich schließlich völlig erschöpft in den Morgenstunden aneinander gekuschelt einschlafen. Die Mädchen sagen nichts, das ich mit am Frühstückstisch sitze, doch ich schimpfe ein bisschen, weil sie Bobby zu sehr verwöhnen. Erhalte einen tadelnden Blick von Brit. Nun, bisher hat sie noch nicht nachgehakt, warum ich bei ihr bin und vielleicht ist sie mit meinem Geständnis, in sie verliebt zu sein, ja zufrieden. Hoffe ich. Später fahren wir zum Friedhof und nachdem Brit Blumen auf Julia's Grab gelegt und sich weinend bei ihr bedankt hatte, spazieren wir noch ein wenig mit Bobby umher und Brit fragt:
„Du wolltest mir noch erzählen, warum du das alles für mich tust. Ich meine, du hast gesagt, die Erklärung könnte länger dauern, ergo muss da noch mehr sein als nur: „Ich bin in dich verliebt", oder?"
Schlaues Mädchen! Daran hatte ich nicht mehr gedacht! Ich seufze und sie kuschelt sich an meine Schulter. Bobby läuft vorweg und zack, haben sie mich im Visier und es blitzt auf. Verdammt!
„Tut mir leid." sagt Brit leise.
„Nein, mir. Das nervt doch! Komm, lass uns zum Auto zurück. Ich hoffe, dass ich sie vor deiner Wohnung abhängen kann."
Diese Paparazzi schickt mir der Himmel! Im Auto fragt Brit nicht weiter nach und zuhause sage ich ihr, dass ich endlich mal wieder in meine Wohnung müsse. Und später zu Mike und Emma wolle. Vorsichtig frage ich, ob die drei Lust auf ein Familienfest hätten. Brit guckt mich erschrocken an, dann sagt sie: „Ich will mich nicht aufdrängen..."
Ich schüttele den Kopf.
„Oh, nein, es ist genau anders herum. Wenn ich dir zu aufdringlich bin..."
„Gar nicht. Nur müssen die Kinder um fünf wieder los, das lohnt sich sowieso nicht." erklärt sie sanft.
Ich seufze. Also fahre ich kurz nach Hause und dann zu meiner Schwester. Doch ich bin total unkonzentriert, erst recht, als Brit mir schreibt, dass wir ja schon wieder abgelenkt worden wären. Mike zieht nur die Augenbrauen hoch.
„Denkst du, ich sollte ihr die Wahrheit sagen?" frage ich meinen Kumpel in einer stillen Minute.
Nun, Mike hatte ich die Wahrheit beichten müssen, denn er hatte gesehen, dass ich Brit's Foto auf meinem Desktop hatte. Er wollte natürlich wissen, wer sie ist, und ich hatte keine Lust, mir etwas auszudenken.
„Ja. Wenn du mehr von ihr willst, musst du es ihr sagen. Sie glaubt ja immer noch, ihr seid euch zufällig begegnet, oder?"
„Wer würde so etwas nicht glauben? Aber es ist doch...ich meine, es war doch Zufall, dass ich ausgerechnet ihren Tweet gelesen habe. Ich liebe Led Zeppelin. Und diesen Song und ich wollte wissen, was für ein Typ Mensch dahinter steckt. Ach, das weißt du ja alles."
Sarah ruft nach uns und wir gehen zurück ins Wohnzimmer. Gegen acht bin ich wieder zuhause und schreibe Brit, ob sie mich noch sehen wolle. Ich muss es ihr jetzt sagen, habe mir etwas Mut angetrunken und bin gerade gut drauf. Sie antwortet nicht. Ich gucke im Minutentakt auf mein Telefon und schließlich packe ich um neun Bobby und frische Unterwäsche ein und fahre zu ihr. Das Haus ist dunkel und ich kriege Panik. Klingele Sturm und warte.
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