Barracuda Teil 4
Ich bin weder fähig zu atmen, noch, mich zu rühren, als mein Schwager sanft meinen Kopf hebt.
„Diese Augen...ich wußte, das ich sie kenne. Es ist lange her, aber ich bin mir sicher, das du es bist, Valerie."
„Ich weiß nicht, wovon du redest." antworte ich hohl.
Verdammt! Elliot schiebt mein Haar beiseite und legt meine linke Schläfe frei.
„Bei eurer Hochzeit hattest du deine Haare hochgesteckt gehabt. Hier fielen einige Strähnen heraus, aber sie konnten den Leberfleck nicht verdecken. Weißt du, ich kann mir gut Gesichter einprägen, ist ziemlich hilfreich, bei meinem Job."
Ich entziehe mich ihm und versuche, irgendwie auf zu stehen. Sanft greift Elliot unter meinen Arm und hilft mir. Gibt mir den Stock. Ich schaue Musa an, der alles stumm beobachtet hat. Elliot sagt etwas zu ihm. Musa lächelt. Doch dann verschwindet sein Lächeln und er fragt Elliot etwas. Elliot lacht und zuckt mit den Schultern.
„Er wundert sich, warum du nicht freust, mich zu sehen. Ich hab ihm gesagt, das wir verwandt sind."
Ich schaue Elliot an. Dann Musa und tippe mit der Spitze des Stocks auf die verwischte Figur neben der Superheldin. Dann zeige ich auf Elliot und male einen Mann neben die Gestalt. Elliot geht näher heran und betrachtet die Zeichnung. Musa funkelt ihn an. Dann schreit er laut und kurz darauf stürmen mehrere Männer in die enge Hütte. Bevor Elliot sich versieht, haben sie ihn gepackt und zerren ihn hinaus.
„Valerie! Ich bin auf deiner Seite, war ich immer!" schreit Elliot und wiederholt es auf malaysisch.
Sie zwingen ihn in die Knie und fesseln ihn. Ich humpele hinterher, Musa hilft mir. Er fragt mich etwas.
„Er will wissen, was sie mit mir tun sollen. Valerie...ich hatte dich gewarnt, aber es hat anscheinend keine Wirkung gezeigt."
„Was?" frage ich.
„Der Brief. Zwei Tage vor eurer Hochzeit."
Ja. Ich erinnere mich, ich dachte, er wäre von Ethan, einer seiner dummen Scherze. Ich humpele auf Elliot zu und deute den Männern, das sie seine Fesseln lösen sollen.
„Puh." lächelt er und mir fällt auf, das es umwerfend aussieht, obwohl er nicht die schön geschwungenen, vollen Lippen seines Bruders hat.
Und Elliot ist mindestens einen Kopf größer als Daniel. Seine Haut ist heller, seine Haare schimmern rötlich im Gegensatz zu dem dunkelhaarigem Daniel. Doch Elliot steht seinem Bruder in Attraktivität in nichts nach.
„Kannst du Musa bitte sagen, das er mich jetzt zu Bwana bringen möchte? Und vielleicht...mitkommen?" frage ich Elliot leise.
Im Prinzip wäre er ja ganz hilfreich. Ich kann ihn hinterher ja immer noch töten lassen! Ich schmunzele und Elliot schaut mich fragend an und ich erkläre:
„Ich brauche deine Hilfe. Aber ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann."
„Oh, das kannst du. Du bist nicht Danny's erstes Opfer..." knurrt er.
Ich schaue ihn erschrocken an.
„Wie meinst du das?"
„Mein lieber Bruder wollte mich umbringen. Weil er wußte, das ich immer der bessere Macon sein würde. Deshalb bin ich damals gegangen, ich hatte den Scheiß so satt! Diese ganze Geschäftswelt ist...verlogen. Gierig. Einfach widerlich." erklärt er verärgert.
Dann übersetzt er alles Musa. Musa nickt, lächelt mich an und hakt mich wieder unter. Elliot fragt ihn etwas und deutet auf mich, aber Musa schüttelt den Kopf.
„Nun, anscheinend ist er total vernarrt in dich. Naja, nicht verwunderlich." lächelt Elliot.
Ich schnaube:
„Hör auf! Schau mich doch an, Elliot. Ich bin so gut wie tot!"
Er schüttelt seinen Kopf.
„Nein, du bist alles andere als das. Weißt du, das ich jeden Abend für dich gebetet habe? Gebetet, das du dahinter kommst, das Daniel seit Jahren mit Eva verlobt ist? Ich habe geweint, als ich hörte, das du ertrunken wärst. Und gestern...dachte ich, ich träume. Doch ich war mir nicht sicher, musste mich überzeugen."
„Also bin ich offiziell tot?" keuche ich.
Langsam wird es anstrengend. Lange Spaziergänge bin ich noch nicht gewohnt!
„Jep. Und Daniel macht einen auf erschütterten Witwer, dabei ist dein Dad gerade dabei, ihm deine Firmenanteile zu überschreiben. Damit er Macon Electronics retten kann. Damit unser Dad ihm nicht den Kopf abreisst! Es ging nur um dein Geld, Valerie. Hey, was..." fragt er sanft.
Mir war schwindelig geworden und ich greife nach seinem Handgelenk. Sofort hebt mich Elliot auf seine Arme. Er sagt etwas zu Musa.
„Lass mich runter, Elliot! Ich brauche keinen schillernden Prinzen, der mich rettet..." knurre ich.
Elliot läßt für eine Sekunde los und ich schreie auf, doch er fängt mich wieder auf. Er lacht.
„Wirklich witzig. Stell mich einfach wieder ab." knurre ich weiter.
„Nein."
Ich stöhne. Dann frage ich leise:
„Sag mal...ich muss doch bestimmt ziemlich übel riechen, oder?"
„Hm, ich auch. Das ist so, wenn man keine Dusche um die Ecke hat."
„Ich meine die Wunden."
„Ich rieche nichts, was mich beunruhigen würde. Diese Leute haben gute Medizin. Trotzdem Wahnsinn, dass du das überlebt hast." raunt er.
Ich nicke und wir schweigen eine Weile. Endlich kommen wir bei einer Hütte an, die direkt am Strand liegt. Fischernetze hängen aus und ich sehe Boote in der Ferne.
„Bwana!" sagt Musa und zeigt auf die Hütte.
Elliot fragt ihn etwas und er schüttelt den Kopf.
„Zum Glück scheint Buana heute morgen nicht rausgefahren zu sein, sonst wäre der ganze Weg wohl umsonst gewesen..." schmunzelt Elliot dann.
Sanft setzt er mich ab, während Musa Buana holt. Der alte Mann ist ziemlich fit und läuft mühelos neben Musa her. Elliot übersetzt und ich erfahre, das Buana, der tatsächlich Musa's Großvater ist, am Tag meines Unfalles draußen war, um zu fischen. Er wußte, das da, wo wir tauchen gingen, Barracudas waren, genau die wollte er ja fangen. Er wäre entsetzt gewesen, das wir dort runtergingen, meint er und Elliot's Blick verfinstert sich.
„Das war so von Danny geplant. Ganz sicher." knurrt er.
Ich nicke. Buana erzählt weiter. Als er Daniel alleine auftauchen gesehen hätte, wäre er beherzt ins Wasser gesprungen und hätte mich schnell gefunden, er kenne sich gut aus, berichtet er stolz. Da das Raubtier mit mir beschäftigt war, hätte er es überwältigen können und aufgeschlitzt. Noch im Wasser hätte er seinen Gürtel um mein linkes Bein geschlungen und mir kurz Atemluft in den Mund geblasen. Dann wäre er mit mir hinter einem Felsen aufgetaucht. Hätte sich versteckt, als Sam nach mir gesucht hatte. Buana konnte mich unbemerkt zurück zum Boot bringen, in dem er mich wieder belebt hätte. Der Rest sei Geschichte. Er hätte mich zum Dorf gebracht, wo alle annahmen, das ich noch in der Nacht meinen Verletzungen erliegen würde. Doch ich starb nicht, auch nicht, nachdem ein Arzt mir das linke Bein abgenommen hatte. Erst wollten sie das rechte Bein auch noch abnehmen, aber seine wunderbare Cahya, berichtet Buana mit leuchtenden Augen, wäre eine Wunderheilerin.
„Warum hat er mich nicht zurück gebracht? Und stattdessen vor Sam versteckt? Äh...Sam war unser Bodyguard." erkläre ich und Elliot übersetzt.
„Buana meint, es wäre ja offensichtlich gewesen, das der Feigling- er meint Daniel- dich zum Sterben zurück gelassen hätte. Es war ihm irgendwie alles zu suspekt gewesen."
Ich nicke.
„Er hatte mich geschnitten, bevor er getürmt ist."
Elliot übersetzt, und Buana sagt etwas.
„Um das Tier anzulocken." murmelt Elliot.
Ich spüre, wie sich bei der Erinnerung daran meine Kehle zusammenschnürt. Mir bleibt die Luft weg, wie damals, unter Wasser... Alles wird schwarz um mich herum.
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