Kapitel 1
PoV Eren
Unmotiviert schloss ich die Wohnungstür hinter mir und zog meine Schuhe aus. Auch, wenn ich nicht oft in die Uni musste, jedes Mal war es eine neue Qual. Ich hing meine Jacke an den Haken und ging zu meinem Zimmer. Warf vorher einen Blick in Kühe und Wohnzimmer. Armin saß auf der Couch, hatte seinen Laptop auf dem Schoß und tippte irgendwas drauf rum. Sah sehr konzentriert aus. Wahrscheinlich irgendwas für seine Hausarbeit.
In meinem Zimmer legte ich meinen Rucksack auf den Stuhl, griff mir ein paar frische Klamotten und machte mich auf den Weg ins Badezimmer. Streifte mir die Klamotten vom Leib und stieg unter die Dusche, stellte das Wasser an. Lehnte meinen Kopf gegen die Kacheln und atmete tief durch.
Die Uni wäre vermutlich nicht so anstrengend, wenn ich nicht zwischen meiner Schwester und Jean sitzen müsste. Während er die ganze Zeit versuchte Mikasa anzubaggern, sie alles abblockte und er nur noch verzweifelter wurde, gab ich mein Bestes, um überhaupt irgendwas vom Vortrag meiner Professoren zu verstehen.
Immerhin den Teil mit der freiwilligen Arbeit, konnte Mikasa mit abnehmen. Durch ihr Projekt, bei welchem unser ganzer Kurs mitmachte, erhielt ich ebenfalls meine Bewertung. Immerhin stand ich mit im Vertrag und hatte Mikasa bei der Anleitung und Organisation geholfen. Es war vielleicht nicht viel, aber ihr bedeutete das viel. Es würde sich gut machen in ihrer Bewerbung später. Sie wollte Psychologin in einem Gefängnis werden. Die soziale Arbeit mit Sträflingen würde ihr nur gut zugeschrieben werden.
Das warme Wasser prasselte auf meine Schultern nieder und wohlig seufzte ich auf. Zum ersten Mal spürte ich heute ein wenig Entspannung.
Und so blieb ich auch einfach stehen. Vielleicht fünf Minuten, vielleicht zehn. Aber bis ich mich endlich gewaschen, wieder abgetrocknet und angezogen hatte, war bestimmt eine halbe Stunde vergangen. So ging ich in Jogginghose und einem lockeren Shirt ins Wohnzimmer, setzte mich zu Armin auf die Couch und sah ihm über die Schulter.
Wenn ich etwas noch weniger verstand als Psychologie dann war es Medizin. Ich bewunderte Armin für sein Wissen, Engagement und seine Geduld. Ich könnte ihm niemals das Wasser reichen. Nicht mal ansatzweise.
Der Blonde klappte seinen Laptop zu, legte den Kopf in den Nacken und seufzte genervt auf. „Warum mache ich das nochmal?", murmelte er müde und rieb sich die Augen. „Damit ich in guten Händen bin, wenn Mikasa mich krankenhausreif schlägt." – „Solange du keine inneren Blutungen hast, wärst du eh nicht bei mir.", lachte er leise. „Du kennst doch Mikasa. Ohne innere Blutungen würde ich ihr nicht davonkommen."
Armin schmunzelte nur kurz. „Da ist übrigens Post für dich." – „Was wichtiges?"
„Knastpost.", der Blonde zuckte zweimal mit den Augenbrauen und verließ das Wohnzimmer, kehrte nach ein paar Sekunden wieder zurück und reichte mir einen weißen Umschlag.
Ich öffnete ihn. Irgendwie war ich nervös. Was für ein Mensch würde mir geantwortet haben?
Ich nahm ein kariertes Blatt Papier aus dem Umschlag und erblickte eine überraschend saubere und schöne Handschrift.
Hallo Eren,
ich bin ehrlich gesagt auch ein wenig überfordert. Es ist schon seltsam, wenn man wirklich gar nichts voneinander weiß. Aber es ist ja auch irgendwie spannend.
Ich heiße Levi, ich bin 28. Wirklich viel zu erzählen, habe ich nicht. Ich hoffe es ist okay, dass ich dann eher auf dich eingehe. Es ist ja nicht gerade so, als würde ich hier drinnen viel erleben.
Psychologie finde ich sehr interessant. Ein Freund von mir hatte das Studium auch angefangen. Ich hätte da gar nicht die Motivation zu. Dafür ist mir der menschliche Verstand auch einfach zu kompliziert. Den will ich gar nicht komplett verstehen. In welchem Studienjahr bist du? Und seit wann interessiert dich Psychologie? Willst du Therapeut oder sowas werden?
Verzeih bitte, wenn ich zu viel frage. Es ist nur ehrlich gesagt mal schön etwas von draußen zu hören. Ich bin seit zwei Jahren hier. Familie habe ich nicht mehr und meine Zellengenossen sind auch nicht so die beste Gesellschaft.
Wie lange spielst du schon Bass? Spielst du alleine oder mit Freunden?
Vielleicht magst du mir diese Fragen ja beantworten.
Bis bald
Levi
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Levi schien nicht so übel. Auch, wenn er kaum über sich erzählt hatte. Aber was sollte er auch schon sagen? Wenn man seit zwei Jahren im Knast saß, gab es vermutlich auch nicht viel zu sagen.
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Diese Geschichte ist übrigens von dem Song IDK YOU YET von Alexander23 inspiriert. Ist ein wirklich schöner Song!
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